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49. Erläuterung zu Diazomethan

(BArbBl. 1/94 S. 56)


Ein TRK-Wert für Diazomethan wird nicht festgelegt. Es liegen keine Angaben zum Umgang mit diesem Gefahrstoff vor, da der Stoff zur Zeit keine technische Bedeutung hat.

Diazomethan ist im Verzeichnis der krebserzeugenden Gefahrstoffe bei Massengehalten von ≥ 1 % in Gruppe II (stark gefährdend) und bei Massengehalten von < 1 - 0,1 % in Gruppe III (gefährdend) eingeordnet

Arbeitsmedizinische Erfahrungen

Es liegen einige ältere Berichte über Vergiftungsfälle beim Umgang mit Diazomethan vor. Als Symptome wurden Augenreizung, Schleimhautreizung, Benommenheit, Atemwegs-Sensibilisierung, Brustschmerzen, Zyanose, Fieber und schwere Asthma-Anfälle beschrieben. In einigen Fällen kam es zu Anzeichen eines Lungenödems, zum Teil mit Todesfolge [1].

Toxikologische Erfahrungen

Diazomethan ist ein starkes Alkylans; es wurde als Methylierungsmittel technisch eingesetzt.

Die Behandlung von DNA mit Diazomethan führt zur Bildung von 7-Methylguanin sowie von 3-Methyladenin Als methylierendes Agens wirkt Diazomethan gentoxisch [2].

Zur Frage der kanzerogenen Wirkung von Diazomethan liegt eine ältere Veröffentlichung vor, in der Versuche an Ratten und Mäusen mit inhalativer, dermaler bzw. subkutaner Applikation beschrieben werden, die den heutigen Anforderungen jedoch nicht entsprechen [2, 3]

Insgesamt 13 männliche Ratten wurden über einen Zeitraum von 4,5 bis 6 Monaten zweimal wöchentlich für jeweils 1,5-3 Minuten gegenüber Diazomethan-Dampf (Verdampfung von 0,1-3,3 mg Diazomethan in 1 ml etherische Lösung) exponiert. Von den 7 nach 10 Monaten noch überlebenden Tieren wiesen 3 Tiere Lungenadenome auf und bei einem Tier wurde zusätzlich ein squamöses Lungenkarzinom festgestellt. Bei den 4 nach 11 Monaten getöteten Kontrolltieren traten keine Tumoren auf.

Ein entsprechender Versuch wurde auch an 12 männlichen Mäusen durchgeführt. Die Expositionszeit betrug zunächst zweimal wöchentlich 3 Minuten und wurde nach 10 Tagen wegen des Auftretens von 2 Todesfällen reduziert auf 1-2 Minuten für insgesamt 6 Monate. Von den 10 Tieren, die länger als 10 Tage überlebten, wiesen 7 Tiere multiple Lungenadenome auf; in der Kontrollgruppe waren 2 von 8 Tieren Träger von multiplen Lungenadenomen. In einem weiteren Inhalationsversuch an 8 männlichen Mäusen (Ether-Kontrolle 6 Männchen) führte die 5-monatige Exposition gegenüber Diazomethan bzw Ether (zweimal wöchentlich je 1,5 Minuten) zu keinen Tumoren. In einem Wiederholungsversuch mit nur 12 Expositionen entwickelten sich bei allen 5 Diazomethan-exponierten Tieren sowie bei 3 von 6 Kontrolltieren Lungentumoren. Von 12 männlichen Mäusen, die fünfmal wöchentlich je 2-3 Tropfen einer etherischen Diazomethan-Lösung (0,1- 3,3 mg/ml) für insgesamt 5 Monate auf die rasierte Rückenhaut appliziert bekamen, wiesen 8 Tiere nach 5-12 Monaten Lungenadenome auf; Kontrollen wurden nicht mitgeführt.

Von 10 männlichen Mäusen, die 8 monatliche subkutane Injektionen von 0,1 ml etherischer Diazomethan-Lösung (0,1 - 3,3 mg/ml) 1 : 1 verdünnt mit Erdnußöl sowie 4 monatliche Injektionen von je 0,1 ml unverdünnter etherischer Diazomethan-Lösung erhalten hatten, wiesen 2 Tiere nach 26 Monaten Tumoren auf (Spindelzellsarkom bzw. multiples Lungenadenom); Kontrollen wurden nicht mitgeführt.

Aufgrund methodischer Mängel sind diese Studien nicht besonders aussagekräftig. Bei Ratten und Mäusen traten vermehrt Lungentumoren auf, was auf ein kanzerogenes Potential von Diazomethan hinweist. Zur Wirkstärke können anhand der vorliegenden Ergebnisse aus Studien mit inhalativer oder dermaler Applikation keine Aussagen gemacht werden. Der subkutane Versuch an Mäusen, der ebenfalls nicht den heutigen Anforderungen entspricht, läßt nur eine schwache kanzerogene Wirkung vermuten. Als starkes Alkylans wirkt Diazomethan auch gentoxisch.

Analytik

Ein Verfahren zur Messung von Diazomethan in der Luft in Arbeitsbereichen wird von NIOSH (Nr. 2515) beschrieben [4]. Die Probenahme mit Pumpe erfolgt durch Adsorption an mit Octansäure behandeltem XAD-2. Nach der Extraktion mit Schwefelkohlenstoff wird die analytische Bestimmung mittels Gaschromatographie unter Verwendung eines Flammenionisationsdetektors durchgeführt.

Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen

Dem Ausschuß für Gefahrstoffe sind keine Arbeitsbereiche bekannt geworden, in denen mit dieser Substanz umgegangen wird. Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen liegen daher nicht vor. Von großer Bedeutung ist jedoch die Verwendung von Diazomethan im Labor.

Hinweise

In Arbeitsbereichen, in denen mit diesem Stoff umgegangen werden sollte, ist durch eine Arbeitsbereichsanalyse unverzüglich festzustellen, ob ein Wert von 0,01 mg/m3 eingehalten ist. Dieser Wert orientiert sich insbesondere an den Möglichkeiten der Analytik. Die Ergebnisse der Arbeitsbereichsanalyse sind dem Ausschuß für Gefahrstoffe (AGS) mitzuteilen.

Literatur

[1] American Conference of Governmental Industrial Hygienists (ACGIH): Diazomenthane Documentation of TLV`s, 5. Auflage (1986), Seite 173.

[2] WHO/IARC: Diazomethane; IARC monographs on the evaluation of carcinogenic risks to humans. Band 7, 223-230 (1974)

[3] Schoental, R. u. Magee, P. N.: Induction of squamous carcinoma of the lung and of the stomach and oesophagus by diazomethane and N-methyl-N-nitroso-urethane, respectively. Brit, J Cancer 16,92-100 (1962)

[4] NIOSH: Manual of Analytical Methods, US. Department of Health and Human Services, Cincinnati, 1989


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