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92. Luftgrenzwert für Tetrahydrofuran
Ausgabe:
September 1999
(BArbBl. 9/1999 S. 60)
150 mg/m3, Spitzenbegrenzung: Überschreitungsfaktor =2=
Toxikologisch-arbeitsmedizinische Anmerkungen
Grundlage der Bewertung ist die MAK-Begründung von 1996 [1].
Der Luftgrenzwert von 150 mg/m3 liegt im Effektbereich der subchronischen Inhalationsstudie bei der Ratte: ab 300 mg/m3 (4 Std./Tag, 5 Tage/Woche, 90 Tage) [1] war die Ciliarbewegung der Bronchien inhibiert. Die inzwischen vorliegende NTP-Kanzerogenesestudie [2] an Ratten zeigt jedoch, daß bei längerfristiger Belastung bis zur höchsten getesteten Konzentration von 1800 ppm (5400 mg/m3) keine klinischen oder histopathologischen Befunde am Atemtrakt auftreten. Damit kommt der Hemmung der Ciliarbewegung offensichtlich keine toxikologische Relevanz zu. Auch bei einem Überschreitungsfaktor =2= muß daher mit keiner gesundheitlichen Gefährdung für die Exponierten gerechnet werden.
Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen
Verwendung
Tetrahydrofuran wird in vielen Bereichen als Lösemittel eingesetzt (z.B. als Lösemittel für Farbstoffe und Lacke). Ebenfalls werden größere Mengen bei der Magnetbandproduktion (gemeinsam mit Dioxan) im Gießverfahren eingesetzt. Tetrahydrofuran ist zur Zeit als einziges Lösemittel zum Lösen von PVC geeignet. Kleber für PVC zur Verklebung von PVC-Bahnen bestehen aus einer Lösung von PVC in THF.
Die vorgelegten Meßergebnisse zu den Bereichen Betonsanierung, Kunststoff- und Behälterbau, Maler und Lackierer sowie Verschweißen von Dachbahnen ergaben keine Hinweise, daß der neue Luftgrenzwert nicht eingehalten werden kann. Bei der Verwendung von THF-haltigen Klebern wurden Konzentrationen bis 500 mg/m3 ermittelt. Diese Arbeiten erstrecken sich nicht über die gesamte Schicht, so daß hier in erster Linie die Spitzenbegrenzung zum limitierenden Faktor wird. Dies gilt auch für die Herstellung von PVC-Pendeltoren und PVC-Schnellauftoren (Quellschweißverfahren mittels Tetrahydrofuran). Hier wurden in der Plattendoublieranlage Werte bis 314 mg/m3 ermittelt. Hierbei handelt es sich um Kurzzeitmittelwerte. Bei noch kürzeren Meßzeiten mittels direktanzeigenden Meßgeräten ergeben sich höhere Meßwerte bis 1400 mg/m3.
Bei der Verklebung von PVC-Bahnen kann auf THF nicht verzichtet werden. Alle bisher getesteten Systeme können die Anforderungen an technische Verklebungen nicht erfüllen. Aufgrund der mobilen Arbeitsplätze auf Baustellen sind Absauganlagen nicht einsetzbar. In Abhängigkeit der natürlichen Lüftung und der Menge der zu verklebenden PVC-Nähte streuen die ermittelten Expositionswerte um einen größeren Faktor.
Beim Einsatz als Lösemittel kann der Schichtmittelwert kurzfristig bei der Einfüllung in die Lösebehälter nicht eingehalten werden. Typischerweise werden hierbei Konzentrationen von 300 mg/m3 erreicht. Die Dauer der erhöhten Exposition beträgt 5 - 10 Minuten.
Zur Herstellung von Magnetbändern werden Dioxan und Tetrahydrofuran als wesentliche Löse- und Reinigungsmittel bei der Beschichtung eingesetzt. Bei häufiger vorkommenden Produktionsstörungen werden Konz6ntrationen bis 150 mg/m3 erreicht, die teilweise auch darüber liegen.
Reinigung: Expositionen von typischerweise 200 mg/m3 für die Dauer von 15 - 20 Minuten werden erreicht. Situationsangepaßt und insbesondere bei längerer Dauer wird Atemschutz getragen.
Herstellung
Tetrahydrofuran wird in geschlossenen Systemen durch Cyclisierung von 1,4-Butandiol mittels saurer Katalyse unter Wasserabspaltung hergestellt. Bei der Produktion kann der Schichtmittelwert eingehalten werden. Außer bei Abfüllung in Fässer wird auch die Spitzenwertbelastung eingehalten. Bei Abfüllvorgängen werden kurzfristig (15 Minuten) häufiger 250 mg/m3, erreicht.
Darüber hinaus wurden dem UA V keine weiteren Meßergebnisse bekannt, die einer Absenkung des Schichtmittelwertes entgegenstehen.
Literatur
[1] Greim, H. (Hrsg.): Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe - Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründungen von MAK-Werten. Tetrahydrofuran. Weinheim: WILEY-VCH, 22. Lfg. (1996)
[2] National Toxicology Program (NTP): NTP Technical Report on the Toxicology and Carcinogenesis Studies of Tetrahydrofuran (CAS-Nr.: 109-99-9) in F344/N Rats and B6C3F1 Mice (Inhalation Studies). NTP Technical Report 475 (Draft 1996).
(Stand:
Mai 1999)
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