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57. Erläuterung zu 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on
(BArbBl. 1/94 S. 62)
Ein TRK-Wert für 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on wird nicht festgelegt. Es liegen keine Angaben zum Umgang mit diesem Gefahrstoff vor, da der Stoff zur Zeit keine technische Bedeutung hat.
2,4,7-Trinitrofluoren-9-on ist in der Anlage 3 (Einstufung der krebserzeugenden, erbgutverändernden und fortpflanzungsgefährdeten Stoffe) der TRGS 500 in die MAK-Gruppe III B eingestuft worden.
Arbeitsmedizinische Erfahrungen
In einer Studie wurde der Gesundheitsstatus von 159 Arbeitern überprüft, die in den Jahren 1967 bis 1981 gegenüber 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on beruflich exponiert gewesen waren. Bei 23 Personen war ein langjähriger, intensiver Umgang mit der Substanz bekannt. Es ergaben sich keine Hinweise auf krankhafte Veränderungen, die mit der Exposition gegenüber 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on in Verbindung gebracht werden könnten [1] .
Urin-Konzentrate von Arbeitern, die gegenüber niedrigeren 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on-Konzentrationen exponiert waren, erwiesen sich im Ames-Test als nicht mutagen [2].
Toxikologische Erfahrungen
2,4,7-Trinitrofluoren-9-on zeigt sowohl in bakteriellen (Ames-Test) als auch in Säugerzell-Mutationstesten (Maus-Lymphom-Zellen) sowohl mit als auch ohne Zusatz von S9-Mix eine mutagene Wirkung [1, 3]. Ebenfalls mutagen im Ames-Test wirkt der Urin von Ratten nach einmaliger intragastraler oder dermaler Gabe von je 5 mg 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on/kg KGW [2]. Die positiven Ergebnisse in UDS-Testen in vitro und in vivo sowie in zytogenetischen Testen in vitro an CHO-Zellen und an Humanlymphozyten weisen darauf hin, daß die Substanz ein DNA- und Chromosomenschädigendes Potential besitzt [1, 3].
Bereits in einer Arbeit aus dem Jahre 1962 wird berichtet, daß eine einmalige orale Gabe von 100 mg 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on bei 7/20 weiblichen Ratten innerhalb der 310-tägigen Nachbeobachtungszeit zu Brustdrüsentumoren führte (Kontrolle: 8/164) [1]. Ein 6-Monats-Inhalationsversuch an männlichen Mäusen mit einer 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on-Konzentration von 50 mg/m3 erbrachte ein fragliches Resultat. Die bei den am Ende der 6-monatigen Nachbeobachtungszeit getöteten Tieren festgestellte Inzidenz an Lungenadenomen unterschied sich nicht signifikant von der Inzidenz bei der Kontrollgruppe.
In einem weiteren Versuch wurde neugeborenen Mäusen am 1., 3., 7. und 14. Lebenstag je 1-2 mg 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on subkutan injiziert und vom 30. Lebenstag an erhielten die Tiere 15 Monate lang zweimal wöchentlich je 2 mg dermal appliziert. Die Behandlung führte zu einer erhöhten Inzidenz von Fibrosarkomen an der Auftragsstelle sowie von Lungenadenomen (25 % gegenüber 10 % bei der Kontrollgruppe). Demgegenüber hatte die 18-monatige dermale Applikation von dreimal wöchentlich je 0,06; 0,6 bzw. 6 mg 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on bei Mäusen keine erhöhten Tumorraten zur Folge. Bei männlichen und weiblichen Mäusen kam es nach einmaliger i.p.-Injektion von ca. 500 mg/kg KGW (24 - 72 Std. nach der Geburt), gefolgt von einer oralen Gabe von 300 mg/kg KGW am 12. Lebenstag, nur zu einer geringfügig erhöhten Rate an Lungenadenomen (11/102; Kontrolle: 4/46) [1].
2,4,7-Trinitrofluoren-9-on induziert bei Mäusen nach subkutaner Injektion lokale Fibrosarkome und führt zu einer erhöhten Lungenadenom-Inzidenz. In anderen Studien mit inhalativer, dermaler oder subkutaner Applikation erweist sich die Substanz als nicht oder als nur sehr schwach kanzerogen. 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on besitzt ein gentoxisches Potential.
Analytik
Ein Verfahren zur Messung von 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on in der Luft in Arbeitsbereichen wird von NIOSH (Nr. 5018) beschrieben [4]. Die Probenahme erfolgt auf PTFE-Filter. Nach der Extraktion mit Toluol erfolgt die Bestimmung mittels Flüssigkeits-Chromatographie (HPLC) und UV-Detektor.
Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen
Dem Ausschuß für Gefahrstoffe sind keine Arbeitsbereiche bekannt geworden, in denen mit dieser Substanz umgegangen wird. Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen liegen daher nicht vor.
Hinweise
In Arbeitsbereichen, in denen mit diesem Stoff umgegangen werden sollte, ist durch eine Arbeitsbereichsanalyse unverzüglich festzustellen, ob ein Wert von 1 mg/m3 eingehalten ist. Dieser Wert orientiert sich insbesondere an den Möglichkeiten der Analytik. Die Ergebnisse der Arbeitsbereichsanalyse sind dem Ausschuß für Gefahrstoffe (AGS) mitzuteilen.
Literatur
[1] Henschler, D.: "Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe" Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten: 2,4,7-Trinitrofluoren-9-on. Kommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Verlag Chemie, Weinheim (1982)
[2] Crebelli, R., Aquilina, G., Falcone, E., Carere, A., Caperle, M., Crespi, M. u. Zito, R.: Monitoring of urinary mutagenicity in workers exposed to low doses of 2,4,7-trinitro-9-fluorenone. Scand. J. Work Environ. Health II, 295-300 (1985)
[3] National Toxicology Program: NTP technical report on toxicity studies of trinitrofluorenone (CAS No. 129-79-3) administered by dermal application and dosed feed to F344/N rats and B6C3F1 mice. NTP Toxicity Report Series Nr. 13 (1992)
[4] NIOSH, Manual of Analytical Methods, U.S. Department of Health and Human Services, Cincinnati, 1989.
(Stand: 20.08.2018)
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