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Begründung zur Bewertung von Stoffen als sensibilisierend
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23. .2-Chlor-10-(3-dimethyl-amino)propyl)-phenothiazin
(CAS-Nr.: 69-09-0)
(Chlorpromazin)

Ausgabe: Juli 1999
(BArbBl. 8/1999 S. 80)



Stand: Mai 1999

Vorkommen:

Chlorpromazin ist ein Medikament, das als Neuroleptikum, Antihistaminikum und Antiemetikum wirkt. Die Substanz gehört zur Klasse der Phenothiazine. Das Chlorpromazinpräparat wurde 1952 eingeführt, wird in der Humanmedizin allerdings seit längerem nur noch selten eingesetzt. In der Landwirtschaft wird es zur Sedierung von Ferkeln und Schlachtschweinen verwendet.

Arbeitsmedizinische und experimentelle Daten:

Schon bald nach seiner Einführung wurden photokontaktallergische Ekzeme beobachtet [1], und zwar fast ausschließlich beim Krankenpflegepersonal [2], das durch Hautkontakt mit dem Medikament sensibilisiert worden war. Nach verschiedenen Antibiotika und Lokalanaesthetika gehörten Phenothiazine zu den häufigsten beruflichen Kontaktallergenen im Gesundheitswesen der DDR [3]. Im Rahmen größerer Photopatchtest-Auswertungen fand sich Chlorpromazin unter den häufiger ermittelten Photoallergenen [4, 5].

Die Zahl der Neuerkrankungen im Gesundheitsdienst konnten durch Dragierung der Tabletten und durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Ampullen allmählich vermindert werden.

Chlorpromazin wird als Humanarznei nur noch selten angewandt, kommt jedoch in der Landwirtschaft beim Zusammenbringen von Ferkelwürfen und zur Sedierung von Schlachtschweinen gelegentlich zum Einsatz. Der kaum vermeidbare Hautkontakt der Landwirte und der früher fehlende Warnhinweis hatten zur Folge, daß aus diesem Bereich über Photokontaktekzeme, aber auch über persistierende schwere Lichtüberempfindlichkeiten gegen Ultraviolett A ("persistent light reaction") berichtet wurde [6-9].

Bewertung:

Chlorpromazin ist ein Photosensibilisator für die Haut (R43).

Literatur:

[1] Schulz, K.H.; Wiskemann, A.; Wolf, K.: Klinische und experimentelle Untersuchungen über die photodynamische Wirksamkeit von Phenothioazinderivaten, insbesondere von Megaphen. Arch. klin. exp. Derm. 202 (1956), 285-298

[2] Rudzki, E.: Occupational dermatitis among health service workers. Dermatosen 27 (1979), 112-125

[3] Rothe, A.; Bräunlich, A.: Zur Epidemiologie der Berufsdermatosen in der ehemaligen DDR. In: J Ring (Hrsg.): Epidemiologie allergischer Erkrankungen. München: MMV, Medizin Verlag, 1991, 83-97

[4] Wennersten, G.; Thune, P.; Brodthagen, H.; Jansen, C.; Rystedt, I.: The Scandinavian multicenter photopatch study. Preliminary results. Contact Dermatitis 10 (1984), 305-309

[5] Hölzle, E.: Photopatch-Test: Ergebnisse der multizentrischen Studie. Akt. Dermatol. 17(1991), 117-123

[6] Ertle, T.: Beruflich bedingte Kontakt- und Photokontaktallergie bei einem Landwirt durch Chlorpromazin. Dermatosen 30 (1982), 120-122

[7] Schauder, S.: Olaquindox und Chlorpromazin verursachen persistierende Lichtreaktionen bei Landwirten. Hautnah Derm 8 (1992), 364-376

[8] Weyer, U.; Kowalzick, L.; Köster, W.; Ring, J.: Persistent light reaction associazed with photoallergy towards chlorpromazine in a pigbreeder. Schweiz. med. Wschr. 121 (1991), Suppl 40,11, 91

[9] Amblard, P.; Beani, J.C.; Reymond, J.L.: Persistent light reaction due to phenothiazines in atopic disease. Ann. Dermatol. Venereol. 109 (1992), 225-228