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99. Erläuterung zu 1-Methoxy-2-nitrobenzol (2-Nitroanisol, o-Nitroanisol)
(CAS-NR.: 91-23-6)
Ausgabe:
Mai 2002
(BArbBl. 5/2002 S. 114)
Ein Luftgrenzwert für l-Methoxy-2-nitrobenzol wird nicht festgelegt, da der Stoff nach den vorliegenden Informationen zurzeit nur in zwei Betrieben in geschlossenen Anlagen eingesetzt wird und eine Exposition bei bestimmungsgemäßem Betrieb aufgrund der persönlichen Schutzmaßnahmen nicht zu erwarten ist.
l-Methoxy-2-nitrobenzol ist im Anhang I der Richtlinie 67/548/EWG als krebserzeugend in die Kategorie 2 eingeordnet. Zubereitungen sind als krebserzeugend im Sinne des § 35 Abs. 1 GefStoffV anzusehen, wenn der Massengehalt an l-Methoxy-2-nitrobenzol > 0,1 % beträgt.
Arbeitsmedizinische Erfahrungen
Siehe: Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe - Toxikologisch arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten [1]. Neuere arbeitsmedizinische Daten wurden nicht publiziert [2].
Toxikologische Erfahrungen
Siehe: Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe - Toxikologisch arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten [1].
Messverfahren
Zur Messung von 1-Methoxy-2-nitrobenzol liegt dem Hersteller und Verwender eine validierte Labormethode vor. Es sind personenbezogene und ortsfeste Probenahmen für Messungen zur Beurteilung der Konzentrationen an l-Methoxy-2-nitrobenzol in der Luft in Arbeitsbereichen möglich. Die Probenahme erfolgt mittels Pumpe und Abscheidung auf einem Sammelfilter mit nachgeschalteter Silikagel-Kartusche. Nach Desorption erfolgt die Endbestimmung von 1-Methoxy-2-nitrobenzol mit GC / ECD.
Die Bestimmungsgrenze liegt bei 0,01 mg/m3 an 1-Methoxy-2-nitrobenzol bei 120 L Probeluft. Der Dampfdruck der Partikeln ist bei diesem Messverfahren berücksichtigt.
Herstellung und Verwendung
In Deutschland ist ein Hersteller und gleichzeitig auch Verwender von 1-Methoxy-2-nitrobenzol als Zwischenprodukt bekannt. Die beiden Betriebe für die Herstellung bzw. Verwendung befinden sich am selben Firmenstandort.
Zur Herstellung wird der Ausgangsstoff o-Nitrochlorbenzol in einer geschlossenen Anlage eingesetzt. Die Reaktion läuft in einem geschlossenen Rührkessel ab. Das Zwischenprodukt l-Methoxy-2-nitrobenzol wird in Tankzüge bzw. Bahnkesselwagen abgefüllt und in den benachbarten Reduktionsbetrieb transportiert.
Im Reduktionsbetrieb wird das Zwischenprodukt in einer geschlossenen Anlage katalytisch mit Wasserstoff reduziert.
Die beiden Anlagen zur Herstellung bzw. Verwendung sind geschlossen gemäß der TRGS 420. Für den Herstellungs- sowie für den Verwendungsbereich gelten: Die Prozessüberwachung wurde optimiert, so dass Probenahmen in der Regel nicht erforderlich sind. Die gesamte Abluft wird über ein Aktivkohlefiltersystem gereinigt.
Ausnahmen: Nur im Ausnahmefall werden Proben entnommen. Hierzu kommen gekapselte Probeentnahmesysteme zum Einsatz. Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten sowie An- und Abschließarbeiten an Tankzügen und Bahnkesselwagen finden im Freien statt. Die Dauer der Arbeiten beträgt ca. 15 Minuten pro Schicht und Betrieb.
In Summe haben weniger als 50 Mitarbeiter Umgang mit l-Methoxy-2-nitrobenzol.
Ergebnisse von Arbeitsbereichsmessungen
Personenbezogene Arbeitsbereichsmessungen während des bestimmungsgemäßen Betriebs wurden bisher nicht durchgeführt, da bei dem kurzzeitigen expositionsrelevanten Umgang mit l-Methoxy-2-nitrobenzol persönliche Schutzausrüstung getragen wird. Expositionsmessungen beim An- und Abschließen der Container werden nicht durchgeführt. Die Schutzmaßnahmen (Atemschutz, Schutzkleidung) leiten sich daher aus dem worst case ab.
Hinweise
Sollte 1-Methoxy-2-nitrobenzol über die beschriebenen Herstellung und Verwendung hinaus wieder technische Bedeutung erlangen, ist durch eine Arbeitsbereichsanalyse unverzüglich das Expositionsniveau festzustellen. Die Schichtmittelwerte sollten unterhalb von 0,1 mg/m3liegen. Die Ergebnisse der Arbeitsbereichsanalyse sind dem Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) mitzuteilen. Aufsichtsbehörden, die Kenntnis über den Umgang mit l-Methoxy-2-nitrobenzol erlangen, werden gebeten, dies dem AGS mitzuteilen.
Literatur
[1] Greim, H. (Hrsg.): Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe - Toxikologisch arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten - o-Nitroanisol. Verlag Chemie, Weinheim 1994
[2] Ergebnis einer Recherche in Medline (Stand 2000).
Stand:
November 2001
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