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TRGS 910-45: Antimontrioxid (atembare Stäube)

(BArbBl. 9/83 S. 35)


Krebserzeugender
Stoff

Gruppen

I
(sehr stark gefährdend)
II
(stark gefährdend)
III
(gefährdend)

Massengehalte im Gefahrstoff in v. H.

Antimontrioxid (atembare Stäube)   > 0,1  < 1-0,1

Begründung:

In einem Kanzerogenese-Inhalationsversuch wurden 48-50 weibliche Fischer-Ratten Antimontrioxid-Staub ausgesetzt. Bei Versuchsbeginn waren die Ratten 18 Wochen alt. Die Konzentrationen lagen bei 1,6 ± 3,2 mg/m3 (bezogen auf die Antimongehalt). Die Bestimmungen erfolgten diskontinuierlich, so daß über die in diesem Falle sehr wichtige Frage der Spitzenkonzentrationen keine Aussage gemacht werden kann (Sammlung auf Millipor-Filtern während der jeweils 6stündigen Expositionszeiten). Die Ratten wurden 6 Stunden pro Tag, 5 x /Woche über 12 Monate exponiert (Ganzkörper-Exposition); danach folgte eine einjährige Nachbeobachtungszeit. Das eingesetzte Antimontrioxid war eine Verkaufsware mit einem Reinheitsgrad von 99,4 %. Ms Hauptverunreinigungen enthielt es 0,2 % Blei und 0,02 % Arsen. Die Staubgewinnung geschah mittels einer modifizierten Hammermühle; die Möglichkeit hoher Spitzenkonzentrationen ließ sich nicht ausschließen. Die Größe der Partikeln lag im Durchschnitt bei 0,4 µm. Abgesehen von der Wirkung auf die Lunge wurde die Behandlung gut vertragen. Als die wesentlichsten Lungenschäden ließen sich dosisabhängig fokale Fibrosen und Zeichen für eine chronische Entzündung nachweisen; bei der hohen Konzentration entwickelten 21 von 45 untersuchten Ratten Lungentumoren (15 Szirrhuskarzinome, 2 Plattenepithelkarzinome, 4 Adenome). Bei der niedrigen Konzentration ergab sich kein Hinweis auf eine kanzerogene Wirkung des Antimontrioxids. Etwa gleichzeitig mit dem vorgenannten Versuch wurde ein weiterer Inhalationsversuch mit Antimontrioxid an Ratten durchgeführt. In letzterem Fall wurden 90 männliche und 90 weibliche Wistar-Ratten einer Konzentration von etwa 50 mg Antimontrioxid/m3ausgesetzt, und zwar 7 Stunden/ Tag, 5 x /Woche über 12 Monate; danach folgte anscheinend eine nur viermonatige Nachbeobachtungszeit. Eine gleiche Anzahl von Ratten diente als Kontrolle. Nach einer vorläufigen inoffiziellen Mitteilung entwickelten 19 von 90 weiblichen Ratten Lungengeschwülste (5 Szirrhuskarzinome, 7 Plattenepithelkarzinome, 4 Adenokarzinome bzw. Karzinome, 3 Adenome). Bei den männlichen Versuchsratten und bei den Kontrolltieren trat kein solcher Tumor auf. Auch bei diesen Versuchsratten entwickelten sich Fibrosen, doch waren sie deutlich weniger ausgeprägt als in der vorgenannten Studie. Die trotz wesentlich höherer Konzentration (als im erstgenannten Versuch) geringere Häufigkeit an Lungentumoren in diesem Versuch ist - abgesehen von anderen Möglichkeiten -wahrscheinlich auf die zu kurze Versuchszeit (16 Monate!) zurückzuführen. Erst nach Vorliegen der Original-Publikation wird dieser Versuch besser beurteilt werden können.

Die bis heute vorliegenden epidemiologischen Untersuchungen schließen die Möglichkeit nicht aus, daß auch beim Menschen bei relativ hohen Expositionen gegenüber Antimontrioxid-Staub mit einem Lungenkrebs-Risiko gerechnet werden muß. Die Ergebnisse lassen aber keine eindeutige Aussage zu.

Die beiden bisher an der Ratte durchgeführten Inhalations-Kanzerogenese-Versuche mit Antimontrioxid lassen noch viele Fragen offen Dennoch deuten die Ergebnisse auf ein nicht geringes krebserzeugendes Potential von Antimontrioxid-Staub. Antimontrioxid (atembare Stäube) wird deshalb in die Gruppe der stark gefährdenden krebserzeugenden Arbeitsstoffe eingestuft (Gruppe II), und zwar mit der Konzentration von> 1 %.

Literatur:

"Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe" (Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten) der Arbeitsstoff-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Verlage Chemie.

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