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Regelwerk; BGI/GUV-I / DGUV-I

BGI 841 / DGUV Information 211-015 - Präventionen für kleine und mittlere Unternehmen
Berufsgenossenschaftliche Informationen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (BGI)
(bisher ZH 1431)

(Ausgabe 08/2002aufgehoben)



Zurückgezogen 04/2015
gemäß Mitteilungen der Fachbereiche Organisation des Arbeitsschutzes (FB ORG) sowie Rohstoffe und chemische Industrie (FB RCI) der DGUV


Präventionsaktionen der gewerblichen Berufsgenossenschaften für kleine und mittlere Unternehmen - Zahlen und Fakten

Dr. Jürgen Milde

Um einen allgemeinen Überblick über das berufsgenossenschaftliche Angebot für KMU zu gewinnen, wurde Ende 2001 eine Fragebogenaktion durchgeführt. Ziel war es, allgemeine Informationen über Art und Umfang der Aktivitäten sowie Erfahrungen hinsichtlich der geeigneten Vorgehensweise und Akzeptanz zu sammeln und gebündelt darzustellen. Mit der Abfrage verbunden war die Aufforderung, besonders nennenswerte Aktionen in kurzer Form näher zu beschreiben. Insgesamt wurden von den BGen 147 Kurzbeschreibungen verfasst, von denen 14 im nächsten Kapitel eine ausführlichere Behandlung erfahren. Im Anschluss daran sind die verbleibenden 133 Kurzbeschreibungen unter Verwendung der üblichen übergreifenden Branchengliederung aufgeführt. Die folgenden Ausführungen beruhen grundsätzlich auf den Daten von 32 der 35 befragten BGen, da die Angaben der Bergbau -BG, bei der so gut wie keine KMU versichert sind, sowie der See- bzw. Binnenschifffahrts -BG, die beide nahezu ausschließlich für KMU tätig sind und daher keine besonderen Aktionen durchführen, nicht in die Auswertung einbezogen wurden. Da jedoch die Fragen nicht immer von allen BGen beantwortet wurden, schwankt die Anzahl der für die folgende Auswertung zu Grunde gelegten Datenquellen je nach Themenkomplex zwischen 26 und 30 BGen.

Präventionsaktionen allgemein

Über die Betreuung der Betriebe im Rahmen der Beratung und Überwachung hinaus spielen weitere Schlüsselaktivitäten bei den Aktionen der BGen für KMU eine besondere Rolle. Hier sind an erster Stelle Aus-, Fortbildungs- und Motivationsmaßnahmen zu nennen, die von nahezu allen BGen (97 %) angeboten und durchgeführt werden.

Ebenfalls ganz oben steht mit 93 % die Entwicklung und Verbreitung spezieller Medien zum Arbeits- und Gesundheitsschutz (Broschüren, CD-ROMs, Videos, etc.) gefolgt von Brancheninitiativen und -vereinbarungen, einem Instrument, das von immerhin 90 % aller BGen als wertvoll erkannt und eingesetzt wird. Der Aufbau und Betrieb von Informationssystemen, zu denen auch die Angebote über das Medium Internet zu rechnen sind, gehört bei 79 % der BGen zum Spektrum der Aktivitäten.

Betrachtet man diese Angaben im Zusammenhang mit den im Rahmen der Befragung benannten 147 besonderen Aktionen für KMU, so ergibt sich - unter Berücksichtigung von Mehrfachnennungen - die folgende Verteilung (Abb. 1):

Abb. 1: 2002 AG Schwerpunktaktivitäten V BGZ

Etwa ein Drittel aller besonderen Aktionen sind demnach Aus-, Fortbildungs- und Motivationsmaßnahmen. Spezifische Beratung und Betreuung sowie die Entwicklung und Bereitstellung spezieller Medien, z.B. Broschüren oder CD-ROMs, besitzen mit jeweils über 20 % ebenfalls einen hohen Stellenwert. Die verbleibenden 25,9 % verteilen sich auf Informationssysteme (9,1 %), Brancheninitiativen (7,7 %) und Sonstiges (9,1 %).

Bildungs- und Motivationsmaßnahmen

Im Bereich speziell an KMU adressierter Aus-, Fortbildungs- und Motivationsmaßnahmen führen die 26 BGen, die in diesem Bereich konkrete Angaben gemacht haben, pro Jahr insgesamt ca. 3.760 Veranstaltungen durch. Im Mittel wären das 145 Veranstaltungen pro BG. Auf Grund unterschiedlicher Größe der jeweiligen BGen bzw. der Anteile an KMU unter den Mitgliedsbetrieben schwankt die Zahl jedoch zwischen 3 und 650. Diese imposanten Zahlen belegen nicht nur den grundsätzlich hohen Stellenwert der Aus- und Fortbildung, sondern zugleich auch die bedeutende Funktion der Berufsgenossenschaften als Anbieter von Bildungsmaßnahmen.

Mit Blick auf die strukturellen Merkmale der KMU überrascht es nicht, dass sich 96,6 % aller Bildungsangebote vorrangig an die Unternehmer wenden (Abb. 2). Als zweithäufigste Zielgruppe werden hier mit 65,5 % die Führungskräfte genannt, vor den im Betrieb mitarbeitenden Ehegatten bzw. Familienangehörigen (41,4 %) und den Sicherheitsfachkräften/Sicherheitsbeauftragten und Mitarbeitern mit jeweils 34,5 %.

Abb. 2: 2002 AG Schwerpunktaktivitäten V BGZ

Zielgruppenspezifische Veranstaltungen im Bildungsbereich sind zunehmend durch das Zusammenwirken von Fachleuten unterschiedlicher Herkunft und Disziplinen charakterisiert. So arbeiten auch die BGen im Rahmen ihres Bildungsangebotes für KMU in 84,6 % aller Fälle mit einer oder mehreren Partnerinstitutionen zusammen. Als häufigste Kooperationspartner werden hierbei Innungen und Handwerkskammern (42,9 %) genannt, gleichauf gefolgt von Fachverbänden bzw. den Hoch-/Fachschulen incl. Universitäten mit jeweils 32,1 %. Die prozentualen Anteile weiterer Kooperationspartner sind Abb. 3 zu entnehmen.

Abb. 3: 2002 AG Schwerpunktaktivitäten V BGZ

Organisation des Arbeitsschutzes

Eine wichtige Voraussetzung für die Schaffung gesunder und sicherer Arbeitsplätze ist die Optimierung der Organisation des Arbeitsschutzes innerhalb der Betriebe.

Zur Verbesserung der Arbeitsschutzorganisation in KMU werden von den 26 BGen, die diese Frage beantwortet haben, bevorzugt folgende Maßnahmen benannt (in Klammern Zahl der Nennungen):

Persönliche Unternehmerberatung insbesondere bei Betriebsbesichtigungen (12) Seminare und Schulungsaktivitäten (11)

Informationsvermittlung, Broschüren und Mitteilungsblätter (4). Siehe auch grafische Darstellung in Abb. 4.

Abb. 4: 2002 AG Schwerpunktaktivitäten V BGZ

In diesem Zusammenhang ist ergänzend darauf hinzuweisen, dass 21 von 30 BGen bei Empfehlungen für die Organisation des Arbeitsschutzes die Broschüre "5 Bausteine für einen gut organisierten Betrieb" aus der Schriftenreihe des HVBG einsetzen.

Wege und Hindernisse bei der Betreuung von KMU

Die charakteristischen strukturellen Merkmale von KMU erfordern besondere Vorgehensweisen, um das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz in geeigneter und erforderlicher Weise in die Betriebe transportieren und dort verankern zu können. Auf die Frage nach den Erfahrungen der BGen, mit welchen Aktionen und über welche Wege KMU am besten erreicht werden, wird von insgesamt 26 BGen an erster Stelle die persönliche Beratung im Unternehmen (16 Nennungen) gesehen, gefolgt von branchenspezifischen Maßnahmen auf Basis kurzer praxisbezogener Informationen (13). Ein weiteres wichtiges Instrument wird in zielorientierten Hinweisen innerhalb von Schulungen und Seminaren gesehen (7). Unter Berücksichtigung von Mehrfachnennungen ergibt sich folgendes Gesamtbild (Abb. 5):

Abb. 5: 2002 AG Schwerpunktaktivitäten V BGZ

 

Aus Sicht der befragten Berufsgenossenschaften gibt es eine Vielzahl von Gründen, die erfahrungsgemäß die Akzeptanz der Angebote durch die KMU behindern. Sie lassen sich, wie in Abb. 6 zu sehen, in übergeordnete Kategorien ähnlicher Größenordnung zusammen fassen, stehen jedoch zum Teil durchaus miteinander in Wechselwirkung.

Abb. 6: 2002 AG Schwerpunktaktivitäten V BGZ

Zum einen ist es die hohe Arbeitsbelastung der Unternehmer, die z.B. dazu führt, dass der für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen erforderliche Zeitaufwand nicht erübrigt werden kann. Zum anderen spielt die angespannte wirtschaftliche Lage der KMU eine Rolle, aus deren Sicht die Kosten für erforderliche Maßnahmen als nicht vertretbar erscheinen. Darüber hinaus sind es nach Ansicht der befragten BGen in durchaus erheblichem Maße Erkenntnisdefizite auf Seiten der Unternehmer, die der Akzeptanz des berufsgenossenschaftlichen Angebots entgegenstehen. Oft wird die Bedeutung des Arbeitsschutzes sowie sein betriebswirtschaftlicher Nutzen nicht richtig eingeschätzt. Während sich die wirtschaftliche Lage von KMU sowie ihr hoher Kosten- und Zeitdruck weit gehend einer Beeinflussung durch die Berufsgenossenschaften entziehen, scheint es hinsichtlich der Erkenntnisdefizite jedoch durchaus machbar, mittels vermehrter und nachhaltiger Anstrengungen Fortschritte zu erzielen.

Erfolgreiche Aktionen in KMU - Ausgewählte Beispiele

01 Hör- und Sehtest im Betrieb vor Ort
Klaus Ponto

Gehörtestmobil

Seit dem Jahr 1973 unterhält die Süddeutsche Metall-Berufsgenossenschaft einen mobilen Dienst für Gehörvorsorgeuntersuchungen bei Versicherten, die gehörgefährdendem Lärm ausgesetzt sind. Mit dem mobilen Dienst wird es möglich, besonders in Kleinbetrieben mit vertretbarem Aufwand die erste Stufe der Gehörvorsorgeuntersuchung -Siebtest - Lärm I - durchzuführen. Besonders interessant ist dies in Gegenden, in denen für die Versicherten weite Wege zum nächsten ermächtigten Arzt anfallen würden. Unsere Audiometristen sorgen dafür, dass jeweils zwei Personen innerhalb von 10 - 15 Minuten vor Ort untersucht werden. Ergeben sich hierbei Auffälligkeiten z.B. durch eine Verschlechterung der Hörfähigkeit, so wird für die betroffenen Versicherten eine Ergänzungsuntersuchung bei einem hierzu ermächtigten Arzt veranlasst. Dies betrifft ca. 10 % der untersuchten Personen. Für den Unternehmer wird eine Bescheinigung über das Ergebnis der Untersuchung erstellt, der zu entnehmen ist, ob gesundheitliche Bedenken bei Weiterbeschäftigung im Lärmbereich bestehen oder nicht.

Abb. 1: Audiomobil

Abb. 2: Messgeräte im Innenraum

Die untersuchten Versicherten werden ebenfalls über das Untersuchungsergebnis und die Beurteilung mit einer Bescheinigung unterrichtet. Darüber hinaus werden sie im Rahmen der Untersuchung hinsichtlich Gehörschutz und Vermeidung gesundheitlicher Beeinträchtigungen bei Weiterbeschäftigung im Lärmbereich beraten. Zusätzlich können die Ergebnisse von Gehörvorsorgeuntersuchungen Anlass zu Maßnahmen zur Überprüfung der Lärmsituation und zur Ableitung von Lärmminderungsmaßnahmen an den Arbeitsplätzen der betroffenen Versicherten geben.

Unsere Audiometristen sind mit fünf Gehörtest-Mobilen im Zuständigkeitsbereich der Süddeutschen Metall-Berufsgenossenschaft im Einsatz und führen die Gehörvorsorgeuntersuchungen in der Regel in einem Abstand von 36 Monaten durch. Je untersuchter Person erheben wir einen Unkostenbeitrag von Euro 10,-.

Andere Berufsgenossenschaften sowie überbetriebliche Dienste bieten diese und ähnliche Dienstleistungen ebenfalls an.

Seh- und Reaktionstestmobil

Rund ein Drittel aller Berufstätigen in der Bundesrepublik sieht schlecht. Diese alarmierende Feststellung war das Ergebnis umfangreicher Sehtestaktionen in den Betrieben. Ebenso erschreckend war auch das Resultat anderer Augen-Reihenuntersuchung: Jede 10. Testperson gab zu, "schon immer schlecht gesehen zu haben". Etwa die Hälfte der Testteilnehmer hatte "wegen der Augen" schon mal einen Arzt aufgesucht und viele trugen sogar seitdem eine Brille. Aber beim Sehtest stellte sich dann heraus, dass sowohl das Weitsehvermögen als auch die Lesefähigkeit bei rund der Hälfte der Testpersonen absolut ungenügend war - trotz Brille! Jede 2. Brille, die am Arbeitsplatz getragen wird, taugt nichts. Es zeigt sich, dass viele Brillenträger die einmal verordnete Brille jahrelang tragen und nicht bedenken, dass die Augen immer wieder kontrolliert werden müssen, weil sich die Werte im Laufe der Zeit meist verändern. Wird dies vergessen, kann die Brille vom letzten Jahr, obwohl "maßgeschneidert", heute schon keine echte Sehhilfe mehr sein. Schlechtes Sehen - schlechte Leistung. Am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr und in der Freizeit - in allen Lebensbereichen sind die Augen ein sehr wichtiges Sinnesorgan. Oft gilt es, blitzschnell zu reagieren, Signale oder Veränderungen (z.B. bei einer Maschine) rasch zu erkennen, Gefahrenmomente klar zu erfassen. Gerade am Arbeitsplatz bedeutet schlechtes Sehen deshalb häufig auch schlechte Leistung. Vielleicht ist mancher Kollege, der besonders viele Fehler macht, gar nicht so ungeschickt, sondern er braucht eventuell nur eine Brille. Die meisten sind von der Sehkraft ihrer Augen überzeugt. Um so mehr ein Grund, sich diesen festen Glauben durch einen Sehtest bestätigen zu lassen. Der Sehtest dauert nur einige Minuten. Das Sehtest-Mobil der Süddeutschen Metall-Berufsgenossenschaft ist mit einem Sehtest- und Reaktionstestgerät ausgerüstet. Die Tests umfassen Sehschärfe, Räumliches Sehen, Seitliches Gesichtsfeld und Farberkennen. Der Einsatz erfolgt auf Wunsch der Betriebe vor Ort und ist kostenlos. Auf Grundlage des Testergebnisses wird über weitere erforderliche Maßnahmen (z.B. eine Untersuchung durch den Betriebsarzt oder den Augenarzt) beraten. Die getestete Person erhält das Ergebnis der Untersuchung schriftlich.

Weitere Informationen:

www.smbg.de > Gesundheitsschutz > Vorsorgeuntersuchungen

Hörtest: Frau Bormann / Frau Pitzer Tel.: 06131 / 802 - 569 oder - 373 Fax: - 554

Sehtest: Frau Urbich, Tel.: 06131 / 802 -550 Fax: - 554 e-mail: asg@smbg.de

02 Sicherheit am laufenden Band - Gurtbandförderer
Jürgen Koch

In der Steine und Erden-Industrie fallen im Rahmen der Aufbereitung sowie Be- und Verarbeitung von Naturstein viele Transportaufgaben an. Auf Grund der meist kontinuierlichen Herstellungsverfahren und der großen Mengen kommen eine Vielzahl Stetigförderer - insbesondere Gurtbandförderer - zum Einsatz. Leider schlägt sich die starke Verbreitung und das Gefahrenpotenzial dieser Maschinen auch im Unfallgeschehen nieder. So ereigneten sich an Bandförderern sowie auch an anderen Stetigförderern immer wieder schwere Arbeitsunfälle, die häufig zu Verlust von Gliedmaßen oder gar zum Tode führten. Diese Fakten sind für die Steinbruchs-Berufsgenossenschaft seit Jahren Anlass, immer wieder Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit an Stetigförderern zu propagieren und zu fördern.

Um nachhaltige Präventionseffekte zu erreichen, wurde eine kombinierte Aktion gestartet. Alle Mitgliedsunternehmen, die Stetigförderer betreiben, wurden schriftlich verpflichtet, auf das Gefahrenpotenzial hinzuweisen und anhand des Präventionspaketes "Sicherheit am laufenden Band" Unterweisungen über Stetigförderer durchzuführen. Das Präventionspaket wurde durch die Aufsichtspersonen mit entsprechenden Hinweisen den Unternehmen ausgehändigt. Der Nachweis, welche Personen unterwiesen worden sind, war schriftlich zu führen und wurde durch die Aufsichtspersonen überwacht. Das Präventionspaket "Sicherheit am laufenden Band" setzt sich aus folgenden Elementen zusammen (siehe Abb.):

Der Film richtet sich auf Grund der abgehandelten thematischen Schwerpunkte in erster Linie an die Zielgruppe der Mitarbeiter, die entsprechenden Gefährdungen ausgesetzt sind: also an alle Beschäftigten, die Umgang mit diesen Maschinen haben. Der Film gliedert sich in zwei Hauptteile. Im ersten Teil werden die Gefahrstellen an Bandförderern vorgestellt und die sich daraus notwendiger Weise ergebenden Schutzeinrichtungen abgehandelt. Im zweiten Teil wird das sicherheitstechnisch richtige Verhalten bei der Durchführung von Reinigungs- und Reparaturarbeiten beschrieben. Darüber hinaus werden wichtige Schalt- und Warneinrichtungen, z.B. Hauptschalter, Not-Aus-Einrichtungen und Anlaufwarneinrichtungen, vorgestellt. Eingebettet werden die beiden Teile des Films in eine kleine Spielhandlung, die auch das private Umfeld des im Film gezeigten Mitarbeiters einbezieht. Dabei soll dem Zuschauer deutlich gemacht werden, dass der Arbeitsalltag und das Privatleben eines verantwortungsbewussten Mitarbeiters nicht zu trennen sind. Überlegtes Handeln am Arbeitsplatz bedeutet: Verantwortung übernehmen für sich selbst und die Familie. Ein immer wieder als Sinnbild eingeblendeter Drachen, entweder als reales Bild oder als Grafik, soll dem Zuschauer das Motto des Films verdeutlichen "Meine Sicherheit liegt in meinen Händen!".

Die Broschüre "Stetigförderer" wendet sich hauptsächlich an Konstrukteure und Planer von Förderbandanlagen sowie an die Betreiber. Die Broschüre befasst sich schwerpunktmäßig mit der Erläuterung der Gefahren an Bandförderern, nennt die häufigsten Unfallursachen und gibt Hinweise, wie Gefahrstellen praxisgerecht abzusichern und welche Ausrüstungen für einen sicheren und störungsfreien Betrieb erforderlich sind. Weiterhin sollen Denkanstöße gegeben werden, die beim Betrieb von Bandförderern vorhandenen Gefahren nicht länger zu unterschätzen. Neben den an Bandförderern erforderlichen Schutzmaßnahmen werden auch diejenigen für die ansonsten in der Steine und Erden-Industrie verbreiteten Stetigförderer vorgestellt.

Das Faltblatt "Gefahrstellen und Schutzeinrichtungen an Bandförderern" wendet sich vorrangig an Konstrukteure und Planer von Förderbandanlagen und beschreibt anhand der vorhandenen Gefahrstellen die Schutzeinrichtungen, mit denen die Gefahrstellen konstruktiv abgesichert werden können. Auch die erforderlichen Schalt- und Warneinrichtungen werden vorgestellt.

Die Prüfliste "Förderbänder" ist im Wesentlichen für den betrieblichen Einsatz vor Ort gedacht. Mit dieser Prüfliste kann z.B. der Schlosser des Betriebes feststellen, inwieweit die vorhandenen Schutzeinrichtungen, die elektrischen Schalteinrichtungen und die Antriebe sowie die vorhandenen Verkehrswege Mängel aufweisen, d. h. den Vorschriften nicht entsprechen. Neben der Prüfung sind auch Kontrollmaßnahmen auf der Prüfliste zu vermerken.

Die mitgelieferte Empfangsbestätigung für den Unternehmer ist der Nachweis, dass das Sicherheitspaket für Bandförderer übergeben worden ist. Gleichzeitig verpflichtet sich der Unternehmer, seine Mitarbeiter über das von Stetigförderern ausgehende Gefahrenpotenzial anhand der Unterlagen zu informieren und die Unterweisung schriftlich niederzulegen.

Im Zug der Präventionsmaßnahmen hat sich das Unfallgeschehen erfreulich entwickelt: so kam es z.B. seit 1996 nicht mehr zu tödlichen Unfällen an Gurtbandförderern und auch die Zahl der Schwerstunfälle ist von Jahr zu Jahr rückläufig.

03 Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren in Kfz-Reparaturbetrieben der Region Aachen
Jörg Piper

In der Mitgliederstruktur der Maschinenbau- und Metall-Berufsgenossenschaft stellen die Betriebe, die weniger als 50 Mitarbeiter beschäftigen, mit einem Anteil von ca. 91 Prozent die größte Gruppe. In dieser Unternehmensgröße sind ungefähr 32 Prozent der Versicherten der Berufsgenossenschaft beschäftigt.

In Umsetzung des gesetzlichen Auftrages, bei der betrieblichen Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren zusammenzuarbeiten, führen derzeit die Maschinenbau- und Metall-Berufsgenossenschaft und die Innungskrankenkasse Nordrhein (IKK) ein Pilotprojekt für diese KMU-Betriebe in der Region Aachen durch.

Als Zielgruppe wurden Unternehmen der Kfz-Branche ausgewählt, da von diesen zunehmend der Wunsch nach Unterstützung bei der betrieblichen Gesundheitsförderung geäußert wird. Zunächst werden im Rahmen des Kooperationsmodells fünfzehn Kfz-Reparaturbetriebe beraten, bei denen der IKK-Versichertenanteil im gewerblichen Bereich jeweils größer als 70 Prozent ist.

In enger Abstimmung mit den Innungsobermeistern wird den teilnehmenden Betrieben erstmalig ein umfassendes, abgestimmtes Beratungsangebot unterbreitet, welches sich den spezifischen Herausforderungen des Betriebes stellt, Lösungswege aufzeigt und aktiv vor Ort mit den Beschäftigten präventiv arbeitet.

Für die Durchführung des Pilotprojektes nutzen die Kooperationspartner die jeweils betriebsspezifischen Informationen der Datenbank " AMIK - Arbeitsmedizinische Betreuung in Kleinbetrieben" des Unfallversicherungsträgers (siehe auch Aktion 34). Im Zuge dieser Schwerpunktaktion wurden in den Jahren 1995-1999 ca. 25.000 Mitgliedsbetriebe, die jeweils weniger als 31 Mitarbeiter beschäftigen, aufgesucht. Als Dienstleistung wurde für jedes Unternehmen unter anderem eine Analyse der arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren erstellt und dem Unternehmer bzw. der Betriebsvertretung überreicht. Diese konnte gegebenenfalls mehr als 50 verschiedene Einzelgefährdungen beinhalten.

Ziele des Pilotprojektes

Die in der Vergangenheit eher vereinzelten Kontakte zwischen den jeweiligen Außendienstlern (ADler) der Maschinenbau- und Metall-Berufsgenossenschaft und der Innungskrankenkasse Nordrhein werden verstetigt. Die Erfahrungen dienen u.a. der Kompetenzerweiterung für die jeweilige individuelle Beratungstätigkeit. Durch das gemeinsame Auftreten werden die Berufgenossenschaft und die Krankenkasse in den Betrieben verstärkt als Dienstleister wahrgenommen. Ferner wird dem verantwortlichen Betriebsinhaber verdeutlicht, dass der Gesundheitsschutz eine klassische, unternehmerische Aufgabe darstellt, die nur mit Überzeugung und Engagement zum Erfolg führen kann.

Da auch die kreativen Ideen der Beschäftigten und deren Identifikation mit der Praxis der betrieblichen Gesundheitsförderung nötig sind, werden auch die Versicherten direkt angesprochen und beteiligt.

Aktuelle Situation der Kfz-Branche

Wie andere Gewerbezweige auch, leiden die Kfz-Reparaturbetriebe an einem akuten Fachkräftemangel. Häufig werden übertarifliche Löhne und Gehälter gezahlt, um die guten Mitarbeiter zu halten.

Zudem stehen auf Grund der negativen demographischen Entwicklung immer weniger Auszubildende als Ersatz für ausgeschiedene Mitarbeiter zur Verfügung. Diejenigen, die eine Ausbildung beginnen, haben oftmals eine geringere Vorbildung als deren Vorgänger. In der Region Aachen brechen des weiteren jährlich ca. 11% aller Auszubildenden im Kfz-Handwerk ihre Ausbildung vorzeitig ab, - auf das erste Lehrjahr bezogen sogar 15 Prozent.

In den nächsten Jahren werden sich diese Nachwuchssorgen noch verschärfen. Schon die heutigen sogenannten "Computer-Kids" beginnen kaum noch eine Ausbildung, die durch eine körperlich anstrengende Arbeitsweise gekennzeichnet ist. Doch gerade diese über eine hohe technische Auffassungsgabe verfügenden jungen Menschen werden dringend benötigt, die immer anspruchsvoller werdenden elektronischen Ausrüstungen in den Kfz-Werkstätten zu bedienen.

Ablauf des Beratungsangebotes

In einem ersten Schritt führen die Außendienstler der Maschinenbau- und Metallberufsgenossenschaft und der IKK ein Vorgespräch mit dem Betriebsinhaber und der Betriebsvertretung, um über mögliche Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung aufzuklären (Abb. 1).

Abb. 1: Ablauf des Beratungsangebotes

Die Kooperationspartner stellen dann anschließend die Ergebnisse der vorliegenden AMIK-Daten den Ergebnissen der Fehlzeiten-Analyse gegenüber, um erste Anhaltspunkte für die Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren zu erkennen. Die Fehlzeiten-Analyse basiert auf den Arbeitsunfähigkeitsdaten derjenigen Beschäftigten des Betriebes, die bei der IKK krankenversichert sind. In dieser Analyse sind die wichtigsten Kenngrößen für das Unternehmen, z.B. Höhe des Krankenstandes, Verteilung der Krankheitsbilder, Anzahl und Dauer der Fehltage etc. wiedergegeben. In einem weiteren Gespräch werden diese Ergebnisse dann von einem Dreier-Team - ergänzt um einen Arbeitsmediziner - dem Unternehmer und der Betriebsvertretung vorgestellt und erläutert.

Die Fehlzeiten-Analyse wird durch den Einsatz eines anonymen Fragebogens ergänzt, um das statistische Datenmaterial mit weiteren Informationen zu präzisieren. Mit diesem Hilfsmittel erhalten somit auch alle anderen Beschäftigten, die nicht bei der IKK-Nordrhein krankenversichert sind, die Gelegenheit, sich zur subjektiv empfundenen Gesundheitssituation im Betrieb zu äußern.

Ziel der Befragung ist die Darstellung der gesundheitlichen Situation in dem Betrieb und die Beschreibung von schützenden und gefährdenden Einflüssen auf die Gesundheit. Die Auswertung erfolgt anonymisiert durch die Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Forschung in der Medizin m.b.H. GESOMED.

Im nächsten Schritt werden dann die Ergebnisse der Befragung im Betrieb vorgestellt, diskutiert und gegebenenfalls eine konkrete Hilfestellung durch die Kooperationspartner angeboten. So wird derzeit z.B. die speziell für das Kfz-Handwerk entwickelte, bewegungsbezogene Gesundheitsförderungsmaßnahme "Der richtige Dreh" der IKK-Nordrhein erfolgreich in den beteiligten Betrieben durchgeführt (Abb. 2 und 3). Mit dieser Maßnahme wird das Ziel verfolgt, durch Förderung des individuellen Bewegungs- und Erholungsverhaltens präventiv auf die Entstehung von Muskel- und Skeletterkrankungen einzuwirken.

Abb.2 : Information der Beschäftigten über die Wirbelsäulenbelastung an ihrem Arbeitsplatz

Im Vordergrund können aber auch z.B. Führungskräfte- bzw. Unternehmerseminare zur Mitarbeiterführung ("Handwerkszeug der Führung - das a & O für mehr Erfolg im Kfz-Handwerk") oder die Beratung durch entsprechende Fachstellen der Maschinenbau- und Metall-Berufsgenossenschaft stehen.

Um die Wirksamkeit der eingeleiteten Maßnahmen bewerten zu können, wird nach etwa einem Jahr eine erneute Fehlzeiten-Analyse und Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Des weiteren wird auch die Fortführung der betrieblichen Gesundheitsförderung als Prozess bewertet.

Abb.3: Bewegungsprogramm "Der richtige Dreh" im Lkw-Reparaturbetrieb

Ausblick

Die schon jetzt vorliegenden Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt haben dazu geführt, dass diese praxisnahe Art der Kooperation auf andere Präventionswaben (siehe auch Aktion 35), IKK-Regionaldirektionen und Innungen/Handwerksbereiche ausgedehnt wird.

Darüber hinaus wird eine gemeinsame Weiter- und Fortbildung der jeweiligen Außendienstler vereinbart. Dazu dient auch ein halbjährlicher Erfahrungsaustausch zwischen den Außendienstlern der Innungskrankenkasse und der Maschinenbau- und Metall-Berufsgenossenschaft in der Region Aachen.

Nach Abschluss des Projekts wird allen Kfz-Betrieben der beteiligten Innungen im Rahmen von Innungsversammlungen diese kooperative Dienstleistung erläutert und angeboten.

04 Rückentraining für Auszubildende des Metallgewerbes
Josef Diekmann

Jahr für Jahr sorgen die mit zu hoher oder falscher Belastung von Wirbelsäulen einhergehenden Leiden für die längsten Ausfälle in den Betrieben. Den Berechnungen verschiedener Krankenkassen zufolge liegt die durchschnittliche Fehlzeit bei ungefähr 18 Arbeitstagen pro Versicherungsfall.

Die Arbeitnehmer im Metallgewerbe sind, verglichen mit den Bauberufen, weniger durch schweres Heben und Tragen als vielmehr durch körperliche Tätigkeiten mit Zwangshaltungen (siehe Abb.) und monotonen Bewegungsabläufen gefährdet.

Die Norddeutsche Metall-Berufsgenossenschaft NMBG möchte diese arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren "mit allen geeigneten Mitteln" reduzieren und damit langfristig auch Berufskrankheiten vorbeugen. Dies ist besonders wichtig vor dem Hintergrund einer zu erwartenden längeren Lebensarbeitszeit. Um den Krankenstand zu senken und damit die Betriebe zu entlasten, müssen auch primär präventive Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. Im Auftrag der NMBG wurde ein bei der Bau-BG Hannover erprobtes und evaluiertes Konzept im Hinblick auf die speziellen Anforderungen im Metallbereich angepasst. Generell ist dieses Rückentrainingsmodell dadurch gekennzeichnet, dass neben der standardisierten Darstellung der Theorie der Schwerpunkt auf wirbelsäulenschonendes Verhalten am jeweiligen Arbeitsplatz gelegt wird. Ziel ist es, die Auszubildenden aus dem Metallgewerbe in den Berufsbildenden Schulen (BBS) und den überbetrieblichen Ausbildungszentren bereits im ersten Lehrjahr mit wirbelsäulenschonenden Körperhaltungen und Bewegungstechniken vertraut zu machen. Dabei stellt das Programm keine in Kursform kurzzeitig angebotene Alternative zu den traditionellen Bewegungsabläufen dar, sondern ist fest in den Unterricht verankert. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Teilelemente durchaus auch in den Sportunterricht einfließen können.

So lernen die Auszubildenden von Beginn ihrer Lehrzeit an die rückenschonenden Bewegungsabläufe, die sich im Verlauf der Ausbildungszeit automatisieren. Das mühsame Umlernen von tradierten berufsspezifischen Körperhaltungen und Bewegungsmustern, wie es bei bereits langjährig im Metallgewerbe Beschäftigten nötig ist, wird dadurch vermieden. Damit werden den jungen Leuten Kenntnisse vermittelt, die sie im Regelfall gerade in KMU nicht erhalten können.

Die Ausbildung kann allerdings nur über eine Multiplikatorenschulung (Ausbildung der Ausbilder) erfolgversprechend realisiert werden, d.h. die Berufsschullehrer/innen und Ausbilder/innen werden aktiv eingebunden. Daneben gibt es Kooperationen mit Kultusministerien, Krankenkassen, Handwerkskammern, Innungen und einzelnen Unternehmen. Nach einer Pilotphase wird das Konzept seit 2001 flächendeckend in Niedersachsen und mit Beginn des Jahres 2002 auch in Schleswig-Holstein angewendet. Eine Ausweitung ist geplant.

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