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Merkblatt zur Berufskrankheit Nr. 1201
"Erkrankungen durch Kohlenmonoxid"
Stand 10/1963
(BArbBl. 10/1963 S. 282f)
Zur Übersicht in Anlage 1 der BKV
I. Vorkommen und Gefahrenquellen
Kohlenoxyd (-oxid, -monoxid, CO) ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas ohne Reizwirkung von etwa gleichem spezifischem Gewicht wie die Luft. Es entsteht bei unvollständiger, d. h. unter ungenügender O2-Zufuhr stattfindender Verbrennung kohlenstoffhaltiger Verbindungen.
CO vermischt sich leicht mit Raumluft und kann festes Material, wie Erdreich und Mauerwerk, unbemerkbar durchdringen.
CO ist im sog. Leuchtgas (Stadtgas) je nach Ausgangsmaterial in einem Anteil von meist 8 bis 14 %, im entgifteten Stadtgas von etwa 1 %, im Abgas der Ottomotoren von etwa 3% (im Leerlauf von etwa 10 %), im Abgas von Dieselmotoren von etwa bis 0,5 %, im Hochofengas von etwa 20 bis 30 %, im Generatorgas und Wassergas von etwa 30 bis 50 % enthalten. Auch in Brandgasen und in Explosionsschwaden können sehr hohe Konzentrationen auftreten.
Gefahrenquellen sind insbesondere Arbeiten an defekten oder fehlerhaft betriebenen Heizanlagen, an offenen Feuerstellen (z.B. Koksöfen), an defekten Gasleitungen, bei Bränden und Explosionen - hauptsächlich in geschlossenen Räumen, Tunneln und Untertagebetrieben - sowie an laufenden Ottomotoren in abzugsbehinderten Räumen ("Garagentod").
Auch Arbeiten in Eisenhüttenwerken, Gießereien u. ä., in Gaswerken, Generatorenanlagen und sonstigen Anlagen, die mit CO-haltigen Gasen betrieben werden, können eine Gefahrenquelle sein.
II. Aufnahme und Wirkungsweise
CO gelangt ausschließlich über die Atemwege in den Blutkreislauf.
Da das Bindungsvermögen des CO an Hämoglobin (Hb) etwa 200mal größer ist als das des Sauerstoff (O2), kommt es zu einer Sauerstoffverarmung im Organismus. Höhe der Konzentration in der Atemluft, Intensität der Atmung und Einwirkungsdauer des CO bestimmen den Grad der O2-Verarmung im Organismus, die letztlich zur inneren Erstickung führen kann. Eine lang andauernde Einwirkung kleinerer CO-Dosen kann gesundheitsschädigender sein als eine kurze Einwirkung höherer CO-Dosen. Besonders betroffen werden die für O2-Mangel empfindlichen Gewebe, wie Gehirn, Herz, Leber und Nebenniere. Daneben kommt es zu schweren Kreislaufstörungen, wie vermehrter Durchlässigkeit der Gefäße, Gefäßlähmungen und Verlangsamung der Blutzirkulation.
Schon 0,1 Vol.-% CO in der Atemluft kann ein schweres Vergiftungsbild hervorrufen.
III. Krankheitsbild und Diagnose
IV. Hinweise für die ärztliche Beurteilung
Hinweise für eine CO-Erkrankung, deren Symptome abgesehen von denen der akuten Form - vielfach uncharakteristisch und vielseitig sind, ergeben sich insbesondere auch aus eingehender Arbeitsanamnese un0d Kenntnis des Arbeitsplatzes (CO-Gehalt der Luft im Arbeitsraum). Häufig treten gleichzeitig an einem exponierten Arbeitsplatz bei mehreren Personen ähnliche Krankheitszeichen auf.
Der quantitative CO-Nachweis im Blut kann besonders wichtig sein. Deshalb ist möglichst rasch nach der Exposition eine Blutabnahme mittels Venüle, die einen gerinnungshemmenden Zusatz erhält, vorzunehmen.
Zur raschen Orientierung kann es dienlich sein, in ein mit Wasser gefälltes Reagenzglas einen Tropfen Blut des Erkrankten und in ein zweites mit Wasser gefülltes Reagenzglas einen Tropfen Blut einer nicht der CO-Einwirkung ausgesetzten Person hinzuzugeben. Während normalerweise im zweiten Reagenzglas eine gelbliche Färbung eintritt, ist diese im ersten Fall bei einem COHb-Gehalt des Blutes ab 25% rosa.
Der negative Ausfall einer Blutprobenuntersuchung auf CO ist u. U. kein Beweis gegen das Vorliegen einer akuten CO-Erkrankung, insbesondere dann nicht, wenn das Blut mehrere Stunden nach Einwirkung entnommen wurde, da in dieser Zeit der COHb-Spiegel, besonders unter Sauerstoffatmung, weitgehend abgesunken ist.
Für die Beurteilung der sog. chronischen CO-Erkrankung sind wiederholt in dafür eingerichteten Untersuchungsstellen genaue quantitative Bestimmungen des COHB im Blut vorzunehmen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß ggf. durch außerberuflich bedingten Aufenthalt in CO-haltiger Luft oder z.B. infolge starken Rauchens von Tabak bereits 5 bis 10 % und mehr COHB im Blut nachweisbar sein können.
Wiederholte EKG-Untersuchungen und die Festlegung neurologischer Befunde sind zusammen mit anderen klinischen Befunden für die ärztliche Beurteilung bedeutsam, da manche organische Veränderungen auch erst nach einer gewissen Latenzzeit manifest werden können.
Funktionsstörungen am Herzen treten meistens unmittelbar (innerhalb der ersten Tage) nach der Vergiftung auf.
Konstitution, allgemeiner Gesundheitszustand und Lebensalter sind evtl. für den Ablauf der Erkrankung von wesentlicher Bedeutung.
Diganosestellung und Beurteilung des Krankheitsbildes können durch die gleichzeitige Einwirkung anderer Gase, z.B. bei Bränden, erschwert sein.
Zur Übersicht in Anlage 1 der BKV
ENDE