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Merkblatt zur Berufskrankheit Nr. 3102
"Von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheiten"
Stand 2003
(BArbBl. 10/2003 S. 26)
Der Ärztliche Sachverständigenbeirat beim Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, Sektion" Berufskrankheiten", hat die nachstehende Neufassung des Merkblatts zur der Berufskrankheit Nr. 3102 der Anlage zur Berufskrankheiten-Verordnung verabschiedet, die hiermit bekanntgemacht wird.
I. Vorkommen und Gefahrenquellen
Unter der BK-Nr. 3102 werden diejenigen Infektionen und deren Krankheitsbilder erfasst, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Nach Angaben der WHO sind über 200 Krankheiten, die als Zoonosen bezeichnet werden, bekannt. Von dieser Vielzahl an Zoonosen können einige auch in Deutschland vorkommen. Ein Infektionsrisiko kann insbesondere bei den Personen vorliegen, die beruflich mit Tierhaltung und -pflege beschäftigt sind oder sonstigen beruflichen Umgang mit Tieren, tierischen Erzeugnissen oder Ausscheidungen haben. Eingeschlossen ist der Umgang mit Gegenständen, die mit infizierten Tieren sowie mit deren Teilen oder Ausscheidungen in Kontakt gekommen sind. Ein berufsgruppentypisches Infektionsrisiko für Zoonosen kann demnach vorkommen: bei landwirtschaftlichem und veterinärmedizinischem Personal, Schlachthofpersonal, Beschäftigten in Tierlabors, in der Jagd- und Forstwirtschaft, in Tierkörperverwertungsanstalten, zoologischen Gärten, Wildgehegen und Zoohandlungen sowie bei Personen, die beruflichen Umgang mit Fleisch, Fisch, Milch, Eiern, Häuten, Fellen, Pelzen, Tierborsten, -haaren, Federn und Knochen haben; ferner auch bei Personen mit Kontakt zu infektiösem Material in der Abwasserbeseitigung. Die meisten Zoonosen kommen in anderen Ländern vor und sind ggf. nach Auslandsaufenthalt von Geschäftsreisenden, Entwicklungshelfern, Monteuren, Reiseleitern etc. mit in Betracht zu ziehen.
II. Ätiopathogenese
Zoonosen werden hervorgerufen durch Bakterien (incl. Chlamydien und Rickettsien), Viren, Pilze, Parasiten (Protozoen, Helminthen oder Arthropoden); diskutiert wird gegenwärtig, ob sie auch durch Prionen (Abkürzung von engl. Proteinaceous infectious particles - infektiöses Protein) verursacht werden können. Nach Umgang mit infizierten Tieren, tierischem Material o. ä. können Krankheitserreger über die Haut oder Schleimhäute in den menschlichen Körper eindringen; dies ist auch möglich durch Einatmen von mit Krankheitserregern verunreinigter Luft oder über den Verdauungsweg z.B. über kontaminierte Hände (Schmutz- oder Schmierinfektion). Als Erregerreservoir kommen vor allem Säugetiere - Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Hund, Katze, Fledermaus, Hamster, Maus, Ratte, Igel - und Vögel sowie Fische in Betracht. Auch latent infizierte Tiere können als Reservoir zur Erhaltung von Erregern beitragen. Die Weitergabe der Krankheitserreger ist häufig an Arthropoden (Insekten, Zecken oder Spinnentiere) und Nager gebunden. Insbesondere Nagetiere, Fliegen, Schaben oder Pharaoameisen können krankheitsauslösende Keime auf mechanischem Wege auf empfängliche Wirte (Mensch oder Tier) sowie Medien übertragen. Bekannt als Vektoren (Verschlepper von Krankheits- oder Lebensmittelverderbniserregern) und Reservoir (Zwischenwirte von Parasiten) sind Schild- und Lederzecken, Fliegen, Stechfliegen, Schaben, Bremsen, Flöhe, Läuse, Ratten und Mäuse. Neben lebenden Vektoren gibt es auch unbelebte wie Wasser, Staub, Luft, tierische Abfälle, Pflegegegenstände usw. Nach einer für jede Infektion typischen Inkubationszeit, in der die Vermehrung der Erreger erfolgt, beginnen im Allgemeinen (plötzlich) die Krankheitssymptome. Dabei variiert die Inkubationszeit in Abhängigkeit von Anzahl und Übertragungsweg der Erreger und der individuellen Disposition der infizierten Person.
III. Krankheitsbilder und Diagnosen
Bezüglich der Krankheitsbilder und ihrer Diagnosen wird auf die einschlägigen Lehrbücher verwiesen. Geordnet nach Erregergruppen können in Deutschland hauptsächlich folgende Krankheiten vorkommen:
1. Hervorgerufen durch Bakterien (incl. Chlamydien und Rickettsien)
2. Hervorgerufen durch Viren
3. Hervorgerufen durch Pilze
4. Hervorgerufen durch Parasiten (Protozoen und Würmer)
4.1. Protozoen
4.2. Würmer
5. Hervorgerufen durch andere Krankheitserreger
Zum Beispiel Milben als Krankheitserreger der Krätze, Räude u.a. können beim Umgang mit Eiern, tierischem Material o.ä. übertragen werden.
Zur Veranschaulichung der Bedeutung des berufskrankheitsrelevanten zeitlichen Zusammenhangs sind Inkubationszeit, Reservoir, Infektionsweg und typische Krankheitsbilder in alphabetischer Reihenfolge im Anhang dargestellt.
Die Anamnese und klinischen Symptome erlauben in den meisten Fällen nur eine Verdachtsdiagnose. Die Absicherung der Diagnose sowie deren Ätiologie erfolgt durch einen direkten Erregernachweis und/oder Antikörpernachweis (am Besten zwei Untersuchungen im Abstand von 10 bis 14 Tagen zur Kontrolle der Titerdynamik; eine einmalige serologische Untersuchung erlaubt vielfach keine zuverlässige diagnostische Aussage). Bei Viren mit vorhandenen Subtypen besteht die Möglichkeit, über die genomischen Analysen der (über Zellkultur) nachgewiesenen Viren die Infektionsquelle sicher zu identifizieren oder auszuschließen. Dies ist auch bei einigen Bakterien-Spezies, wie z.B. Campylobacter ssp., Salmonella ssp. mittels Lysotypie, Plasmidfingerprinting oder
Restriktionsenzymanalysen möglich. Als gesicherte Infektionsquelle kann im Einzelfall auch ein nachgewiesenes (Erreger- und/oder Antikörpernachweis) oder endemisches Vorkommen der Infektionserreger beim Tier gelten.
IV. Weitere Hinweise
Für den begründeten Verdacht auf das Vorliegen einer Berufskrankheit ist das Vorkommen des jeweiligen Erregers am Arbeitsplatz ebenso eine Voraussetzung wie eine zeitliche Verbindung zur Exposition. Die Erkrankung muss sich innerhalb einer Zeit entwickeln, die im Rahmen der Inkubationszeit liegt.
Bei inapparent verlaufenden Erkrankungen sollte die Entwicklung des betreffenden Stadiums und der eventuelle Folgezustand der Infektionserkrankung bedacht werden; auch Oberträgungsweg und Infektiosität des Erregers sind mit zu berücksichtigen. Komplikationen und Dauerschäden können besonders bei Brucellose, enterohämorrhagischen E. coli-Infektionen, FSME, Leptospirose, Lyme-Borreliose, Q-Fieber Tuberkulose und enteralen Yersiniosen auftreten.
Sofern Krankheiten nicht vom Tier auf den Menschen sondern von Mensch zu Mensch übertragen worden sind, trifft gegebenenfalls die BK Nr. 3101 zu.
Bezüglich der Schädigung einer Leibesfrucht infolge beruflich bedingter Infektion der Schwangeren an einer Zoonose (z.B. bei Chlamydiose, Leptospirose, Listeriose, Lyme-Borreliose, Toxoplasmose) während der jeweiligen Schwangerschaft ist eine Entschädigung des Kindes nach § 12 SGB VII in Betracht zu ziehen.
Für die in Deutschland bei Pferden beobachtete, durch Bornaviren hervorgerufene Enzephalomyelitis ist der Zoonose-Status noch nicht zuverlässig geklärt. Die Identität der vom Pferd und vom Menschen isolierten Viren gilt bislang als nicht bewiesen.
Bisher konnten keine Humanen Spongiformen Enzephalopathien durch Übertragung von BSE (bovine spongiform encephalopathy)Erregern als Erkrankung mit den Merkmalen einer Berufskrankheit festgestellt werden. Dies gilt auch für verwandte TSE (transmissible spongiform encephalopathy)-Erreger wie das ScrapieAgens, welches nur Schafe und Ziegen befällt. Verdachtsfälle sollten trotzdem gemeldet werden.
V. Literatur
Krauss, H, A Weber, B Enders, H G Schiefer, W Slenzka, H Zahner: Zoonosen. Von Tier zu Mensch übertragbare Infektionskrankheiten.3. Aufl. - Köln: Dt. Ärzte-Verl. 2003 (im Druck)
Meslin F X: Global aspects of emerging and potential zoonoses: A WHO perspective. Emerg Infect Dis 3 (1997) 223-8
Neff J M: Introduction to Poxviridae [Chapter 1201, Vaccinia Virus (Cowpox) [Chapter121] - In: Mandell, Douglas, and Bennett's principles and practice of infections diseases/ hrsg von Gerald L Mandell, John E Bennett, Raphael Dolin. - 5.Aufl., Philadelphia, Pennsylvania, Churchill Livingstone 1552-3 (2000)
Palmer S R, L Soulsby, D I H Simpson:
Zoonoses.
Biology, Clinical Practice and Public Health Control Oxford, Oxford University Press 1998
Weinberg A N: Zoonoses [Chapter 314] - In: Mandell, Douglas, and Bennett's principles and practice of infections diseases/ hrsg von Gerald L Mandell, John E Bennett, Raphael Dolin.- 5.Aufl.,
Philadelphia, Pennsylvania, Churchill Livingstone 2000, 3239-45
Anhang:
Kurzcharakteristik der wichtigsten von Tieren auf Menschen übertragbaren Krankheiten
Lfd. Nr. | Krankheit Erreger | Inkubationszeit | Reservoir (hauptsächliche sind unterstrichen) | Infektionswege | Krankheitsbild |
1 | Balantidiose (Balantidienruhr) Balantidium coli | Stunden bis Tage | Schwein, Kaninchen, Ratte (Dickdarmkommensale), selten Affe, Rind, Schaf | Oral (Schmierinfektion), Fliegen als mechanische Überträger | Ulzeröse Colitis mit Tennesmen und schleimig-blutigen Stühlen |
2 | Bläschenkrankheit des Schweines (SVD) SVD-Virus (Rhabdovirus) | 2 bis 9 Tage | Schwein | Enger Kontakt zu infizierten Schweinen; Bremsen | Bläschen an Kontakt stellen, Aphthen, klinisch in-apparente Infektion |
3 | Brucellosen | 1-3 Wochen | Schmierinfektion (Sekret, Lochien), inhalativ (Staub, Aerosol), oral (Lebensmittel: insbesondere Rohmilch, Schafs- und Ziegenkäse) | Granulome in Leber, Milz, Knochen (Arthritis); Komplikation: Endokarditis, Osteomyelitis, Meningoenzephalitis | |
Brucella abortus, | Rind | ||||
B. melitensis | Schaf, Ziege, Rind | ||||
B. suis | Schwein, Hase | ||||
B. canis | Hund | ||||
4 | Campylobacter - Infektionen Campylobacter jejuni | (11/2) 3-5 (-11) Tage | Oral (kontaminierte Lebensmittel insbesondere Rohmilch, Trinkwasser); Schmierinfektion von infizierten Tieren (Kot), auch von Mensch zu Mensch (Fäzes) | Gastritis, Colitis, Proktitis, Arthritis, Meningitis, Guillain-Barré-Syndrom, Peritonitis, Harnwegs Infekt, Abort, Sewis | |
C. coli | Schwein, Rind, Schaf, Zootiere, Katze, Goldhamster, Meerschweinchen, Maus | ||||
C. lari | Möwen, Hund | ||||
5 | Chlamydiosen Chlamydophila psittaci, | 7-21 Tage (bis 3 Monate) | Vögel, Haus- und Wildtiere | Hauptsächlich inhalativ (Staub), ferner Schmierinfektion (Fäzes), direkter Kontakt (Katzenkonjunktivitis), über Konjunktiva; auch von Mensch zu Mensch | Leichte "Grippe" bis atypische" interstitielle Pneumonie, Orchitis, Endokarditis, Glomerulonephritis, Fehlgeburt |
Chl. pecorum | Rind, Schaf, Wildtiere | ||||
Chl. felis | Katze | ||||
Chl. abortus | Schaf | ||||
6 | Echinokokkosen Alveoläre Echinokokkose Echinococcus multilocularis (Fuchsbandwurm) | < 5 bis 15 Jahre | Fuchs (zu 50% infiziert), Hund, Katze (< 5% infiziert), Feldmaus (< 1 % infiziert) in Endemiegebieten (in Deutschland: Mittelgebirgsregionen) | Oral über kontaminierte Lebensmittel (mit Fuchskot kontaminierte Beeren und Pilze) | Metastasierende Zysten in Leber, Lunge und Gehirn |
Zystische Echinokokkose E. granulosus (Hundbandwurm) | Hund (zu < 1 % infiziert) | Oral (Schmutz- und Schmierinfektion) nach Kontakt mit Fäzesausscheidungen von Hunden | Expansive Zysten (keine Metastasen) in Leber, Lunge, Milz, Peritoneum, Gehirn; nach Ruptur anaphylaktische Reaktion | ||
7 | Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) - Infektionen Verotoxin-bildende Escherichia coli (VTEC) Besonders gefährliche Serovar O 157:H7 und O 157:H- | 3-4 (1-8) Tage | Rind, Schaf, Ziege, rohe oder halbgare tierische Lebensmittel (Rinderhackfleisch, nicht pasteurisierte Milch, Joghurt, Frischkäse), ungechlortes Wasser, Kartoffeln, Salatsauce, Apfelmus | Schmierinfektion (Fäzes), oral (Nahrung), auch von Mensch zu Mensch | Durchfall, Fieber, Erbrechen; Komplikationen HUS-hämolytisch-urämisches Syndrom (Nieren insuffizienz) und TTP - thrombozytopenische Purpura (Bewusstseinstrübung, Krämpfe, zentral nervöse Herdzeichen, Hemiplegie) |
8 | Frühsommer Meningoenzephalitis (FSME) Flaviviren | 1-2 (-4) Wochen | Zecken, Igel, Spitzmaus, Maulwurf, (Endemiegebiete) | Zeckenstich (Höhengrenze: 600 m), Kontaktinfektion, aerogen, selten oral (Rohmilch) | Klinisch inapperent bis grippeähnlich bis 40 °C Fieber und Meningitis bis Enzephalomyelitis mit Paresen und Paralysen |
9 | Giardiasis (Lambliasis) Giardia lamblia | 6-15 Tage | Hund, Katze, Rind, Schaf, Nagetier, (Mensch) | Oral (Schmierinfektion), Trinkwasser und Nahrungsmittel (Fliegen als mechanische Überträger) | Symptomlos oder: faulig riechender Durchfall, Brechreiz, Anorexie, Flatulenz, Kopfschmerz, leichtes Fieber, Inappetenz; auch chronisch rezidivierend |
10 | Hantavirus Erkrankungen (HPS - Hantavirus Pulmonary Syndrome, NE-Nephropathia epidemica) Hantaviren (Bunyaviridae) | 14-21 Tage | Nagetiere (Feldmaus, Rötelmaus, Ratte) | Schmierinfektion über Ausscheidungen (Urin, Fäzes, Speichel) infizierter Mäuse oder Ratten, aerogen (Aerosol), kontaminierte Lebensmittel | Hohes Fieber, Atemnot, Arthralgien, Rücken- und retrosternale Schmerzen, generalisiertes Ödem, proteinreiches Lungenödem |
11 | Katzenkratzkrankheit Bartonella henselae, B.clarridgeiae, Afipia felis | 1-2 Wochen | Katze, sehr selten Hund oder Eichhörnchen | Kratzverletzung oder Biss, (Katzenflohstich) | Papel an Eintrittspforte, regionale Lymphadenitis, vereinzelt Fieber, Anorexie, generalisiertes Exanthem, selten schwere Komplikationen, Enzephalopathie, Erblindung u.a. |
12 | Kryptosporidiose Cryptosporidium parvum, | 5-28 Tage | Kalb, Lamm | Orale Übertragung der Oozysten (Schmierinfektion) | Enterokolitis mit nach folgender Exsikkose, vor wiegend opportunistisch |
C. baileyi (sehr selten) | Vögel | ||||
13 | Leptospirosen Leptospira interrogans, Die am häufigsten nachgewiesenen Serovare sind: L. icterohaemorrhagiae L. grippotyphosa L. pomona L. tarassovi L. hardjo | (2) 5-14 (-20) Tage | Ratte, Maus, Schwein, Rind, Pferd, Hund, Fuchs, Hase, Igel | Über verletzte Haut und Schleimhäute z.B. nach Tauchen, Sturz in Kanalwasser |
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14 | Listeriose Listeria monocytogenes | 1-3 Tage bis 4 Wochen | Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Huhn, Hund, Katze, Reh, Zoo-, Pelz- und Labortiere, Vögel, Kaltblüter, Insekten | Schmierinfektion (Fäzes), über Konjunktiven, Inhalation (Staub), diaplazenrar Wichtigster Infektionsweg oral (Rohmilch, Weichkäse, Salate) | Lokal: Papeln, Pusteln (Hände, Arme, Brust, Gesicht) Systemisch: septischtyphöse Monozytenangina, Endokarditis, Pleuritis, Pneumonie, Urethritis, Leberabszeß, Meningitis, Enzephalitis, Neugeborenenlisteriose |
15 | Lyme-Borreliose Borrelia burgdorferi sensu stricto B. garinii B. afzelii (syn. Gruppe VS 461) | 4-7 (3-14) Tage | Zecken, wildlebende Nager, Igel, Reh, Rotwild, Vögel | Stich, vorwiegend von Zecken (Höhengrenze: 1000 m), transplazentar; auch nach Biss durch ein infiziertes Pferd beschrieben | Erythema migrans, wandernde Arthralgien, Herzbeschwerden, Magen-Darm-Symptome, Lymphadenosis, Arthritis, Akrodermatitis chronica atrophicans, Enzephalomyelitis, Bannwarth-Syndrom (Meningoradikulitis), transplazentare Infektion |
16 | Lymphozytäre Choriomeningitis LCM-Virus (Arenavirus) | 6-13 Tage | Hausmaus, Hamster, Labortiere | Biss, Schmierinfektion; aerogen bei Laborinfektionen | Photophobie, Schnupfen, Bronchitis, Meningitis, Meningoenzephalitis, Enzephalitis, pränatale Infektionen, Fehlbildungen bei Neugeborenen |
17 | Maul- und Klauenseuche MKS-Virus (Picornaviridae) | 2-8 Tage | Paarhufer (Rind, Schaf) | Schmierinfektion über belebte und unbelebte Vektoren, aerogen | Allgemeine Krankheitssymptome, Primäraphthean Eintrittspforte, schmerzhafte Bläschen in Mund und Rachen, an Fingern und Zehen |
18 | Melkerknoten Melkerknotenvirus (Parapoxvirus) | 5-7 Tage | Rind (Euterpocken) | Direkter Kontakt | Erbsgroße, halbkugelige, blaurote Knoten an den Händen |
19 | Mikrosporie Microsporum canis | Mehrere Tage bis wenige Wochen | Katze, Hund, sehr selten Pferd, Schwein, Schaf, Ziege, andere Tierarten | Häufiger direkter Kontakt mit erkrankten oder latent infizierten Tieren (auch gesund erscheinende, langhaarige Katzen sind bis zu 90% latent mit M. canis infiziert) | Dermatomykose: Tinea capitis oder Tinea corporis |
20 | Milzbrand (Anthrax) Bacillus anthracis | 2-5 Tage (gelegentlich nach einigen Stunden) | Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Büffel, Kamele, Rentiere, Nerze, sehr selten Schweine und Fleischfresser | Über Hautschrunden und Hautrisse nach Kontakt mit Futtermitteln, Fellen, Häuten, Tierprodukten, Abwässern von Gerbereien, Wollfabriken | Hautmilzbrand: nekrotisierende Karbunkel mit Lymphadenose, evtl.
Sepsis, Schock oder Meningitis Lungenmilzbrand: schwere Bronchopneumonie Darmmilzbrand.: Karbunkel im Dünndarm, bei Perforation Peritonitis |
21 | Newcastle-Krankheit Newcastle Disease-Virus (NDV) | 1-2 (4) Tage | Huhn, Hausgeflügel und wildlebende Vögel | Aerogen oder konjunktival nach Kontakt mit infiziertem Geflügel; auch Infektion mit Impfstoff (apathogen für Hühner) möglich (z.B. Sprayvakzine) | Follikuläre Konjunktivitis, präaurikuläre Lymphknotenschwellung |
22 | Pasteurellosen Pasteurella multocida | 2-14 Tage | Latent im Nasopharynx von Säugetieren (bei 75-90% der Katzen und bei bis zu 55% der Hunde) und Vögeln | Über Biss- oder Kratzverletzungen durch infizierte Tiere, Schmierinfektion, aerogene Tröpfcheninfektion, oral (sehr selten) | Nach Biss: Phlegmone, Abszeß, Nekrose, Periostitis, Osteomyelitis akut und subakut: Bronchitis, Pneumonie oder Asthma, Konjunktivitis, Stomatitis, Enteritis, Peritonitis, intraabdomineller Abszeß, Harnwegsinfektion, Myositis |
Vereinzelt auch P. dagmatis P. canis oder Mannheimia haemolytica (frühere Bezeichnung P. haemolytica) | Physiologisch im oberen Respirationstrakt bei Mäusen, Ratten, Hunden und Katzen | ||||
23 | Pneumozystose Pneumocystis carinii (die Zuordnung zu Pilzen oder Parasiten ist noch nicht endgültig geklärt) | 4-8 Wochen | Maus, Ratte (die meist nicht erkranken), Haus- und Zootiere | Aerogen (kontaminierte Tröpfchen, Staub) , diaplazentar | Pneumonie, selten: in Lymphknoten, Leber, Milz und Knochen |
24 | Q-Fieber Coxiella burnetii | 2-4 Wochen | Nager, Zecken, Schaf, Ziege, Rind, Wildtiere | Aerogen mit kontaminiertem Staub (monatelang infektiös), direkter Kontakt mit Ausscheidungen, Lochien infizierter Tiere (insbesondere Schaf) | Hohes Fieber, retrobulbärer Kopfschmerz, Gewichtsverlust, atypische Pneumonie, Endocarditis, Komplikation: granulomatöse Hepatitis |
25 | Rattenbisskrankheit Spirillum minus | 2-3 Wochen bis 4 Monate | Ratte, Wiesel, Eichhörnchen, Frettchen, Maus, Schwein, Katze, Hund | Durch Biss eines infizierten Tieres | Ödem, Bläschen, Ulzeration, Exanthem an Biss stelle, Fieber, Begleitsymptome Fieber, dunkelrotes moniliformes Exanthem, pharyngolaryngeale Symptome |
Streptobacillus moniliformis | 3-5 Tage | Ratte (bukkopharyngealer Saprophytismus), andere Nagetiere | |||
26 | Rotlauf (Eryspeloid) Erysipelothrix rhusiopathiae | 2-5 Tage | Schwein, Fisch, Geflügel, selten andere Vogelarten und Säugetiere | Über Verletzung (Schnitt-, Stich-, Riss- und Bisswunden), durch Kontakt mit infektiösem Material oder kontaminierten Instrumenten, auch nach Hundebiss beobachtet | Peripher fortschreitende Rötung, Quaddeln, Juckreiz, Schmerz, Lymphangitis, selten Arthritis, Sepsis, Endokarditis |
27 | Salmonellosen Verschiedene Serovare, vor allem: STyphimurium S. Enteritidis | 5-72 Stunden | Schlachttiere, Geflügel, freilebende Vögel (Möwen, Tauben), Stubenvögel, Heimtiere, Nager, kontaminierte Lebensmittel | In erster Linie oral (Schmutz- und Schmierinfektion) durch kontaminierte Nahrungsmittel (Hühnereier sowie daraus hergestellten Produkten: Eipulver, Konditoreiwaren, Schlachtgeflügel, Hackfleisch), vereinzelt auch nach direktem Kontakt mit Salmonellen ausscheidenden Tieren (Zier-, Stubenvögel, Hund, Katze, Schildkröte) | Plötzliches Erbrechen, Übelkeit, wässrige faulige Stuhlentleerung, Fieber; Komplikationen: Sepsis, Osteomyelitis, Peritonitis, Harnwegsinfektion, Aortenklappenendokarditis |
28 | Sporotrichose Sporothrix schenkii | 3-21 Tage (bis 3 Monate) | Verrottetes Holz, verfaulte Pflanzen, Erdboden sowie infizierte Tiere, vor allem Katzen, seltener Hund, Pferd, Maultier oder Eichhörnchen | Kratz- und Bisswunden von infizierten Tieren, vor allem Katzen, beschrieben auch Eichhörnchen und Dachs, Verletzung durch kontaminierte Holzsplitter, Pflanzendorne u.ä., Insektenstiche, (Übertragung von Mensch zu Mensch ist sehr selten) | Kutane Form: Initialherd: schmerzlose Papel, fluktuiert, ulzeriert, serös oder pustulös; weitere Knötchen entlang Lymphbahn Schleimhautsporotrichose: knotige Veränderungen (Nase, Mund, Pharynx, Larynx, Trachea), regionale Lymphknotenschwellung Organsporotrichose: Lunge, Knochen, Gelenke, Muskeln, Augen, Hoden, Nebenhoden |
29 | Streptococcus equi Infektionen Streptococcus equi subsp. zooepidernicus, Str. equi subsp. equi | 2-3 Tage | Heim- und Haustiere, besonders Pferd, auch latente Träger | Direkter intensiver Kontakt mit infizierten Tieren und deren Ausscheidungen z.B. Nasen-, Eitersekret, durch Biss (Hund, Katze) | Wundinfektion, Pharyngitis, Lymphadenopathie, Pneumonie, Pleuritis, Endokarditis, Sepsis, Meningitis, Arthritis, Glomerulonephritis |
30 | Streptococcus suis Infektionen Streptococcus suis | Wenige Stunden bis 2 Tage | Schwein, auch Wildschwein | Direkter Kontakt (Schmierinfektion) über Konjunktiven oder Hautläsionen durch infizierte Tiere oder kontaminierte Instrumente | Meningitische Symptome, Hörverlust, Gleichgewichtsstörungen, Spätschäden, z.B. Taubheit |
31 | Tierpocken (Orthopockenvirus) | 7-14 Tage | Tröpfchen- und Schmier-Infektion, (infizierte Gegenstände) | Pockenähnliche, meist gutartige Lokalerkrankung, Stomatitis papulosa; bakterielle Sekundärinfektion, u.U. Generalisation | |
Affenpocken | Affen | ||||
Elefantenpocken | Elefanten | ||||
Kamelpocken | Kamel, Dromedar | ||||
Kuhpocken | Rind, Katze | ||||
Parapocken | Schaf, Rind, Ziege | ||||
32 | Tollwut Rabiesvirus (Rhabdoviridae) | Tage - 3 Monate (auch bis zu 1 Jahr möglich in Abhängigkeit von der Eintrittsstelle des Erregers) | Fuchs, Hund, Katze selten: Marder, Dachs zunehmend: Fledermaus | Biss, über Hautverletzungen und Konjunktiven, auch aerogen möglich | Parästhesie im Bereich der Verletzung, Unruhe, Tremor, Krämpfe, Hypersalivation, Hydrophobie, überempfindlich gegen über Luftbewegung und Lärm, Exzitation, Paralyse, Tod |
33 | Toxoplasmose Toxoplasma gondii | Wochen bis Monate | Katze, Schwein, Schaf, Ziege | Schmierinfektion (Fäzes), oral (rohes Fleisch), diaplazentar | Akut: asymptomatisch bis lokalisierte oder generalisierte Lymphadenopathie, grippeähnlich bis Meningoenzephalitis Chronisch: schubweise Fieber, Arthralgien, psych. Alteration, Organmanifestation in Lymphknoten, Leber, Milz, Auge, ZNS In der Gravidität: bei Erstinfektion Fehlbildungen und Infektion der Neugeborenen |
34 | Trichopythie Trichopython mentagrophytes | 14 Tage bis 4 Wochen | Maus, Goldhamster, Meerschweinchen, Chinchilla, Ratte, Kaninchen, Hund, Katze, Zootiere (bes. Affen), | Tiefe Trichophytie: tief greifende, abszedierende knotig-tumoröse Entzündung, regionäre Lymphknotenschwellung
Oberflächl. Trichophytie: circinatus, Folliculitis acuminata, Tinea corporis | |
T. verrucosum | Rind, (Schaf, Pferd), | Direkter Kontakt mit infizierten Tieren, indirekt über kontaminierte Gegenstände (Zaum- und Sattelzeug, Stallpfosten, Bürsten, Holzsplitter, Stroh, Einstreu), evtl. über Fliegen, Milben, Läuse, Flöhe, Spinnen | |||
T. equinum | Pferd | ||||
T. quinckeanum (T. mentagrophytes var. Quinckeanum | Maus, Meerschweinchen, Ratte, Kaninchen. (Hund, Katze) | Erkrankungsherde riechen nach Mäuseharn | |||
T. erinacei (T. mentagrophytes var. Erinacei) | Igel | Fulminant sich entwickelndes Krankheitsbild | |||
T. gallinae (syn. Microsporum gallinae) | Huhn | ||||
35 | Tuberkulose Mycobacterium tuberculosis, M. bovis, M. africanum | 4-6 Wochen | Rind, Ziege, Hund, Katze, Zootiere (insbesondere Affen) | Aerogen (in Staub und eingetrocknetem Sputum monatelang infektiös), Schmierinfektion (Sputum, Milch, Urin und Fäzes infizierter Tiere), oral, über Wunden | Primärtuberkulose (Primärherd und zugehörige Lymphknoten) in der Lunge; Pleuritis exsudativa; hämatogene Streuung: Miliartuberkulose, Meningitis, Peritonitis, Knochen-, Gelenk-, Haut- und Genitaltuberkulose |
36 | Tularämie Francisella tularensis | 2-10 Tage | Hase, Wildkaninchen, seltener landwirtschaftliche Nutztiere und Haustiere (insbesondere Katzen) | Kontakt mit Ausscheidungen, Blut oder Organen infizierter Tiere, über kleine Wunden perkutan und über Konjunktiven, Biss, Kratzen, Stich blutsaugender Insekten, inhalativ, oral | Außere Form: ulzeröse Primärläsion, regionäre Lymphkriotenschwellung oder Perinaud'sche Konjunktivitis Innere Form: Pleuritis, Milzschwellung, Durchfall, intermittierendes Fieber, Exanthem, pectanginöse Symptome (infolge Endotoxin) |
37 | (Enterale) Yersiniose Yersinia enterocolitica, | 3-10 Tage | Schweine (in Tonsillen sowie im Darminhalt), (in Fäzes von) Hund und Katze; ferner Nager (Meerschweinchen, Kaninchen) sowie Vögel; ferner im Erdboden (z.B. Gartenerde, verunreinigt durch Fäzes infizierter Tiere) | Oral (Schmutz- und Schmierinfektion) | Enteritis, Enterokolitis; Komplikationen:
Arthritis, Erythema nodosum, Ferner möglich: Prinaud'sche Konjunktivitis, Leberzirrhose, fernöstliches scharlachähnliches Fieber |
Y. pseudotuberculosis | 7-21 Tage |
ENDE