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TRGS 910-80: p-Chloranilin

(BArbBl. 9/83 S. 35)


Krebserzeugender
Stoff

Gruppen

I
(sehr stark gefährdend)
II
(stark gefährdend)
III
(gefährdend)

Massengehalte im Gefahrstoff in v. H.

p-Chloranilin     > 1

Erläuterung:

para-Chloranilin (p-CA) ist ein Methämoglobinbildner. In subakuten subchronischen und chronischen Toxizitätsstudien an Ratte und Maus war vorrangig das Blut, aber auch das blutbildende System betroffen. Ferner wurden in beiden Spezies Hämosiderin-Ablagerungen in Milz, Leber und Niere, Hämatopoese in Milz und Leber und Kongestion der Milz sowie bei der Maus ein erhöhtes Gewicht dieses Organs beobachtet.

Untersuchungen zur Gentoxizität im Ames-Test mit und ohne metabolische Aktivierung ergaben überwiegend negative Resultate. In verschiedenen anderen Tests mit Bakterien, Pilzen, Hefe und verschiedenen Säugerzellen und Zellkulturen waren die Ergebnisse teils positiv, teils negativ. In zwei Transformationstests war p-Ca positiv. Die uneinheitlichen Ergebnisse von Gentoxizitätstesten in vitro lassen auf ein eher schwaches gentoxisches Potential von p-Ca schließen.

Eine neuere Kanzerogenitätsstudie über zwei Jahre an F344-Ratten und B6C3F1-Mäusen im Rahmen des National Toxicology Program (NTP) mit einer Dosierung von 2, 6 und 18 mg/kg bzw. 3, 10 und 30 mg/kg p-CA-Hydrochlorid per Schlundsonde (5 d/wo) ergab deutlich und eindeutig erhöhte Tumorinzidenzen nur bei den männlichen Tieren und fast nur in der höchsten Dosierung (NTP, 1989).

Ratte
Dosis (mg/kg/Tag)    0 2 6 18
Milz:
Fibrosen m 3/49 11/50 12/50 41/50
w 1/50 2/50 3/50 42/50
Fettzellmetaplasien m 0/49 0/50 0/50 24/50
w 0/50 0/50 0/50 11/50
Fibro-Osteo- und
Hämangiosarkome (gesamt)
m 0/49 1/50 1/50 40/50
w 0/50 0/50 0/50 1/50
Phäochromocytome m 13/49 14/48 15/48 26/49
w 2/50 3/50 1/50 6/50
Maus
Dosis (mg/kg/Tag)   0 3 10 30
Leberparenchym:
Adenome und Karzinome (gesamt) m 11/50 21/49 20/50 21/50
w 6/50 8/50 6/50 13/50
Karzinome m 3/50 7/49 11/50 17/50
w 1/50 2/50 0/50 3/50
Hämangiosarkome in Leber und Milz (gesamt) m 4/50 4/49 1/50 10/50
w 2/50 1/50 1/50 0/50

Bei den hochdosierten männlichen Ratten wurden gegenüber den Kontrollen vermehrt Fibro-, Osteo- und Hämangiosarkome in der Milz gefunden. Bei den weiblichen Tieren war die Inzidenz dieser normalerweise seltenen Tumoren gering. Als nicht-neoplastische Veränderungen in der Milz traten bei den Tieren beiderlei Geschlechts Fibrosen und Fettzellmetaplasien als Ausdruck einer substanzbedingten Toxizität auf.

Bei männlichen und weiblichen Ratten wurden vermehrt gutartige Phäochromocytome gefunden, die Tumorinzidenz war jedoch nur bei der höchsten Dosis gegenüber den Kontrollen deutlich erhöht. Bei den hochdosierten weiblichen Tieren wurden ferner vermehrt Hyperplasien des Nebennierenmarks beobachtet.

Bei den männlichen Mäusen war die Zunahme der Inzidenz von hepatozellulären Karzinomen deutlich ausgeprägt, allerdings war in der Kontrollgruppe die Inzidenz geringer als bei den historischen Kontrollen (6% gegenüber 16%). Bei den Tieren mit Leberkarzinomen wurden nur in der höchsten Dosisgruppe deutlich häufiger als in der Kontrollgruppe Metastasen in der Lunge beobachtet. Bei weiblichen Mäusen war die Inzidenz von Leberkarzinomen schwach ausgeprägt. Die Zunahme der Inzidenz von hepatozellulären Adenomen und Karzinomen zusammen war bei Mäusen beiderlei Geschlechts gering.

Die Inzidenz von Hämangiosarkomen in Leber und Milz war nur bei männlichen Mäusen und nur in der höchsten Dosisgruppe größer als in der Kontrollgruppe.

Hämatologische Untersuchungen ergaben bei den Ratten der mittleren und hohen Dosisgruppen anfangs Anzeichen von hämolytischer Anämie, die mit Ausnahme der Methämoglobinämie vorübergehender Natur waren. Bei Ratten und Mäusen fanden sich Häniosiderin-Ablagerungen in der Leber, bei den Mäusen zusätzlich in der Niere.

In einer älteren NTP-Studie an Ratten und Mäusen mit einer Dosierung von 250 und 500 ppm bzw. 2500 und 5000 ppm technischem p-Ca im Futter war ein ähnliches Spektrum an benignen und malignen Tumoren aufgetreten. Eine Kanzerogenität von p-Ca war jedoch trotz der hohen Dosierung und trotz toxischer Effekte an den Zielorganen nicht eindeutig nachweisbar. In der neueren NTP-Studie wird geltend gemacht, daß p-Ca im Futter instabil sei und daher die Tiere möglicherweise geringere Dosen aufgenommen haben als angegeben. Genauere Angaben zur Analytik von p-Ca im Futter fehlen.

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(Stand: 20.08.2018)

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