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Arbeitsschutz; Arbeits- und Sozialrecht

Merkblatt zur Berufskrankheit Nr. 4105
"Durch Asbest verursachtes Mesotheliom des Rippenfells, des Bauchfells oder des Pericards"

Stand 1994
(BArbBl. 1/1994 S. 67)



Zur Übersicht in Anlage 1 BKV

I. Vorkommen und Gefahrenquellen

siehe Merkblatt zu Nr. 4103

II. Pathophysiologie

Die Faserform des Asbests wird als wesentliches pathogenes Prinzip der Tumorentstehung angesehen. Asbestfasern kritischer Abmessungen können mesotheliomerzeugend wirken. Mesotheliomerkrankungen können schon nach wenigen Wochen entsprechender Exposition auftreten. Die Latenzzeit beträgt aber meist mehr als 10 bis 15 Jahre und bis zu ca. 60 Jahre seit Beginn der Asbestexposition.

III. Krankheitsbild und Diagnose

Das diffuse maligne Mesotheliom geht von den Deckzellen seröser Oberflächen aus. Es tritt im pleuralen Raum bevorzugt zunächst mehr umschrieben, im peritonealen Bereich diffus knötchenförmig auf. Gekammerte Höhlenbildung mit eiweiß- und fibrinreichen Ergüssen kommt häufig vor. Das Anfangsstadium des Pleuramesothelioms ist oft relativ symptomarm. Später wird über Schmerzen im Brustkorb, Luftnot, Husten und Auswurf geklagt. Persistierende oder rezidivierende Rippenfellergüsse sind oft Initialsymptom. Im weiteren Verlauf kann die höckrig-wulstige Grenze der tumorösen Thoraxwandauflagerungen nach Punktion des Ergusses röntgenologisch dargestellt werden.

Beim Peritonealmesotheliom stehen zunächst unklare Bauchbeschwerden, Obstipation und Aszites im Vordergrund. In späteren Stadien kann sich eine Ileussymptomatik entwickeln.

Das sehr seltene Perikardmesotheliom tritt unter dem Bild der Perikarditis mit Perikarderguß auf. Herzrhytmusstörungen kommen vor.

Das Mesotheliom wird nach dem röntgenologischen und histologischen Befund diagnostiziert. Hyaline oder verkalkte Plaques können wegweisend sein. Metastasierung kommt vor.

In allen Fällen ist eine frühzeitige histologische Klärung anzustreben. Es finden sich epitheliale, sarkomatöse oder bivalente Strukturen, z. T. nebeneinander in verschiedenen Abschnitten desselben Tumors. Nur der bivalente Typ ist histologisch am bioptischen Ausschnitt auch ohne Autopsie kennzeichnend für das Mesotheliom.

Differentialdiagnostisch kommen pleurale oder peritoneale Metastasen eines Primärtumors anderer Lokalisierung in Frage; sie sind röntgenologisch von Mesotheliomen kaum zu unterscheiden. Perikarditiden entzündlicher Genese kommen als Differentialdiagnose des Perikardmesothelioms in Betracht.

IV. Weitere Hinweise

In epidemiologischen Studien werden diffuse maligne Mesotheliome als stark mit einer Asbesteinwirkung assoziierte Tumoren angesehen ("Signaltumoren"). Sie gehören in der übrigen Bevölkerung zu den seltenen Tumorformen.

Obwohl die meisten Erkrankungen bei beruflich asbestgefährdeten Personen auftreten, sind indirekte Gefährdungen, wie der frühere Haushaltskontakt mit der Arbeitskleidung von Asbestarbeitern oder in der Nachbarschaft ehemalig asbestverarbeitender Betriebe zu beachten. Somit können offenbar verhältnismäßig niedrige kumulative Asbestfaserstaub-Dosen Jahrzehnte später bei manchen Personen zum Mesotheliom führen. Etwa ein Drittel der Pleuramesotheliomfälle weist keine Asbestexposition in der Vorgeschichte auf. Die Exposition kann oft nur durch eine gründliche, sachverständige und lückenlose Anamneseerhebung geklärt werden.

Ein Verdacht auf eine Berufskrankheit der Nr. 4105 ist bereits bei jedem Mesotheliom begründet. Zusätzliche Hinweise sind *:

V. Literatur

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Woitowitz, H.-J., R. Paur, G. Breuer und K. Rödelsperger: Das Mesotheliom, ein Signaltumor der beruflichen Asbeststaubgefährdung. Dtsch. med. Wschr. 109: (1984) 363-368

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