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Begründung zur Bewertung von Stoffen als sensibilisierend
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17. Zierpflanzenbestandteile

Ausgabe: Juli 1999
(BArbBl. 8/1999 S. 71)



Stand: Mai 1999

I Atemwegserkrankungen

Vorkommen:

Die Pollenallergie gehört zu den häufigsten außerberuflichen allergischen Erkrankungen. In rund einem Drittel der Fälle geht die Rhinitis pollinosa in ein Pollenasthma über [WUTHRICH 1995].

Auslöser sind vor allem Baum-, Gräser-, Getreide- und Kräuterpollen, d.h. windbestäubte Pollen. Hinsichtlich der Verursachung berufsbedingter Pollenallergien stehen Pollen von insektenbestäubten Blumen im Vordergrund. Sie werden unter besonderen arbeitsspezifischen Bedingungen bei Gärtnern, Blumenbindern und -verkäuferinnen sowie Beschäftigten in der Züchtung beobachtet.

Arbeitsmedizinische und experimentelle Daten:

Epidemiologische Studien zur Prävalenz von allergischen Atemwegserkrankungen in den genannten Berufsgruppen liegen nicht vor. Es handelt sich um kasuistische Beobachtungen (siehe im folgenden) sowie um Auswertungen von Berufskrankheitengutachten [OERTMANN et al. 1995]. PIIRILÄ et al. (1994) recherchierten 90 Fälle von Atemwegserkrankungen durch 14 verschiedene Blumen.

Zahlreiche Mitteilungen finden sich über Asthma bronchiale, Rhinitis und Konjunktivitis durch Chrysanthemen [BLAMOUTIER 1956; ZU-ZUM et al. 1975, van WIJK et al 1989, zit. nach PIIRILÄ et al. 1994, SCHUBERT et al. 1990, PIIRILÄ et al. 1994, OERTMANN et al. 1995]. SCHUBERT et al. (1990) berichteten über 8 Fälle von Pollinosis auf Chrysanthemen bei 15 Exponierten in einem Zuchtbetrieb, die auf arbeitsspezifische Expositionsbedingungen bei der artifiziellen Befruchtung zurückgeführt wurden. Eine besonders hohe Pollenexposition wurde beim Schneiden und Sortieren der Sorten mit offener Blüte gemessen. Der Erkrankungsnachweis erfolgte durch Reibetests und Nasaltests mit nativen Pollen sowie im Intrakutan- und Pricktest mit wässrigen Chsysanthemenpollenextrakten. Bei 7/8 Erkrankten war im RAST spezifisches IgE (bis Klasse 4) nachweisbar. Die Autoren stufen Chrysanthemenpollen als aggressives Allergen ein. Die Allergose ist aufgrund der Expositionsbedingungen im außerberuflichen Bereich selten. OERTMANN et al. (1995) sicherten die berufliche Verursachung einer Chrysanthemenpollenallergose (Rhinokonjunktivitis, Asthma bronchiale) ebenfalls durch Haut- (Intrakutantest) und Provokationstests (positiver konjunktivaler, nasaler und inhalativer Test mit wässrigem Extrakt). Sie berichteten, daß einige Patienten mit nachgewiesener berufsbedingter Pollenallergie ihre Beschwerden am Arbeitsplatz erst bekamen, wenn Blumen angeschnitten oder ausgebrochen wurden, insbesondere Chrysanthemen, Geranien und Sonnenblumen.

DIENER et al. (1986) identifizierten 38 Antigene in Chrysanthemenpollenextrakten, 10 davon binden IgE-Antiköper im Serum von Patienten mit Chrysanthemenallergose.

Weitere Mitteilungen liegen über Erkrankungen (Rhinitis, Konjunktivitis, Asthma bronchiale, Kontakturtikaria) durch Tulpen bei Gärtnern bzw. Blumenbindern vor [van der WERFF 1959, KRUSMAN et al. 1987, zit. nach PIIRILÄ 1994, LAHTI 1986]. PIIRIILA et al. (1994) fanden bei einem Blumenbinder mit Rhinitis, Asthma bronchiale, Laryngitis und Urtikaria einen positiven Pricktest auf Tulpe (Zwiebel, Stengel, Blütenblätter), einen positiven RAST auf Tulpe (Pollen, Blütenblätter, Stengel) sowie einen positiven arbeitsplatzbezogenen Provokationstest (FEV1-Abfall 28 % nach 30 min. nach 15minütigem Händeln von Tulpen).

SCHUBERT et al. (1990) berichteten, daß in einem Gartenbaubetrieb zwischen 1981 und 1984 bei 7 von 22 Gärtnern nach ein bis 11 Expositionsperioden von jeweils 6 Monaten Rhinitis und Konjunktivitis, bei 2 zusätzlich asthmoide Bronchitis, auftraten, wenn sie Alpenveilchen künstlich bestäubten. Sie hatten für die Samengewinnung in den Monaten Oktober bis März alle Blüten von ca. 10.000 Topfpflanzen wöchentlich einmal über jeweils 3 Wochen zu bestäuben. Die Diagnose wurde anhand der Anamnese (Expositionsabhängigkeit der Beschwerden) und des positiven Hauttests gestellt. Die Autoren weisen auf die besonderen Expositionsbedingungen (intensive Exposition bei der Züchtung) im Hinblick auf die hohe Erkrankungszahl (ein Drittel) hin.

Erkrankungen an allergischem Asthma bronchiale sind auch durch Freesien beschrieben [van TOORENENBERGEN et al. 1984, van WIJK et al. 1989, PIIRILÄ et al. 1995]. Van TOORENBERGEN et al. (1984) berichteten über eine Atopikerin (Ekzem, Rhinokonjunktivitis, intermittierendes Asthma), die bei beruflicher Tätigkeit im Gewächshaus mit Kontakt u.a. zu Freesien an einem chronischen Asthma erkrankte. Im Serum waren hohe Konzentrationen an spezifischem IgE gegen Freesien (Blüte, Stengel) nachweisbar. Der Pricktest (drei Negativkontrollen) und die Histaminfreisetzung aus Leukozyten (eine Negativkontrolle) mit Freesienblüte und -stengel waren positiv. PIIRILÄ et al. (1994) berichteten über einen Gärtner, der über expositionsabhängige Konjunktivitis und asthmatische Beschwerden beim Schneiden von Freesien berichtete.

Die Diagnose einer Freesienallergie wurde aus der schichtbegleitenden Lungenfunktion (PEF-Abfall 50 % im Schichtverlauf), dem positiven arbeitsplatzbezogenen Provokationstest (Schneiden von Freesien 60 min; PEF-Abfall 14 % nach 30 min., FEV1-Abfall 18 % nach 2 h), der Beschwerdefreiheit nach Karenz und der Normalisierung der bronchialen Hyperreaktivität abgeleitet. Der Pricktest mit Blumen vom Arbeitsplatz war negativ, spezifisches IgE wurde nicht bestimmt. Weitere Befunde: Gesamt-IgE normal, Pricktest ubiquitäre Allergene negativ.

Des weiteren gibt es von SCHUBERT et al. (1990) Fallbeschreibungen über Rhinitis und Konjunktivitis bei 3 von 8 Gärtnern, die bei der generativen Vermehrung von Knollenbegonien (Ausschütteln der Pollen, Bestäuben der Blüten) Kontakt zu Begonienpollen hatten. In allen drei Erkrankungsfüllen fanden sich stark positive Pricktests mit einer Begonienpollenaufschwemmung in physiologischer Kochsalzlösung, einmal mit systemischem Charakter, drei Kontrollen waren negativ.

Weitere Kasuistiken liegen vor zu Erkrankungen durch Kontakt zu Gerbera (Rhinitis, Asthma und Konjunktivitis; van WUK et al. 1989, zit. nach PIIRILÄ et al. 1994), Margeriten (Rhinokonjunktivitis, Asthma, positiver Hauttest und nasaler Provokationstest mit Margentenpollenextrakt, OERTMANN et al. 1995), Sonnenblumen (Kasuistik über Rhinitis und Asthma bronchiale bei einem ganzjährig beruflich in der Züchtung tätigen Patienten; positiver Prick, RAST und Inhalationstest mit Sonnenblumenpollenextrakt; BOUSQUET 1985) und Spathiphyllum wallisii (Fallbeschreibung von Rhinitis, Laryngitis, Urtikaria und Asthma mit positivem Prick und RAST mit einem Extrakt aus Blume, Pollen, Stengel und Blättern; KANERVA et al. 1995).

Neben Pollen spielen für das Auftreten arbeitsabhängiger Beschwerden in den genannten Berufen weitere Phytoallergene wie Pflanzensäfte und Trockenstäube eine Rolle. Es sind Erkrankungen durch beruflichen Umgang mit Schleierkraut (Gypsophilia panniculata) beschrieben (Fallbeschreibung von Asthma, Rhinitis und Konjunktivitis durch TWIGGS et al. 1982; Fallbeschreibung von Rhinokonjunktivitis und Asthma von RUDOLPH et al. 1983). KASELOW (1990) berichtete über die Untersuchung von 13 Personen, die in der Vitaminherstellung Kontakt zu Rosenhagebutten hatten. 9 gaben asthmatische und 5 rhinitische Beschwerden an. Bei 7 Personen waren Pricktest und ELISA mit Hagebuttenextrakt positiv, in 2/4 geprüften Fällen der bronchiale Provokationstest (FEV1-Abfall >20 %, keine Spätreaktion). QIRCE et al. (1993) berichteten über einen Patienten mit Rhinitis, Konjunktivitis, Asthma und Kontakturtikaria durch beruflichen Kontakt zu Strandflieder (Statice, Limonium tartaricum). Es fanden sich positiver Pricktest, RAST und bronchialer Provokationstest mit einem aus getrockenetem Limonium tartaricum hergestellten Extrakt (negative Kontrollen). Die Histaminfreisetzung aus Leukozyten war ebenfalls positiv.

Rhinitis, Konjunktivitis, Asthma bronchiale und Kontakturtikaria wurden ferner bei beruflichem Umgang mit Birkenfeige (Ficus benjamina), einer weit verbreiteten Grünpflanze in öffentlichen Gebäuden und Büros beschrieben. Das Allergen wurde aus dem Pflanzensaft isosiert und ist in Blättern und Zweigen enthalten. Beim Schneiden oder Säubern der Pflanze besteht Kontakt zum Allergen, es wird aber auch postuliert, daß in trockener und warmer Umgebung das wasserlösliche Antigen durch Diffusion an die Oberfläche gelangt und sich an Staubpartikel bindet [BIRCHER et al. 19951. In einer Untersuchung von 78 Pflanzenhaltern und Gärtnern waren 23 % sensibilisiert [AXELSSON et al. 1987].

Bewertung:

Pollen und andere florale Bestandteile (Pflanzensäfte, Trockenstäube) sind berufliche Inhalationsallergene für Gärtner/innen, Floristen/innen bzw. Beschäftigte in der Pflanzenzüchtung. Es handelt sich überwiegend um IgE-bedingte Sofortreaktionen bzw. um durch Provokationstest und typische expositionsabhängige Symptomatik gesicherte Überempfindlichkeitsreaktionen. Die Erkrankungen treten insbesondere bei Atopikern auf und können mit einer Nahrungsmittelallergie assoziiert sein.

Literatur:

Axelsson, I. G. K.; Johansson, S. G. O.; Zetterström, O.: Occupational allergy to weeping fig in plant keepers. Allergy 42 (1987), 161-167

Bircher, A. J.; Langauer, S.; Levy, F.; Wahl, R.: The allergen of Ficus benjamina in house dust. Clin. Exp. Allergy 25 (1995), 228-233

Bousquet, J.; Dhivert, H.; Clauzel, A.-M.; Hewitt, B.; Michel, F.-B.: Occupational allergy to sunflower pollen. J. Allergy Clin. Immunol. 75 (1985), 70-74

Diener, Chr.; Schlenvoigt, G.; Jäger, L.; Prater E.; Schubert, H.: Allergens of chrysanthemum pollen. Allergol. et Immunopathol. 14 (1986), 49-53

Kanerva, L.; Mäkinen-Kiljunen, S.; Kiistala, R.; Granlund, H.: Occupational allergy caused by spathe flower (Spathiphyllum wallisii). Allergy 50 (1995), 174-178

Kwaselow, A.; Rowe, M.; Sears-Ewald, D.; Ownby, D.: Rose hips: A new occupational allergen. J. Allergy Clin. Immunol. 85 (1990), 704- 708

Krüsman, W.; Hausen, B. M.: Tulpenallergie von Soforttyp mit Asthma bronchiale und Rhinokonjunktivitis. Allergologie 10 (1987), 549-551

Lahti, A.: Contact urticaria and respiratory symptoms from tulips and lilies. Contact Dermatitis 14(1986), 317-3 19

Oertmann, C.; Bergmann, K.-Ch.: Berufsbedingte Inhalationsallergien durch Pflanzen. Allergologie 18 (1995), 185-191

Piirilä, P.; Keskinen, H.; Leino, T.; Tupasela, O. Tuppurainen, M.: Occupational asthma caused by decorative flowers: Review and case reports. Int. Arch. Occup. Environ. Health 66 (1994), 131-136

Quirce, S.; Garcia-Figueroa, B.; Olaguibel, J. M.; Muro, M. D.: Tabar, A. I.: Occupational asthma and contact urticaria from dried flowers of Limonium tataricum. Allergy 48 (1993), 285-290

Rudolph, R.; Käfer, R.; Kunkel, G.: Ein Fall von Schleierkrautallergie. Allergologie 6 (1983), 454-456

Schubert, H.; Prater, E.; Diener, C.: Pollinosis bei Chrysanthemenzüchtern. Z. gesamte Hyg. 36 (1990), 162-163

Schubert, H.; Prater, E.: Pollinosis als Berufskrankheit bei Gärtnern. Dermatol. Mschr. 176 (1990), 97-104

Twiggs, J. T.; Yunginger, J. W.; Agarwal, M. K.; Reed, C. E.: Occupational asthma in a florist caused by the dried plant, baby`s breath. J. Allergy Clin. Immunol. 69 (1982), 474-477

Ueda, A.; Tochigi, T.; Ueda, T.; Aoyama, K.; Manda, F.: Immediate type of allergy in statis growers. J. Allergy Clin. Immunol. 90 (1992), 742-748

van Toorenenbergen, A. W.; Dieges, P. H.: Occupational Allergy in Horticulture: Demonstration of Immediate-Type Allergic Reactivity to Freesia and Paprika Plants. Int. Arch. Allergy Appl. Immunol. 75 (1984), 44-470

Wüthrich, B.: Pollenallergie. Aktuelles zur Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie. Dtsch. Ärztebl. 92 (1995), C 703-707

II Hauterkrankungen

1 Übersicht

Vorkommen:

Sesquiterpenlactone (STL) kommen in den Blatthaaren (Trichomen), Blättern, Stengeln, Blüten und Pollen von Korbblütlern (Compositae), der zweitgößten Pflanzenfamilie auf der Erde, aber auch in einigen anderen Pflanzenarten wie z.B. Magnoliengewächsen, Lebermoosen (Frullania sp.) und Lorbeer vor. Bisher wurden über 1350 verschiedene STL identifiziert [21]. Unter den Korbblütlern findet man zahlreiche Wildpflanzen (Mutterkraut, Beifuß, Wermut, Löwenzahn, Schafgarbe, Goldrute u. a.), Kräuter (Alant, Kamille, Arnika u.a.), einige Zierpflanzen (Chrysanthemen, Zinnien, Astern, Kokardenblumen, Sonnenblumen, Studentenblumen u. a.) sowie Gemüsesorten (Kopfsalat, Endivien, Artischocken, Chicor6e). Pflanzenauszüge werden in Kosmetika, Wund- und Heilsalben, Shampoos, Badezusätzen, Rasierwasser, Parfums, Zahnpasten, aber auch in Bitterlikören, Kräuter-, Fruchttees und -bonbons verwendet [12]. Bei dem derzeitigen Trend zur Naturkosmetik sind diese Produkte sehr verbreitet, so daß es sowohl an Arbeitsplätzen in der Pflanzen- und Gemüsezucht, bei der Produktion und Verarbeitung von Kräuterprodukten und auch für die Allgemeinbevölkerung vielfältige Kontaktmöglichkeiten gibt.

Arbeitsmedizinische und experimentelle Daten:

Für ungefähr die Hälfte der STL wird aufgrund von Beobachtungen am Menschen oder Strukturähnlichkeiten eine kontaktsensibilisierende Wirkung angenommen [20, 26]. Der Zusammenhang des seit langem bekannten Kontaktekzems durch Korbblütler, Lebermoos (Frullania) und den STL wurde t970 von Mitchell et al. beschrieben [17, 18, 25]. Von besonderer Bedeutung für die Sensibilisierung soll eine exocyclische α -Methylengruppe am Lactonring sein, aber auch anderen Strukturen kommt offenbar sensibilisierende Wirkung zu [5, 10, 24, 26]. Gruppenreaktionen von Pflanzen und Kreuzreaktionen von STL. sind wegen der Verbreitung identischer STL in unterschiedlichen Pflanzen bzw. der Strukturähnlichkeit vieler STL nahezu obligat. Sie zeigen individuelle Muster [7, 8, 13, 18]. Kreuzreaktionen mit dem α -Methylbutyrolacton (Tulipalin) sollen nicht vorkommen [24, 26].

Es ist nicht möglich, ein Leitallergen für die Gruppe anzugeben, welches die breite Palette der Allergene abdeckt. In der Regel wird in der Praxis mit Pflanzenextrakten (Kurzetherextrakten), deren Gemischen oder Sesquiterpenlactongemischen (STL-Mix enthält Alantolacton, Costunolid, und Dehydrocostunolid) und nicht mit definierten Einzelallergenen getestet. Deshalb wird hier die Stoffgruppe abgehandelt. Die sensibilisierenden Wirkungen einzelner STL werden in der Literatur beschrieben [12, 14].

Primärsensibilisierungen und Irritationen durch diagnostische Testungen werden insbesondere bei der Verwendung von Pflanzenteilen oder hoch dosierten stark wirksamen STL (z.B. Alantolacton, Parthenolid, Costunolid) beobachtet [8, 22]. Es existieren zahlreiche Einzelfallberichte über STL in Pflanzen oder Pflanzenprodukten und auch Beschreibungen von Massenerkrankungen durch Wildkräuter z.B. durch Parthenium hysterophorus in Indien, Ambrosiaarten (Ragweed) in den USA [2, 4, 7, 15, 16, 19]. Chrysanthemenarten sind die häufigsten Ursachen für arbeitsbedingte Kontaktekzeme bei Gärtnern und Floristen [1, 9, 11]. Bei konsekutiven Testungen von 488 Patienten mit Compositenextrakt wurden 1974/75 in Dänemark in 2 % positive Reaktionen gesehen [22]. Von 1984- 1990 fand HAUSEN [8] in 3,1 % von 3.851 Patienten positive Reaktionen auf ein Gemisch von Kurzetherextrakten von Korbblütlern. In einer großen Europäischen Multizenterstudie wurden in 1,6 % von 4011 getesteten Personen mit dem STL-Mix (0,1 %) positive Reaktionen gefunden [3]. In England reagierten 1,8 % von 7420 Patienten auf den STL-Mix, wobei 84 % der Reaktionen als klinisch relevant bewertet wurden [23].

STL können durch direkten oder aerogenen Kontakt sowie auch nach oraler Aufnahme der Pflanzen allergische Kontaktekzeme auslösen. Daß Kontaktekzeme durch Chrysanthemen in Japan trotz der weiten Verbreitung selten sind, wird als Folge einer Immunmodellation durch den Genuß der Pflanzen als Salat erklärt [9, 26].

Bei persistierenden Lichtreaktionen findet man nicht selten auch positive Reaktionen auf STL [6, 23, 26]. Da die aerogenen Ekzeme im Sommer an freigetragenen Partien auftreten, können sie auch persistierende Lichtreaktionen imitieren [2, 13]. Es gibt wenige Hinweise auf photoallergische Wirkungen von STL, hingegen werden für andere Inhaltsstoffe der Compositae (Polyacetylene) solche Reaktionen angenommen [26]. STL kommen in der lipophilen Phase der Zellen vor. Kontakt mit Pollen der Korbblütler kann allergisches Kontaktekezem (Typ-IV-Reaktion) auslösen [19, 27]. Die Pollenallergie vom Typ-I (allergischer Schnupfen, Asthma) wird durch wasserlösliche Proteine verursacht.

In verschiedenen Meerschweinchenmodellen (OET, GPMT) wurden für zahlreiche von STL bzw. Pflanzenextrakte schwache bis sehr starke sensibilisierende Wirkungen nachgewiesen [12, 14, 28].

Bewertung:

Aufgrund der zahlreichen Fallberichte, der hohen Sensibilisierungsraten bei Ekzempatienten mit meistens klinischer Relevanz und der positiven Tierexperimente ist die sensibilisierende Wirkung durch Hautkontakt für eine Vielzahl von Sesquiterpenlactonen hinreichend belegt.

Literatur:

[1] Bleumink, E.; Mitchell, J.C.; Geissmann, TA.; Towers, G.H.N.: Contact hypersensitivity to sesquiterpenlactones in Chrysanthemum dermatitis. Contact Dermatitis 2 (1976), 81-88

[2] Diepgen, T.L.; Häberle, M.; Bäurle, G.: Fallstricke in der Berufsdermatologie: Das aerogene Kontaktekzem auf Pflanzen. Dermatosen 37 (1989), 23-25

[3] Ducombs, G.; Benezra, C.; Talaga, P.: Patch testing with the sesquiterpene lactone mix : A marker for contact allergy to Compositae and other sesquiterpene-lactone-containing plants. A multicenterstudy of the EECDRG. Contact Dermatitis 22 (1990), 249-252

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[8] Hausen, B.M.: A 6-years experience with compositae mix. Am. J. Contact Dermatitis 7 (1996), 94-9

[9] Hausen, B.M.; Schulz, K.H.: Chrysanthemen-Allergie (1. Mitteilung). Berufsdermatosen 21(1973), 199-2 14

[10] Hausen, B.M.; Schmalle H.W.: Strukture-activity aspects of 4 allergenic sesquiterpene lactones lacking the exocyclic a-methylene at the lactone ring. Contact Dermatitis 13 (1985), 329-332

[11] Hausen, B.M.; Oestmann, G.: Untersuchungen über die Häufigkeit berufsbedingter allergischer Hauterkrankungen auf einem Blumengroßmarkt. Dermatosen 36 (1988), 117-124

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