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Elektromagnetische Felder neuer Technologien Statusbericht der Strahlenschutzkommission
Vom 25. Februar 2014
(BAnz AT 02.05.2014 B5)
Verabschiedet in der 262. Sitzung der Strahlenschutzkommission am 11./12. Juli 2013
1 Einleitung
Elektromagnetische Felder (EMF) werden in immer vielfältigerer Weise unter immer vollständigerer Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Frequenzspektrums durch technische Geräte und Anlagen erzeugt. Im Hochfrequenzbereich wird das Spektrum immer lückenloser für die drahtlose Nachrichtenübertragung genutzt, und immer höhere Frequenzen bis zum Infrarotbereich werden angewendet. Darüber hinaus gewinnen bei der Energieversorgung und der Antriebstechnik neben den klassischen Frequenzen von 50 Hz und 16 2/3 Hz sowohl der Gleichstrom, als auch immer mehr Frequenzen bis in den Kurzwellenbereich hinein an Bedeutung. Dies hat auch Auswirkungen auf den Pegel der elektrischen und magnetischen Felder im Alltag. Die ständig neu hinzukommenden technischen Applikationen und ihre rasche Verbreitung erfordern es, die damit einhergehende Veränderung der Expositionssituation des Menschen zu erfassen und die Gesamtheit der auf ihn einwirkenden elektromagnetischen Felder zu bewerten.
Der vorliegende Bericht soll daher die gegenwärtige Expositionssituation, die absehbare zukünftige Entwicklung und den daraus abzuleitenden erforderlichen Forschungsbedarf aufzeigen. Besonders zu beachtende Aspekte sind dabei z.B. die simultane Exposition gegenüber mehreren Quellen und breitbandige Felder. Zur Bewertung werden die Referenzwerte der EU-Ratsempfehlung 1999/519/EG herangezogen (EU 1999). Eine gesundheitliche Bewertung der aufgezeigten technischen Entwicklungen ist nicht Gegenstand dieser Stellungnahme.
Aus Sicht der SSK sind angesichts der Zunahme elektromagnetischer bzw. magnetischer Felder in Zukunft zwei Aspekte besonders zu beachten.
Zum einen bedarf es einer Erfassung des elektromagnetischen "Hintergrundpegels", insbesondere unter Einbeziehung der Immissionen im gesamten Frequenzbereich. Wegen der intensiveren Nutzung bestehender und der zunehmenden Erschließung immer neuer Frequenzbereiche ist von einer Erhöhung des Pegels elektromagnetischer Felder im Alltag auszugehen. Dieser Hintergrundpegel ist durch entsprechende Messungen und Analysen zu ermitteln. Dazu ist auch die Weiterentwicklung der Messmethodik unverzichtbar.
Zum anderen kommt es zu einer Änderung der Expositionsbedingungen durch die verstärkte gleichzeitige Nutzung von immer mehr Geräten durch immer mehr Menschen auf immer vielfältigere Weise. Angesichts der großen Spannweite der Frequenzen und Modulationen sowie der zunehmenden Breitbandigkeit der Immissionen ist zur Ermittlung der Exposition die bisherige Methode der "Peak-Summation" auf erweiterter wissenschaftlicher Basis zu verbessern und zu ergänzen.
Die SSK hat schon in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass bereits bei der Konstruktion von Geräten eine Minimierung der Emissionen und der Exposition der Nutzer anzustreben ist, insbesondere wenn technisch und wirtschaftlich gleichwertige Alternativen bestehen (SSK 2001, SSK 2003). Der vorliegende Bericht beinhaltet daher nicht die Diskussion über die technologischen Möglichkeiten für eine Minimierung der Gesamtexposition.
2 Ergänzungen/Änderungen zum Statusbericht 2003 aufgrund neuer technologischer Entwicklungen
Ausgangspunkt für den vorliegenden Statusbericht war die in der SSK-Empfehlung und im Statusbericht 2003 "Elektromagnetische Felder neuer Technologien" (SSK 2003) aufgestellte Forderung, den weiteren Verlauf der technischen Entwicklung regelmäßig zu analysieren und kritisch zu verfolgen.
Hierzu wurden neue Technologien in tabellarischer Form zusammengefasst. Zur Verdeutlichung der dynamischen Entwicklung wurde die Zusammenstellung aus dem Jahr 2003 zum Vergleich angefügt (Anhang 1).
Die SSK sieht in folgenden Bereichen für die Exposition gegenüber EMF relevante neue technische Entwicklungen 1:
2.1 Telekommunikation
2.1.1 Long Term Evolution (LTE)/Digitale Dividende
LTE ist eine Weiterentwicklung der Mobilfunktechnik in der Nachfolge von UMTS. Vorteile von LTE gegenüber UMTS sind höhere Datenraten, eine vereinfachte Netzwerkarchitektur sowie geringere Latenzzeiten. In Deutschland wird LTE derzeit primär als LTE-800 im Frequenzbereich 790 MHz bis 862 MHz ("Digitale Dividende") und als LTE-1800 im Frequenzbereich um 1,8 GHz aufgebaut. Wegen der Technikneutralität der gegenwärtigen Frequenzausschreibungen kann LTE prinzipiell jedoch auch in anderen Frequenzbereichen betrieben werden (von 700 MHz bis 2700 MHz).
LTE wird in Deutschland derzeit massiv ausgebaut, u. a. wird LTE-800 nach ausreichender Versorgung ländlicher Bereiche auch in den Städten installiert.
Ähnlich wie bei GSM und UMTS besteht eine typische LTE-Basisstation aus drei um 120° im Azimut versetzten Sektorantennen. Aufgrund der zu den "etablierten Funktechniken" GSM und UMTS vergleichbaren Sendeleistung und Konfiguration ist mit vergleichbaren Immissionen für die Allgemeinbevölkerung zu rechnen (maximal im einstelligen Prozentbereich bezüglich der Leistungsflussdichte-Grenzwerte (EU 1999), häufig im oder unterhalb des Promillebereichs). Messtechnische Untersuchungen werden derzeit durchgeführt (Bornkessel et al. 2013).
(Stand: 19.08.2020)
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