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BGI/GUV-I 5146 / DGUV Information 204-008 - Handbuch zur Ersten Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Information

(Ausgabe 12/2014 aufgehoben)



Zur aktuellen Fassung

So benutzen Sie dieses Buch

Die Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand lassen jedes Jahr über 1 Million Versicherte in der Ersten Hilfe aus- und regelmäßig fortbilden und tragen die anfallenden Lehrgangsgebühren.

Das vorliegende Handbuch zur Ersten Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder beschreibt Erste-Hilfe-Maßnahmen für Kinder und Erwachsene. Es hilft Ihnen, die notwendigen Erste-Hilfe-Kenntnisse zu erwerben, nach dem Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses zu festigen und immer wieder aufzufrischen.

Für den betrieblichen Bereich hat die Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) bereits eine DGUV Information 204-007 "Handbuch zur Ersten Hilfe" erstellt.

Das Handbuch gliedert sich in 9 Kapitel, in denen die Notfälle, Verletzungen durch mechanische, thermische oder chemische Einwirkungen bis hin zu Unfällen durch elektrischen Strom sowie akute Erkrankungen, typische Infektionskrankheiten bei Kindern und die entsprechenden Maßnahmen zusammengefasst sind.

Im Anhang finden sich weitere Hinweise zur Sicherstellung einer wirksamen Ersten-Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder, z.B. zum Erste-Hilfe-Material, zum Verhalten nach Unfällen, zum Verletztentransport.

Schritt für Schritt erklärt

Beginnend mit dem sachgerechten Verhalten bei Unfällen, den Erstmaßnahmen am Unfallort, den lebensrettenden Sofortmaßnahmen bis hin zur Wundversorgung, zu Maßnahmen bei typischen Verletzungen der Muskeln, Gelenke und Knochen oder akuten Erkrankungen sowie typische Infektionskrankheiten bei Kindern, sind in jedem Kapitel Schritt für Schritt die korrekten Maßnahmen aufgelistet.

Sie sind leicht zu finden - nämlich farbig markiert - unter der Überschrift:

So machen Sie's richtig

Damit Sie dieses Handbuch sowohl zur schnellen Orientierung benutzen können als auch zur Rekapitulation von Maßnahmen, erscheinen - wo dies sinnvoll ist - die wichtigsten Stichwörter der Maßnahmen im Fettdruck.

Dieses Handbuch wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Die Informationen entsprechen dem aktuellen medizinischen Standard. Die Inhalte orientieren sich an den Lerninhalten der Ersten-Hilfe-Lehrgänge, die speziell für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder entwickelt wurden. Die Empfehlungen des Deutschen Beirats für Erste Hilfe und Wiederbelebung bei der Bundesärztekammer sind berücksichtigt. Die im Handbuch genannten Maßnahmen gelten gleichermaßen für Kinder und Erwachsene. Auf Ausnahmen wird ausdrücklich hingewiesen.

Dieses Handbuch ersetzt nicht die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs. Besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Lehrgang und frischen Sie Ihre Kenntnisse regelmäßig auf. Weitere Informationen zur Ersten Hilfe finden Sie auf der Internetseite: www.dguv.de/fb-erstehilfe (webcode: d96268)

Die Verpflichtung zum Helfen

Was fürchten wir Menschen mehr als Störungen unseres Wohlbefindens, Erkrankungen oder gar Unfälle mit ihren oft schlimmen Auswirkungen! Wie schnell wird der Gedanke daran, dass etwas passieren kann, verdrängt. Und doch gehören Unglücksfälle in allen unseren Lebensbereichen wie Haushalt, Beruf, Straßenverkehr, Freizeit, Sport usw. zu unserem Alltag.

Der Ersthelfer ist enorm wichtig

Viele sind immer noch der Auffassung, für die Hilfe bei Unglücksfällen seien Rettungsdienst oder ärztliche Notdienste zuständig und vergessen dabei, dass fast immer die richtige Hilfe in den ersten Minuten - bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes - für die Schwere der Unfallfolgen oder gar für das Überleben entscheidend sein kann. Zum Helfen sind wir nach § 323c StGB gesetzlich verpflichtet (siehe unten). Für die meisten von uns ist es selbstverständlich, Menschen in Not im Rahmen unserer Möglichkeiten zu helfen, auch ohne dazu gesetzlich verpflichtet zu sein.

§ 323c StGB "Unterlassene Hilfeleistung"

Nach § 323c des Strafgesetzbuches (StGB) wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist.

Richtiges Verhalten bei Notfällen

Menschen in Not brauchen Hilfe. Dies ist nicht allein eine Frage der Moral, die Verpflichtung zum Helfen ist auch gesetzlich festgelegt. Wir sind bei einem Notfall oder einem Unglück verpflichtet zu helfen - im Rahmen unserer gegebenen Möglichkeiten.

Das erste Kapitel erläutert die wichtigsten Rettungs- und Verhaltensmaßnahmen bei einem Unfall.

Es führt in die Erstmaßnahmen ein, die für alle möglichen Situationen gelten. Wichtig ist dabei oft die schnelle und richtige Alarmierung des Rettungsdienstes. Erste Hilfe bei Kindern erfordert vor allem Zuwendung, Einfühlungsvermögen, Verständnis und Zuspruch.

Anforderung an Helfende

Nicht jeder Notfall oder Unfall ist so spektakulär, wie man es womöglich aus Filmen oder einschlägigen Fernsehsendungen kennt. Die allermeisten Unglücksfälle verlaufen glimpflich und es ist nicht schwer, die richtige Erste Hilfe zu leisten.

So machen Sie's richtig

Eigene Sicherheit/eigenes Schutzverhalten

Bei manchen Unfallsituationen ist es notwendig, die Verunglückten unter Beachtung der eigenen Sicherheit aus einer akuten Gefahrensituation zu retten bzw. retten zu lassen, beispielsweise bei:

Was ist unter Erster Hilfe zu verstehen?

Unter Erster Hilfe versteht man alle Maßnahmen, die bei Unfällen, akuten Erkrankungen und Vergiftungen bis zum Eintreffen eines Arztes oder des Rettungsdienstes erforderlich sind, damit sich der Gesundheitszustand von Verletzten und Kranken nicht weiter verschlechtert:

Erste Hilfe ersetzt nicht die Behandlung durch einen Arzt.

Betreuung und Zuwendung sind für ein verunglücktes Kind am Unfallort besonders wichtig. Sprechen Sie mit ihm, spenden Sie Trost, und betreuen Sie es, bis der Rettungsdienst eintrifft

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Verhalten bei Verkehrsunfällen

1. Anhalten, um zu helfen

Gerade bei Verkehrsunfällen müssen Sie als Helfer auf Ihre eigene Sicherheit achten - vom ersten Moment an.

So machen Sie's richtig

2. Die Unfallstelle sichern

Im Interesse der Sicherheit aller Beteiligten müssen Sie die Unfallstelle sichern.

So machen Sie's richtig

Beachten Sie
Warnwesten gehören in Deutschland inzwischen zur Pflichtausstattung in Kraftfahrzeugen. Sie sollten sich immer griffbereit im Fahrzeug befinden, damit Sie bei einem Unfall schnell angelegt werden können und zu Ihrer Sicherheit beitragen. Auch die Ausstattung des Fahrzeugs mit einem Feuerlöscher ist sinnvoll. Da sich Brände meist relativ langsam entwickeln, kann der frühzeitige und gezielte Einsatz eines Kfz-Feuerlöschers manchen Entstehungsbrand schnell löschen und Fahrzeuginsassen retten.

3. Rettung aus akuter Gefahr

Nach der Sicherung der Unfallstelle leisten Sie dem Betroffenen Erste Hilfe. Bei akuter Gefahr müssen Sie dazu den Betroffenen zunächst aus der Gefahrenzone retten. Erwachsene können im Rettungsgriff aus dem Gefahrenbereich gerettet werden.

So machen Sie's richtig

Erste Maßnahmen bei ansprechbaren Betroffenen

Die erste Kontaktaufnahme

Um etwas über den Gesundheitszustand eines Betroffenen zu erfahren, bedarf es meist keiner technischen Hilfsmittel. Die meisten Betroffenen sind bei Bewusstsein und somit ansprechbar. Sie können Angaben über ihre Verletzungen, Schmerzen oder ihr Befinden machen. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass Betroffene, aber auch akut Kranke, meist emotional sehr angespannt sind. Helfer müssen auf unterschiedliche Reaktionen wie Angst, Scham und Aggressionen gefasst sein. Daher ist es wichtig, dass Vertrauen zwischen Helfendem und Betroffenem aufgebaut wird.

Umgang mit Betroffenen

Begeben Sie sich auf die Höhe des Betroffenen.

Häufig stehen mehrere Personen um den Betroffenen herum, dies ist für den Betroffenen sehr unangenehm, insbesondere wenn sich eine Person von oben über ihn beugt. Knien oder hocken Sie sich deshalb hin, wenn der Betroffene auf dem Boden liegt. Treten Sie nicht von hinten an einen Betroffenen heran, sondern möglichst immer von vorn mit Blickkontakt.

Schauen Sie den Betroffenen an.

Sie erhalten dadurch einen Gesamtüberblick über den Zustand des Betroffenen. Sie können erkennen, ob die Person aufgeregt ist, ob sie friert, ob sie Schmerzen hat oder sichtbare Verletzungen vorliegen.

Nennen Sie Ihren Namen.

Durch diesen ersten Kontakt vermitteln Sie dem Betroffenen, wahrgenommen zu werden - dies schafft Vertrauen. Fragen Sie nach seinem Namen.

Ergreifen Sie die Initiative. Bitten Sie andere Personen um Mithilfe

Damit bekunden Sie Respekt und Anteilnahme. Fragen Sie den Betroffenen, was passiert ist und ob er Schmerzen hat. Sie erhalten hierdurch wichtige Informationen über das Unfallgeschehen bzw. die Krankengeschichte. Krankheitsbild und Verletzungen können so erkannt werden. Befindlichkeiten und Ängste werden erkennbar.

Stellen Sie vorsichtig Körperkontakt her.

Halten Sie die Hand des Betroffenen oder legen Sie Ihre Hand auf seine Schulter. Auch das Abwischen der Stirn wird vom Betroffenen meist positiv aufgenommen.

Sagen Sie dem Betroffenen immer, was Sie tun.

Stimmen Sie jedes weitere Vorgehen mit dem Betroffenen ab. Sagen Sie ihm immer, was Sie vorhaben und fragen Sie ihn, ob er einverstanden ist und ggf. mithelfen kann. Sagen Sie ihm auch, was schon getan wurde, dass z.B. der Rettungsdienst oder Notarzt bereits informiert sind. Seien Sie behilflich, wenn der Betroffene Kontakt zu einem vertrauten Arzt oder zu Angehörigen aufnehmen will.

Bitten Sie Umstehende um Mithilfe.

Meist sind Sie an einer Unglücksstelle nicht allein. Sprechen Sie andere Personen direkt an und bitten Sie um deren Mithilfe. Es ist wichtig, dass jemand die Initiative ergreift und die Erste Hilfe koordiniert, bis der Rettungsdienst/Notarzt eintrifft.

Alterseinteilung der Kinder

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie erleben Notfallsituationen aus ihrer Perspektive. Auch sind Auswirkungen von Unfällen und Erkrankungen andere. Ebenso ist die erforderliche Erste Hilfe dem Alter, der Konstitution und dem Entwicklungsstand des Kindes anzupassen. Damit Sie die im Buch beschriebenen Maßnahmen zuordnen können, hier die Alterseinteilung zur Orientierung:

Erste Maßnahmen bei verletzten und kranken Kindern

Bei verunglückten oder kranken Kindern ist eine Diagnose ungleich schwerer als bei Erwachsenen. Es bedarf oftmals viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Versuchen Sie ruhig zu bleiben. Aufregung, Panik, Unruhe, Hektik ist wenig hilfreich und überträgt sich auf den Betroffenen. Insbesondere Kinder bekommen Angst und werden weiterverunsichert: "Wenn alle so aufgeregt sind, dann muss es mir ja schlecht gehen." Wirken Sie beruhigend, indem Sie ruhig sprechen, das Kind streicheln und es zügig, aber ohne Hast untersuchen.

So machen Sie's richtig

All diese Beobachtungen geben Ihnen die ersten Informationen über den Allgemeinzustand des Kindes und wichtige Hinweise für Ihr weiteres Vorgehen und Ihre Erste Hilfe, die Sie dem Zustand des betroffenen Kindes anpassen können.

Fieber messen bei Kindern

Ein besonders zu beachtendes Symptom bei Infektionskrankheiten ist das Fieber. Fühlen sich Kinder allgemein "kränklich", können das die ersten Zeichen für eine Infektionskrankheit sein. In solchen Fällen ist es hilfreich, einmal die Temperatur des Kindes zu messen. Im Gespräch mit den Eltern oder einem Arzt ist erhöhte Körpertemperatur eine wichtige Information.

So machen Sie's richtig
Axillare Messung (in der Achselhöhle)

Orale Messung (im Mund)

Rektale Messung (im After)
Die rektale Messung wird meist bei Säuglingen und Kleinkindern angewendet. Der Messwert liegt bei der rektalen Messung ca. 0,5°C höher als bei der axillaren oder oralen.

Messung im Ohr

Fiebermessung mit dem Ohrthermometer: Bei Säuglingen muss die Ohrmuschel gerade nach hinten gezogen werden, bei größeren Kindern wie abgebildet dagegen schräg nach oben

Beachten Sie
TemperaturBedeutung
Über38°CFieber
Ca. 37°C bis 38°CErhöhte Temperatur
Ca. 36°C bis 37°CRegelrechte Temperatur
Unter36°CUntertemperatur


Suchen nach Verletzungen bei Kindern

Bevor Sie Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen, müssen Sie Art und Umfang der Verletzungen oder der Erkrankung ermitteln. Wenn das Kind ansprechbar ist, können Sie es nach seinem Befinden fragen und erhalten so Hinweise. Doch gerade bei kleineren Kindern ist dies nicht so einfach. Sie neigen dazu, über Bauchschmerzen zu klagen, auch wenn es woanders weh tut. Manche Kinder behaupten aus Angst, etwas angestellt zu haben, sie seien unverletzt. Manchmal müssen Sie Kleidung öffnen oder aufschneiden, damit Verletzungen besser erkannt und versorgt werden können.

Merke
Ist das Kind bewusstlos, erschwert das Fehlen jeder Schmerzäußerung das Erkennen von Verletzungen. Nicht nur Verletzungen, die sofort ins Auge fallen, sind zu versorgen, sondern auch solche, die durch die Lage des Kindes oder die Kleidung verdeckt sein könnten. Diese werden leicht übersehen!
Wichtig:
Sagen Sie Kindern immer, was Sie tun wollen und bitten Sie um Mithilfe.

Betreuung und Zuwendung

Besonders wichtig für das Allgemeinbefinden verunglückter oder kranker Kinder sind die Betreuung und die Zuwendung durch den Ersthelfer - möglichst durch eine dem Kind nahe stehende Person - bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.

Dies wird häufig unterschätzt und leider allzu oft vernachlässigt. Geben Sie dem Kind sein liebstes Kuscheltier. Auch manche Rettungsdienste haben Kuscheltiere dabei. Diese helfen, das Kind von seinen Verletzungen und Schmerzen abzulenken.

So machen Sie's richtig

Verletzte und erkrankte Kinder immer gut zudecken

In der Folge einer Verletzung oder einer Erkrankung und der damit verbundenen erheblichen psychischen Belastung frieren die kleinen Patienten selbst bei normaler Lufttemperatur - vor allem wenn durch den Unfall oder die Erkrankung der Kreislauf beeinträchtigt ist. Kinder haben durch die im Verhältnis zu Erwachsenen viel geringere Körpermasse einen sehr labilen Wärmehaushalt. Daher müssen Kinder immer gut warm gehalten werden. Vorsicht bei Säuglingen - bei ihnen kann zu warmes Zudecken zu einem Wärmestau führen.

Info
Besonders vorteilhaft sind die im Verbandkasten vorhandenen Rettungsdecken (Silberseite innen, Goldseite außen). Beachten Sie, dass die Rettungsdecke beim Entfalten sehr geräuschvoll ist, was das Kind in der ohnehin belastenden Situation erschrecken könnte.

Notruf / Alarmierung des Rettungsdienstes / Rettungskette

Die möglichst rasche Alarmierung des Rettungsdienstes ist oft ein wichtiger Bestandteil der Ersten Hilfe. In Deutschland besteht ein lückenloses Netz von Rettungsleitstellen und Rettungswachen. Damit ist sichergestellt, dass Betroffene bei einem Notfall rund um die Uhr schnelle, fachgerechte medizinische Hilfe erhalten und in ein Krankenhaus gebracht werden. Jeder Augenzeuge eines Unfalls sollte in der Lage sein, den Rettungsdienst zu alarmieren.

Die Rettungskette

Die einzelnen Schritte der Hilfe sind wie Glieder einer Kette zu verstehen. Sie greifen ineinander und sorgen dafür, dass Betroffene die notwendige Hilfe schnell erhalten - bis hin zur endgültigen ärztlichen Behandlung im Krankenhaus. Jede Kette ist allerdings nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Die Bedeutung der Ersten Hilfe zeigen die ersten zwei Glieder der Kette: Sofortmaßnahmen + Notruf und weitere Erste Hilfe. Nur eine Ausbildung in Erster Hilfe trägt dazu bei, die Rettungskette zu stärken.

Die Rettungskette illustriert die Bedeutung der Ersten Hilfe. Ihre versierte Erste Hilfe trägt dazu bei, dass diese Kette nicht abreißt

Die Notrufnummern

Die bundesweit einheitlichen Notrufnummer zur Alarmierung des Rettungsdienstes und der Feuerwehr ist:

112

Der Notruf geht zur nächsten Rettungsleitstelle.

Mit der Notrufnummer 110 wird die Polizei erreicht. Hier eingehende Notrufe werden an den Rettungsdienst/die Feuerwehr weitergeleitet. Giftnotrufzentrale (=>)

Rufen Sie möglichst schnell den Rettungsdienst, damit die Rettungskette greifen kann. Oder bitten Sie eine andere Person, dies zu tun.

Beim Notruf ist die genaue Ortsangabe besonders wichtig. Von allen öffentlichen Münz- und Kartentelefonen und auch vom Handy aus ist der Notruf immer kostenlos

Die Unfallmeldung / Der Notruf

So machen Sie's richtig

Die Unfallmeldung sollte die folgenden Informationen (5 W's) enthalten.

Wo ist der Notfall?

Geben Sie den Notfallort genau an,

Ort, Straße, Hausnummer, Stockwerk usw.

Was ist geschehen?

Beschreiben Sie kurz die Notfallsituation.
Die Rettungsleitstelle muss erkennen, welche Maßnahmen eingeleitet werden müssen (Rettungshubschrauber, Feuerwehr usw.). Weisen Sie darauf hin, wenn es sich beim Notfallpatienten um ein Kind handelt.

Wie viele Verletzte / Betroffene sind zu versorgen?

Diese Angaben sind wichtig, um genügend Fahrzeuge und Personal einsetzen zu können. Wenn der Betroffene ein Kind ist, nennen Sie dessen Alter.

Welche Art von Verletzungen oder Krankheitszeichen haben die Betroffenen?

Sind Personen in lebensgefährlichem Zustand? Die Rettungsleitstelle braucht diese Angaben, um die richtigen Fahrzeuge und das notwendige Personal, z.B. Notarzt, einzusetzen.

Warten auf eventuelle Rückfragen der Rettungsleitstelle.

Legen Sie erst auf, wenn das Gespräch von der Leitstelle beendet wurde! Es ist nicht schlimm, wenn Sie in der Aufregung nicht genau wissen, welche Angaben benötigt werden. Das Leitstellenpersonal wird die notwendigen Informationen von Ihnen abfragen.

Wenn Kinder ins Krankenhaus müssen

So machen Sie's richtig

Lebensrettende Sofortmaßnahmen

Lebensrettende Maßnahmen sind immer dann notwendig, wenn durch einen Unfall, eine akute Erkrankung oder eine Vergiftung die lebenswichtigsten Funktionen - Bewusstsein, Atmung und Kreislauf - bedroht sind. Hier zählt jede Sekunde. Deshalb gilt das Prinzip: Notruf 112 - so schnell wie möglich!

Dieses Kapitel beschreibt Schritt für Schritt die lebensrettenden Sofortmaßnahmen.

Bewusstlosigkeit

Arbeiten die verschiedenen Bereiche des Nervensystems ungestört zusammen, so ist der Mensch bei Bewusstsein. Er kann sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken. Sein Denk-, Merk- und Reaktionsvermögen funktioniert ebenso wie die Fähigkeit, geordnete Bewegungsabläufe auszuführen. Er ist örtlich, zeitlich und der Situation entsprechend orientiert. Auch die wichtigen Schutzreflexe sind, obwohl sie nicht bewusst gesteuert werden, von einem ungestörten Bewusstsein abhängig.

Ursachen für Bewusstlosigkeit

Ursachen für Bewusstseinsstörungen sind beispielsweise Beeinträchtigungen der Gehirnfunktion nach schweren Kopfverletzungen, klimatische Einflüsse auf den Organismus (z.B. Hitzschlag) oder vom Gehirn ausgehende Krampfanfälle. Gefäßverletzungen mit massiven Blutungen oder bei Erwachsenen akute Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Herzrhythmusstörungen.

Auch bei Kindern ist Bewusstlosigkeit bei Kopfverletzungen möglich. Oft ist aber bei Kindern direkter Sauerstoffmangel die Ursache. Typische Beispiele sind Unfälle und Erkrankungen mit Atemstörungen, wie etwa eine Verlegung der

Gefahren bei Bewusstlosigkeit
Bei Bewusstlosen ist die Muskulatur völlig erschlafft und die Schutzreflexe sind ausgeschaltet. Die Zunge kann in den Rachenraum sinken und dort die Atemwege verschließen. Da der Hustenreflex bei Bewusstlosen fehlt, können außerdem Speichel, Erbrochenes oder Blut in die Atemwege gelangen und zur Erstickung führen.

Atemwege (Beinahe-Ertrinken, Verschlucken oder Anatmen von Fremdkörpern). Auch Erkrankungen der Atemwege wie Kehlkopfentzündungen (Epiglottitis), Krupp sowie Pseudokrupp können zu Störungen der Atmung führen. Letztlich kommen bei Kindern auch Vergiftungen mit Störung der Vitalfunktionen vor.

Erkennen der Bewusstlosigkeit

Eine Bewusstlosigkeit erkennen Sie daran, dass Betroffene nicht ansprechbar sind. Sie reagieren nicht mehr auf äußere Reize, die Muskulatur ist erschlafft. Der Zustand ist einem Tiefschlaf vergleichbar, aus dem sie nicht erweckt werden können.

So machen Sie's richtig

1. Bewusstsein kontrollieren

Achtung: Säuglinge niemals kräftig schütteln!

2. Notruf / Rettungsdienst alarmieren

Immer wenn Sie feststellen, dass ein Verletzter oder Kranker bewusstlos ist, veranlassen Sie sofort, möglichst parallel mit dem Beginn der weiteren Maßnahmen, dass der Rettungsdienst alarmiert wird.

3. Atemkontrolle durchführen

Achtung: Sind an Bauch und Brustkorb Bewegungen erkennbar, ohne das ein Atemzug erfolgt, kann eine Verlegung der Atemwege vorliegen (=>).

4. Stabile Seitenlage

So machen Sie's richtig
  • Knien Sie seitlich neben dem Betroffenen und legen
    Sie den nahen Arm angewinkelt neben den Kopf.
  • Greifen Sie die ferne Hand und führen Sie diese an die Wange des Betroffenen und halten sie dort fest.
  • Fassen Sie jetzt das ferne Bein oberhalb des Knies und ziehen den Betroffenen zu sich. Der Körper wird so vorsichtig auf die Seite gelegt.
  • Damit die Atemwege frei sind, müssen Sie den Kopf des Betroffenen nackenwärts beugen und darauf achten, dass der Mund geöffnet ist. So können Flüssigkeiten ungehindert abfließen. Legen Sie die Finger der nahen Hand unter die Wange, so dass der Kopf in seiner Lage stabilisiert wird.
  • Betroffenen warm zudecken.
  • Sollte der Betroffene aufwachen, bevor der Rettungsdienst eintrifft, veranlassen Sie ihn, liegen zu bleiben. Wer bewusstlos war, gehört in ärztliche Behandlung.
  • Bei Atemstillstand müssen Sie den Betroffenen sofort wieder auf den Rücken drehen und mit der Wiederbelebung beginnen (=>).

Hinweis: Die Seitenlage ist bei Erwachsenen und Kindern gleich.


Kreislaufstillstand

Häufigste Ursache für lebensbedrohliche Störungen des Herz-Kreislauf-Systems bei Erwachsenen sind Gefäßveränderungen, die vor allem im Bereich der Koronargefäße (der Herzkranzgefäße) zu Gefäßverengungen und schließlich zu Gefäßverschlüssen, dem Herzinfarkt führen. Schlimmstenfalls tritt ein völliger Herz-Kreislauf-Stillstand ein. Aber auch Unfälle, z.B. mit massiven Blutungen, können den Kreislauf bedrohlich schwächen. Gleiches gilt für Elektrounfälle und schwere Vergiftungen.

Die folgenden Symptome weisen auf einen entsprechenden Notfall hin:

Achtung: Auch gelegentliche, einzelne Atemzüge, die in dieser Situation typisch sind, dürfen nicht als normale Atmung angesehen werden!

Wenn das Gehirn nur wenige Minuten nicht mit Sauerstoffversorgt wird, treten bleibende Schädigungen auf. Daher ist es wichtig, schnell und richtig zu handeln.

So machen Sie's richtig

Druckmassage


Kombinieren Sie 30 Druckmassagen mit je 2 Atemspenden.

Beatmung


Hinweis
Hebt sich bei der ersten Atemspende der Brustkorb des Betroffenen nicht, wie bei normaler Atmung üblich, korrigieren Sie die Kopflage, kontrollieren Sie den Mundraum und entfernen ggf. Fremdkörper. Es erfolgen nicht mehr als zwei Beatmungsversuche. Ist eine Atemspende nicht möglich, erfolgt ausschließlich die Herzdruckmassage.


Defibrillation

Führen Sie die Wiederbelebungsmaßnahmen so lange durch, bis:

Besonderheit bei der Wiederbelebung von Kindern und Säuglingen

Während die Ursachen für einen Atemstillstand bei Erwachsenen meist kreislaufbedingt sind und daher sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen (Druckmassage) begonnen wird, stehen bei Säuglingen und Kindern oftmals Atemstörungen oder Atemstillstand im Vordergrund, die nicht unmittelbar mit einem Kreislaufstillstand in Verbindung stehen. Daher weicht der Ablauf der Hilfeleistung bei Kindern gegenüber dem bei Erwachsenen ab, es wird mit Beatmung begonnen.

So machen Sie's richtig

Sie haben bei einem Kind/Säugling Bewusstlosigkeit festgestellt und das Kind atmet nicht.

Die Wiederbelebung kann beendet werden, wenn das Kind vom Rettungsdienst/ Notarzt übernommen wird oder Atmung bzw. Lebenszeichen erkennbar sind. In diesem Fall ist die stabile Seitenlage (=>) herzustellen.

Ersticken

Fremdkörper in Luft- und Speiseröhre (Erwachsene)

So machen Sie's richtig (Erwachsene)

Wenn sich der Zustand nicht bessert, und der Betroffene trotz aller Bemühungen zu ersticken droht, kann als "allerletzte Maßnahme" noch folgendes versucht werden:

Achtung: Diese Maßnahme darf nur als letztes Mittel (ultima ratio), wenn alles andere versagt hat, angewendet werden.

Besonderheit bei Kindern

Fremdkörper in Luft- und Speiseröhre

Ein in der Luftröhre steckender Fremdkörper verursacht je nach Schwere Hustenreiz, pfeifende Atemgeräusche, das Fehlen jeglichen Atemstoßes (ggf. noch vorhandene Brustkorbbewegungen) sowie die Unfähigkeit zu sprechen. Das Kind ist dabei blaurot im Gesicht und versucht erfolglos zu atmen.

Bei Fremdkörpern in der Speiseröhre treten Schluckbeschwerden oder Brechreiz auf. Durch die flexible Rückwand der Luftröhre können Fremdkörper in der Speiseröhre auch die Luftröhre einengen. So kann ebenfalls akute Erstickungsgefahr bestehen.

So machen Sie's richtig (Kinder)

Sollte ein großer Fremdkörper in der Mundhöhle gut sichtbar sein, kann versucht werden, ihn mit den Fingern herauszuholen. Einen nicht sichtbaren Fremdkörper auf diese Weise zu entfernen, muss unterbleiben.

Um Fremdkörper aus Luft- und Speiseröhre zu befördern, legen Sie kleinere Kinder mit vornübergebeugtem Oberkörper übers Knie und geben nicht zu kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter. Prüfen Sie regelmäßig ob sich der Fremdkörper gelöst hat.

Merke
Auch wenn ein Fremdkörper in der Speiseröhre keine ernsten Beschwerden verursacht, sondern nur ein unangenehmes Gefühl, sollten Sie mit dem Kind einen Arzt aufsuchen, um Schäden zu vermeiden.


Wichtig:
Kleinkinder dürfen Sie nicht an den Beinen hochziehen und auf den Rücken schlagen!


"Beinahe-Ertrinken" (Kinder)

Ertrinkungsunfälle gehören zu den häufigsten Todesfällen bei Kleinkindern, denn immer noch geraten Kinder z.B. in nicht ausreichend gesicherten Gartenteichen in Lebensgefahr. Entgegen der allgemeinen Meinung muss bei einem aus dem Wasser geretteten Kind nicht zunächst die Lunge ausgepumpt werden. Wasser kann in so kurzer Zeit weder in die Lunge eindringen noch könnten Sie es dort wieder herausholen. Solche Bemühungen würden den Beginn der Wiederbelebung nur unnötig verzögern. Vielmehr muss sofort nach der Rettung die Wiederbelebung beginnen.

So machen Sie's richtig

Insektenstich im Mund-Rachenraum

Insektenstiche im Mund- bzw. Rachenraum (häufig infolge eines versehentlichen Mittrinkens von Wespen) können lebensbedrohlich werden. Durch das Insektengift schwellen im empfindlichen Mund-Rachenraum die Schleimhäute an oder es kommt zum Anschwellen der Zunge. Die Atemwege des Betroffenen verengen sich oder drohen vollständig zu verschließen. Es besteht akute Erstickungsgefahr.

So machen Sie's richtig

Unfällen vorbeugen
Beugen Sie Stichunfällen vor, indem Sie beim Essen und Trinken in der warmen Jahreszeit besonders achtsam sind, insbesondere bei Getränken aus nicht einsehbaren Behältern. Kinder sollten dann immer Trinkhalme verwenden.

Elektrounfälle

Vor allem Kinder sind nicht in der Lage, die Gefahr, die von elektrischem Strom ausgeht, zu erkennen oder einzuschätzen. Daher besteht die größte Unfallgefahr durch ungesicherte Stromquellen. Maßgeblich für einen Elektrounfall ist, dass der menschliche Körper in einen Stromkreis einbezogen wird.

Wichtig:
Sichern Sie in den Bereichen, wo sich Kinder aufhalten die Stromquellen (Steckdosen), z.B. durch kindersichere Abdeckungen.

Auswirkungen auf den menschlichen Körper

So machen Sie's richtig

Schock

Unabhängig von den Ursachen beruht ein Schock immer auf einem Missverhältnis zwischen erforderlicher und tatsächlicher Blutversorgung des Körpers. Die damit verbundene Senkung des Blutdrucks führt zu einer unzureichenden Versorgung und Entsorgung der Körperzellen (vor allem mit Sauerstoff) und damit zu bedrohlichen Stoffwechselstörungen. Dies wiederum hat zur Folge, dass sich der Allgemeinzustand des Betroffenen mit zunehmender Dauer des Schocks immer rasanter verschlechtert. Oft wird das Leben von Unfallverletzten nicht durch die Verletzung selbst, z.B. einen Knochenbruch, sondern durch den dadurch ausgelösten Schock gefährdet.

Ein Schock kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Ausschlaggebend ist, an welcher Stelle im Kreislaufsystem eine Schädigung eingetreten ist.

Welche Ursachen führen zum Schock?

Wie reagiert der Körper?

Der Körperversucht, einer Verschlechterung der Durchblutung entgegenzuwirken. Dabei erhöht sich die Pulsfrequenz, und der Kreislauf wird zunächst zentralisiert, so dass zuletzt nur noch die lebenswichtigen Organe (wie etwa Gehirn, Lunge und Herz) ausreichend durchblutet werden. Daraus lassen sich auch die Erkennungszeichen des Schocks ableiten.

Die Folgen: Organe, die empfindlich auf mangelnde Durchblutung reagieren, wie Nieren und Lunge, können geschädigt werden (Schockniere, Schocklunge). Werden nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet, kommt es zum Kreislaufzusammenbruch, der tödlich enden kann.

Wichtig:
Droht Schock durch starken Flüssigkeitsverlust, z.B. bei Erbrechen oder Durchfall, sollten Betroffene frühzeitig viel trinken (Mineralwasser, Tee etc.).

Maßnahmen bei Schock

So machen Sie's richtig

Hinweis:
Ist die Ursache für den Schock eine Schwächung der Herztätigkeit oder ist der Schock mit schwerer Atemnot verbunden, sollte der Oberkörper entgegen den beschriebenen Maßnahmen etwas erhöht gelagert werden.

Schwere allergische Reaktion

In sehr seltenen Fällen lösen Stoffe, mit denen der Körper in Kontakt kommt bzw. die vom Körper aufgenommen werden, eine schwere allergische Reaktion aus. Beispiele sind Wespen- und Bienenstiche, aber auch Unverträglichkeiten von Medikamenten. Äußerlich kann Quaddelbildung der Haut mit oft heftigem Juckreiz auftreten, auch Atemstörungen sind möglich. Allergische Reaktionen können sich sekundenschnell entwickeln, manchmal jedoch auch erst nach einer Latenzzeit bis zu 30 Minuten eintreten. Daher ist schon bei ersten Anzeichen wie Kribbeln im Mund, an der Zunge und den Lippen, Quaddelbildung auf der Haut mit Juckreiz an eine allergische Reaktion zu denken. Es folgen Symptome wie Erbrechen, Schock und Atemnot. Im weiteren Verlauf droht Bewusstlosigkeit.

So machen Sie's richtig

Blutungen, Kopf-, Bauch- und Brustkorbverletzungen

Blutungen verursachen - vor allem wenn sie stark sind - sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Ersthelfern eine "schockartige" Wirkung. In der Tat kann der Blutverlust erheblich sein. Und der Verlust von einem Liter Blut kann bereits zum lebensbedrohlichen Schock führen. Deshalb ist die schnelle und sachgemäße Blutstillung eine der vorrangigen Aufgaben der Ersten Hilfe.

Dieses Kapitel macht Sie außerdem mit den Maßnahmen bei schweren Kopf-, Bauch- und Brustkorbverletzungen vertraut. In solch schweren Fällen muss der Rettungsdienst alarmiert werden.

Bedrohliche Blutungen

Bedrohliche Blutungen entstehen durch Gewalteinwirkung auf den Körper. Hierdurch werden Gefäße verletzt. Es blutet aus einer sichtbaren Wunde. Eine innere Blutung kann auch unsichtbar in die Muskulatur sowie den Bauch- oder Brustraum erfolgen. Die Gefahr besteht darin, dass ab einem durchschnittlichen Blutverlust von ca. 15 bis 20 Prozent ein Schock mit den dort beschriebenen Folgen (=>) eintritt. Der Betroffene kann verbluten.

Hinweis
Austretendes Blut wird oft verschmiert und auf Kleidung und Umgebung verteilt. Durch die intensive Farbe des Blutes sieht es in den meisten Fällen oft schlimmer aus, als es ist.

Blutstillung am Arm

So machen Sie's richtig

1. Arterie abdrücken

Halten Sie den Arm des Betroffenen hoch. Drücken Sie mit vier Fingern einer Hand die Arterie an der Innenseite des Oberarms ab.

Wenn Sie richtig gedrückt haben, hört die Blutung auf. Sie können dann einen Druckverband anlegen.

2. Druckverband anlegen

Am besten geht's zu zweit:

Ein Helfer hält den Arm hoch (bzw. drückt die Arterie ab); der andere legt die Wundauflage des Verbandpäckchens auf.

Umwickeln Sie die blutende Stelle zwei- bis dreimal. Dann wird das zweite Verbandpäckchen als Druckpolster aufgelegt.

Umwickeln Sie das Druckpolster mit den restlichen Bindengängen des ersten Verbandpäckchens und verknoten Sie es zum Schluss.

Lagern Sie den betroffenen Arm etwas erhöht und decken Sie den Betroffenen zu. Sie können auch seine Beine leicht erhöht lagern.

Blutstillung am Bein

So machen Sie's richtig

Was noch wichtig ist

Sollte ein Druckverband am Arm oder Bein einmal sehr stark durchbluten, wickeln Sie einfach einen zweiten Druckverband darüber und erhöhen dabei leicht den Druck. Ein nur leichtes Durchbluten (Verfärbung des Verbandes) ist nicht weiter schlimm.

Der Blutverlust und die psychische Belastung wirken sich negativ auf den Kreislauf aus. Daher kommt es darauf an, die Körperwärme zu erhalten, die Beine sollten leicht erhöht gelagert werden und wichtig ist Betreuung und Zuwendung.

Blutstillung an Kopf und Rumpf

So machen Sie's richtig

Wichtig:
Bei starken Blutungen am Kopf müssen Sie auch an die Möglichkeit einer Gehirnerschütterung denken.

Amputationsverletzungen

Bei der Abtrennung (Amputation) von Körperteilen (z.B. einem Finger oder einer ganzen Hand) müssen Sie sich zuerst um den Betroffenen kümmern. Stillen Sie zunächst die Blutung, indem Sie die Wunde (z.B. mit einem Druckverband) verbinden. Danach den Betroffenen wegen des Schocks zudecken und betreuen.

Da abgetrennte Körperteile (Amputate) unter Umständen replantiert (angenäht) werden können, muss auch das Amputat - wie nachfolgend beschrieben - versorgt werden und dem Rettungsdienst mit in die Klinik gegeben werden.

So machen Sie's richtig

Wichtiger Hinweis
Erst den Verletzten versorgen und dann das Amputat! Abbindungen sind zu vermeiden; sie sind überflüssig und für die spätere medizinische Versorgung von Nachteil.

Ausgeschlagene Zähne

Aus dem Kiefer getrennte Zähne können ggf. replantiert werden. Voraussetzung ist, dass der Zahn feucht gehalten (z.B. durch Speichel, Kochsalzlösung oder Milch) und nicht an der Wurzel berührt wird. Den Zahn im Mund zu behalten bis der Betroffene in der Klinik ist, ist sicher nur älteren Kindern und Erwachsenen möglich. Aufbewahren kann man die Zähne am Besten in einer Dentalrettungsbox (Apotheke und Rettungsdienst).

Kopfverletzungen

Folgen einer Gewalteinwirkung auf den Kopf

Bei einer Gewalteinwirkung auf den Kopf besteht die größte Gefahr meist nicht durch die äußere Wunde, sondern durch die Schädigung des Gehirns und die damit verbundene Bewusstlosigkeit. Sie kann unmittelbar bestehen, aber auch mit zeitlicher Verzögerung durch Anschwellen des Gehirns und/oder durch Blutungen im Gehirn, auftreten. Die Verzögerung kann Minuten, aber auch Stunden betragen. Aus diesem Grund ist eine ärztliche Diagnostik unabdingbar. Ist ein Verletzter nach einer Gewalteinwirkung auf den Kopf bewusstlos oder verliert er mit zeitlicher Verzögerung das Bewusstsein, besteht Lebensgefahr!
Achtung: Bei Säuglingen kann bereits kräftiges Rütteln und Schütteln zu einer Schädigung des Gehirns führen.

Gehirnerschütterung

Eine Gehirnerschütterung ist eine häufige Folge bei Kopfverletzungen. Die Betroffenen sind meist zunächst für Sekunden bis wenige Minuten bewusstlos.

Dies wird oft vom Helfenden gar nicht bemerkt. Danach sind aber die charakteristischen Anzeichen einer Gehirnerschütterung erkennbar:

So machen Sie's richtig

Achtung:

Bauchverletzungen

Bauchverletzungen und Blutungen in die Bauchhöhle treten meist nach Gewalteinwirkung auf Bauch oder Rücken auf. Dabei können Organe, wie z.B. Leber, Milz, Magen, Darm, Blase, aber auch große Blutgefäße verletzt werden und in die Bauchhöhle bluten. Solche Blutungen sind besonders bedrohlich, da der Ersthelfer sie nicht erkennen und die Blutung von außen nicht stillen kann. Es besteht Lebensgefahr. Der Verletzte kann verbluten bzw. an den Folgen des Schocks sterben. Bisweilen ergibt sich aus der Unfallsituation ein Anhaltspunkt:

So machen Sie's richtig

Wichtig
Lassen Sie den Betroffenen bei einer Bauchverletzung möglichst in der Lage, die er von selbst eingenommen hat. Versuchen Sie nicht, ihn in die Rückenlage zu bringen, wenn ihm das unangenehm ist.

Bei Bauchverletzungen können Sie den Betroffenen auf den Rücken legen - aber nur, wenn er das ausdrücklich will. Unterpolstern Sie dann die Knie.

Zu Ihrer Information
Bauchverletzte klagen manchmal über starken Durst und wollen etwas trinken. Wegen der oftmals notwendigen sofortigen Operation dürfen Betroffene aber auf keinen Fall etwas trinken oder essen. Die hier einschlägig beschriebenen Maßnahmen sind auch bei akuten Baucherkrankungen anzuwenden.

Brustkorbverletzungen

Gewalteinwirkung wie Messerstiche oder ein harter Aufprall des Brustkorbs auf einen festen Gegenstand (z.B. bei einem Verkehrsunfall oder bei einem Sturz) kann zu Brustkorbverletzungen führen. Nicht selten werden dabei auch Rippen gebrochen.

Wird durch den Unfall auch die Lunge verletzt, besteht Lebensgefahr. Ist die Brustwand durch eine Wunde eröffnet oder die Lunge beschädigt, dringen Luft und Blut in den Brustraum ein. Hierdurch wird die Lunge eingeengt und die Atmung behindert.

So machen Sie's richtig

Wundversorgung bei kleineren Verletzungen

Kein Kind bleibt davon verschont - mal sind es Knie, die aufgeschürft sind, dann ist es der Holzsplitter in der Hand und manchmal auch eine Platzwunde am Kopf, vom gelegentlichen Nasenbluten ganz zu schweigen. Dieses Kapitel behandelt verschiedene, eher kleinere Verletzungen und Wunden und deren Versorgung. Es werden verschiedene Verbandarten und Verbandtechniken vorgestellt.

Wunden

Durch äußere Gewalteinwirkung sowie durch die Einwirkung von Hitze, Kälte oder von chemischen Stoffen auf den Körper entstehen Wunden. Immer wird zunächst die Haut, das größte menschliche Organ, geschädigt. Außerdem können die unter der Haut liegenden Gewebeschichten wie Muskeln, Sehnen, Nerven und Blutgefäße verletzt werden, manchmal auch Knochen und Organe.

Durch eine Verletzung verliert die Haut ihre schützende Funktion gegenüber der Umwelt. Keimen und Krankheitserregern wird das Eindringen in den Körper ermöglicht, daher besteht bei Wunden immer die Gefahr einer Infektion.

Jede Gewebeschädigung verursacht Schmerzen. Sie sind bei großflächigen und tief gehenden Verletzungen meist stärker als bei kleinen oberflächlichen Verletzungen. Brandwunden sind besonders schmerzhaft. Sind auch Blutgefäße verletzt, entstehen Blutungen mit entsprechendem Blutverlust und der damit einhergehenden Gefahr eines Schocks.

Grundsätze bei der Wundversorgung

Jede Wunde soll mit möglichst keimfreiem (sterilem) Verbandmaterial verbunden werden.

Eine gute Wundversorgung erfüllt drei Aufgaben:

  1. Die Wunde wird nicht weiter mit Keimen und Krankheitserregern verunreinigt.
  2. Die Blutung wird gestillt.
  3. Der Wundbereich wird ruhig gestellt, was die Schmerzen lindert.

Tetanusinfektion

Eine besonders gefürchtete Infektionsgefahr bei Wunden ist der Wundstarrkrampf (Tetanusinfektion), hervorgerufen durch den Tetanuserreger. Eine solche Infektionsgefahr besteht auch bei einer unscheinbaren, sehr kleinen Wunde, vor allem wenn sie verschmutzt ist. Einzige Vorbeugungsmaßnahme ist die Schutzimpfung. Daher sollte jeder insbesondere Kinder gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) geimpft sein (Impfstatus kontrollieren!).

Verbandarten und Verbandtechniken

Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten Verbandarten und Verbandtechniken.

Im Prinzip besteht ein sachgerechter Wundverband immer aus:

1 Pflasterwundverband = Wundschnellverband

So machen Sie's richtig

Für kleine Verletzungen mit geringer Blutung gut geeignet.

2 Keimfreie Wundauflage und deren Befestigung

Großflächige Hautverletzungen müssen mit einer keimfreien Wundauflage aus Mull oder einem Verbandtuch bedeckt werden. Solche Wundauflagen sind einzeln keimfrei (steril) verpackt (z.B. im Sortiment des Verbandkastens). Zur Erhaltung der Keimfreiheit fassen Sie die Wundauflagen beim Entnehmen aus der Verpackung nur mit den Fingerspitzen am Rand an und legen sie direkt auf die Wunde.

Sie können Wundauflagen mit Heftpflasterstreifen, Mullbinden oder Dreiecktüchern auf der Wunde befestigen.

2a Mit Heftpflaster (Streifenverband)

So machen Sie's richtig

2b Mit Mullbinde

Mullbinden sind nicht steril. Sie sollten daher nicht direkt auf eine Wunde aufgebracht werden, somit sind sie zur Befestigung z.B. von sterilem Verbandmaterial geeignet.

So machen Sie's richtig

3 Verbandpäckchen

Ein ideales Verbandmittel ist das Verbandpäckchen. Es ist steril verpackt und beinhaltet bereits eine Wundauflage, die auf einer Binde befestigt ist. Dies erleichtert die Handhabung. Verbandpäckchen sind in unterschiedlichen Größen erhältlich und im Verbandkasten enthalten. Sie eignen sich vor allem zur Versorgung blutender Wunden und für einen Druckverband bei bedrohlichen Blutungen. Verbandpäckchen können Sie an allen möglichen Körperteilen einsetzen; genau erläutert wird im Folgenden der Handverband.

So machen Sie's richtig

4 Verbandtuch

Sehr großflächige Wunden, z.B. Schürfwunden oder Brandwunden, aber auch Verletzungen, die nur locker zu bedecken sind, wie offene Bauchverletzungen oder Schädelverletzungen, werden mit Verbandtüchern versorgt. Die Tücher sind unterschiedlich groß (40 mal 60 Zentimeter / 60 mal 80 Zentimeter / 80 mal 120 Zentimeter) und aus verschiedenen Materialien.

So machen Sie's richtig

Tierbisswunde

Bisswunden, meist von Hunden, bedeuten immer eine große Infektionsgefahr. Durch den Biss werden Erreger aus dem Maul des Tieres in die Wunde übertragen. Hinzu kommt, dass das Gewebe im Wundbereich oft gequetscht ist und somit eine geringere Widerstandsfähigkeit gegen eindringende Keime hat.

Tierbisse können tiefe Wunden mit gequetschtem umliegenden Gewebe verursachen. Nach der Wundversorgung durch den Ersthelfer ist eine weitergehende ärztliche Versorgung notwendig.

So machen Sie's richtig

Bisswunden müssen möglichst keimfrei verbunden werden - entweder mit Wundauflage und Mullbinde oder mit einem Verbandpäckchen.

Tollwutinfektion

Ein zumindest in Deutschland äußerst geringes Risiko ist die Tollwutinfektion. Wurde Ihr Kind von einem auffälligen Tiergebissen (ungewöhnlich aggressives Verhalten, bisweilen Schaum vor dem Maul), müssen Sie rasch handeln.

So machen Sie's richtig

Nasenbluten

Nasenbluten kommt bei Kindern häufiger vor. In den allermeisten Fällen ist die Blutung eher gering und harmlos.

So machen Sie's richtig

Legen Sie kalte Umschläge in den Nacken. Dies unterstützt die Blutstillung.

Zeckenstich

Zecken sind sehr verbreitet. Je nach Entwicklungsstadium sind sie nur 1 - 2 mm groß. Sie befinden sich im Unterholz und auf Gräsern. Beim Vorbeigehen werden die Zecken abgestreift und gelangen so an die Haut von Mensch und Tier. Dort suchen Sie eine weiche Hautstelle. Der dann folgende Zeckenstich, bei dem sich die Zecke in die Haut bohrt, wird meist gar nicht wahrgenommen. Die Zecke nimmt ein Vielfaches ihres Gewichtes an Blut auf, das sie in einer Art Blase auf dem Rücken speichert. Anschließend löst sich die Zecke wieder und fällt ab.

Zecken können verschiedene Krankheitserreger übertragen. Die Erreger (Viren) der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) (etwa 1 bis 5 Prozent der Zecken können ihn übertragen) befallen das Nervensystem, es kann sich eine Hirnhaut- bzw. Gehirnentzündung entwickeln. Grippeähnliche Symptome mit Fieber, Kopfschmerzen und Erbrechen sind Anzeichen einer Infektion. Bei diesen Anzeichen suchen Sie unbedingt einen Arzt auf.
In "Risikogebieten" wird eine Impfung gegen die FSME-Erreger empfohlen.

Keine Impfung gibt es gegen die Borreliose. Diese bakterielle Erkrankung wird von etwa 20 - 30 Prozent der Zecken übertragen. Daher muss die Stichstelle nach dem Entfernen der Zecke längere Zeit genau beobachten werden. Am Besten man kennzeichnet die Stelle z.B. mit einem Kugelschreiber. Bildet sich dort eine kreisförmige Rötung, ist spätestens jetzt sofortige Arztbehandlung erforderlich. Eine Behandlung mit Antibiotika ist notwendig.

So machen Sie's richtig

Fremdkörper in Wunden und in Körperöffnungen

Fremdkörper in Wunden

Fremdkörper in Wunden, z.B. Holz- oder Glassplitter, aber auch größere Gegenstände, sollen von Ersthelfern grundsätzlich nicht entfernt werden. Es besteht sonst die Gefahr, dass zusätzliche Verletzungen, beispielsweise an Nerven oder auch starke Blutungen entstehen.
Achtung: Manipulationen mit Gegenständen und Instrumenten sollten unterbleiben.

So machen Sie's richtig

Fremdkörper im Auge

Geraten kleinste Fremdkörper, z.B. Staubteilchen, Insekten, Ruß, Wimpern o. Ä., in die Augen, verursachen sie ein anhaltendes Fremdkörpergefühl im Auge, die Bindehaut wird gereizt, was für die Betroffenen äußerst unangenehm ist. Seltener geraten größere Fremdkörper, z.B. Glas- oder Metallsplitter ins Auge. Sie verursachen einen brennenden Schmerz, das Auge ist gerötet und tränt, es treten dann auch Sehstörungen auf. In beiden Fällen wird der Zustand oft noch durch Reiben der Augen verschlimmert.

So machen Sie's richtig

Fremdkörper in Nase und Ohren

Bei Kindern kommt es schon mal vor, dass sie Fremdkörper, etwa Spielzeugteile, in Nase oder Ohren stecken. Das ist meist nicht lebensgefährlich, aber äußerst unangenehm. Daher kommt es vor allem auf die Betreuung und Beruhigung der kleinen Patienten an. Am besten lassen Sie den Fremdkörper wo er ist und von einem Arzt entfernen. Es ist günstig, wenn Sie den Gegenstand beschreiben oder dem Arzt ein Duplikat zeigen können. Das erleichtert ihm die Diagnose und Behandlung.

Sport und Spielverletzungen und Knochenbrüche

Der Stütz- und Bewegungsapparat des Menschen besteht aus Knochen, Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern.

Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen und Blutergüsse sind die häufigsten Verletzungen. Oft trifft es Kinder beim Spielen, Toben und Raufen.

Ihren Bewegungsdrang will ja auch niemand unterbinden.

Aber die Kleinen über Gefahren aufklären und durch einfachste Maßnahmen, wie das Tragen von Helmen und Protektoren, Schlimmeres verhindern, muss schon sein.

Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Typische Muskel- und Gelenkverletzungen

Zu den typischen Verletzungen zählen: Prellungen, Zerrungen, Muskelfaserrisse, Muskelrisse, Bänderdehnungen, Bänderrisse, Blutergüsse in der Muskulatur.

Anzeichen von Muskel- und Gelenkverletzungen

Fast alle genannten Verletzungsmuster nach Gewalteinwirkung auf den Bewegungsapparat sind von Blutungen ins betroffene Gewebe bzw. Gelenk begleitet. Es entsteht ein Bluterguss (Hämatom) im Gewebe oder im Bereich der Gelenkkapsel. Für den Ersthelfer zeigen sich Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen usw. zwar unterschiedlich in der Intensität, aber vergleichbar in den allgemeinen Erkennungszeichen.

Eine genauere und differenzierte Diagnose ist durch den Ersthelfer meist nicht möglich und auch nicht notwendig. Sie wird später durch einen Arzt getroffen. Bedeutsam ist die sofortige richtige Erste Hilfe. Sie kann den gesamten Heilungsverlauf günstig beeinflussen und weiter gehende Schädigungen verhindern. Dafür gibt es eine einfache Formel, die

"PECH-Regel", sie lautet:Pause
Eis
Compression
Hochlagerung

So machen Sie's richtig

Praktisch sind Kältesofortkompressen. Sie werden im Bedarfsfall aktiviert und kühlen sofort. Sie werden am besten mit einer Fixierbinde befestigt. Wichtig: Kühlmittel dürfen nie direkt auf die Haut aufgelegt werden.

Achtung: Kältepackungen oder Eisbeutel dürfen Sie nie direkt auf die Haut legen. Immer erst ein Tuch oder ein paar Bindengänge einer Fixierbinde auf der Hautfläche platzieren und darauf die Kältepackung geben.

Info: Von Vereisungssprays muss abgeraten werden, sie eignen sich nicht für eine tiefenwirksame und anhaltende Kühlung von Muskel- und Gelenkverletzungen. Sie können sogar Erfrierungen verursachen.

Gelenkverletzungen

Durch Gewalteinwirkung auf Gelenke können Verstauchungen, Verrenkungen, Bänderrisse oder auch gelenknahe Brüche (zu Knochenbrüchen =>) entstehen. Durch die Verletzung von Blutgefäßen entwickeln sich oft beträchtliche Schwellungen. Die Beweglichkeit ist eingeschränkt. Gelenkverletzungen sind sehr schmerzhaft. Grundsätzlich kann man zwischen Verstauchung und Verrenkung unterscheiden.

So machen Sie's richtig

Knochenbrüche

Ein Knochenbruch (Fraktur) entsteht meist durch Gewalteinwirkung, z.B. durch einen Sturz oder eine Verdrehung. Selten sind so genannte spontane Knochenbrüche, z.B. Ermüdungsbrüche nach Überlastung oder durch Knochenkrankheiten. Grundsätzlich wird zwischen geschlossenen und offenen Brüchen unterschieden.

Beim geschlossenen Bruch besteht keine äußere Wunde und damit keine primäre Infektionsgefahr.

Beim offenen Bruch dagegen befindet sich im Bruchbereich eine Wunde: Haut und Muskeln sind verletzt. Gelegentlich ist der Knochen freigelegt und in der Wunde auch deutlich erkennbar. Beim offenen Bruch besteht erhebliche Infektionsgefahr mit Komplikationen und negativen Auswirkungen auf den Heilungsprozess.

Anzeichen von Knochenbrüchen

Gefahren bei Knochenbrüchen

Die Gefahr bei Knochenbrüchen besteht darin, dass durch den Unfall selbst, aber auch durch unnötige Bewegungen im Nachhinein Nerven und Blutgefäße verletzt werden können. Durch die Schmerzen und das oft unterschätzte Einbluten ins Gewebe kann sich schnell ein Schock entwickeln.

Verletzte mit Verdacht auf einen Knochenbruch sollten Sie möglichst wenig bewegen. Wenn dort, wo sie sich befinden, keine unmittelbare Lebensgefahr besteht, werden sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nicht unnötig bewegt oder verlagert. Falls sich Betroffene allerdings in einer Gefahrenzone befinden, müssen Sie aus diesem Bereich zunächst gerettet werden (siehe dazu die Technik des Rettungsgriffs, =>).

So machen Sie's richtig

Beinbruch

Ein gebrochenes Bein sollten Sie möglichst so belassen wie vorgefunden. Stellen Sie es lediglich mit Polstermaterial ruhig. Bei Knochenbrüchen entfällt das erhöhte Lagern der Beine.

Hand-, Arm- und Schulterbruch

Bei einem Knochenbruch im Schulterbereich - Schlüsselbein und Schultergelenk - aber auch bei Brüchen am Arm und an der Hand soll der Betroffene seinen verletzten Arm und die Schulter mit der unverletzten Hand fest und ruhig an seinem Körper halten. Er vermeidet damit Bewegungen des Bruchbereichs und lindert auf diese Weise auch seine Schmerzen. Mit ein oder zwei Dreiecktüchern aus dem Verbandkasten kann, wie abgebildet, der Arm bzw. die Schulter vorsichtig am Körper fixiert werden. Der Verletzte kann dann seinen unverletzten Arm wieder benutzen.

Rippenbruch

Ein Verletzter mit einem Rippenbruch wird wegen seiner starken Schmerzen flach atmen und versuchen, seinen Oberkörper aufzurichten. Eventuell wird er auch Atemnot haben. Lagern Sie ihn mit erhöhtem Oberkörper auf die verletzte Körperseite. Dies stellt die verletzte Brustkorbseite etwas ruhig und lindert die Schmerzen.

Beckenbruch

Starke Schmerzen im Unterbauch und Bewegungsunfähigkeit der Beine nach einer schweren Gewalteinwirkung im Beckenbereich deuten auf einen Beckenbruch hin. Wegen der Möglichkeit starker innerer Blutungen ist mit zunehmendem Schock zu rechnen. Bewegen Sie den Verunglückten nicht. Die vom Betroffenen oft leicht angezogenen Beine können Sie mit einer Knierolle etwas abstützen (siehe =>).

Wirbelsäulenbruch

So machen Sie's richtig

Lebenserhaltende Maßnahmen haben Vorrang
Keinesfalls dürfen lebenserhaltende Maßnahmen, wie die Rettung Betroffener bei Zusatzgefahren, die Helmabnahme bei verunglückten Motorradfahrern oder die stabile Seitenlage, wegen des Verdachts einer Wirbelsäulenverletzung unterbleiben.

Thermische Schädigungen

Sonnenbrände, Überwärmungen, aber auch Unterkühlungen sind für unsere Kleinen besonders gefährlich - ganz zu schweigen von Verbrennungen und Erfrierungen.

Dieses Kapitel beschreibt die häufigsten Schädigungen durch thermische Einwirkung und erläutert die Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Sonnenstich

Durch Einwirken von direkter und starker Sonnenbestrahlung über längere Zeit auf den unbedeckten Kopf oder Nacken können das Gehirn und die Hirnhaut gereizt werden und anschwellen, wodurch die typischen Symptome eines Sonnenstichs ausgelöst werden können. Besonders anfällig für Sonnenstich sind Kleinkinder und Säuglinge, sie dürfen ohne Sonnenschutz/Kopfbedeckung nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein.

Typische Anzeichen

Kleinkinder beobachten
Bei Kleinkindern kann es mit Verzögerung, also einige Stunden nach der Sonneneinwirkung, plötzlich zu Erbrechen und Fieber kommen. In diesem Fall ist sofort ein (Kinder-)Arzt aufzusuchen, da sich schlimmstenfalls eine Hirnhautentzündung (Meningitis) entwickeln kann.

So machen Sie's richtig

Sonnenbrand

Ein intensiver Sonnenbrand ist eine Verbrennung 1. Grades, manchmal sogar 2. Grades. Er ist nicht nur unangenehm, sondern auch mit schweren Zellschäden der Haut verbunden. Es ist inzwischen erwiesen, dass damit ein erhöhtes Hautkrebsrisiko verbunden ist.

Vor allem bei Kindern haben Sonnenbrände eine sehr schädliche Wirkung. Ihre Haut ist dünner und pigmentärmer und dadurch wenig widerstandsfähig gegen die Sonnenstrahlen; die Gefahr eines Sonnenbrands ist daher bei ihnen besonders groß. Sorgen Sie dafür, dass Kinder nie einen Sonnenbrand erleiden müssen!

So machen Sie's richtig

Achten Sie vor allem bei Kindern auf den richtigen Sonnenschutz. Lassen Sie Kinder nie uneingecremt und ohne entsprechende Schutzkleidung (Hut, T-Shirt etc.) in die Sonne.

Unterkühlung

Ist die Wärmeabgabe des Körpers über einen längeren Zeitraum größer als die Wärmeproduktion, entsteht eine Unterkühlung. Die Körperkerntemperatur sinkt nach und nach unter eine kritische Marke, die bei etwa 32°C liegt. Klassische Situationen für Unterkühlungen sind der Bergunfall bei plötzlichem Wetterwechsel im Gebirge, Skiunfälle, Lawinenverschüttung im Winter und der Sturz in ein Gewässer mit längerem Aufenthalt in kaltem Wasser. Aber auch Unfallverletzte, vor allem mit Schock, können unterkühlen.

1. Unterkühlungsstadium

Der Körper versucht zunächst, sich gegen die Unterkühlung zu wehren, indem er vermehrt Wärme produziert (u.a. durch Kältezittern). Gleichzeitig wird durch verminderte Durchblutung der Körperoberfläche (Arme, Beine, Haut) die Wärmeabgabe verringert. Atmung und Kreislauf sind gesteigert; der Betroffene ist bei Bewusstsein und zunächst erregt. Später wird er zunehmend ruhiger. In diesem Stadium können auch Ersthelfer eine Wiedererwärmung versuchen.

Bei leichter Unterkühlung entfernen Sie gegebenenfalls nasse Kleidung und wickeln den Betroffenen in warme Decken. Besonders geeignet ist die Rettungsdecke aus dem Verbandkasten.

Sie können dem Unterkühlten auch warme, gezuckerte Getränke zu trinken geben (etwa Tee). Beobachten Sie Bewusstseinszustand, Atmung und Körpertemperatur des Betroffenen.

So machen Sie's richtig

2. Unterkühlungsstadium

Der Körper wehrt sich jetzt nicht mehr gegen die Unterkühlung. Die Körperkerntemperatur ist deutlich unter 30°C gesunken. Der Betroffene atmet langsamer; die Pulsfrequenz und der Blutdruck sinken. Das Kältezittern ist eingestellt, es tritt Muskelstarre ein. Das Schmerzempfinden lässt nach; der Betroffene wird zunehmend müde und schließlich bewusstlos. Im weiteren Verlauf können Atem- und Kreislaufstillstand eintreten.

So machen Sie's richtig

Erfrierungen

Erfrierungen sind örtliche Gewebeschädigungen. Die betroffenen Körperteile, häufig Finger, Zehen, Nase, Ohren und Wangen, sind zunächst bläulich rot, später sehen sie weißgelb (ähnlich wie Brandblasen), oder weißgrau aus. Sie sind kalt, zunächst weich und schmerzhaft, später hart und gefühllos. Die Folgeschäden mit Blasenbildung und absterbendem schwarzen Gewebe treten erst nach vielen Stunden auf.

Info
Da mit den Erfrierungen meist auch eine allgemeine Unterkühlung verbunden ist, haben die Maßnahmen gegen die Unterkühlung Vorrang.

So machen Sie's richtig

Verbrennungen / Verbrühungen

Die schmerzhaftesten äußeren Verletzungen mit Auswirkungen auf den gesamten Organismus sind Verbrennungen und Verbrühungen. Sie verursachen schwere Schädigungen der Haut und der darunter liegenden Gewebe. Die Beurteilung der Schwere einer Verbrennung richtet sich nach dem Verbrennungsgrad und der Größe der verbrannten Körperoberfläche.

Verbrennungen verursachen stärkste Schmerzen und belasten den Kreislauf stark.

So machen Sie's richtig

Den infolge einer schweren Verbrennung auftretenden Organschäden, die auch als Verbrennungskrankheit bezeichnet werden, können Sie durch sofortige und sachgerechte Erste Hilfe, insbesondere durch Verhindern einer Unterkühlung, begegnen und damit dem Verletzten sehr helfen.

Vergiftungen und Verätzungen

Dieses Kapitel behandelt die wichtigsten Formen von Vergiftungen und Verätzungen und die notwendigen Erste-Hilfe-Maßnahmen. Doch am besten ist es, vorzubeugen und insbesondere Kinder erst gar nicht in Versuchung zu bringen: Chemikalien und Arzneimittel sind Verschlusssache!

Vergiftungen

Vergiftungsnotfälle sind weitaus häufiger, als allgemein angenommen wird. Vor allem Kinder sind oft die Leidtragenden. In Deutschland werden jährlich ca. 25.000 Vergiftungsfälle allein bei Kindern bekannt. Bei ca. 10.000 ist eine - wenn auch häufig kurzzeitige - Krankenhausbehandlung nötig. 30 bis 50 Kinder sterben jährlich an den Folgen einer Vergiftung. Giftstoffe kann man grob in die folgenden Gruppen unterteilen:

Jede dieser Gruppen enthält mehrere Hundert, manche sogar mehrere Tausend verschiedene giftige Stoffe.

Haushaltschemikalien und Drogerieartikel sind mit vier von zehn Notfällen die größte Gefahrenquelle für Vergiftungen dar.

Vor allem Kinder sind gefährdet

Der Entdeckungsdrang unserer Kinder macht sie besonders anfällig für Vergiftungen. Sie neigen dazu, alles zu versuchen oder auszuprobieren. Ihr Drang, den Erwachsenen etwas nachzumachen (z.B. Medikamenteneinnahme oder der Umgang mit einer Zigarette), kann schlimme Folgen haben.

Hinweis
Gemäß Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) müssen Behälter, die gefährliche Chemikalien enthalten, mit einem Gefahrensymbol gekennzeichnet sein. Ebenso sind auf den Behältern Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge aufzudrucken. Sie können bei einem Unfall erste Informationen für die Erste Hilfe geben.

Da gibt es die Verführung, die von bunten Spül- und Reinigungsmittelflaschen und deren Inhalten ausgeht oder von schönen bunten Pillen, die wie Bonbons aussehen. Dies sind nur einige Beispiele für häufige Unfallursachen.

Wichtig:
Bewahren Sie Giftstoffe, Chemikalien, Reinigungsmittel, Medikamente, Pflanzenschutzmittel usw. immer so auf, dass sie für Kinder unzugänglich sind.
Giftstoffe dürfen nicht in Getränkeflaschen abgefüllt werden.

Kleinkinder stecken vieles in den Mund, weil sie in dieser Entwicklungsstufe Dinge und Gegenstände mit dem Mund untersuchen. Ihr Geschmackssinn ist noch nicht so ausgeprägt wie bei Erwachsenen; sie essen daher auch Dinge, die schlecht schmecken, so geht z.B. ein Teil der Vergiftungen bei Kindern auf das Konto giftiger Pflanzen.

Giftnotrufzentralen
Wenn Sie nicht sicher sind, ob ein eingenommener Stoff giftig ist, können Sie über eine Notrufzentrale für Giftunfälle nähere Informationen erhalten.
Diese Informationszentralen für Vergiftungen sind in fast allen Bundesländern eingerichtet. Wenn sie die erforderlichen Informationen - z.B. über die Giftart, Giftmenge, Konzentration, Vergiftungsanzeichen, Alter und Gewicht des Betroffenen - erhalten, geben sie Hinweise auf durchzuführende Erste-Hilfe-Maßnahmen. Die Info-Zentrale - speziell für Kindernotfälle - befindet sich an der Universitätskinderklinik in Berlin und ist unter der folgenden Telefonnummer zu erreichen: 030 /192 40

Entscheidend für die Schwere der Schädigung sind Giftart, Giftmenge, Konzentration und Einwirkungsdauer der Giftstoffe. Aber auch das Alter, das Körpergewicht und die Widerstandskraft des betroffenen Kindes sind von Bedeutung. Daher kann eine bestimmte Giftmenge oder Konzentration bei einem Erwachsenen noch relativ harmlos sein, für ein Kind jedoch eine tödliche Dosis bedeuten.

Symptome richtig deuten

Das Gift gelangt überwiegend über den Verdauungstrakt in den Körper. Aber auch über die Atemwege und die Haut können bestimmte Giftstoffe aufgenommen werden. Entscheidend ist, wie schnell erste Anzeichen einer zunächst noch unklaren Gesundheitsbeeinträchtigung in einen Zusammenhang mit einer möglichen Vergiftung gebracht werden.

Merke
Milch ist bei Vergiftungen oft schädlich. Die Durchlässigkeit des Magen-Darm-Trakts wird durch die chemischen Eigenschaften der Milch noch erhöht und das Gift gelangt dadurch noch schneller in den Blutkreislauf.

So machen Sie's richtig

Die sechs W-Fragen bei einem "Giftnotruf"

Wer?Wer ist vergiftet? (Alter und Gewicht)
Womit?Welches Gift wurde genommen? (Beschreibung der Giftstoffe)
Wie viel?Menge bzw. Konzentration des eingenommenen Giftstoffs
Wann?Genaue Zeitangabe der Giftaufnahme
Welche?Welche Vergiftungsanzeichen sind erkennbar?
Was?Was wurde bereits an Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet?


Verätzungen der Haut

Ätzstoffe können gasförmig, flüssig oder fest sein. Bei Laugenverätzungen ist die Haut eher aufgequollen, weißlich und feucht. Bei Säureverätzungen ist sie dagegen eher trocken mit weißer, gelbbrauner und schwarzer Ätzschorfbildung. Verätzungen sind sehr schmerzhaft.

Die Wundversorgung entspricht der bei Verbrennungen.

So machen Sie's richtig

Augenverätzungen

Augenverätzungen sind sehr schmerzhaft und können zum Erblinden führen. Die Betroffenen werden die Augenlider fest zusammenkneifen, was die Hilfeleistung noch erheblich erschwert.

So machen Sie's richtig

Akute Erkrankungen

Wichtige menschliche Organe können nicht nur durch Unfälle geschädigt werden, sondern auch durch (chronische) Erkrankungen, die oft plötzlich und unerwartet ein akutes Krankheitsbild mit unmittelbarer Lebensgefahr entwickeln. Herzinfarkt und Schlaganfall sind hierfür die markantesten Beispiele.

Dieses Kapitel macht Sie mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen in solchen Akutfällen vertraut - die meisten davon sind Notfälle, die eine Alarmierung des Rettungsdienstes/ Notarzt unverzüglich erfordern.

Herzerkrankungen

Angina pectoris (Brustenge)

Bei Anstrengungen oder bei Aufregung führen Verengungen der Herzkranzgefäße zu anfallartigen Schmerzen hinter dem Brustbein, verbunden mit einem starken Engegefühl im Brustkorb, sowie Unruhe und Angst.

Die Maßnahmen bei Angina pectoris sind die gleichen wie beim Herzinfarkt (siehe nachstehende Ausführung). Gegebenenfalls helfen Sie dem Betroffenen bei der Einnahme seiner Medikamente (meist Nitrosprays). Sorgen Sie für Sauerstoffzufuhr (Frischluft). Die Beschwerden sollten dann wieder abklingen.

Herzinfarkt

Der Herzinfarkt ist eine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Die Ursache ist der plötzliche Verschluss einer Herzkranzarterie (Koronararterie). Der Herzmuskel wird über diese Gefäße mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Je nach Größe und Lage der betroffenen verschlossenen Herzkranzarterie ist ein mehr oder weniger großer Teil des Herzmuskels von der Sauerstoffversorgung ausgeschlossen. Somit sind auch die Auswirkungen eines Herzinfarkts unterschiedlich ausgeprägt. Er kann vom Betroffenen kaum bemerkt ablaufen, wenn der Ausfallbereich sehr klein ist; er kann aber auch mit sofortigem Herzstillstand verbunden sein. Dann gerät das Herz aus dem normalen Herzrhythmus in einen "Flimmerzustand". Es hat dann keine Pumpleistung mehr.

Auch unspezifische Symptome wie Oberbauch- und Rückenschmerz, Übelkeit, Erbrechen und ein ausgeprägtes Schwächegefühl können auf einen Herzinfarkt hindeuten.

Symptome eines Herzinfarktes

So machen Sie's richtig

Schlaganfall

Ursache für einen Schlaganfall sind meist Gefäßveränderungen. Durch hohen Blutdruck kann plötzlich eine Arterie im Gehirn platzen. Manchmal ist die Ursache auch ein Blutgerinnsel, welches in Arterien im Gehirn stecken bleibt und diese verstopft. In jedem Fall sind die Blutversorgung und damit die Sauerstoffversorgung eines partiellen Bereichs des Gehirns reduziert oder unterbrochen, und es kommt zu entsprechenden Funktionsausfällen.

Symptome eines Schlaganfalls

Nicht immer sind die Anzeichen für einen Schlaganfall so ausgeprägt und gut zu erkennen, wie sie im Folgenden beschrieben sind.

So machen Sie's richtig

Schlaganfall
Ein Schlaganfall ist ein sehr ernster Notfall. Leider wird er bisweilen nicht erkannt, weil die Anzeichen nicht immer so ausgeprägt sind wie beschrieben. Wenn die Betroffenen bei Bewusstsein sind, werden sie nicht selten für betrunken gehalten, weil sie schwanken, vom Stuhl fallen und teilweise Sprachstörungen aufweisen. In Deutschland entstehen immer mehr Schlaganfallzentren (Stroke Units), die sich auf Diagnostik und Therapie dieses Krankheitsbildes spezialisiert haben. Dies trägt in nicht unerheblichem Maße dazu bei, den Krankheitsverlauf und mögliche Spätfolgen positiv zu beeinflussen.

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, deren Ursache ein Mangel an Insulin (einem Hormon der Bauchspeicheldrüse) ist. Eine genaue Beschreibung der sehr komplexen Stoffwechselvorgänge des menschlichen Organismus ist hier nicht möglich, für die richtige Erste Hilfe aber auch nicht notwendig.
Man muss jedoch wissen, dass die Funktionsfähigkeit der menschlichen Zellen vom regelrechten Ablauf des Kohlenhydratstoffwechsels abhängig ist. Dieser Stoffwechsel wird u. a. vom Insulin geregelt. Steht dem Organismus nicht genügend Insulin zur Verfügung, weil beispielsweise nicht genügend produziert wird, oder ist (wie dies bei Zuckerkranken häufiger vorkommt) die von außen zugeführte Insulinmenge im Verhältnis zur aufgenommenen Menge an Kohlenhydraten zu gering, dann erhalten die Körperzellen zu wenig Kohlenhydrate und sind in der Folge in ihrer Funktion beeinträchtigt. Der Blutzuckerspiegel ist gleichzeitig erhöht.

Diabetisches Koma

Ist der Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum zu hoch, kann das so genannte diabetische Koma auftreten. Vor allem durch die Beeinträchtigung der Gehirnzellen werden die Folgen der Stoffwechselstörung erkennbar:
Der Betroffene verliert unter den Begleiterscheinungen einer zunächst vertieften Atmung - es ist dabei ein starker Fruchtgeruch (Acetongeruch) der Ausatemluft festzustellen - das Bewusstsein. Er verfällt in tiefe Bewusstlosigkeit - ins Koma.

So machen Sie's richtig

Unterzuckerung

Weitaus häufiger und gefährlicher als das diabetische Koma sind Notfälle, die durch Unterzuckerung ausgelöst werden. Ist bei einem Diabetiker die zugeführte Insulinmenge zu hoch, werden die Kohlenhydrate zu rasch abgebaut, so dass eine Unterzuckerung entsteht, woraus sich u. U. ein so genannter hypoglykämischer Schock entwickeln kann. Dieser Zustand kündigt sich meist an:

So machen Sie's richtig

Diabetes mellitus
Typ-1-Diabetes
ist der erbliche Insulinmangeldiabetes, der meist schon im Kindes- und Jugendalter auftritt. (Absoluter Insulinmangel).
Typ-2-Diabetes betrifft überwiegend ältere Menschen (Altersdiabetes). Er entwickelt sich langsam über mehrere Jahre, betrifft in steigender Zahl auch jüngere Menschen (relativer Insulinmangel oder Insulinresistenz).

Akute Baucherkrankungen

Plötzlich auftretende akute Erkrankungen im Bereich des Bauchraums können viele Ursachen haben, z.B. Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, der Gallenblase, der Eierstöcke, oft auch des so genannten Blinddarms.

Auch Geschwüre im Magen-Darm-Bereich, Steineinklemmungen in den Gallen- und Harnwegen sowie Darmverschlüsse verursachen oft starke Bauchschmerzen.

Kinder übertragen unklare Schmerzen oft auf den Bauchbereich. Eine differenzierte Diagnose ist daher nicht leicht zu treffen.

Manchmal schwellen die Schmerzen periodisch an und wieder ab. Solche Schmerzen werden als Koliken bezeichnet. Begleitet werden Koliken und akute Baucherkrankungen von den folgenden Anzeichen:

So machen Sie's richtig


Beachten Sie
Der Betroffene darf - wegen der oft notwendigen sofortigen Operation - auf keinen Fall etwas essen, trinken oder rauchen. Auch Medikamente, wie Schmerzmittel, sind verboten, da sie die ärztliche Diagnose erschweren und verzögern würden.

Asthma bronchiale

Asthma bronchiale ist eine Erkrankung, die nicht nur Erwachsene betrifft, sondern immer häufiger auch Kinder. Dabei kommt es in den Atemwegen zu einer plötzlichen Verkrampfung der feinen Bronchiolen bzw. zur Bildung von zähem, trockenem Schleim. Die Ursachen können sehr vielfältig sein: erbliche Komponenten, Atemwegsinfekte, Allergien, chemische und physikalische Reize, hormonelle Einflüsse oder psychische Faktoren. Bei manchen Kindern klingen die Beschwerden mit der Pubertät ab, können aber im Erwachsenenalter wieder auftreten.

Symptome eines Asthmaanfalles

Offensichtlich ist die Luftnot. Sie erkennen schweres Ein- und Ausatmen mit pfeifenden Geräuschen. Die Betroffenen sitzen aufrecht, ringen nach Luft, haben Angst und sind unruhig; manchmal husten sie zähen Schleim aus. Es entsteht eine Überblähung der Lunge mit Sauerstoffmangel. Bei lang anhaltender Asthmaattacke (Status asthmaticus, länger als 15 Min. andauernd) wird zunehmend das Herz belastet. Daher sollte bei Atemnot ein Arzt aufgesucht und gegebenenfalls der Notarzt alarmiert werden.

So machen Sie's richtig

Klassische medikamentöse Therapie bei Asthma bronchiale: Mit Dosieraerosolen werden bronchienerweiternde Mittel in die Luftwege gesprüht.

Krampfanfälle

Die Menschen mit einem Krampfleiden (Epilepsie) führen überwiegend ein völlig normales Leben, meist helfen ihnen Medikamente dabei. Krampfanfälle laufen oft in schwacher Form von der Umgebung unbemerkt ab. Lediglich die schweren "generalisierten Anfälle" mit Bewusstseinsverlust werden als dramatisches Geschehen wahrgenommen.

Dabei bricht der Betroffene bewusstlos zusammen, der gesamte Körper verkrampft sich und es treten unkontrollierte Zuckungen und Verrenkungen auf. Manchmal beißen sich die Krampfenden dabei in die Zunge. Auch nässen oder koten sie sich gelegentlich ein. Die Anfälle dauern selten länger als 1 bis 2 Minuten. Danach sind die Betroffenen zwar wieder bei Bewusstsein, aber noch verwirrt, müde, haben Kopfschmerzen und können sich an das Geschehen nicht erinnern.

So machen Sie's richtig

Hinweis: Es bestehen für die Betroffenen oft Einschränkungen hinsichtlich Beruf und Arbeitsplatz, Beteiligung am Straßenverkehr und bei bestimmten Sportarten. Daher sollten Arbeitskollegen bzw. bei Kindern z.B. Erzieher und Lehrer über die Erkrankung informiert sein und damit umgehen können.

Typische Infektionskrankheiten bei Kindern

Millionen von Krankheitserregern sind täglich in unserem Organismus unterwegs - allerdings werden wir nicht gleich krank. Das liegt an unserem Immunsystem. Kinder müssen diese körpereigene Abwehr erst aufbauen. Über die Plazenta und das Stillen genießen Säuglinge noch den sogenannten Nestschutz der Mutter, d. h., ihre Abwehrstoffe sind von der Mutter geliehen (Für Masern beispielsweise hält der Nestschutz etwa neun Monate lang an). Doch im Anschluss muss sich der kleine Organismus selbst gegen Krankheitserreger aller Art wehren.

Dieses Kapitel behandelt Infektionskrankheiten allgemein, aber auch die gängigen Kinderkrankheiten.

Allgemeines zu Infektionskrankheiten

Infektionskrankheiten verbreiten sich durch Ansteckung. Sie werden durch Viren (z.B. Masern, Mumps, Röteln, Windpocken) oder Bakterien (z.B. Keuchhusten, Scharlach) verursacht. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil Antibiotika wie Penizillin nur gegen Bakterien wirksam sind, nicht jedoch gegen Viren. Manchmal allerdings werden Antibiotika auch im Zusammenhang mit Virusinfekten verabreicht, um eine zusätzliche Infektion durch Bakterien zu behandeln.

Immunisierung

Das Abwehrsystem des menschlichen Körpers entwickelt sich zum Teil erst nach der Geburt. Der Körper baut durch den Kontakt mit den Erregern nach und nach seine Abwehr auf. Der gesunde, abwehrfähige Organismus wird mit den meisten Krankheitserregern selbst fertig. Er bildet spezielle Antikörper, die gemeinsam mit den vorhandenen Abwehrzellen die Krankheitserreger unschädlich machen.

Schutz durch Impfung

Schutzimpfungen immunisieren den Einzelnen und schützen uns so vor Infektionskrankheiten. Weltweit dämmen Impfprogramme zahlreiche übertragbare Krankheiten und ihre Folgen ein. Moderne Impfstoffe sind in der Regel hoch wirksam und gut verträglich. Durch abgeschwächte, abgetötete oder chemisch hergestellte Erreger (Impfstoff) wird der Körper angeregt, selbst Abwehrstoffe zu bilden, ohne dass er selbst erkrankt. Für eine gute Abwehrlage sind meist mehrere Impfungen nötig. Deshalb sollten Sie die empfohlenen Impfschritte einhalten. Dank der Schutzimpfungen haben viele Infektionskrankheiten ihren Schrecken verloren; einige sind heute nahezu bedeutungslos.

Info
Das Immunsystem besitzt ein Gedächtnis, es speichert Informationen über die Erreger, mit denen es konfrontiert wurde. Noch nach Jahren, manchmal lebenslang, erinnert sich der Körper, wenn er erneut vom Erreger befallen wird und aktiviert die bereits erprobten Abwehrmechanismen.

Impfkalender für Kinder

Die jeweils aktuelle Impfempfehlung wird von der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut regelmäßig aktualisiert. Diesem Gremium gehören führende Infektionsspezialisten Deutschlands an. Durch neue medizinische Erkenntnisse ergeben sich immer wieder Änderungen des Impfkalenders. Daher haben wir in diesem Buch keinen Impfkalender abgedruckt. Aktuelle Informationen erhalten Sie im Internet unter www.rki.de, Stichwort "Impfen", und bei Ihrem Kinderarzt.

Die Vorteile der Schutzimpfung

Durch die Gabe von Impfstoffen ist der Körper bereits im Vorfeld gegen bestimmte Infektionskrankheiten gewappnet. Drohenden Komplikationen wird auf diesem Wege vorgebeugt. Darüber hinaus ermöglichen Impfungen neben dem individuellen auch einen kollektiven Schutz, da die Ausbreitung einer Infektion so weit verhindert werden kann, dass selbst Personen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft wurden, indirekt geschützt sind. Auf diese Art und Weise profitiert nicht selten auch das noch ungeborene Leben (bspw. durch Rötelnimpfung).

Das Immunsystem stärken

Es ist erkennbar geworden, dass der menschliche Körper selbst den wesentlichsten Beitrag zur Abwehr von Krankheitserregern leistet. Durch unsere Lebensführung können wir ihn entlasten und mithelfen: Gesunde Ernährung, körperliche Fitness, psychisches Wohlbefinden usw. stärken das Immunsystem unseres Körpers und machen ihn widerstandsfähiger gegenüber Infektionen. Dagegen können Mangelernährung, unzureichende hygienische Bedingungen, psychische Belastungen, häufige Antibiotika-Einnahme, Drogenkonsum u.a.m. das Immunsystem schwächen.

Die Ansteckungsgefahr (Infektion)

Die Eintrittspforten der Krankheitserreger in den Körper sind u.a. die Atem- und Verdauungswege, Harn- und Geschlechtsorgane, die Haut, Schleimhäute und Wunden. Die Übertragung von Erregern kann direkt und indirekt erfolgen.

Direkte Übertragung

Direkte Ansteckungsgefahr besteht, wenn Krankheitserreger direkt vom Erkrankten z.B. durch Berührung auf eine gesunde Person übertragen werden. Die so genannte Kontaktinfektion kommt durch direkten Kontakt mit der infizierten Person zustande. Bei einer Tröpfcheninfektion werden die Erreger z.B. über die Atemluft aufgenommen. Krankheitserreger können auch auf dem Blutweg übertragen werden. Dabei gelangt infiziertes Blut über die verletze Haut oder Schleimhäute in den Körper (z.B. bei Hepatitis B).

Hinweis
Es kann bereits Ansteckungsgefahr bestehen, wenn beim Erkrankten (noch) keine Krankheitssymptome erkennbar sind.

Indirekte Übertragung

Indirekte Ansteckungsgefahr besteht, wenn die Erreger über infizierte Gegenstände, z.B. schmutzige Klobrillen, Türklinken o.Ä., übertragen werden. Auch der Verzehr infizierter Lebensmittel (z.B. mit Salmonellen) stellt eine indirekte Infektion dar. Manchmal erfolgt die Infektion über einen Zwischenwirt, wie bei der durch die Zecken verursachten Borreliose.

Der Verlauf von Infektionen

Ist es zu einer Infektion gekommen, dauert es eine bestimmte Zeit, bis erste Krankheitszeichen auftreten. In dieser Zeit - der Inkubationszeit - vermehren sich die Erreger im Körper und breiten sich im Organismus aus. Die Inkubationszeit ist je nach Krankheit unterschiedlich lang.

Allgemeine Symptome und Leitsymptome

Infektionskrankheiten beginnen häufig mit unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen. Betroffene leiden an Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit. Der Puls kann infolge des Fiebers beschleunigt sein, während der Blutdruck gesenkt ist, Appetitmangel und manchmal Husten. Kinder haben oft erhöhte Temperatur und sind quengelig. Erst im weiteren Verlauf zeigen sich die verschiedenen, typischen Krankheitszeichen, die so genannten

Leitsymptome:

Allgemeine Maßnahmen bei Infektionen

Solange Ansteckungsgefahr besteht, sollte man Kontakt zu anderen Personen meiden, Kinder sollten nicht in den Kindergarten oder in die Schule gehen.

Fieberkrämpfe

Fieberkrämpfe treten am häufigsten im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren auf. Die Ursachen sind vielfältig, oft ist ein schneller Fieberanstieg über 39 °C der Auslöser. Die Symptome sind mit denen eines epileptischen Anfalls vergleichbar (=>).

So helfen Sie dem Kind

Eine Arztbehandlung ist unbedingt erforderlich. Lassen Sie abklären, ob eine ernsthafte Infektion hinter dem Fieber steckt. Nicht selten stellt der Fieberkrampf einen Notfall dar. Rufen Sie den Rettungsdienst/Notarzt. Beobachten und betreuen Sie das Kind, bis der Rettungsdienst eintrifft. Versuchen Sie ggf. das Fieber zu senken. Im Allgemeinen erfolgt die Gabe von fiebersenkenden und krampflösenden Medikamenten nach ärztlicher Anordnung. Auch wenn ein einmaliger Fieberkrampf als harmlos gilt, muss jedes Kind nach dem ersten Anfall neurologisch untersucht werden, um andere Krankheiten, wie z.B. Meningitis, auszuschließen.

Klassische Kinderkrankheiten

Bei den so genannten klassischen Kinderkrankheiten kommen dank ausgedehnter Impfprogramme schwerwiegende Erkrankungen wie Diphtherie fast nicht mehr vor. Leider gibt es aufgrund der Impfmüdigkeit der letzten Jahre ein trauriges Comeback bestimmter Erkrankungen. Die folgenden Seiten informieren Sie über Maßnahmen bei Kinderkrankheiten und schwerwiegenden Infektionskrankheiten bei Kindern. Aktuelle Impfempfehlungen der ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) finden Sie im Internet unter www.rki.de, unter dem Suchwort "Impfen".

Windpocken

Windpocken werden durch Viren verursacht und meist über die Luft (Tröpfcheninfektion) übertragen. Ihre hohe Ansteckungsfähigkeit gab der Erkrankung ihren Namen. Windpocken sind zwei Tage vor bis sieben Tage nach dem Auftreten der Bläschen ansteckend. Kinder aller Altersgruppen, aber auch Erwachsene sind betroffen. In der Regel führt die Erkrankung zu einer lebenslangen Immunität.

Info:
Der Erreger verbleibt im Körper und kann bei ungünstigen Begleitumständen (z.B. gestörte Immunabwehr, Stress) zur Folgeerkrankung Gürtelrose (Herpes Zoster) führen.
Info
Da Windpocken bei Jugendlichen und im Erwachsenenalter meist schwerwiegender sind als im Kindesalter und die Erkrankung während einer Schwangerschaft Gefahren für das ungeborene Kind bergen kann, ist es sinnvoll, auch ältere Kinder (9-17 Jahre) und Erwachsene impfen zu lassen.

So helfen Sie dem Kind

Nach Ausbruch des Exanthems dauert die Erkrankung noch ca. eine Woche. Komplikationen sind bspw. Mittelohrentzündung, Lungenentzündung oder Masernenzephalitis (Hirnentzündung) mit z.T. tödlichem Verlauf.

Impfung: Eine Impfung gegen Masern ist ab dem zwölften Lebensmonat möglich. Nach der Impfung bzw. nach durchgemachter Krankheit besteht eine lebenslange Immunität.

Masern

So helfen Sie dem Kind

Mumps (Ziegenpeter)

Mumps ist eine durch virale Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragene Kinderkrankheit. Ansteckungsgefahr besteht sieben Tage vor Auftreten bis neun Tage nach Abklingen der Gesichtsschwellung; sie hält bis zum Ende der Erkrankung an. 80 Prozent der ungeimpften Kinder erkranken zwischen dem 5. und 15. Lebensjahr. Bei 30 bis 40 Prozent verläuft die Erkrankung unbemerkt (als grippaler Infekt) und führt in der Regel zu lebenslanger Immunität.

So helfen Sie dem Kind

Röteln

Die Rötelnerkrankung ist eine Virusinfektion, die über die Luft-/Tröpfcheninfektion übertragen wird. Die Krankheit ist sieben Tage vor Ausbruch bis sieben Tage nach Auftreten des Exanthems ansteckend. Werden schwangere Frauen infiziert, können schwere Schädigungen des Embryos (z.B. Missbildungen an Herz und Gehirn) die Folge sein. Im Allgemeinen verläuft die Infektion unproblematisch. Mit dem Alter nehmen, wenn auch selten, die Komplikationen zu.

So helfen Sie dem Kind

Scharlach

Die Erkrankung wird durch bakterielle Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen. Die Verursacher sind Streptokokken (Bakterien), die auch eine Mandelentzündung auslösen können. Es handelt sich um eine der häufigsten bakteriellen Kinderkrankheiten in Deutschland, die häufig Kinderzwischen vier und sieben Jahren betrifft. Noch bis zu einem Tag nach Beginn der Behandlung mit Antibiotika besteht Ansteckungsgefahr.

Info
Früher war Scharlach eine gefürchtete Kinderkrankheit. Heute entwickelt sie sich kaum noch in ihrem Vollbild. Das liegt daran, dass bei Mandelentzündungen sehr früh Antibiotika eingesetzt werden, die die Krankheit schnell abklingen lassen. Nachteilig ist die ausbleibende Immunität, was eine erneute Erkrankung ermöglicht.

Diphtherie

Die Diphtherie galt in Deutschland schon als ausgerottet, tritt aber u. a. durch Impflücken und Einschleppung - wenn auch selten - wieder auf. Die Diphtherie ist eine bakterielle Infektion, die überwiegend durch Tröpfchen übertragen wird. Sie ist hochgradig ansteckend. Die Bakterien siedeln sich auf den Schleimhäuten der Atemwege an, wo sie Gifte (Toxine) bilden, die schwere Organschäden verursachen können. Ansteckungsgefahr besteht bis vier Tage nach Beginn der Antibiotikabehandlung. Wird die Diphtherie nicht oder zu spät erkannt und behandelt, kann es bspw. zu einer Lungenentzündung oder einer Herzmuskelentzündung kommen.

So helfen Sie dem Kind

Keuchhusten

Auslöser für den Keuchhusten ist ein Bakterium (Bordetella pertussis). Die Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektion. Die Ansteckungsgefahr besteht bis ca. fünf Tage nach Beginn der Behandlung mit Antibiotika. Im Laufe des Lebens nimmt die Infektionsgefahr deutlich ab. Insbesondere für Säuglinge kann Keuchhusten lebensgefährlich sein, denn die Bakterien entwickeln Gifte, die das Atemzentrum lähmen. Hauptsächlich betroffen sind jedoch Kinder zwischen zwei und fünf Jahren. Etwa ein Drittel aller Erkrankungen wird zum Notfall. Die Krankheit ist tückisch, weil alle Symptome zunächst auf eine normale Erkältung schließen lassen. Der Husten spricht auf hustenstillende Medikamente nicht an und wird zunehmend schlimmer. Es entwickeln sich mehrmals am Tag krampfartige Hustenanfälle.

So helfen Sie dem Kind

Erste Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder

Der Anhang gibt Ihnen zusätzliche Informationen zur Sicherstellung einer wirksamen Ersten Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder. Diese umfassen personelle, materielle und organisatorische Maßnahmen. Aufgelistet sind der Inhalt des Verbandkastens nach DIN 13157 und Empfehlungen für das Erste-Hilfe-Material für Wandertage und Ausflüge. Insbesondere finden Sie auch Hinweise zum Vorgehen nach einem Unfall und zum Verletztentransport.

Personelle, materielle und organisatorische Maßnahmen

Sachgemäß durchgeführte Erste Hilfe kann unter Umständen lebensrettend sein und soll in jedem Fall die Unfallfolgen soweit wie möglich begrenzen. Die Regelungen in den §§ 24 - 28 der DGUV Vorschrift 1 "Grundsätze der Prävention" (bisher BGV/GUV-V A1) legen fest, wie eine wirksame Erste Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder sichergestellt werden soll. Für Schulen gelten länderspezifische Regelungen.

Die Sicherstellung der Ersten Hilfe umfasst:

  1. Ersthelfer,
  2. Erste-Hilfe-Einrichtungen und Erste-Hilfe-Material,
  3. Organisatorische Maßnahmen.

1. Ersthelfer

Wichtigstes Element der Ersten Hilfe sind ausgebildete Ersthelfer. In Kindertageseinrichtungen muss je Kindergruppe ein Ersthelfer zur Verfügung stehen. Der speziell für den Ersthelfer in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder entwickelte Erste-Hilfe-Lehrgang umfasst 9 Unterrichtseinheiten (Unterrichtseinheit: 45 Min.) und vermittelt die Erste Hilfe an Kindern und Erwachsenen. Regelmäßige Fortbildungen von 9 Unterrichtseinheiten sind in der Regel innerhalb von zwei Jahren notwendig. Die Erste-Hilfe-Aus- und Fortbildung erfolgt durch so genannte ermächtigte Stellen. Diese sind im Internet unter www.dguv.de/fberstehilfe veröffentlicht. Die Lehrgangsgebühren werden vom zuständigen Unfallversicherungsträger übernommen. Bei den Unfallversicherungsträgern der öffentlichen Hand sind ggf. Kostenübernahmeerklärungen einzuholen.

2. Erste-Hilfe-Einrichtungen und Erste-Hilfe-Material

An Sachmitteln muss in jeder Einrichtung folgende Mindestausstattung vorhanden sein:

Erste-Hilfe-Einrichtungen und die Aufbewahrungsorte von Erste-Hilfe-Material müssen durch die jeweiligen Rettungszeichen gekennzeichnet sein.

3. Organisatorische Maßnahmen

Um eine wirksame Erste Hilfe sicherzustellen und ein Funktionieren der Rettungskette zu gewährleisten, müssen folgende Maßnahmen getroffen werden:

Maßnahmen nach einem Unfall

In Abhängigkeit von Art und Schwere der Verletzung ist Nachfolgendes für die Versorgung des verletzten Kindes geboten:

Hinweise zum Transport

Ein fachgerechter Transport des verletzten Kindes zum Arzt bzw. ins Krankenhaus kann entscheidend für den Erfolg der Heilbehandlung sein. Die Entscheidung über die Art des Transports ist abhängig von Art, Schwere und Umfang der Verletzung, der Gehfähigkeit des verletzten Kindes sowie der Länge der Beförderungsstrecke.

Inhalt des Verbandkasten nach DIN 13157

1Heftpflaster DIN 13019 - A 5 x 2,5
8Wundschnellverband DIN 13019 - E 10 x 6
4Fingerkuppenverband
4Fingerverband 120 mm x 20 mm
4Pflasterstrip 19 mm x 72 mm
8Pflasterstrip 25 mm x 72 mm
1Verbandpäckchen DIN 13151 - K
3Verbandpäckchen DIN 13151 - M
1Verbandpäckchen DIN 13151 - G
1Verbandtuch DIN 13152 - A
6Kompressen (100 ± 5) mmx (100 ± 5) mm
2Augenkompressen
1Kälte-Sofortkompresse Fläche min. 200 cm2
1Rettungsdecke 2100 mm x 1600 mm
2Fixierbinde DIN 61634 - FB 6
2Fixierbinde DIN 61634 - FB 8
2Dreiecktuch DIN 13168 - D
1Schere DIN 58279 - B 190
2Folienbeutel
5Vliesstoff-Tuch
4Einmalhandschuhe nach DIN EN 455
1Erste-Hilfe-Broschüre
1Inhaltsverzeichnis


Ergänzend bietet der Handel zusätzliches Erste-Hilfe-Material in kindgerechten Abmessungen an, das entsprechend dem Bedarf ausgewählt und bereitgehalten werden kann.

Empfohlene Mindestausstattung für Wandertage und Ausflüge

WandertagAusflug
11Heftpflaster DIN 13019 - A 5 x 2,5
84Wundschnellverband DIN 13019 - E 10 x 6
42Fingerkuppenverband
42Pflasterstrip 19 mm x 72 mm
84Pflasterstrip 25 mm x 72 mm
11Verbandpäckchen DIN 13151 - K
11Verbandpäckchen DIN 13151 - M
42Kompressen (100 ± 5) mmx (100 ± 5) mm
11Kälte-Sofortkompresse Fläche min. 200 cm2
11Rettungsdecke 2100 mm x 1600 mm
22Fixierbinde DIN 61634 - FB 6
21Dreiecktuch DIN 13168 - D
11Schere DIN 58279 - B 190
21Folienbeutel
55Vliesstoff-Tuch
21Einmalhandschuhe nach DIN EN 455
11Erste-Hilfe-Broschüre
11Inhaltsverzeichnis

Ergänzendes Erste-Hilfe-Material für Wandertage und Ausflüge kann beigefügt werden, z.B. Blasenpflaster, Splitterpinzette, Zeckenkarte bzw. -zange, Trillerpfeife.

Checkliste Erste Hilfe

Sind Sie für den Ernstfall gerüstet?

[ ]Ist jederzeit ein zugängliches Telefon/Handy für Notrufe vorhanden?
[ ]Sind die Eintragungen der Notrufnummern auf dem Aushang aktuell?
[ ]Ist Erste-Hilfe-Material in ausreichender Menge vorhanden und jederzeit zugänglich?
[ ]Wird der Verbandkasten regelmäßig auf Vollständigkeit überprüft?
[ ]Sind der Aufbewahrungsort des Verbandkastens und der Raum mit der Liegemöglichkeit mit dem weißen Kreuz auf grünem Grund gekennzeichnet?
[ ]Ist Erste-Hilfe-Material für Unternehmungen außerhalb der Kita vorhanden?
[ ]Stehen Ersthelfer in der vorgeschriebenen Anzahl zur Verfügung?
[ ]Nehmen die Ersthelfer alle zwei Jahre an einer Erste-Hilfe-Fortbildung teil?
[ ]Werden Erste-Hilfe-Maßnahmen (z.B. im Verbandbuch) dokumentiert, wenn kein Arztbesuch erfolgt?
[ ]Ist bekannt, wie die Eltern bei einem Unfall erreichbar sind?
[ ]Ist geregelt, wie die Einrichtung bei einem Unfall vorgeht?
Wer informiert die Eltern?
Wer leistet Erste Hilfe?
Wer beaufsichtigt die anderen Kinder?
Wie wird ein verletztes Kind zum Arzt transportiert?
Wie ist die Beaufsichtigung der Gruppe/der anderen Kinder geregelt?


Das vorliegende Handbuch zur Ersten Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder ist als Informationsschrift im Regelwerk der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) enthalten.

Dieses Handbuch erfüllt alle Anforderungen, denen eine Informationsschrift gerecht werden muss, die jedem Teilnehmer an einer Aus- bzw. Fortbildung im Lehrgang "Erste Hilfe in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder" auszuhändigen ist.

Über den Autor

Franz Keggenhoff ist Fachbereichsleiter im DRK-Institut für Bildung und Kommunikation in Münster. Er ist Autor mehrerer Standardwerke zum Thema Erste Hilfe.

Hinweis

Das vorliegende Handbuch ist sorgfältig erarbeitet und geprüft worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor, Herausgeber noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Bildnachweis

Die Grafiken stammen von Katharina Pacyna, ADD Verlag Münster.

Literatur

DGUV Vorschrift 1 "Grundsätze der Prävention"

DGUV Regel 100-001 "Grundsätze der Prävention"

DGUV Information 204-001 "Erste Hilfe" Plakat (bisher BGI/GUV-I 510-1)

DGUV Information 204-006 "Anleitung zur Ersten Hilfe" (bisher BGI/GUV-I 503)

DGUV Information 204-007 "Handbuch zur Ersten Hilfe" (bisher BGI/GUV-I 829)

DGUV Information 204-021 "Dokumentation der Erste-Hilfe-Leistungen" (bisher BGI/GUV-I 511-3)

DGUV Information 204-022 "Erste Hilfe im Betrieb" (bisher BGI/GUV-I 509)


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