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TRGS 910-93. α,α,α-Trichlortoluol = Benzotrichlorid

BArbBl. 4/94 S. 59



Krebserzeugender
Stoff

Gruppen

I
(sehr stark gefährdend)
II
(stark gefährdend)
III
(gefährdend)

Massengehalte im Gefahrstoff in v. H.

α,α,α-Trichlortoluol    > 0,1 % <0,1-0,0l %

Erläuterung:

α,α,α-Trichlortoluol hat eine starke Reizwirkung auf Haut- und Schleimhäute. Für den Menschen liegen nur Befunde über eine Exposition gegenüber Gemischen von chlorierten Toluolen und keine Untersuchungen an den reinen Komponenten vor.

Im Ames-Test ist α,α,α-Trichlortoluol nach metabolischer Aktivierung ebenso positiv wie für Escherichia coli WP2 her. An Bac. subtilis ist es ohne S9-Mix positiv. In vitro>induzierte es ferner an menschlichen Bronchialepithelzellen DNA-Strangbrüche. Nach Inhalation von 1 ppm (6 Std./Tag; 5 x/Woche über 1, 3 bzw. 6 Monate) waren bei Ratten in allen Expositionsgruppen die Häufigkeiten von Schwesterchromatidaustauschen und chromosomalen Aberrationen in den Knochenmarkzellen erhöht. Chromosomale Aberrationen in den peripheren Lymphozyten waren nur nach Exposition über 6 Monate erhöht.

In einem Epikutanversuch (2,3 µl/Tier in Benzol 2 x/Woche) mit weiblichen Mäusen (20) über 50 Wochen wurden unter 19 Mäusen 13 Karzinome und 5 Sarkome der Haut festgestellt. 2 Tiere hatten Lungenkarzinome und 9 Tiere wiesen Lungenadenome auf. Außerdem wurden nachgewiesen: 8 Plattenepithelkarzinome und 3 Papillome der Lippen, 2 Plattenepithelkarzinome der Zunge, 2 Plattenepithelkarzinome des Oesophagus, 2 Plattenepithelkarzinome des Vormagens und 1 Adenokarzinom des Drüsenmagens. In der entsprechenden Benzolkontrollgruppe wurden nur 2 Lungenadenome gefunden.

In einem weiteren Experiment wurden 10 µl unverdünntes und 10 µl zur Hälfte mit Benzol verdünntes α,α,α-Trichlortoluol zunächst 3 x/Woche über 4 Wochen und dann 2 x/Woche bis zum Versuchsende nach 9,8 Monaten epikutan appliziert. Von jeweils 10 eingesetzten Mäusen entwickelten in der mit der unverdünnten Substanz behandelten Gruppe 6 Tiere (4 Karzinome und 2 Papillome) und in der anderen Gruppe 8 Tiere Hauttumoren (7 Karzinome und 1 Papillom). Weiter wurden 3 Tiere mit Lungenadenomen in der einen Gruppe (unverdünnte Substanz) und 2 Lungenkarzinome und 3 Lungenadenome in der anderen Gruppe (verdünnte Substanz) beobachtet. In der zugehörigen Kontrollgruppe (Benzol) hatte kein Tier einen Tumor.

In einem anderen Epikutanversuch wurden 22 weibliche Mäuse mit 25 µl unverdünntem α,α,α-Trichlortoluol und 19 Mäuse mit 25 µl einer 50 %igen Lösung in Benzol zunächst für 3 Wochen 2 x/Woche, dann 1 x/Woche über 7 Monate behandelt. In diesem Versuch entwikkelten die Tiere dosisabhängig Hauttumoren (12 bzw. 6 Karzinome und 4 bzw. 5 Papillome), Lungentumoren (9 bzw. 10 Tiere) und Lymphome (6 bzw. 1), während in der Benzolkontrollgruppe keine Tumoren beobachtet wurden.

Gruppen von 40 weiblichen Mäusen erhielten 2 x/Woche über 25 Wochen α,α,α-Trichlortoluol in Dosierungen von 0; 0,04; 0,17; 0,7 und 2,7 mg/Maus intragastral verabreicht. Die Beobachtungszeit betrug 18 Monate. Insbesondere bei den beiden hohen Dosierungen war die Anzahl der Vormagenkarzinome sowie der Lungen-Adenokarzinome und -Adenome signifikant erhöht. Bei der hohen Dosierung (2,7 mg/Maus) kam es auch zu einem signifikanten Anstieg von Thymomen (siehe Tabelle).

Tabelle

Zielorgan Tumorart Dosis (p.o.) mg/(Maus) Tumorhäufigkeit (p)
Vormagen Plattenepithelcarcinom 0
0,04
0,17
0,7
2,7
0/35
0/37
2/38
22/40 (< 0,001)
24/55 (< 0,001)
Lunge Adenocarcinom 0
0,04
0,17
0,7
2,7
0/35
1/37
9/38 (< 0,001)
16/40 (< 0,001)
10/35 (< 0,001)
    Adenom 0
0,04
0,17
0,7
2,7
1/35
0/37
6/38
17/40 (< 0,001)
10/35 (< 0,001)
Thymus Thymon 0
0,04
0,17
0,7
2,7
0/35
0/37
1/38
2/40
7/35 (< 0,001)

Ein Inhalationsversuch mit männlichen Ratten (1 ppm, 6 Std./Tag, 5 x/Woche) führte nach 6 Monaten zu Papillomen der Nasenhöhle und zu Malignomen des Respirationstraktes, der Haut und des äußeren Gehörganges (Zahlenangaben fehlen in der veröffentlichten Kurzfassung).

Die Exposition von 32 Mäusen gegenüber bei 50 °C verdampften α,α,α-Trichlortoluol für 30 Min./Tag, an 2 Tagen/Woche, über 5 Monate führte nach 10 Monaten bei 16 Tieren zu Lungenadenomen, bei 1 Tier zu einem Lungenkarzinom, bei 4 Tieren zu Hautpapillomen und Hautkarzinomen und bei 8 Tieren zu malignen Lymphomen. Die Verdampfung bei Raumtemperatur führte unter 37 eingesetzten Mäusen nach einer Versuchszeit von 15 Monaten bei 17 Tieren zu Lungenadenomen, bei 13 Tieren zu Lungenkarzinomen, bei 6 Tieren zu Hautpapillomen, bei 4 Tieren zu Hautkarzinomen und bei 4 Tieren zu malignen Lymphomen. In beiden Versuchsgruppen waren die Tumorraten gegenüber den Kontrollen signifikant erhöht.

α,α,α-Trichlortoluol wurde Mäusen (15/Geschlecht/Dosis) in Dosierungen von 0; 12; 30 bzw. 60 mg/kg (MTD) intraperitoneal 3 x/Woche über 8 Wochen appliziert. 24 Wochen nach Versuchsbeginn wurde die Anzahl der Lungenadenome ermittelt. Es ergab sich ein dosisabhängiger signifikanter Anstieg an Adenomen (pro Maus. 0,5; 18; 43; 128). In der höchsten Dosisgruppe wurden zusätzlich 3 Lymphome und 2 Nierensarkome beobachtet.

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(Stand: 20.08.2018)

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