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8. TRK-Wert für 2-Nitropropan
(BArbBl. 3/83 S. 62)
5 ml/m3 (18 mg/m3)
Im Verzeichnis krebserzeugende Arbeitsstoffe der Verordnung über gefährliche Arbeitsstoffe, Anhang II Nr. l, ist 2-Nitropropan bei Gehalten von ≥ 1 Gew.-% in Gruppe II (stark gefährdend), bei Gehalten von < 1 - 0,1 Gew.-% in Gruppe III (gefährdend) eingeordnet.
Arbeitsmedizinisch-toxikologische Erfahrungen
Durch 2-Nitropropan hervorgerufene Krebserkrankungen sind beim Menschen nicht beobachtet worden.
In einem Inhalationsversuch waren 10 männliche Ratten (5 Stunden/Tag, 5mal pro Woche) einer 2-Nitropropan-Konzentration von 207 ppm ausgesetzt. Nach 180 Tagen wurden die Ratten getötet. Bei allen Tieren fanden sich deutliche Leberschäden und Lebertumoren (Karzinome bzw. Adenome). Nach einer Versuchszeit von 12 Monaten zeigte auch eine Konzentration von 100 ppm eine deutliche krebserzeugende Wirkung an der Leber. Wurden Ratten über 22 Monate einer Konzentration von 25 ppm (7 Std./Tag, 5mal pro Woche) ausgesetzt, so traten zwar noch vermehrt "Leberknötchen" auf, bei 13 von 249 Versuchstieren und bei 3 von 250 Kontrolltieren, aber sonst keine wesentlichen Leberschäden und auch keine Lebertumoren. Eine längere Versuchszeit als die von 22 Monaten wäre allerdings wünschenswert gewesen.
Bisher ließen sich im Tierversuch demnach nur dann Lebertumoren durch 2-Nitropropan induzieren, wenn deutlich lebertoxische Dosen aufgenommen wurden.
Aus den vorliegenden toxikologischen Ergebnissen läßt sich - abgesehen von den bekannten grundsätzlichen Erwägungen - kein Einwand gegen den technisch begründeten TRK-Wert von 5 ml/m3 ableiten.
Analytik
Zur Messung von 2-Nitropropan in der Luft in Arbeitsbereichen eignet sich die Probenahme durch Absorption an Silicagel und die anschließende analytische Bestimmung des Sorbats mit Hilfe der Gaschromatographie (Lit.: Von den Berufsgenossenschaften anerkannte Analysenverfahren zur Feststellung der Konzentration krebserzeugender Arbeitsstoffe in der Luft in Arbeitsbereichen; ZH 1/120). Die Nachweisgrenze beträgt unter Praxisbedingungen 0,5 ml/m3 (ppm).
Herstellung und Verwendung
2-Nitropropan wird im Bereich der Bundesrepublik Deutschland nicht in technischem Maße hergestellt. Es wird in Deutschland hauptsächlich von einer Firma aus dem Ausland bezogen. Insgesamt werden durch diese Firma in Deutschland ca. 1000 t 2-Nitropropan verarbeitet und vertrieben. Der überwiegende Anteil von 2-Nitropropan wird zu Aminomethylpropanol verarbeitet. In dieser Firma, die auch 2-Nitropropan abfüllt, haben ca. 8 Personen Umgang mit diesem Stoff.
2-Nitropropan kann in Lacken enthalten sein. Allerdings scheint 2-Nitropropan derzeit nur noch im Tief-, Papier- und Foliendruck auf dem Verpackungssektor Verwendung zu finden, wohingegen es im Offset-, Buch- und Zeitungsdruck durch Ersatzstoffe weitgehend ersetzt ist. Die Zahl der Personen, die im Bereich der Lackanwendung Umgang mit 2-Nitropropan haben, ist unbekannt.
Ergebnisse von Arbeitsbereichs-Messungen
In einem Kleinbetrieb konnten beim Farbansetzen ohne technische Schutzmaßnahmen 2-Nitropropan-Konzentrationswerte von 25 und 11 ml/m3 gefunden werden.
Beim Abfüllen von 2-Nitropropan in kleine Gebinde wurden unter optimalen technischen Bedingungen 3 Meßwerte unter 1 ml/m3 festgestellt. Aus einer großtechnischen Abfüllanlage für 2-Nitropropan stehen 6 Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen nach TRgA 401 zur Verfügung. Die Meßwerte bewegen sich im Bereich 5 - 9 ml/m3. Die an dieser Abfüllstation installierte Absaughaube kann in ihrer Wirksamkeit mit leichten Mitteln wesentlich verbessert werden.
Die Verarbeitung von 2-Nitropropan zu Aminomethylpropanol erfolgt in einer geschlossenen Anlage.
Die Konzentrationen an verschiedenen Punkten dieser Anlage, die nicht ständig besetzte Arbeitsplätze darstellen, waren < 0,5 ml/m3.