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Begründung zur Bewertung von Stoffen als sensibilisierend
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29. 2-Nitro-p-phenylendiamin
(CAS-Nr. 5307-14-2)

Ausgabe: Juli 1999
(BArbBl. 8/1999 S. 85)



Stand: Mai 1999

(o-Nitro-p-phenylendiamin, 1,4-Diamino-2-ultrobenzol, 2-Nitro-4-aminoanilin)

Vorkommen:

o-Nitro-p-phenylendiamin (ONPPD) wird in permanenten und semipermanenten Haarfarben eingesetzt.

Arbeitsmedizinische und experimentelle Daten:

Fälle von isolierter Allergie gegen o-Nitro-p-phenylendiamin (ONPPD) werden nur sehr selten berichtet. CRONIN [2] beobachtete von 1965 bis 1976 5 Patienten (2 Friseure und 3 Anwender von Haarfarben) mit positivem Epikutantest auf ONPPD ohne nachweisbare Allergie gegen p-Phenylendiamin (PPD). Ansonsten werden positive Testergebnisse im Rahmen einer Gruppenallergie mit PPD und ggf. anderen aromatischen Amin festgestellt. In Friseurkollektiven waren zwischen 4 % und 31 % auch Sensibilisierungen gegen ONPPD nachweisbar, Reaktionen auf PPD überwogen demgegenüber. Bei Friseurkunden betrug die Sensibilisierungsrate 24 % (12/49) bei 39 % Reaktionen auf PPD [zit. bei 3]. Untersuchungen zur Kreuzallergie aromatischer Amine ergaben bei 4/23 bzw. 9/25 Untersuchten mit Allergie gegen PPD auch positive Reaktionen auf ONPPD. [4, 5].

50 % (10/20) Meerschweinchen (Pibright-White-Stamm) konnten in einem Epikutantest mit FCA (modifizierter Maximierungtest) sensibilisiert werden (Challengekonzentration 1 %). In einer anderen Studie wurde durch Applikation von ONPPD (1 %) bei 8/10 Meerschweinchen Sensibilisierung festgestellt, eine 0,1 %ige Lösung war negativ. 5/19 Meerschweinchen, die mit einer modifizierten FCA-Methode gegen p-Phenylendiamin sensibilisiert worden waren, reagierten auch auf ONPPD (1 %) [3]. Nach topischer Applikation von 3 %iger Lösung von ONPPD täglich für 3 Wochen ließ sich nach 2 Wochen Pause bei 4/20 Tieren eine Sensibilisierung nachweisen. Der gleiche Test mit 4-Nitro-o-phenylendiamin ergab eine Sensibilisierung von 18/20 [zit. bei 1].

Bewertung:

Die Sensibilisierungsraten beim Menschen, insbesondere bei einer Gruppenallergie gegen p-Phenylendiamin u.a., sowie die Ergebnisse aus Tierversuchen und Struktur-Wirkungsvergleiche begründen die sensibilisierende Wirkung durch Hautkontakt (R43) hinreichend.

Literatur:

[1] Anonym (Expert Panel): Final report on die safety assessment of 2-nitro-p-phenylendiamine and 4-nitro-o-phenylendiamin. J. Am. Coll. Toxicol. 4 (1985), 161-197

[2] Cronin, E.: Contact Dermatitis. Edinburgh London and New York: Churchill Linvingstone, 1980

[3] Greim, H. (Hrsg.): Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe. Toxikologisch-arbeitsmediziische Begründungen von MAK-Werten. 2-Ni-tro-p-phenylendianiin, 1996, Weinheim: VCH-Losebl.-Ausg.

[4] Hoting, E.; Baum, C.; Schulz, K. H.: Untersuchungen zur Frage der Kreuzallergenität von amin- und nitrosubstituierten aromatischen Verbindungen. Dermatosen 43 (1995), 50-58

[5] Wagner, E.: Zu Veränderungen des Allergenspektrums bei Friseuren in den neuen Bundesländern - Allergie gegen p-Phenylendiamin und Koinzidenz mit anderen Haarfärbemitteln und ausgewählten Textilfarben bei Friseuren. Forschungsbericht 5001 der Bundesanstalt für Arbeitsmedizin, Berlin, 1996