Ausgabe: Juli 1999
(BArbBl. 8/1999 S. 66)
Vorkommen:
Bau-, Möbel- und Modell-Tischler sind gegenüber einheimischen und tropischen Nutzhölzern exponiert.
I. Atemwegserkrankungen:
Arbeitsmedizinische und experimentelle Daten:
Allergische Atemwegskrankheiten durch Holzstäube werden in einer Reihe von Publikationen beschrieben oft ohne genaue botanische Angabe der Holzart. Es handelt sich zu einem großen Teil um Einzelbeobachtungen. Am besten untersucht sind Kollektive in Nordamerika, Kanada und Schweden. Hierbei werden von bis zu 13,5 % der Exponierten Atembeschwerden beschrieben (Übersicht bei 33).
Die meisten Daten betreffen das aus Nordamerika stammende Holz der Rotzeder, das vielseitige Verwendung in der Möbelindustrie findet.
Schwedische Studien beziehen sich überwiegend auf die Hölzer Birke und Erle sowie Kiefer.
Weitere Literaturdaten gibt es über die häufig verwendeten tropischen Hölzer Limba und Abachi sowie andere exotische Hölzer.
Bislang konnten nur einige niedermolekulare Allergene (meist Chinon- und Flavonderivate) als Auslöser des Kontaktekzems und der Urtikaria sowie die Plikatsäure als Typ I-Allergen im Holzstaub der Rotzeder identifiziert werden.
Die umfangreichsten deutschen Untersuchungen zu sensibilisierenden Hölzern haben KERSTEN und WAHL [19] durchgeführt. Die Autoren stellten gegenüber einer Vielzahl von Holzarten Typ 1-vermittelte Sensibilisierungen fest, v. a. gegenüber Abachi, Macoré, Gaboon, Kambala, Eiche, Buche und Tanne. Dabei zeigten sich sowohl positive Hautreaktionen als auch positive Provokationsergebnisse im Sinne einer aktuellen Sensibilisierung der Atemwege.
OERTMANN und BERGMANN [24] nennen im Rahmen einer retrospektiven Auswertung von 55 Gutachten zur Frage einer allergischen / irritativen Atemwegserkrankung als häufigste sensibilisierende Holzarten Abachi, Macoré und Mahagoni. In 18 von 55 Verdachtsfällen konnte ein klinisch aktuelles Holzstaubasthma diagnostiziert werden, in vier Fällen lag eine allergische Rhinopathie vor.
ABENDROTH et al. [1] fanden, daß 51 % (n = 17) der Beschäftigten eines holzverarbeitenden Betrieb (vornehmlich Schleifarbeiten bei der Herstellung von Küchenmöbeln) Beschwerden des oberen Respirationstraktes (Nasenverstopfung, Nasenjucken, gelegentliches Nasenbluten) angaben; in 18 % der Fälle konnten kutane Sensibilisierungen gegenüber Hölzern (Weichhölzer 9 %, Harthölzer 12 %, Eichenspäne 6 %) nachgewiesen werden. Gleichzeitig wiesen 18 % Antikörper gegenüber saisonalen und perennialen Allergenen auf. Im RAST zeigten sich in 18 % positive Ergebnisse auf Weichhölzer und in 21 % auf Harthölzer (kommerzielle Extrakte) sowie in jeweils 24 % auf aus Schleifstaub von Eiche, Esche und Kirsche gefertigten Extrakten. Bemerkenswert ist, daß bei einer Nachuntersuchung nach 3 Jahren bei niedrigerem Aktivitätsniveau und Verbesserung der Holzstaubabsaugung bei 7 von 9 Arbeitnehmern mit initial positivem RAST jetzt ein negativer Befund vorlag. Provokationsuntersuchungen (nasal, inhalativ) wurden nicht durchgeführt.
WIRTZ et al. konnten bei 3 von acht in der holzverarbeitenden Industrie tätigen Personen mit Verdacht auf Holzstaub-induziertes Asthma spezifische IgE-Antikörper gegenüber Limba (Terminalia superba), Abachi (Triplochiton skleroxylon), Mahagoni (Swietenya macrophylla) sowie Sipoholz (Etandophagma utile) nachweisen [31, 33].
Die umfangreichsten und zugleich detailliertesten Untersuchungen existieren über das Holz der Rotzeder und über Abachiholz. Hier fanden sich sowohl positive Hauttestergebnisse, spezifische IgE-Antikörper als auch positive inhalative Provokationstestbefunde [10, 11, 12, 14, 16, 17, 20, 21, 24].
Auch für die Hölzer des afrikanischen Zebraholzes und des Spindelbaumes sowie Pau marfim-Holz belegen positive Haut- und Provokationstestresultate klinisch relevante Atemwegssensibilisierungen; durch den Nachweis spezifischer IgE-Antikörper werden diese Ergebnisse weiter gestützt. Dies gilt auch für Kiefer und Kirsche [6, 8, 15, 19, 24].
Für einige Hölzer werden positive Hauttest- und Inhalationstestresultate beschrieben, ohne daß ein spezifischer IgE-Nachweis erbracht bzw. durchgeführt wurde. Dies gilt für Eiche, Tanne, Gaboon, Kotibe, Macoré, Mansonia und Meranti [19, 24, 28].
Im Falle von Weißzeder- und Seifenbirkenholz wird der Nachweis spezifischer IgE-Antikörper in Kombination mit positivem inhalativen Provokationstest beschrieben; die Hautteste fielen dabei negativ aus [9, 26].
Weiterhin finden sich in der Literatur vereinzelt Hinweise auf eine IgG-vermittelte exogen allergische Alveolitis durch Eichenholzstaub bzw. Imbujaholz [18, 31, 33].
Bewertung:
Atemwegskrankheiten durch Holzstäube nehmen in den letzten Jahren zu. Sie sind teils auf Typ 1-Allergien, teils auf irritative Effekte zurückzuführen. Erstere lassen sich durch positive Hautteste und spezifischen IgE-Nachweis belegen. Die klinische Relevanz einer Sensibilisierung der tiefen Atemwege ist für die Hölzer von Rotzeder, Abachi, Limba und Eiche aufgrund der umfangreichen Datenlage und der Anzahl der Untersuchungen als gesichert anzusehen. Auch Asthma durch afrikanisches Zebraholz, Spindelbaum und Pau marfim sowie Kiefer und Kirsche wurde im Provokationstest gesichert; hier liegen aber nur wenige Fallbeschreibungen vor. Für die Hölzer von Tanne, Gaboon, Qutibe, Maconi, Mansonia und Meranti konnte in Einzelfüllen eine klinische Relevanz im arbeitsplatzbezogenen Provokationstest bei positiven Hauttesten belegt werden, spezifisches IgE wurde hier nicht nachgewiesen.
Entsprechendes gilt für Weißzeder und Seifenbirke, wobei hier aber spezifische IgE-Antikörper feststellbar waren.
Des weiteren ergeben sich vereinzelt Hinweise auf IgG-vermittelte exogen-allergische Alveolitiden durch Eichenholzstaub und Imbujaholz.
Nach der beschriebenen Datenlage und dem gegenwärtigen Kenntnisstand sind entsprechend den EU-Kriterien Rotzeder, Abachi, Limba und Eiche als atemwegssensibilisierend einzustufen. Eine Reihe weiterer Hölzer steht im Verdacht, ebenfalls atemwegssensibilisierend zu sein.
II. Hauterkrankungen
(Stand: 20.08.2018)
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