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Regelwerk

Digitale Mammographie in der kurativen Anwendung und im Screening
- Stellungnahme der Strahlenschutzkommission -

Vom 14. März 2005
(BAnz. Nr. 68 vom 12.04.2005 S. 5809)



1 Einleitung

Während die digitale Radiographie im Bereich der Thorax-, Abdomen- und Skelettdiagnostik seit mehr als 15 Jahren breite klinische Anwendung findet [ 1], stehen digitale Mammographiesysteme erst seit ca. vier Jahren in der Routineanwendung zur Verfügung. Der Grund hierfür liegt in den speziellen Anforderungen an die Bildqualität in der Mammographie, die sich nicht ohne Weiteres durch digitale Verfahren erfüllen lassen [ 2 - 9] .

Vor dem Hintergrund, dass zurzeit in Deutschland ein flächendeckendes Programm zur Früherkennung von Brustkrebs (Mammographie-Screening) aufgebaut wird, stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen die digitale Mammographie in das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm in Deutschland eingeführt und damit der schnell fortschreitenden Entwicklung neuer Technologien auch im Screening angemessen Rechnung getragen werden kann.

2 Anforderungen

Für jede medizinische Diagnostik müssen hohe Qualitätsstandards gefordert werden, um das Vorliegen einer pathologischen Veränderung mit größtmöglicher Sicherheit zu erkennen bzw. auszuschließen. Bei der Anwendung von Röntgenstrahlung sollten diese Ziele darüber hinaus mit einer möglichst geringen Strahlenexposition erreicht werden.

Beim Einsatz der Röntgen-Mammographie zur Früherkennung von bösartigen Veränderungen der Brust kommt den genannten Qualitätsanforderungen ein besonders hoher Stellenwert zu. Damit diese Anforderungen erfüllt werden können, sind hohe Ansprüche an die Bildqualität - bei möglichst geringer Dosis - zu stellen.

Insbesondere ist eine hohe Detailerkennung im Niedrigkontrastbereich von großer Bedeutung. So müssen dezente Architekturstörungen im Brustdrüsenparenchym - wie feinste Spiculae oder Konturunregelmäßigkeiten mit niedrigem Weichteilkontrast - ebenso erkennbar sein wie Mikroverkalkungen, wobei hier sowohl die Form der einzelnen Verkalkungen als auch ihr Verteilungsmuster wichtig für die Differenzierung von gut- und bösartigen Veränderungen ist. Die Befundung wird erschwert durch die individuell unterschiedliche Dichte des Brustdrüsenparenchyms sowie die vielfältigen Erscheinungsformen, die Tumore mit unterschiedlicher Histologie aufweisen können.

Neben der räumlichen Auflösung hat das Kontrast-zu-Rausch-Verhältnis einen großen Einfluss auf die Detailerkennung. Erst mit einem ausreichenden Kontrast können kleine Details im Mammogramm wahrgenommen werden. Andererseits kann aber ein "ungewohnt" hoher Kontrast die Wahrnehmung des Befunders auf kontrastreiche, aber harmlose Strukturen lenken, während er pathologische Strukturen ggf. übersieht. Inwieweit dieses Phänomen die Befundung negativ beeinflussen kann, ist derzeit noch nicht ausreichend bekannt [ 10] .

Wichtig sind derartige Phänomene bei der Einführung der digitalen Mammographie, insbesondere im Screening. Im Vergleich zur analogen Mammographie, für deren Einsatz im Screening langjährige Erfahrungen aus anderen Ländern und Pilotprojekten vorliegen, weist die digitale Mammographie typischerweise einen höheren Weichteilkontrast auf. Erste Ergebnisse aus großen klinischen Studien [ 11] deuten darauf hin, dass der daraus resultierende veränderte Bildeindruck bei der digitalen Mammographie Einfluss auf das Befundungsverhalten hat. Bei der Integration der digitalen Mammographie in das Screening ist es deswegen notwendig, die befundenden Arzte auf diesen neuen Bildeindruck vorzubereiten. Diese Anpassung des Entscheidungsverhaltens des Befunders muss frühzeitig erfolgen, damit es nicht zu einem unkontrollierten Anstieg der Recall-Rate bzw. der Rate der falsch-positiven Befunde im Screeningprogramm kommt.

3 Technik (Vergleich: analog - digital)

Zu den Vorteilen der konventionellen Film-Folien-Mammographie zählen neben der kostengünstigen Technik eine hohe Ortsauflösung im Hochkontrastbereich (bis 20 Lp/mm), eine einfache Präsentationsmöglichkeit an Schaukästen sowie eine weite Verbreitung und langjährige Erfahrung. Als Nachteil ist, neben dem kleineren Dynamikbereich und einer geringeren Niedrigkontrastauflösung, die relativ geringe effektive Quantenausnutzung (DQE) des Abbildungssystems anzusehen. Die Film-Folien-Mammographie ist in Deutschland, Europa und weltweit so weit standardisiert, dass sie derzeit als einziges Verfahren im Brustkrebs-Screening breite Anwendung findet [ 12, 13]. Demgegenüber werden digitale Verfahren derzeit im Wesentlichen in zum Teil sehr großen klinischen Studien (Oslo-II-Studie, DMIST-Studie) eingesetzt.

Tabelle 1: Digitale Mammographie-Systeme (Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Stand 4/2004)

  Senographe 2000D SenoScan Giotto/NUANCE Selenia Novation DM 1000 MDM FCR 5000MA Embrace CR75/25
Hersteller GE Medical Systems Fischer Imaging (ab November 2004: Philips) IMS / Analogic; Planmed Hologic / Lorad; Hologic / Simens; AGFa / Lorad Sectra Fuji, Vertrieb auch durch Siemens und Philips unter eigenem Label AGFA
Detektormaterial Szintillator CsI:TI Szintillator CsI:Tl Halbleiter aSe Halbleiter aSe Halbleiter Si Speicherfolie Speicherfolie
Signalerzeugung aSi 4 CCDs (Schlitzdetektor) direkt im Detektor direkt im Detektor direkt im Detektor; Photonenzähler    
Pixelgröße 100 µm 50 µm 85 µm 70 µm 50 µm 50 µm (Laserdurchmesser) 50 µm (Laserdurchmesser)
Ortsauflösung: Nyquistfrequenz Lp/mm 5 Lp/mm 10 Lp/mm 5,9 Lp/mm 7,1 Lp/mm 10 Lp/mm 10 Lp/mm

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