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TRGS 910-82: Pentachlorphenol

(BArbBl. 6/92 S. 62)


Krebserzeugender
Stoff

Gruppen

I
(sehr stark gefährdend)
II
(stark gefährdend)
III
(gefährdend)

Massengehalte im Gefahrstoff in v. H.

Pentachlorphenol   > < 1-0,1

Erläuterung:

Untersuchungen zur Gentoxizität von Pentachlorphenol (PCP) ergaben ein uneinheitliches Bild. In CHO-Zellkulturen war die Zahl der Chromosomenaberrationen nur nach metabolischer Aktivierung schwach, die SCE-Austauschrate jedoch nur ohne metabolische Aktivierung schwach erhöht. Positiv war PCP ferner im Fellfleckentest an Mäusen, negativ hingegen im Salmonella/ Mikrosomen-Test, mit Drosophila, im Host-mediated assay und im Dominant-Letal-Test. Die Berichte über Untersuchungen zur Mutagenität und zu mitotischen Rekombinationen durch PCP in Saccharomyces cerevisiae sind widersprüchlich, ebenso die Daten über die Häufigkeit von Chromosomenbrüchen in Lymphozyten von an Arbeitsplätzen exponierten Personen. Die Befunde sprechen dafür, daß PCP keine punktmutagenen, möglicherweise aber klastogene Eigenschaften hat.

Eine Fütterungsstudie an Ratten über 2 Jahre mit gereinigtem technischen PCP in Dosierungen von 0, 1, 3, 10 und 30 mg/kg/Tag und 25 Tieren pro Dosisgruppe verlief negativ. Die Aussagekraft der Studie wird jedoch durch die kleinen Dosisgruppen sowie dadurch erheblich beeinträchtigt, daß bei der höchsten Dosierung kaum Anzeichen toxischer Effekte feststellbar waren und somit die maximal tolerierte Dosis nicht erreichbar worden war.

Neue Untersuchungen zur Kanzerogenität von PCP wurden in 2 Fütterungsstudien an B6C3F1-Mäusen über 2 Jahre mit einem technischen Mischprodukt und mit dem Produkt Dowicide EC-7 durchgeführt (NTP, 1989). Beide Produkte mit Reinheitsgraden von 90,4 % bzw. ca. 91 % PCP enthielten eine Reihe von Verunreinigungen in unterschiedlichen Anteilen, darunter Tetrachlorphenol (3,8 bzw. 9,4 %) sowie Spuren von penta- bis octachlorierten Dibenzodioxinen und -furanen. Das technische Produkt enthielt darüber hinaus mehrere hochchlorierte Hydroxydiphenylether bzw. Hydroxydibenzofurane (zusammen ca. 6%).

Dosierungen und Tumorinzidenzen der Fütterungsstudien mit technischem PCP und mit Dowicide EC-7 sind in Tabelle 1 und Tabelle 2 angegeben Gegen Mitte und Ende beider Studien trat bei Dosierungen von 200 ppm und darüber zumindest zeitweise Körpergewichtsreduktion auf (4-22 %); weibliche Mäuse waren stärker betroffen als männliche Mäuse. Technisches PCP erzeugte bei männlichen Mäusen in linearer Dosisabhängigkeit Leberzelltumoren, Phäochromzytome und Hämangiosarkome. Bei den weiblichen Mäusen war der substanzbedingte Anstieg der Tumorinzidenzen nur bei Leberzelltumoren und Hämangiosarkomen feststellbar und nur bei den Hämangiosarkomen in dosisabhängiger Weise linear.

Dowicide EC-7 erzeugte bei männlichen und weiblichen Mäusen in dosisabhängiger Weise Leberzelltumoren und Phäochromozytome. Wie schon mit technischem PCP waren auch mit Dowicide EC-7 die Tumorinzidenzen bei männlichen Mäusen in linearer Weise und stärker ausgeprägt als bei weiblichen Mäusen. Hingegen stiegen mit Dowicide EC-7 bei den weiblichen Mäusen die Hämangiosarkome dosisabhängig linear an, während bei den männlichen Mäusen eine Dosisabhängigkeit der Hämangiosarkome nicht feststellbar war; gleichwohl war bei den männlichen Mäusen gegenüber den Kontrollen die Häufigkeit der Hämangio-sarkome geringfügig erhöht.

In beiden Studien traten nichtneoplastische Veränderungen auf. In der Leber wurden in beiden Studien dosisabhängig "Clear Cell Foci", chronische Entzündungen, Pigmentablagerungen, Nekrosen, Cytomegalie, Proliferation hämatopoetischer Zellen und Gallengangshyperplasie gefunden. Dosisabhängig vermehrt wurden nach Behandlung mit technischen PCP extramedulläre Hämatopoese in der Milz und nach Behandlung mit Dowicide EC-7 lokale Entzündungen der Nasenschleimhaut sowie Metaplasien des Riechepithels nachgewiesen.

Beim Vergleich beider Studien sind nennenswerte Unterschiede in der Häufigkeit von Tumoren nur in Leber und Nebennieren männlicher Mäuse feststellbar. Verunreinigungen von PCP sind als ausschließliche oder überwiegende Ursache für die beobachteten erhöhten Tumorinzidenzen insgesamt wenig wahrscheinlich. Vielmehr ist anzunehmen, daß PCP selbst krebsauslösende Eigenschaften hat und daß Verunreinigungen einen geringeren Einfluß als PCP auf die Tumorhäufigkeit haben.

Aufgrund der zum Teil hohen und überwiegend strikten Dosisabhängigkeit der Tumorinzidenzen wird PCP in die Gefährdungsgruppe II mit einer Konzentration von> 1 % eingestuft.

Tabelle 1 Tumorinzidenzen nach zweijähriger Verfütterung von technischem Pentachlorphenol an Mäuse

  Männliche Mäuse Weibliche Mäuse
Kontrolle 100 ppm 200 ppm Kontrolle 100 ppm 200 ppm
Leberzelltumoren
(Adenome und Karzinome)
7/32
(22 %)
30/47
(64 %)
45/48
(94 %)
3/33
(9 %)
9/49
(18 %)
9/50
(18 %)
Phäochromozytome 0/31
(0 %)
10/45
(22 %)
23/45
(51 %)
2/33
(6 %)
2/48
(4 %)
1/49
(2 %)
Hämangiosarkome
(Milz und/oder Leber)
1/35
(3 %)
2/49
(4 %)
3/49
(6 %)
0/35
(0 %)
3/50
(6 %)
6/50
(12 %)

Tabelle 2 Tumorinzidenzen nach zweijähriger Verfütterung von Dowicide E-7 an Mäuse

 

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