zurück

TRGS 910-84: p-Kresidin

(BArbBl. 9/93 S. 71)


Krebserzeugender
Stoff

Gruppen
I
(sehr stark gefährdend)
II
(stark gefährdend)
III
(gefährdend)
Massengehalte im Gefahrstoff in v. H.
p-Kresidin   > 0,1  < 0,1-0,01

Erläuterung:

Es liegen nur wenige tierexperimentelle Untersuchungen vor. Erfahrungen am Menschen fehlen.

p-Kresidin ist ein Methämoglobinbildner.

In einer 2-Jahresstudie an Mäusen (s. u.) wurden Hydronephrose. zystische Hyperplasien im Uterus und Schädigungen der Milz (Atrophie. Hyperplasie. Hämatopoese) beobachtet. In einer 2-Jahresstudie an Ratten (s. u.) wurden Hyperplasien des Harnblasenepithels und der Nasenhöhle beobachtet (keine Dosisangaben).

In vitro konnte aus p-Kresidin-exponiertem Ratten-Nasenepithel Formaldehyd freigesetzt werden. Nach Meinung der Autoren könnte ein Zusammenhang zwischen der Formaldehydfreisetzung und dem Auftreten von Nasenhöhlentumoren (s. u.) bestehen.

Im Ames-Test zeigte die Substanz an verschiedenen Bakterien-Stämmen mit und ohne metabolische Aktivierung eine positive Reaktion. In 2 UDS-Tests mit Rattenhepatozyten war p-Kresidin negativ.

In einem Kanzerogenese-Versuch erhielten Gruppen von je 50 B6C3F1-Mäusen pro Geschlecht p-Kresidin in Dosierungen von 5000 ppm (nach 21 Wochen auf 1500 ppm reduziert) bzw. 10000 ppm (nach 21 Wochen auf 3000 ppm reduziert) über maximal 104 Wochen im Futter verabreicht. Die Behandlung führte zu Harnblasenkarzinomen mit gelegentlicher Metastasenbildung in Lunge und Bauchhöhle. Bei einigen behandelten Tieren traten Harnblasensarkome oder Nasenhöhlentumoren auf. Die Tumorinzidenzen sind in der Tabelle 1 zusammengefaßt.

Tabelle 1: Tumorinzidenzen bei Mäusen nach Fütterung von p-Kresidin

Tumoren     0 ppm 5000/ 1500 ppm 10000/3000ppm
Harnblasenkarzinom männlich 0/50 40/42 31/13
weiblich 0/45 41/46 44/46
Leiomyosarkom der Harnblase männlich 0/50 2/42 4/35
weiblich 0/45 2/47 2/48
Harnblasensarkom weiblich 0/45 0/47 1/48
Nasenhöhlentumor männlich 0/50 2/47 1/41
weiblich 0/47 0/47 1/48
Leberkarzinom männlich 10/50 11/41 3/32
weiblich 0/45 14/44 6/40

In einer weiteren Kanzerogenese-Studie an Gruppen von je 50 F344-Ratten pro Geschlecht wurden 5 000 ppm bzw. 10 000 ppm 2 Jahre im Futter verabreicht. Bei den Weibchen und Männchen bildeten sich Karzinome, Papillome bzw. Leiomyosarkome der Harnblase und olfaktorische Neuroblastome der Nasenhöhle aus. Weiterhin wurden bei behandelten Männchen und Weibchen neoplastische Knötchen in der Leber und nur bei behandelten Männchen hepatozelluläre Karzinome festgestellt. Die Tumorinzidenzen sind in der Tabelle 2 zusammengefaßt.

Tabelle 2: Tumorinzidenzen bei Ratten nach Fütterung von p-Kresidin

Tumoren   0 ppm 5 000 ppm 10000 ppm
Harnblasenkarzinom männlich 0/48 16/48 41/47
weiblich 0/47 31/49 41/46
Harnblasenpapillom männlich 0/48 14/48 3/47
weiblich 0/47 6/49 2/46
Leiomyosarkom der Harnblase männlich 0/48 0/48 2/47
weiblich 0/47 2/49 3/46
olfaktor. Neuroblastome männlich 0/48 1/50 21/47
weiblich 0/50 0/50 11/49
Lebertumoren männlich 0/48 13/49 2/46
weiblich 0/50 4/48 0/48

Aufgrund von Nachschnitten an den Nasennebenhöhlen ergaben sich die Tumorinzidenzen der Tabelle 3.

Tabelle 3: Nasenhöhlen-Tumorinzidenzen bei Ratten-Fütterungsversuch

Histol. Befund     0 ppm 5000 ppm 10000 ppm
Hyperplasien und /  oder Metaplasien
 der Submucosal-Drüsen
männlich 1/48 24/48 20/45
weiblich 0/48 6/46 34/47
Adenome/Papillome männlich 0/48 1/48 2/45
weiblich 0/48 1/46 6/47
Adenokarzinome männlich 0/48 4/48 22/45
weiblich 0/48 1/46 14/47
Schaumzellkarzinome männlich 0/48 0/48 2/45
weiblich 0/48 0/46 8/47

p-Kresidin führt bei chronischer oraler Applikation, allerdings sehr hoher Dosen, massiv zur Entstehung von malignen Tumoren bei Ratte und Maus. Aufgrund der Vielzahl der kanzerogenen Zielorgane wie Harnblase, Nasennebenhöhle, Leber, Nervus olfaktorius und seines gentoxischen Potentials wird p-Kresidin daher in die Gruppe der stark gefährdenden krebserzeugenden Stoffe (Gruppe II) eingestuft, und zwar in einer Konzentration von> 0,1 % (untere Grenze in Gruppe III = 0,01 %).

Literatur:

umwelt-online - Demo-Version


(Stand: 20.08.2018)

Alle vollständigen Texte in der aktuellen Fassung im Jahresabonnement
Nutzungsgebühr: 90.- € netto (Grundlizenz)

(derzeit ca. 7200 Titel s.Übersicht - keine Unterteilung in Fachbereiche)

Preise & Bestellung

Die Zugangskennung wird kurzfristig übermittelt

? Fragen ?
Abonnentenzugang/Volltextversion