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BGI 505-54 / DGUV Information 213-554 - Verfahren zur Bestimmung von Cadmium
Von den Berufsgenossenschaften anerkannte Analysenverfahren zur Feststellung der Konzentrationen krebserzeugender Arbeitsstoffe in der Luft in Arbeitsbereichen
Berufsgenossenschaftliche Informationen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (BGI)
(bisherige ZH 1/120.54)
(Ausgabe 11/1994 aufgehoben)
Erprobtes und von den Berufsgenossenschaften anerkanntes, diskontinuierliches Verfahren zur Bestimmung von Cadmium und Cadmiumverbindungen in Arbeitsbereichen.
Es sind personenbezogene oder ortsfeste Probenahmen für Messungen zur Beurteilung von Arbeitsbereichen möglich:
Probenahme mit Pumpe und Abscheidung auf einem Partikelfilter, Atomabsorptionsspektrometrie mit Flammen- und Graphitrohrofentechnik nach Säureaufschluss
"Cadmium - 1 - AAS"
Für die Bestimmung von Cadmiumchlorid siehe auch Verfahren ZH 1/120.14.
IUPAC-Name: | |
CAS-Nr.: | 7440-43-9 |
Probenahme mit Pumpe und Abscheidung auf einem Partikelfilter, Atomabsorptionsspektrometrie mit Flammen- und Graphitrohrofentechnik nach Säureaufschluss
Kurzfassung
Mit diesem Verfahren wird die über die Probenahmedauer gemittelte Konzentration von Cadmium und Cadmiumverbindungen im Arbeitsbereich personenbezogen oder ortsfest bestimmt.
Messprinzip: | Mit Hilfe einer Pumpe wird ein definiertes Luftvolumen durch ein Filter gesaugt. Das im abgeschiedenen Aerosol enthaltene Cadmium wird nach Säureaufschluss atomabsorptionsspektrometrisch bestimmt. |
Technische Daten
Relative Bestimmungsgrenze für Celluloseester-Membranfilter:
Probe- volumen (m3) | Extraktions- volumen (ml) | Filterdurch- messer (cm) | Bestimmungs- grenze in der Probeluft (µg/m3) | niedrigste bestimmbare Konzentration (Messlösung) (µg/l) | Methode |
0,42 1 | 20 | 3,7 | 0,10 | 2,1 | G FAAS 2 |
45 3 | 75 | 15 | 0,17 | 100 | FAAS 4 |
1 personenbezogene Probenahne, z.B. Personengetragenes Probenahmesystem (PGP) nach BIA, mit geeigneter Pumpe [1]
2 GFAAS = Graphitrohrofen-AAS 3 ortsfeste Probenahme, z.B. VC25G [2, 3] 4 FAAS = Flammen-AAS |
Selektivität: | Selektive Messungen sind mit beiden Techniken möglich. Die Selektivität ist jedoch in jedem Einzelfall zu prüfen. Störungen können insbesondere durch hohe Silicium-Gehalte (AAS-Flammentechnik) und hohe Chlorid-Gehalte (AAS-Graphitrohr-ofentechnik) auftreten. |
Vorteile: | Mit der Graphitrohrofentechnik steht eine sehr empfindliche Methode zur Verfügung. |
Nachteile: | Sehr hoher Zeitaufwand; erheblicher apparativer Aufwand. |
Apparativer Aufwand: | Probenahmeeinrichtung, bestehend aus Probenahmekopf mit Partikelfilter, Pumpe mit Gasmengenzähler oder mit Volumenstromanzeiger/Zeitmesser. Atomabsorptionsspektrometer mit Untergrundkompensation, Ausrüstung für die Flammentechnik, Graphitrohrofen mit Umlaufkühlung und automatischem Probenwechsler. |
Ausführliche Verfahrensbeschreibung
1 Geräte, Chemikalien und Lösungen
Alle Chemikalien, Lösungen und Gefäße müssen auf Cadmium-Blindwerte und ihre Streuungen getestet worden sein. Die Ergebnisse führen gegebenenfalls zu einer Erhöhung der Bestimmungsgrenze (siehe Abschnitt 6.3 "Leerwert").
1.1 Geräte
Für die Probenahme:
Geeignet sind Probenahmegeräte, die Aerosole mit einer Ansauggeschwindigkeit von 1,25 m/s ±10 % erfassen und die den hinsichtlich ihrer Erfassungscharakteristik vorgegebenen Empfehlungen entsprechen [1], [2], [3], z.B. PGP nach BIA von der Firma Ströhlein GmbH, Kaarst, mit geeigneter Pumpe.
Es sind Pumpen einzusetzen, deren Förderleistung hinreichend unabhängig vom Druckabfall am Filter ist, z.B. Du Pont Alpha 1 von der Firma DEHA-Haan & Wittmer GmbH, Friolzheim; GSA 5002 Ex von der Firma GSA, Neuss; Gillian PP5, Du Pont P 4000 AA und VC 25 G von der Firma Ströhlein GmbH, Kaarst.
Celluloseester-Membranfilter, Porengröße 0,8 µm - 1,2 µm; geeignete Filtermaterialien lassen sich beziehen über die Firma Sartorius, Göttingen, und Nuclepore, Tübingen.
Filter dürfen gegenüber dem Testaerosol Paraffinölnebel einen Durchlassgrad von höchstens 0,5 % haben [4], [5], [6].
Für die Probenaufbereitung und analytische Bestimmung:
- | Aluminium-Heizblockthermostaten mit Bohrungen für Aufschlussgefäße, | ||||
- | graduierte Aufschlusszylinder (Genauigkeitsklasse A oder B) aus Glas mit Norminnenschliff, Siedestäben (z.B. Glasstab, dessen Spitze mit PTFE 1 -Schlauchstück versehen ist) und Luftkühlern (Länge ca. 40 cm). Der Blindwert muss vor jeder erneuten Verwendung gesondert überprüft werden. | ||||
- | Keramik-Pinzette, | ||||
- | Einmalfilterhalter (PTFE-Membran),
| ||||
- | Messkolben aus PTFE bzw. Polypropylen, für Standard- und Kalibrierlösungen, 50 ml, 100 ml, | ||||
- | Atomabsorptionsspektrometer mit Untergrundkompensator, Ausrüstung für die Flammentechnik und Graphitrohrofentechnik Probenwechsler für die Graphitrohrtechnik/Graphitrohre mit Plattform/Cadmium-Hohlkathadenlampe/Rechner für Steuerung, Registrierung und Kalibrierung, für die Graphitrohrofentechnik mit Signalanzeige über Bildschirm/Drucker. |
1.2 Chemikalien und Lösungen
Für den Säureaufschluss beaufschlagter Filter und die nachfolgende Messung werden folgende Chemikalien benötigt:
Salzsäure, 25 %, p.a., | z.B. Firma Merck, Darmstadt, |
Salpetersäure, > 65 % p.a. | z.B. Firma Merck, Darmstadt, |
Reinstwasser | elektr.
Leitfähigkeit: < 6 mS * m-1 bei 250 °C, |
Aufschlussgemisch: | 2 Vol.-Teile Salpetersäure und 1 Vol.-Teil Salzsäure, |
verdünntes Aufschlussgemisch: | 1 Vol.-Teil Reinstwasser und 1 Vol.-Teil Aufschlussgemisch, |
Standardlösungen: | siehe Tabelle 1 |
Tabelle 1: Standardlösungen
Nr. | Bezeichnung | Cd-Konzentration | Matrix | Kationenanzahl | Hersteller |
1 | Cadmium ICP-Standardlösung | 1000 mg/l | Salpetersäure (0,8 mol/l) | 1 | Johnson Matthey Alfa Products Karlsruhe |
2 | ICP-Mehrelementstandardlösung l | 20 mg/kg = 20,6 mg/l | Salpetersäure (1 mol/l) | 19 | Merck Darmstadt |
Tabelle 2: Cadmium-Kalibrierlösungen Nr. 1 bis 5
hergestellt aus | ||||||
Kalibrier- lösung Nr. | Standard- lösung Nr. | Kalibrier- lösung Nr. | Konzen- tration (mg/l) | Teilvol. (ml) | Endvol. (ml) | Endkon- zentration (mg/l) |
1 | 1 | - | 1000 | 1 | 100 | 10,00 |
2 | 2 | - | 20,6 | 5 | 50 | 2,06 |
3 | - | 1 | 10,00 | 5 | 50 | 1,00 |
4 | - | 2 | 2,06 | 5 | 50 | 0,21 |
5 | - | 3 | 1,00 | 5 | 50 | 0,10 |
Tabelle 3: Cadmium-Kalibrierlösungen Nr. 6 bis 11
hergestellt aus | ||||||
Kalibrier- lösung Nr. | Standard- lösung Nr. | Kalibrier- lösung Nr. | Konzen- tration (µg/l) | Teilvol. (ml) | Endvol. (ml) | Endkon- zentration (µg/l) |
6 | - | 5 | 100 | 1,5 | 100 | 1,50 |
7 | - | 5 | 100 | 1 | 100 | 1,00 |
8 | - | 6 | 1,50 | 25 | 50 | 0,75 |
9 | - | 7 | 1,00 | 25 | 50 | 0,50 |
10 | - | 4 | 210 | 1 | 100 | 2,10 |
11 | - | 10 | 2,10 | 5 | 50 | 0,21 |
- | Matrixmodifier für Graphitrohrofentechnik Ammoniumdihydrogenphosphat, c (NH4H2PO4) = 20 g/l, herzustellen z.B. aus "Suprapur"-Lösungen der Firma Merck, Darmstadt [7], [8], [10], [11]. | ||||
- | Gase
|
2 Probenahme
Mit Hilfe einer Pumpe wird ein definiertes Luftvolumen durch ein Partikelfilter gesaugt, welches sich in einem speziellen Sammelkopf befindet (siehe Abschnitt 1.1): ortsfeste Probenahme, z.B. VC 25 G, Luftvolumenstrom 22,5 m3/h bei 2 h Probenahmezeit; personenbezogene Probenahme, z.B. PGP mit Du Pont P 4000 AA, Luftvolumenstrom 210 l/h bei 2 h Probenahmezeit.
Besteht die Gefahr der Überladung eines Filters durch zu hohe Aerosolkonzentrationen, wird nach TRGS 402/3.4 vorgeschlagen, die Probenahmedauer bei entsprechender Erhöhung der Probenanzahl zu verringern [9].
3 Analytische Bestimmung
3.1 Probenaufbereitung
Das beaufschlagte Filter wird mit Hilfe einer Keramik-Pinzette und eines Siedestabes in den Aufschlusszylinder überführt und mit dem Aufschlussgemisch versetzt.
3,7-cm-Filter werden mit 10 ml, 15-cm-Filter mit 40 ml-Aufschlussgemisch überschichtet. Die Aufschlusszylinder (25 ml bzw. 100 ml) werden mit Luftkühlern versehen und im Aluminium-Heizblock-Thermostaten zwei Stunden unter Rückfluss (ca. 125 °C Block-Temperatur) gehalten. Danach werden über die Rückflusskühler vorsichtig 10 bzw. 35 ml dest. Wasser hinzugefügt. Nach Abkühlen und Sedimentation wird das Volumen der Aufschlusslösung (Probelösung) abgelesen. Um Resorptionseffekte gering zu halten, erfolgt die atomabsorptionsspektrometrische Bestimmung unmittelbar nach der Sedimentation. Bei stabilen Suspensionen werden Teilvolumina vor der analytischen Bestimmung filtriert.
Für die Leerwertbestimmung werden nicht beaufschlagte Filter dem Analysengang unterworfen.
3.2 Instrumentelle Arbeitsbedingungen
Die in Abschnitt 5 angegebenen Verfahrenskenngrößen wurden unter folgenden Gerätebedingungen ermittelt:
Geräte: | Firma Perkin Elmer (Überlingen) | |
- | AAS PE 5000 mit Deuterium-Untergrundkompensator (für die Flammentechnik), | |
- | AAS PE 1100 B mit Deuterium-Untergrundkompensator (für die Graphitrohrofentechnik), | |
- | automatischer Probengeber AS 70, | |
- | Graphitrohrofen HGA 700. |
Die Probelösung wird zuerst mit Hilfe der Flammentechnik analysiert. Liefert die Flammentechnik kein Ergebnis oberhalb der Bestimmungsgrenze, sind Nachmessungen mittels Graphitrohrofentechnik zweckmäßig.
3.2.1 Flammentechnik
Acetylen-/Luft-Flamme, oxidierend; Auswertung nach dem Kalibrierkurvenverfahren.
Tabelle 4
Messbereich (µg/l) | Wellenlänge (nm) | spektrale Spaltbreite (nm) | Lampenstrom (mA) |
100-2060 | 228,8 | 0,7 | 4 |
Höhere Konzentrationen werden nach geeigneten Verdünnungsschritten gemessen (zu berücksichtigen bei der Berechnung in Abschnitt 4.2).
3.2.2 Graphitrohrofentechnik
Inertgas: Argon; Messung mit Matrixmodifier (siehe Abschnitt 1.2) und Auswertung nach dem Additionsverfahren.
Tabelle 5
Messbereich (µg/l) | Wellenlänge (nm) | spektrale Spaltbreite (nm) | Lampenstrom (mA) |
0,21-1,50 | 228,8 | 0,7 | 3 |
Vorverdünnung der Probenlösung 1:10 (siehe Abschnitt 5.3). Höhere Konzentrationen werden nach weiteren geeigneten Verdünnungsschritten gemessen (zu berücksichtigen bei der Berechnung in Abschnitt 4.2).
Pipettierprotokoll für das Additionsverfahren:
Folgende Messlösungen aus verdünnter Probelösung und Kalibrierlösung werden entsprechend der folgenden Tabelle hergestellt:
Tabelle 6
Messlösung Nr. | Volumen der 1:10 verdünnten Probelösung (µl) | Volumen Kalibrierlösung aus Tab. 3 (µ) | Volumen Reinst- Wasser (µl) | Konzentration der Kalibrierlösung aus Tab. 3 (µ/l) |
0 | 0 | 0 | 1000 | 0,00 |
1 | 500 | 0 | 500 | 0,00 |
2 | 500 | 500 (Nr. 6) | 0 | 1,50 (Nr. 6) |
3 | 500 | 500 (Nr. 8) | 0 | 0,75 (Nr. 8) |
4 | 500 | 500 (Nr. 11) | 0 | 0,21 (Nr. 11) |
Zuerst werden 10 µl Matrixmodifier in das Graphitrohr eindosiert und mittels der Programmschritte eins und zwei des nachfolgenden Temperatur-/Zeit-Programms getrocknet, dann werden 20 µl der Lösung eindosiert und den Programmschritten 3 bis 9 unterworfen und vermessen.
Temperatur-/Zeit-Programm
Tabelle 7
Programmschritt: | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | ||||||||||||||||
Ofentemperatur (°C) | 90 | 130 | 90 | 130 | 350 | 500 | 500 | 1900 | 2650 | ||||||||||||||||
Aufheizzeit (s) | - | 10 | - | 10 | 10 | 10 | 1 | 0 | 1 | ||||||||||||||||
Haltezeit (s) | - | 20 | - | 20 | 20 | 10 | 5 | 5 | 5 | ||||||||||||||||
Int. Argonstrom (ml/min) | 3 | 300 | 300 | 300 | 300 | 300 | 40 | 40 | 300 | ||||||||||||||||
|
4 Auswertung
4.1 Kalibrierung
Die Kalibrierung des Atomabsorptionsspektrometers kann mit Hilfe verschiedener Verfahren erfolgen.
Für die Flammentechnik ist das Kalibrierkurvenverfahren geeignet. Dabei werden die Extinktionen der Messlösung direkt mit den Extinktionen aus der Kalibrierkurve verglichen.
Bei der Graphitrohrofentechnik empfiehlt es sich, mit dem Additionsverfahren zu arbeiten. Dabei wird mit Lösungen kalibriert, die durch Zugabe abgestufter Konzentrationen zu aliquoten Anteilen der 1:10 verdünnten Probelösung erhalten werden. Die Auswertung erfolgt dann durch Extrapolation der Bezugsfunktion bis zu einer Extinktion von Null. Die Ermittlung von Bezugsfunktion und Messwert übernimmt der geräteinterne Rechner. Die Berechnungen erfolgen auf Basis der Signalflächen.
4.2 Berechnen des Analysenergebnisses
Die Berechnung der Massenkonzentration von Cadmium in der Probeluft in µg/m3 erfolgt nach den Formeln:
m = (c1 * V1) - m1 (1)
(2)
Es bedeuten:
m | = leerwertkorrigierte Cadmiummasse aus der Probelösung in µg, |
c1 | = Cadmiumkonzentration der Probelösung in µg/l, |
V1 | = Volumen der Probelösung in l, |
m1 | = Leerwert in µg, als Cadmium berechnet, |
cm | = Massenkonzentration von Cadmium in der Probeluft in µg/m3, |
V | = Probeluftvolumen in m3. |
5 Beurteilung des Verfahrens
5.1 Genauigkeit
Für jeweils n = 8 Bestimmungen bei drei verschiedenen Konzentrationen wurden folgende Daten erhalten:
Tabelle 8
Messmethode | Messbereich (µg/l) | Konzentration der Kalibrierlösung (µg/l) | relative Standard- abweichung % |
FAAS | 100-2060 | 210; 1000; 2060 | 4,9; 2,8; 2,0 |
GFAAS | 0,21 - 1,50 | 0,50; 0,75; 1,00 | 6,8; 4,5; 3,4 |
5.2 Bestimmungsgrenze
Die relativen Bestimmungsgrenzen wurden aus der zehnfachen Leerwertstreuung der eingesetzten Celluloseester-Membranfilter, Reagenzien und Gefäße wie folgt ermittelt (je 8 Filter aus 2 Produktionschargen):
Tabelle 9
GFAAS | FAAS | ||
Filterdurchmesser | (cm) | 3,7 | 15 |
Probeluftvolumen | (m3) | 0,42 6 | 457 |
Volumen der Probelösung | (ml) | 20 | 75 |
Bestimmungsgrenze in der Probelösung | (µg/l) | 2,18 | 100 |
Bestimmungsgrenze in der Probeluft | (µg/m3) | 0,10 | 0,17 |
1 Bei personenbezogener Probenahme (z.B. mit PGP und geeigneter Pumpe)
2 Bei ortsfester Probenahme (z.B. mit VC 25G) 3 Die Bestimmungsgrenze betrug für die 1:10 verdünnte Probelösung 0,21 µg/l (vergleiche Abschnitt 5.3). |
5.3 Selektivität
Selektive Messungen sind mit beiden Techniken möglich.
Die Selektivität ist jedoch im Einzelfall zu prüfen. Störungen sind möglich, insbesondere durch hohe Siliciumgehalte. Hohe Salzsäurekonzentrationen stören in der Graphitrohrtechnik vermutlich durch Bildung flüchtiger Cadmiumchlorid-Verbindungen. Vorverdünnung der Probelösung und sorgfältige Ermittlung der maximalen thermischen Vorbehandlungstemperatur sind daher notwendig. Die Gegenwart von Arsen kann zu spektralen Interferenzen führen.
5.4 Wiederfindungsrate
Wegen der unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung und den unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften der Aerosole in verschiedenen Arbeitsbereichen ist keine allgemeingültige Angabe über Wiederfindungsraten des Gesamtverfahrens möglich.
Eine Aussage ist möglich für die Probenaufbereitung und die Messung. Die Celluloseester-Membranfilter werden mit definierten Volumina von Kalibrierlösungen dotiert und dem Aufschluss- und Analysenverfahren unterworfen.
Für jeweils n = 8 Bestimmungen wurden folgende Werte erhalten:
Tabelle 10
Messmethode | Filter- durchmesser (cm) | dotierte Cadmiummasse (µg) | Wiederfindung
(%) |
FAAS | 15 | 75 | 102 |
GFAAS | 3,7 | 0,015 | 96 |
6 Bemerkungen
6.1 Graphitrohrofentechnik
Der Matrixmodifier Ammoniumbihydrogenphosphat führt zu einer Umwandlung der leichtflüchtigen Cadmiumverbindungen in schwerer flüchtiges Phosphat und damit zu höheren Vorbehandlungs- und Atomisierungs-Temperaturen. Die Anwesenheit von Ammonium Ionen trägt zusammen mit der gleichzeitig vorhandenen Salpetersäure dazu bei, den störenden Chloridanteil als flüchtige Komponenten (Ammoniumchlorid bzw. Salzsäure) bei der thermischen Vorbehandlung zu entfernen.
Das überschüssige Phosphat führt in der Regel zu einem Untergrundsignal, welches durch die Deuterium-Untergrundkorrektur nicht mehr hinreichend genau korrigiert werden kann, wenn Mess- und Untergrundsignal zeitgleich auftreten. Die ausreichende Verringerung dieser Störung kann durch den Einsatz von Graphitrohren mit Plattform, einer Aufheizrate von größer als 2000 °C/Sekunde und einer Atomisierungstemperatur von 1900 °C erreicht werden. Eine geräteabhängige Programmprüfung ist erforderlich. Zur weiteren Verringerung dieser Störung wird der Einsatz der Zeeman-Untergrundkorrektur empfohlen [12].
6.2 Aufschlussverfahren
Die unter Abschnitt 3.1 beschriebenen Bedingungen für den Aufschluss sind so gewählt, dass Cadmium und üblicherweise am Arbeitsplatz vorkommende Cadmiumverbindungen erfasst werden. Die Aufarbeitung ist somit geeignet für die meisten industriell eingesetzten Cadmiumverbindungen, wie z.B. Cadmium (Metall), Cadmiumchlorid, Cadmiumiodid, Cadmiumnitrat, Cadmiumoxid, Cadmiumsulfid, Cadmiumstearat und Cadmiumsulfat [13].
Im Zweifelsfall sollten Löslichkeitsuntersuchungen der eingesetzten Materialien des Arbeitsbereiches erfolgen [12].
6.3 Leerwert
Die Bestimmungsgrenze ist unter anderem abhängig von der Leerwertstreuung des eingesetzten Filtermaterials.
Sollen andere Filtermaterialien eingesetzt werden, z.B. Tiefenfilter aus Glasfaser, Quarzfaser, sind folgende Randbedingungen zu beachten:
Säurelösliche Anteile können insbesondere bei Verwendung von Glasfaserfiltern zu stark schwankenden Leerwerten und Querempfindlichkeiten führen (z.B. durch hohen löslichen Silikatanteil). Sowohl bei Glas als auch bei Quarzfaserfiltern können gerade bei geringen Cadmium-Konzentrationen Fehler durch Resorptions-Effekte beim Aufschluss entstehen. Auch bei Membranfiltern aus Celluloseestern müssen diese Effekte berücksichtigt werden, die im wesentlichen auf die unterschiedlichen natürlichen oder anthropogenen Schwermetallbelastungen des verarbeiteten Cellulosegrundstoffes zurückzuführen sind.
Der Cadmium-Leerwert (vgl. Abschnitt 3.1) ist hier zu verstehen als Mittelwert der Messungen mehrerer Celluloseestermembranfilter unterschiedlicher Produktionschargen, die einzeln der gesamten Probeaufbereitung und analytischen Bestimmung unterzogen werden: hier gehen Leerwerte und Leerwertstreuungen ein aus den Filtermaterialien, den Reagenzien und den eingesetzten Gefäßen.
7 Literatur
[1] | Siekmann, H.; Blome, H.; Heisig, W.: Probenahmesysteme, Spezielle Anforderungen und Entwicklungstendenzen. Staub-Reinhalt. Luft 48 (1988) Nr. 3, S. 89-94; |
[2] | Coenen, W.: Feinstaubmessungen mit den VC 25. Staub-Reinhalt. Luft 35 (1975) Nr. 12, S. 452-458; |
[3] | Coenen, W.: Beschreibung der Erfassungs- und Durchgangsfunktion von Partikeln bei der Atmung - messtechnische Realisierung. Staub-Reinhalt. Luft 41 (1981) Nr. 12, S. 472-479; |
[4] | Messung von Gefahrstoffen - BIA-Arbeitsmappe. Erich Schmidt Verlag, Bielefeld (Loseblatt-Ausgabe, Grundwerk 1989); |
[5] | VDI-Richtlinie 2265: Feststellung der Staubsituation am Arbeitsplatz zur gewerbehygienischen Beurteilung; |
[6] | Siekmann, H.; Schwaß, D.: Pumpen zur personenbezogenen Probenahme von Gefahrstoffen am Arbeitsplatz. BIA-Handbuch. Erich Schmidt Verlag, Bielefeld (Loseblatt-Ausgabe, Grundwerk 1985); |
[7] | Welz, B. (Hrsg.): CAS 4. Colloquium. Atomspektrometrische Spurenanalytik. Bodenseewerk Perkin Elmer, Überlingen (1987), S. 543-555; |
[8] | Sansoni, B. (Hrsg.): Instrumentelle Multielementanalyse. VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim (1985), S. 411-415. |
[9] | Technische Regel für Gefahrstoffe - TRGS 402: Ermittlung und Beurteilung der Konzentrationen gefährlicher Stoffe in der Luft in Arbeitsbereichen. Bundesarbeitsblatt Heft 11 (1986), S. 92-96; |
[10] | Völlkopf, U. et al: Wege zur interferenzfreien Bestimmung von Spurenelementen in Abwässern mit Graphitrohrofen - AAS. GIT Fachz. Lab. 26 (1982), S. 444-453. |
[11] | Völlkopf, U. et al: Einsatz der L'vov-Plattform in Graphitrohr-AAS zur Bestimmung von Blei und Cadmium in verschiedenen biologischen Proben; Angewandte Atom-Spektroskopie, Heft 26 (1980), S. 2-24. |
[12] | ISO/CD 11174: Proposed Committee Draft, June 1993. Workplace Air - Determination of particulate cadmium and cadmium compounds - Flame and electrothermal atomic absorption spectrometric method; |
[13] | Falbe, H. (Hrsg.): Chemie Lexikon/Römpp Bd. 1, S. 542-549, 9. Aufl., Thieme, Stuttgart (1989). |
__________
1 Polytetrafluorethylen.
ENDE |