umwelt-online: Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Unfällen mit gefährlichen Gütern (4)

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Tafel 15
Gelbsucht durch Chemikalien

Der Begriff Gelbsucht bezieht sich auf die gelbe Verfärbung von Haut und Augen. Der Zustand kann durch Erkrankung der Leber oder durch eine massive Zerstörung roter Blutkörperchen (Hämolyse) hervorgerufen werden.

Lebererkrankung

Die Leber ist eine chemische Fabrik, wo der Körper alle Gifte abzubauen sucht. Die häufigste Ursache für einen Leberschaden ist die übermäßige Aufnahme von Ethylalkohol. Auch Infektionen können zu Lebererkrankungen (Hepatitis) und Gelbsucht führen.

Die Leber kann in seltenen Fällen durch bestimmte Chemikalien geschädigt werden, z.B. durch Chlorkohlenwasserstoffe, Metallsalze und Phosphor. Ein chemisch verursachter Leberschaden zeigt sich erst zwei bis drei Tage nach der Vergiftung.

In schweren Fällen kann bei schnellem und fortschreitendem Leberversagen eine zunehmende Benommenheit einsetzen, die in Bewusstlosigkeit übergeht und nach einigen Tagen zum Tode führt.

Hämolyse

Eine Hämolyse der roten Blutkörperchen kann entweder bei mechanischer Zerstörung der Zellen (z.B. bei bestimmten Herzfehlern) oder bei bestimmten Bluterkrankungen auftreten. Hämolyse kann in seltenen Fällen auch von einer Überlastung des Körpers mit bestimmten Chemikalien herrühren. Es gibt an Bord von Seeschiffen keine besondere Behandlungsmöglichkeit für Hämolyse, aber die etwaige Störung der Nierentätigkeit infolge ihrer Überlastung durch Blutabbauprodukte sollte durch hohe Flüssigkeitsaufnahme gemindert werden. Die Harnproduktion sollte eingehend kontrolliert werden.

Anzeichen & Symptome Maßnahmen
Gelbfärbung von Haut und Augen; Schmerzen oder Empfindlichkeit im rechten oberen Bauchraum; der Harn wird dunkelbraun und der Stuhlgang hell. HOLEN SIE FUNKÄRZTLICHEN RAT EIN.
Bringen Sie den Patienten so schnell wie möglich in ein Krankenhaus an Land.
Der Patient sollte im Bett bleiben und warm gehalten werden.
  Auch wenn sich der Patient krank fühlt, sollte er veranlasst werden, eine kohlehydrathaltige Diät in Form von Flüssigkeit und Brot zu sich zu nehmen. Flüssigkeiten sollten mindestens zwei Teelöffel Zucker in einem Glas Wasser enthalten .und alle zwei Stunden gegeben werden.
Es sollten keine Arzneimittel verabreicht werden außer bei schwerem Erbrechen. In diesem Fall injizieren Sie 10 mg Metoclopramid intramuskulär, und wiederholen Sie die Dosis nach zwei Stunden, wenn das Erbrechen nicht aufhört.
Alkoholische Getränke sind bis zu einer Diagnose an Land vollständig zu vermeiden.
Nachbetreuung
Bei einem schnellen Einsetzen der Symptome und Anzeichen in Begleitung von Benommenheit oder Koma ist der Schaden wahrscheinlich schwer: HOLEN SIE SICH FUNKÄRZTLICHEN RAT EIN. Bereiten Sie den Abtransport des Patienten vor. Er wird so bald wie möglich in ein Krankenhaus an Land gebracht werden müssen.

Tafel 16
Fluorwasserstoffsäure und Fluorwasserstoff

Diese Chemikalien wirken ätzend auf lebendes Gewebe. Sie können tiefe, schwer heilende und schmerzhafte Brandwunden verursachen. Systemisch können Herzschäden und Krämpfe auftreten. Manche Fluoride reagieren mit Wasser unter Bildung von Fluorwasserstoff.

Das Einsetzen örtlicher Reaktionen, Schmerz und anderer Symptome kann nach Einwirkung geringer Konzentrationen mit einer Verzögerung bis zu 24 Stunden erfolgen. Die Hautoberfläche kann einige Stunden lang unzerstört sein, aber zunehmende Schmerzen und Rötung zeigen eine fortschreitende Zerstörung des Unterhautgewebes an.

Anzeichen & Symptome Maßnahmen
Augenkontakt
Bei jeglichem Kontakt, unabhängig von Symptomen

Waschen Sie SOFORT das Auge mit reichlich Wasser aus.
Halten sie die Augenlider weit gespreizt wie gezeigt.
Entfernen Sie ggf. Kontaktlinsen.
Richten Sie den Wasserstrahl vom inneren zum äußeren Augenwinkel. Die Spülung muss ununterbrochen zehn Minuten lang nach Uhr erfolgen.
Für eine ausreichende Spülung des Auges sollten schmerzstillende Augentropfen eingeträufelt werden
Weitere Anweisungen zur
Augenbehandlung:
Tafel 7
Hautkontakt
Bei jeglichem Kontakt, unabhängig von Symptomen Bei der Hautreinigung von Unfallopfern sollten Handschuhe und Bekleidung zum Schutz vor Chemikalien getragen werden. Nach der Reinigung ist keine Schutzkleidung mehr nötig.
Schneiden Sie Kleidungsstücke notfalls mit einer Schere weg.
Waschen Sie SOFORT beim Entfernen der schadstoffbelasteten Kleidungsstücke, Ringe, Armbanduhren u. dgl. mit reichlich Wasser mindestens zehn Minuten lang.

Trocknen Sie nach 10 Minuten Waschen mit Wasser die Haut ab.

Ziehen Sie Latex-Handschuhe an und massieren Sie die betroffene Stelle mit Calciumgluconat-Gel mindestens 15 Minuten lang oder bis zum Nachlassen der Schmerzen. Belassen Sie das Gel auf der Haut. Das Gel sollte 4-6 mal täglich 3-4 Tage lang aufgetragen werden, wenn sich eine chemische Verbrennung zeigt..

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(Stand: 29.08.2018)

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