zurück  

Tetrachlorethylen
(CAS-N R.: 127-18-4)

Ausgabe: Mai 2002
Stand: November 2001


Vorbemerkungen:

Grundlage dieser Bewertung von Tetrachlorethen (PER) sind die MAK-Begründungen von 1986 [GREIM, 1986], von 1988 [GREIM, 1988] und von 1997 [GREIM, 1997] sowie das EG-Risk Assessment Document von 1996 [EG, 1996].

Der Epidemiologie-Teil zur Reproduktionstoxizität von PER basiert zusätzlich auf den folgenden Literatur-Recherchen:

OSH-ROM 07 / 2000;
CISDOC 07 / 2000;
HSELINE 07 / 2000;
NIOSHTIC 09 / 1998 (kein update);
MEDLINE 09 / 2000;
TOXLINE PLUS 04 / 2000.

Der Dampfdruck von Tetrachlorethen beträgt 19 hPa bei 20°C.

Die Dampfsättigungskonzentration liegt bei 129.182 mg/m3 (20°C). Umrechnungsfaktor: 1 ml/m3 (ppm) = 6,892 mg/m3 1 mg/m3= 0,145 ml/ m3 (ppm)

Metabolismus:

PER wird inhalativ, über die Haut und aus dem Magen-Darm-Trakt gut resorbiert und von Mensch und Tier weit überwiegend in unveränderter Form wieder ausgeatmet. Nur ein geringer Teil des resorbierten PER wird vorwiegend oxidativ und in sehr geringem Maße auch reduktiv metabolisiert. Die oxidativen Metaboliten scheinen für die lebertoxische und leberkanzerogene Wirkung bei der Maus und die reduktiven Metaboliten für die nierentoxische und nierentumorigene Wirkung bei der Ratte verantwortlich zu sein [GREIM, 1997].

Genotoxizität:

Tetrachlorethen (PER) ist im Ames-Test mit und ohne Zusatz von S9-Mix nicht mutagen. Nur unter reduktiver Bioaktivierung kommt es im Ames-Test zu einer deutlich erhöhten Revertantenzahl, bedingt durch die Entstehung reaktiver Metaboliten wie 1,2,2-Trichlorvinylcystein, 1,2,2-Trichlorvinyl-N-acetylcystein und 1,2,2-Trichlorvinylglutathion [GREIM, 1997].

Die Perfusion von Rattenlebern mit PER führte zur Bildung von 1,2,2- Trichlorvinylglutathion und dessen Ausscheidung in der Gallenflüssigkeit. Nach Präinkubation der steril gewonnenen Gallenflüssigkeit mit Rattennieren-Mikrosomen wirkte die Gallenflüssigkeit mutagen im Ames-Test [GREIM, 1997].

Negativ verliefen ein L5178Y Maus-Lymphom-Test, ein Chromosomenaberrations- und SCE-Test an CHO-Zellen sowie UDS-Tests an Ratten- und Mäuse-Hepatozyten. Zwei Zelltransformationstests an BALB/c 3T3-Zellen verliefen ebenfalls negativ; die Bedeutung eines positiven Zelltransformationstests an Embryozellen der Fischer-Ratte sowie eines positiven UDS-Tests an Humanfibroblasten mit einem PER-Prüfmuster unbekannter Reinheit ist unklar [EG, 1996].

Im Comet-Assay an peripheren Humanerythrozyten erwies sich PER (1-5 mM = 165 - 825 µg/ml) sowohl mit als auch ohne Zusatz von S9-Mix als inaktiv. Am gleichen Zellsystem führte PER auch zu keinen Schwesterchromatid-Austauschen; 5 mM (825 µg/ml) wirkten jedoch zytotoxisch (verminderte Zellvitalität) [GREIM, 1997].

Im Augenmosaik-Test an Drosophila führte PER nur zu einer marginalen Erhöhung der mitotischen Rekombinationsrate, was von den Autoren als primär zytotoxischer Effekt gewertet wurde [GREIM, 1997]. Ein SLRL-Test an Drosophila verlief negativ [EG, 1996].

Nach einmaliger i.p.-Gabe von 650-1300 mg PER/kg KGW wurden bei männlichen Mäusen 1 Stunde p.a. DNA-Einzelstrangbrüche in Leber und Niere, nicht jedoch in der Lunge, nachgewiesen, die Innerhalb von 24 Stunden repariert wurden [GREIM, 1997; EG, 1996].

Nach ein- oder fünfmaliger i.p.-Gabe von 17 % oder 50 % der LD50 kam es im Knochenmark von Mäusen zu keinen Chromosomenaberrationen [EG, 1996].

Nach ein- oder fünfmaliger Inhalation von PER (91,4 % rein) in Konzentrationen von 100 bzw. 500 ppm (690 bzw. 3450 mg/ m3; 7 h/Tag) wurden marginal erhöhte Chromosomenaberrationsraten bei Ratten gefunden, deren Bedeutung unklar ist [EG, 1996].

Die Exposition von Ratten gegenüber 300 bzw. 500 ppm PER (2070 bzw. 3450 mg/ m3; 6 h/Tag, 5 Tage/Woche, 52 Wochen) führte zu keinen Chromosomenaberrationen im Knochenmark [EG, 1996].

Nach zweimaliger oraler Gabe von je 1000 mg/kg KGW im 12-stündigen Abstand kam es bei männlichen Ratten zu keiner erhöhten DNA-Reparatursynthese in den Nierenzellen (Untersuchungszeitpunkt: 24 h nach letzter Applikation). Nach wiederholter Gabe von je 1000 mg/kg KGW über einen Zeitraum von 3 Wochen kam es bei männlichen Ratten zu einer verstärkten replikativen DNA-Synthese, was auf eine Zellproliferation in der Niere hinweist [EG, 1996].

Im Dominant-Letal-Test an Sprague-Dawley-Ratten wurden die Männchen (10 Tiere/Gruppe) für 7 h/Tag an 5 Tagen gegenüber PER-Konzentrationen von 0; 690 bzw. 3450 mg/ m3 exponiert und anschließend mit unbehandelten Weibchen verpaart. Etwa am 14. Gestationstag wurden die trächtigen Weibchen getötet und die Uteri untersucht (Zahl der untersuchten Weibchen ca. 13-19/Gruppe). Die

Trächtigkeitsraten und die Zahl der Implantationsverluste unterschieden sich nicht von den Kontrollwerten. Angaben zu toxischen Effekten der PER-Exposition sind in der Publikation nicht enthalten; daher könnte die Dosierung zu niedrig gewesen sein [EG, 1996].

Bei Personen, die beruflich gegenüber PER exponiert waren, wiesen die peripheren Lymphozyten keine erhöhten Raten an Chromosomenaberrationen oder SCEs auf [EG, 1996].

Bei einem Kollektiv von 10 Frauen, die in einem Chemischreinigungs-Betrieb beschäftigt waren, war der Anteil an dizentrischen Chromosomen in den peripheren Lymphozyten deutlich erhöht im Vergleich zu einem Kontrollkollektiv (2,6/1000 bzw. 0,2/1000 Zellen) [GREIM, 1997].

DNA-Bindung:

Die Verabreichung von radioaktivem PER auf oralem (500 mg/kg KGW) oder inhalativem Wege (600 ppm = 4140 mg/ m3, 6 h) führte bei der Maus zu keiner messbaren Bindung von PER an die Leber-DNa trotz der gleichzeitig vorliegenden maximalen makromolekularen Bindung; die Nachweisgrenze lag jedoch nur bei ca. 10-14,5 Alkylierungen/1 0 6 Nukleotiden.

Nach i.p.-Gabe von 1,4 mg14

umwelt-online - Demo-Version


(Stand: 20.08.2018)

Alle vollständigen Texte in der aktuellen Fassung im Jahresabonnement
Nutzungsgebühr: 90.- € netto (Grundlizenz)

(derzeit ca. 7200 Titel s.Übersicht - keine Unterteilung in Fachbereiche)

Preise & Bestellung

Die Zugangskennung wird kurzfristig übermittelt

? Fragen ?
Abonnentenzugang/Volltextversion