(BArbBl. 1/1998 S. 47)
Vorkommen:
Allergien gegen inhalierbare Nutztierproteine wurden in der Literatur häufig beschrieben. Haare, Urin, Speichel, Hautschuppen und andere inhalierbare Bestandteile der Tiere können zu allergischen Atemwegskrankheiten führen. Insbesondere Landwirte und Tierärzte, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit Kontakt zu Nutztieren haben, sind gefährdet.
Arbeitsmedizinische und experimentelle Daten:
Die Nutztierallergie geht in der Regel mit den typischen Symptomen einer Sofortreaktion wie Rhinitis, Konjunktivitis und Asthma einher.
Vor allem die Schweinezucht ist mit erhöhten Inzidenzen und Prävalenzen bzgl. chronischer Bronchitis und obstruktiven Atemwegskrankheiten verbunden [1]. In diesem Zusammenhang muß jedoch die Mischexposition der Landwirte berücksichtigt werden. In Stallstäuben sind neben Tierallergenen noch eine Vielzahl anderer inhalierbarer Stoffe zu finden. Laut NOWAK [2] sind Sensibilisierungen gegenüber Pollen und Tierepithelien in der Landwirtschaft vergleichsweise selten. Bei einer Zufallsstichprobe unter dänischen Landwirten konnten bzgl. Pollen in 0,5 - 1,6%, bzgl. Schweine- und Rinderepithelien in 1,1 % und bzgl. Getreideantigenen in 2,7 - 5,5 % der Fälle IgE-Antikörper nachgewiesen werden.
Andere Autoren verweisen auf das Allergierisiko für Milchbauern und beschreiben Kuhepithelien als wichtige landwirtschaftliche Allergenträger [3, 4]. Neben Epithelien gelten außerdem noch Haare, Exkremente und Speichel als Allergenquelle. So sind berufsbedingte asthmatische Beschwerden, hervorgerufen durch Urin von Rind und Schwein, unter Landwirten ebenfalls zu finden [5, 6]. HINZE und BERGMANN [7], die über die Symptomatik und den Verlauf des Rinderhaarasthmas berichten, geben an, dass 14 % der gesunden Landwirte mit Rinderhaltung einen positiven Pricktest zeigten. Über das Rinderhaarallergen Bos d 2 liegen Untersuchungen vor, die sich mit der Festlegung der Schwellenwertkonzentration hinsichtlich einer IgE-Sensibilisierung befassen. Derzeit wird ein Schwellenwert von 20-29 µg Bos d 2-Allergen pro Gramm Staub diskutiert [8].
Auch Fälle berufsbedingter Sensibilisierung gegen Geflügel werden in der Literatur beschrieben [9]. LUTSKY et al. [10] untersuchten 16 symptomatische Geflügelbauern im Hauttest und im RAST auf fünf Hühnerallergene. Am häufigsten waren dabei Reaktionen auf die Geflügelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) zu verzeichnen, die somit ein wichtiges Berufsallergen für Geflügelbauern darzustellen scheint.
Ferner wurden allergische Reaktionen bei Personen beobachtet, die mit Schafen in Kontakt kamen [11]. Als auslösendes Allergen wurden jedoch nicht Schafhaare oder -epithelien identifiziert, sondern Bestandteile der Schaf-Schmeißfliege Lucilia cuprina.
Neben Landwirten können auch Beschäftigte in Schlachthöfen, Tierpfleger, Tierärzte [12], Jäger und Förster berufsbedingt gegen Tierallergene sensibilisiert sein. DANIELOU [13] beschreibt den Fall einer 51jährigen Frau, die beim Ausnehmen von Hühnern Handekzem und Asthma entwickelte. In einem anderen Fall litt ein Jäger nach dem Kontakt mit erlegtem Wild unter rhinokonjunktivalen Beschwerden sowie Asthma [14]. Bei diesem Patienten konnte die Diagnose einer Soforttyp-Sensibilisierung auf Rotwild- und Gemsenepithelien gestellt werden. Von Interesse ist hierbei, daß eine Kreuzreaktivität zwischen Damhirschepithelien und Pferdeepithelien festgestellt wurde. Dies konnte in einem anderen Fall bestätigt werden [15].
Neben dem beruflichen Kontakt mit Säugetieren und Vögeln können auch Fische und Insekten allergische Symptome hervorrufen. So wurde bei der Verarbeitung von Forellen und Lachsen das Auftreten allergischer respiratorischer Beschwerden beschrieben [16, 17]. Bei 8,2 % der 291 in der Lachsverarbeitung Beschäftigten wurde allergisches Asthma diagnostiziert.
Die Ergebnisse von Hauttest, IgE-Bestimmung und bronchialer Provokation mit Extrakt aus Bienenkörpern wiesen bei einem Imker eindeutig auf eine Soforttyp-Allergie gegen Bienen hin [18].
Unter Arbeitern in der chinesischen Seidenindustrie traten asthmatische Erkrankungen auf, die auf die Exposition gegenüber Seidenraupen und deren Bestandteile zurückgeführt werden konnten [19].
Bewertung:
Personen, die beruflichen Kontakt mit Nutztieren haben, sind wesentlich stärker gegenüber entsprechenden Aeroallergenen (Haar, Speichel, Exkremente, Epithelien) exponiert als die Normalbevölkerung. Besonders hoch sind Belastung und Krankheitsrisiko im landwirtschaftlichen Bereich und in der tierverarbeitenden Industrie. Von tierspezifischen Atemwegsallergien sind Erkrankungen durch Vorratsmilben, Schimmelpilze, Endotoxine und Tierparasiten abzugrenzen.
Literatur:
(Stand: 20.08.2018)
Alle vollständigen Texte in der aktuellen Fassung im Jahresabonnement
Nutzungsgebühr: 90.- € netto (Grundlizenz)
(derzeit ca. 7200 Titel s.Übersicht - keine Unterteilung in Fachbereiche)
Die Zugangskennung wird kurzfristig übermittelt
? Fragen ?
Abonnentenzugang/Volltextversion