umwelt-online: ASSK - Krebsrisiko durch mehrjährige Expositionen mit Dosen im Bereich - des Grenzwertes für die Berufslebensdosis nach § 56 StrlSchV (2)
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a 4 Portsmouth-Werftarbeiter
a 4.1 Kohortenstudie zur Krebssterblichkeit
a 4.1.1 Hintergrund
Die Schiffswerft in Portsmouth, Kittery, Maine (USA) wurde 1800 gegründet. Ab 1917 wurden dort vermehrt U-Boote gebaut und in Stand gesetzt. In den 1950er Jahren wurde dort mit Arbeiten an Nuklearantrieben begonnen, und 1957 lief das erste nukleargetriebene Unterseeboot vom Stapel. Die Produktion neuer U-Boote wurde 1971 eingestellt, aber Reparaturen und Wartungsarbeiten werden dort nach wie vor durchgeführt.
Der ersten Untersuchung der dortigen Arbeiter-Kohorte im Jahr 1978 durch Najarian und Colton [1] folgten viele weitere epidemiologische Arbeiten mit zum Teil widersprüchlichen Ergebnissen in Bezug auf Lungenkrebs und Leukämie.
a 4.1.2 Kohorte
Die Kohorte der zwischen dem 1. Januar 1952 und 31. Dezember 1992 Beschäftigten umfasst 37.853 Arbeiter, darunter 13.486 strahlenüberwachte Beschäftigte [2]. Seit der letzten Recherche bis zum 31. Dezember 1996 neu hinzugekommene Todesfälle wurden über einen Abgleich mit dem nationalen Mortalitätsindex recherchiert. Vermutlich noch Lebende wurden über einen weiteren Abgleich mit der Sozialversicherung überprüft. Der Vitalstatus konnte für 1339 (3,5 %) Probanden nicht ermittelt werden, und die Todesursache von 207 (1,7 %) aller Toten ist unbekannt.
a 4.1.3 Exposition
Der primär untersuchte Risikofaktor ist externe, hochenergetische Gammastrahlung (> 100 keV) aus den Reaktoren [3]. Dosisbeiträge durch Inkorporation von Radionukliden und durch schnelle Neutronen, niederenergetische Photonen oder Röntgenstrahlung machen unter 5 % der Gesamtdosis aus; erstere blieben unberücksichtigt, letztere wurden unter die Gammastrahlung subsummiert. Die individuelle dosirnetrische Überwachung begann bereits 1952 und wurde später intensiviert. Dosen unterhalb der Detektionsschwelle wurden als 0 aufgezeichnet. Außerhalb der Werft akkumulierte Dosen wurden durch maximal zulässige Dosen ersetzt, und damit konservativ überschätzt. Für die Zwecke der epidemiologischen Studie wurden diese (individuellen, jährlichen) Werte korrigiert [3]. Sie folgen einer trunkierten Log-Normalverteilung. 836 Beschäftigte waren in früheren Beschäftigungsverhältnissen strahlenexponiert, darunter 632 mit 1 mSv oder mehr. Diese Exposition wurde in den Analysen berücksichtigt. Neben ionisierender Strahlung waren die Arbeiter teilweise durch Asbest, Schweißdämpfe, Benzol oder Tetrachlorkohlenwasserstoff exponiert. Aufzeichnungen darüber hat die medizinische Klinik der Werft zwar geführt, doch liegen diese Daten nicht elektronisch vor und konnten so für diese Studie nicht verwendet werden. Informationen zum Rauchstatus sind nur für einen kleinen Teil der Kohorte verfügbar.
a 4.1.4 Methoden der Auswertung
Die Kohorte wurde in nicht strahlenüberwachte (24.385 Personen) und strahlenüberwachte Beschäftigte eingeteilt, wobei letztere Gruppe wiederum in tatsächlich exponierte (11.971 Personen) und nicht exponierte Beschäftigte (1677 Personen) eingeteilt wurde. Um die Vergleichbarkeit mit früheren Auswertungen zu gewährleisten, wurden die Kohortenmitglieder in die Dosisgruppen 0 < 1, 1-< 10, 10-< 50 und> 50 mSv eingeteilt. Von den strahlenexponierten Beschäftigten haben 1541 eine Dosis> 50 mSv und 669 (5 %) eine Dosis>100 mSv erhalten. Zu den externen Vergleichen der Kohorte zählen die Berechnung standardisierter Mortalitätsraten (SMR) für die Teilkohorten (1) unabhängig von der Beschäftigungsdauer, (2) in Abhängigkeit der Beschäftigungsdauer und (3) für den ursprünglichen Beobachtungszeitraum bis 15. August 1977. Für interne Vergleiche wurden standardisierte Ratenverhältnisse (SRR) mit den nicht exponierten Beschäftigten als Referenzgruppe berechnet. (Im Gegensatz zu SMR wird die in der Kohorte vorgefundene Altersstruktur zur Standardisierung herangezogen.). Als Latenzzeiten wurden 0, 2 und 5 Jahre für Leukämie, 0, 10, 15 und 20 Jahre für Lungenkrebs und andere Krebsarten sowie 10, 20, und 30 Jahre für Asbestose eingesetzt.
Die ausgewerteten Endpunkte sind Krebs insgesamt, Lungenkrebs und Leukämie. Wegen der fehlenden Angaben zum Rauchverhalten konnte der Effekt dieses wichtigen potenziellen Confounders nur indirekt ausgewertet werden, indem Trends für tabakassoziierte Krebsarten (Mund und Rachen, Luft- und Speise-röhre, Blase, Nieren, Bauchspeicheldrüse) getestet wurden, daneben aber auch Tod an Asbestose und Silikose als potenzielle Confounder für Lungenkrebs. Weiterhin wurden alkoholbedingte Todesursachen und Anämie (wegen der möglichen Lösungsmittelbelastung) untersucht.
a 4.1.5 Ergebnisse
Es wurde ein leichter "Healthy-Worker"-Effekt für alle Todesursachen insgesamt beobachtet, der bei nicht strahlenüberwachten Beschäftigten schwächer war (SMR = 0,97; 95%-KI: 0,95-0,99) als bei exponierten (SMR = 0,90: 95 %-KI: 0,86-0,94) und nicht exponierten strahlenüberwachten Beschäftigten (SMR = 0,87; 95 %-KI: 0,80-0,95). Ausgeprägter war der Effekt in der gesamten Kohorte für viele nicht me Todesursachen. Dagegen waren SMR-Werte für Krebs insgesamt signifikant erhöht (SMR = 1,06; 95 %-KI: 1,02-1,10). Die SMR-Werte waren in allen drei Teilkohorten für die meisten tabakassoziierten Krebsarten leicht erhöht. Die SMR-Werte für Asbestose waren signifikant erhöht, allerdings auf insgesamt nur 12 Fällen basierend. Für Leukämie wurden nicht signifikant erhöhte SMR bei nicht exponierten strahlenüberwachten und erniedrigte bei strahlenüberwachten Beschäftigten beobachtet. Die SRR-Analysen folgten dem gleichen generellen Schema.
(Stand: 21.06.2018)
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