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Regelwerk Arbeitsschutz; Arbeits- und Sozialrecht

Merkblatt zur Berufskrankheit Nr. 4112
"Lungenkrebs durch die Einwirkung von kristallinem Siliziumdiuxid (SiO2) bei nachgewiesener Quarzstaublungenerkrankung
(Silikose oder Siliko-Tuberkulose)"

Stand 2001
(BArbBl. 9/2001 S. 37)



Zur Übersicht in Anlage 1 BKV

Wissenschaftliche Stellungnahme (10/2015)

Der Ärztliche Sachverständigenbeirat beim Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung - Sektion "Berufskrankheiten" - empfiehlt, unter der Nummer 4112 eine neue Berufskrankheit mit der vorgenannten Legaldefinition in die Anlage der Berufskrankheitenverordnung aufzunehmen.

Diese Empfehlung wird wie folgt begründet:

1. Aktueller Erkenntnisstand

1.1. Physikalisch-chemische Charakteristik der ursächlich schädigenden Einwirkung

Die kristallinen Modifikationen des Siliziumdioxids (SiO2) sind vorrangig unter den Bezeichnungen Quarz, Cristobalit und Tridymit bekannt, wenngleich darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Modifikationen existiert (Abbildung 1, Weiss et al. 1982).

Es handelt sich meist um glasklare, evtl. auch unterschiedlich gefärbte oder eingetrübte Kristalle mit großer Härte und piezoelektrischen Eigenschaften. Sie sind gegenüber Säuren, mit Ausnahme von Fluorwasserstoff, beständig, können aber von alkalischen Lösungen angegriffen werden.

1.2. Vorkommen und Gefahrenquellen

Quarz ist das zweithäufigste Mineral in der Erdkruste. Es kommt in vielen Gesteinen zu nicht unerheblichen Anteilen und demzufolge auch in den daraus durch Verwitterung entstandenen Böden vor.

Arbeitsbedingte Gefahrenquellen bestehen durch Staubentwicklung bei der Gewinnung, Bearbeitung oder Verarbeitung insbesondere von Sandstein, Quarzit, Grauwacke, Kieselerde (Kieselkreide), Kieselschiefer, Quarzitschiefer, Granit, Gneis, Porphyr, Bimsstein, Kieselgur und keramischen Massen 1.

Im Detail sind insbesondere die Natursteinindustrie (Gewinnung, Verarbeitung und Anwendung von Festgesteinen, Schotter, Splitten, Kiesen, Sanden), das Gießereiwesen (Gießform- und Kernformsande), die Glasindustrie (Glasschmelzsande), die Email- und keramische Industrie (Glasuren und Fritten, Feinkeramik), die Herstellung feuerfester Steine und die Schmucksteinverarbeitung zu nennen. Weiterhin wird Quarzsand bzw. Quarzmehl als Füllstoff (Gießharze, Gummi, Farben, Dekorputz, Waschpasten), als Filtermaterial (Wasseraufbereitung) und als Rohstoff - z.B. für die Herstellung von Schwingquarzen, Siliziumcarbid, Silikagel, Silikonen bei der Kristallzüchtung - eingesetzt. Die Verwendung als Schleif- und Abrasivmittel (Polier- und Scheuerpasten) oder gar als Strahlmittel ist eher aus historischer Sicht zu erwähnen.

Cristobalit und Tridymit kommen ebenfalls in einigen Gesteinen vor. Sie sind nachzuweisen, wenn Diatomeenerden, Sande oder Tone einer hohen Temperatur ausgesetzt wurden, so z.B. in feuerfesten Steinen und gebrannter Kieselgur.

Synthetische Cristobalitsande und -mehle werden als Füllstoffe in Farben und Lacken, in keramischen Fließmassen, in Scheuermitteln sowie als Bestandteil von Einbettmassen für den Präzisionsguss verwendet.

Als potentiell besonders durch lungengängige Quarzstäube exponierte Berufsgruppen sind Erz- (einschließlich Uranerz-)bergleute, Tunnelbauer, Gussputzer, Sandstrahler, Ofenmaurer, Former in der Metallindustrie zu nennen, weiterhin Personen, die bei der Steingewinnung, -bearbeitung und -verarbeitung oder in grob- und feinkeramischen Betrieben sowie in Dentallabors beschäftigt sind.

1.3. Kenntnisse zur Wirkung am Menschen

1.3.1. Pathomechanismen

Bezüglich der Wirkung von einatembarem kristallinen Siliziumdioxid sind zwei pathogenetische Mechanismen zu unterscheiden:

  1. die nach Alveolardeposition von Fibroblasten ausgehende fibrogene Wirkung, deren Kenntnis im Jahre 1929 zur Aufnahme der Silikose in die Liste der Berufskrankheiten führte und
  2. eine primär die Epithelzellen der mittleren und tiefen Atemwege betreffende kanzerogene Wirkung.

Die allgemeinen Wirkungen von kristallinen SiO2-Partikeln beruhen auf einer direkten Wechselwirkung der Kristalloberfläche mit Zellmembranen oder Zellflüssigkeiten. Bis heute sind erhebliche Fortschritte in der Aufklärung der genauen Mechanismen für die beiden "Wirklinien" zu verzeichnen. Allerdings besteht noch keine Klarheit darüber, ob die quarzstaubbedingte Lungenfibrose (Silikose) eine Vorbedingung für die Entstehung von Lungenkrebs ist. Gut und seit langem bekannt sind dagegen die Zytotoxizität in Form einer makrophagenzerstörenden Wirkung und der "Lymphotropismus" von Quarzstaub (Woitowitz in: Valentin et al. 1985).

Quarzstaubpartikel, die im Alveolarraum deponiert werden, können von Alveolarmakrophagen phagozytiert werden. In Körperflüssigkeiten ist Quarzstaub kaum löslich. Die mit Partikeln beladenen Makrophagen werden durch die physiologischen Reinigungsmechanismen z.T. mukoziliar entfernt, z.T. aber in das Lungeninterstitium weiter-transportiert und u.a. in den Lymphknoten deponiert (Rom et al. 1991, Becklake 1994). Diese Clearence kann durch Zigarettenrauchen, ebenso durch die unmittelbar zytotoxische Wirkung von SiO2 behindert werden. Phagozytierte Quarzpartikel aktivieren die Alveolarmakrophagen. Es kommt zu deren Proliferation und zur erhöhten Bildung von Sauerstoffradikalen und reaktiven Stickstoffoxidspezies. Zusätzlich werden z.T. zelltoxische Zytokine, bioaktive Lipide, Wachstumsfaktoren und Proteasen frei. Sie können eine chronische entzündliche Reaktion bewirken, in deren Rahmen eine direkte Parenchymschädigung ausgelöst, die Kollagensynthese stimuliert (Begin 1987, Ghio et al. 1990, Rom et al. 1987, Lapp et al. 1993, Becklake 1994, Vanhee et al. 1995) werden oder- vorrangig durch den "oxidativen Stress" - Mutationen in Epithelzellen, z.B. durch Inaktivierung von Tumor-Suppressorgenen oder Aktivierung von Protoonkogenen, erfolgen können, In vitro kann Quarz in zellfreien Systemen DNA-Schäden, in Säugerzellen auch Mikronuklei und Zelltransformationen induzieren. Ob diese experimentell nachgewiesenen DNA-Schäden auch in vivo vorkommen, ist fraglich.

In Tierversuchen konnte die Entwicklung von Tumoren nach Applikation von Quarzstaub induziert werden, für deren Entstehung in Abbildung 2 der heutige Wissensstand über den Pathomechanismus dargestellt ist (Donaldson und Borm 1998; Driseoll et at. 1998; IARC 1997; Shi et al. 1998; Vallyathan et al. 1998).

Als Indiz für eine Genotoxizität beim Menschen werden trotz eingeräumter Schwächen die Ergebnisse zytogenetischer Untersuchungen an peripheren Lymphozyten zitiert (Sobti und Bhardwaj 1991). Bei 50 gegenüber Sandsteinstaub exponierten indischen Arbeitern war die Häufigkeit von Chromosomenaberrationen und Schwesterchromatidaustausch auch nach Ausschluss des Einflusses der Rauch- und Trinkgewohnheiten signifikant höher als bei 25 Kontrollpersonen.

Die vorliegenden Erkenntnisse über den allgemeinen Wirkungscharakter und die Kinetik des Quarzstaubes im Organismus sowie die nachstehend referierten Ergebnisse epidemiologischer Studien veranlassten die IARC (International Agency for Researeh on Cancer), im Jahre 1997 Quarz als "krebserregend für den Menschen" einzustufen.

Die Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft nahm 1999 eine Neubewertung von Quarz vor. Dabei wurde die krebserzeugende Wirkung von Siliziumdioxid (kristallin) - Quarz-, Cristobalit-, Tridymitstaub (alveolengängiger Anteil - identisch mit der älteren Definition "Feinstaub"-Formel SiO2) nach "Kategorie 1" eingestuft. Diese Kategorie bezeichnet "Stoffe, die beim Menschen krebserzeugend wirken und bei denen davon auszugehen ist, dass sie einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten". In der MAK- und BAT-Werte-Liste 1999 wird demzufolge die Einstufung von kristallinem Siliziumdioxid (Quarz, Cristobalit, Tridymit) in Kategorie 1 der krebserzeugenden Arbeitsstoffe ausgewiesen. Die ausführliche wissenschaftliche Begründung dafür findet sich bei Greim (Hrsg., 1999).

1.3.2. Krankheitsbilder und Diagnosen

Bezüglich der aus der fibrogenen Wirkung von Quarzstaub resultierenden Erkrankungen (Silikose und Siliko-Tuberkulose) kann auf die zu den Berufskrankheiten Nr. 4101 und 4102 existierende und in den jeweiligen Merkblättern zitierte Literatur verwiesen werden (Bek. des BMA vom 3. Februar 1998 - IVA 4-45206-4101/4102; BArbBl 4/ 1998, S. 61 ff).

Für die neu zu begründende Berufskrankheit ist die höhere Häufigkeit von Lungenkrebs (Synonym: Bronchialkarzinom) bei gegenüber kristallinem Siliziumdioxid Exponierten im Vergleich zur "übrigen Bevölkerung" relevant.

In einer Reihe von Industrie- und Wirtschaftszweigen wurde epidemiologisch eine Überhäufigkeit von Lungenkrebs beobachtet. Dies gilt vorrangig für den Erzbergbau, die Gewinnung und Bearbeitung von Naturstein, die keramische Industrie, Silikat- und Tonsteinindustrie, die Aufbereitung und den Umschlag von Diatomeenprodukten und die Gießereiindustrie.

Die dabei makroskopisch und röntgenologisch fassbaren Tumorlokalisationen, ebenso die histomorphologischen Eigenschaften lassen keine spezifischen Merkmale in Abhängigkeit von der Staubexposition erkennen. Als führende histologische Wachstumsmuster werden sowohl plattenepithelial und drüsig als auch kleinzellig differenzierte Tumoren diagnostiziert (Müller 1999).

Die anzuwendende Diagnostik und Therapie unterscheidet sich nicht vom Vorgehen bei Lungenkrebs anderer oder unbekannter Genese.

1.3.3. Erkenntnisse aus epidemiologischen Studien

Ausführliche Darstellungen und Bewertungen epidemiologischer Studien sind in der Monographie der IARC (1997), durch die Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Greim - Hrsg., 1999) und von Heuchert (1999) vorgenommen worden.

Für die systematische arbeitsmedizinisch-epidemiologische Übersicht wurden

Eine Übersicht dazu vermitteln die Tabellen 1, 2, 3 und 4

Zur besseren Differenzierung und in Anbetracht unterschiedlicher Expositionsverhältnisse wird die Bewertung der Kohortenstudien zu Beziehungen zwischen silikoseinduzierender Staubexposition und Lungenkrebs für unterschiedliche Wirtschaftsbereiche gesondert vorgenommen.

In einer Reanalyse zur Studie von Checkoway er al. (1997) bestätigen Rice et al. (2001) das signifikant ansteigende Lungenkrebsrisiko der Diatomeenarbeiter in Abhängigkeit von der kumulativen Exposition gegen kristallines Siliziumdioxid (hauptsächlich Cristobalit) in alveolengängiger Form.

Für Beschäftigte in Gießereien (Tabelle 10) mit einer hohen Quarzfeinstaubexposition und einem hohen Silikoserisiko deutet sich eine Verdopplung des Lungenkrebsrisikos an, ein epidemiologischer Beweis ist anhand der vorliegenden Studien aber nicht möglich.

Aus den Fall-Kontroll-Studien zur Beziehung zwischen silikoseinduzierender Quarzstaubexposition und Lungenkrebs ist abzuleiten:

In den zur Auswertung gelangten zwei Metaanalysen sind die seit 1980 zu den Beziehungen zwischen Silikose/Pneumokoniose und Lungenkrebs veröffentlichten epidemiologischen Untersuchungsergebnisse nach methodischen Qualitätskriterien ausgewählt und zusammengefasst.

Smith et al. (1995) bezog 23 Studien in die Metaanalyse ein. Für alle Studien ergab sich ein erhöhtes Risiko für an Silikose Erkrankte. Die Ergebnisse sind in den nachstehenden Tabellen 13 bis 19 zusammengefasst dargestellt.

Nach Ausschluss aller Studien mit einem potentiellen Bias durch Selektion ergab sich ein gepooltes RR = 2,2 (CI 95 % 2,1 - 2,4). In den vier für das Rauchen adjustierten Studien war das rauchenadjustierte Effektmaß für das Lungenkrebsrisiko bei den an Silikose Erkrankten höher als die nichtadjustierten Resultate.

Aus der Metaanalyse ist zu folgern, dass

(1) die gefundene Verdopplung des Lungenkrebsrisikos bei den an Silikose Erkrankten nicht durch ein Confounding vom Rauchen oder Bias aus anderen Quellen erklärt werden kann und dass

(2) die Ergebnisse die Annahme einer kausalen Assoziation zwischen Silikose und Lungenkrebs stützen.

Die Metaanalyse von Tsuda et al. (1997) basiert auf Mortalitätsstudien der Erscheinungsjahre 1980 bis 1994, von denen nach Ausschluss bias-belasteter oder anderweitig ungeeigneter Studien 30 in die weitere Auswertung einbezogen wurden.

Die Ergebnisse sind in den Tabellen 20 und 21 dargestellt.

Insgesamt weisen die Ergebnisse der Metaanalyse von Tsuda et al. (1997) hinsichtlich der Beziehungen zwischen Silikose 1 Pneumokoniose und Lungenkrebs übereinstimmend mit der Metaanalyse von Smith et al. (1995) auf einen ursächlichen Zusammenhang hin. Dies kann beinhalten, dass Lungenkrebs als eine wichtige Komplikation bzw. Begleiterkrankung der Silikose auftritt oder dass damit eine direkte Kanzerogenität von Quarz ausgewiesen wird.

1.3.4. Zusammenfassende Bewertung der epidemiologischen Untersuchungsergebnisse

Die Ergebnisse aus den vorstehend referierten Studien lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

2. Validität und Reliabilität der vorliegenden Erkenntnisse

Die Sichtung und Bewertung aller verfügbaren Studien erfolgte unter Beachtung des für Confounding, Effektmodifikation und Bias existierenden Potentials wie

Confounder

Effektmodifikatoren

und Verzerrende Faktoren

In Anbetracht der Bedeutung des Zigarettenrauchens für die Entstehung des Lungenkrebses ist es erforderlich, die Rolle dieses Confounders genauer zu betrachten, zumal in neueren Publikationen das durch epidemiologische Studien belegte erhöhte Lungenkrebsrisiko auch bei Silikosepatienten auf den Einfluss des Rauchens zurückgeführt und ein direkter Zusammenhang zwischen Quarzstaubexposition und Lungenkrebs eher bezweifelt wird (BIA-Report 2/2001 - Vorabveröffentlichung). Die relevanten Ergebnisse der betrachteten epidemiologischen Studien, in denen zu den Rauchgewohnheiten verlässliche und verwertbare Angaben enthalten sind, werden in den Abbildungen 3 bis 11 nochmals synoptisch dargestellt:

In allen Studien mit quantifizierenden Angaben zu den Rauchgewohnheiten kommt - wie erwartet - der Effekt des Rauchens für die Erhöhung des Lungenkrebsrisikos zur Darstellung (Amandus und Costello 1991, 1995; Dong et al. 1995; Wang et al 1996; Ebihara und Kawami 1998; Mastrangelo et al. 1988). In den Studien von Zambon et al. 1987 und von Hnizdo et al. 1997 wird zusätzlich eine Dosis-Häufigkeits-Beziehung des Zigarettenkonsums deutlich.

Des weiteren liefern die zitierten Studien den Beleg, dass das z.T. erheblich über den Faktor 2 hinaus erhöhte Lungenkrebsrisiko bei Quarzstaubexposition, insbesondere bei Vorliegen einer Silikose, nicht durch das Confounding "Rauchen" bedingt ist, wohl aber in seiner Höhe modifiziert wird:

Somit kann auch unter Beachtung des Confounders "Rauchen" die Annahme eines Kausalzusammenhanges zwischen Quarzstaubexposition und Lungenfibrose einerseits und der Entstehung eines Lungenkrebses andererseits beibehalten werden. Die arbeitsbedingte Einwirkung ist aufgrund der Studienergebnisse als eigenständiger Effekt qualifiziert. Demzufolge sind im Einzelfall bei der gutachterlichen Beurteilung die Rauchgewohnheiten nicht relevant, da sich das Lungenkrebsrisiko beim Vorliegen einer Silikose sowohl für Nichtraucher als auch für Raucher um den Faktor 4 erhöht. Nach dieser Sachlage halten die in der Vorabveröffentlichung des BIA-Reports 2/2001 getroffenen Schlussfolgerungen einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.

3. Zusammenfassung

Die bewerteten Untersuchungsergebnisse entsprechen den Kriterien, welche als Beleg der Kausalität eines statistischen Zusammenhanges zwischen Einwirkung und Effekt zu erfüllen sind:

Konsistenz:Wiederholte Beurteilungen unterschiedlicher Populationen führen zu Ergebnissen mit ähnlicher Tendenz.
Stärke der Assoziation:Beziehungen zwischen Höhe der kumulativen Exposition und Erkrankungsrisiko sind vorhanden.
Spezifität:Die beobachteten Effekte können als spezifisch aufgefasst werden, da konkurrierende Ursachen teils ausgeschlossen, teils durch Adjustierung berücksichtigt oder anderweitig transparent gemacht wurden.
Zeitabfolge:Die zeitlichen Zusammenhänge zwischen Einwirkung und Effekt sind plausibel.
Dosis-Wirkungs-Beziehungen:Dosisabhängige Effekte werden sichtbar.
Plausibilität, Kohärenz, experimentelle Evidenz:Die beobachteten Effekte ergänzen andere wissenschaftliche Daten bis hin zum tier- und zellexperimentellen Nachweis der Krebsentstehung durch die angeschuldigte Einwirkung; sie sind aufgrund der aus allgemeinen Kenntnissen zur Karzinogenese herleitbaren Erwägungen biologisch plausibel und bezüglich "voraussagbarer Effekte" hypothesenkonform.

Aufgrund des vorhandenen Kenntnisstandes ist eine arbeitsbedingte Exposition gegenüber kristallinem Siliziumdioxid in Form des alveolengängigen Staubes generell geeignet, bei Vorliegen einer Silikose Lungenkrebs zu verursachen.

Als "bestimmte Personengruppe" gemäß § 9 (Abs. 1) des SGB VII gelten Versicherte, die aufgrund ihrer Exposition gegenüber alveolengängigem Staub mit kristallinem Siliziumdioxid (SiO2) - insbesondere in den im Kapitel 1.3.3 genannten Branchen - an einer Lungenfibrose (Silikose, Siliko-Tuberkulose) erkrankt sind.

Eine Berufskrankheit im Sinne dieser Begründung liegt vor, wenn ein Versicherter nach Tätigkeiten mit einer Exposition gegenüber alveolengängigem Staub mit kristallinem Siliziumdioxid (SiO2) an Silikose (radiologisch festgestellte Silikose der ILO-Kategorie ≥ 1/1) bzw. Siliko-Tuberkulose und außerdem an Lungenkrebs erkrankt ist.

4. Literaturverzeichnis

1) Zu Gefahrenquellen durch Quarzstaubexpositinn im Steinkohlenbergbau s. Abschnitt 1.3.4

Abbildungen

Abbildung 1 Ausbildungsformen und Modifikationen des SiO2 (nach Weiss et al. 1982)

Druck- und Lokalversion

Abbildung 2 Mechanismus der quarzstaubbedingten Tumorgenese (Donaldson und Borm, 1998, Driscoll et al. 1998; IARC 1997; Shi et al. 1998; Vallyathan et al. 1998 und Woitowitz 1999)

Abbildung 3 Lungenkrebsmortalität unter Erzbergleuten (SMR und C195 %)
Amandus & Costello 1991; N=9. 912; 1959 - 1975, USA

Abbildung 4 Lungenkrebsmortalität unter Erzbergleuten; Interner Vergleich Erkrankter (mit/ohne Silikose)
(RR Mantel-Haenszel und CI 95%); Amandus & Costello 1991; N=9.912; 1959 - 1975, USA

Abbildung 5 Lungenkrebsmortalität unter Silikat- und Tonsteinherstellern (SRR) Dong et al. 1995; N=6 266 Männer; 1963 - 1985, China

Abbildung 6 Lungenkrebsrisiko in Relation zu Quarzexposition, Silikose und Rauchen;
klinikbasierte Fall-Kontroll-Studie - (Relatives Risiko und CI 95 %) Mastrangelo et al. 1988

Abbildung 7 Lungenkrebsmortalität von an Silikose Erkrankten in Relation zum Zigarettenkonsum (SMR und CI 95 %; bezogen auf lokale Raten) Zambon et al. 1987

Abbildung 8 Lungenkrebsrisiko bei an Silikose Erkrankten (NC); Einfluß der Rauchgewohnheiten; Vergleich unterschiedlicher Industriearbeiter (RR und CI 95 %) Amandus et al. 1991, 1995

Abbildung 9 Lungenkrebsmortalität unter Erkrankten an Silikose in Beziehung zum Rauchen (SMR) Wang et al. 1996

Abbildung 10 Mortalität durch Lungenkrebs bei Pneumokoniose-Erkrankten in Abhängigkeit vom Raucherstatus (SMR) Ebihara & Kawami 1998

Abbildung 11 Multiplikativer Effekt der Kombination von Rauchen und Silikose auf das Lungenrisiko (RR; CI 95%) nach Hnizdo et al. 1997

Tabelle 1 Kohortenstudien (mit eingebetteten Fall-Kontroll-Studien) zur Beziehung zwischen silikoseinduzierender Staubexposition und Lungenkrebs

HerkunftAutorenJahr
Goldminenarbeiter inMcDONALD et al.(1978)
South Dakota/USASTEENLAND & BROWN(1995)
Goldminenarbeiter/SüdafrikaHNIZDO & SLUIS-CREMER(1991)
HNIZDO et al.(1997)
REID & SLUIS-CREMER(1996)
Goldminenarbeiter in Ontario/CanadaKUSIAK et. al.(1991)
Goldminenarbeiter in WestaustralienDE KLERK & MUSK(1998)
Bergleute aus den Haematiterzgruben von Longyan und Tanchong/ChinsCHEN et al.(1990)
Bergleute aus Zinnerzgruben der Region Comwall/GroßbritannienHODOSON & JONES(1990)
Bergleute aus Kupfer, oder Zinkerzminen/OstfinnlandAHLMAN et al.(1991)
Bergleute aus verschiedenen Erzbergwerken ohne Exposition im Uranbergbau und ohne Exposition gegenüber Dieselrußpartikel/USAAMANDUS & COSTELLO(1991)
Erzbergleute und Keramikarbeiter/ Süd-ZentralchinaCHEN et al.
McLAUGHLIN et al.
(1992)
(1992)
Übertagebergleute aus Taconit (Eisenjaspiliterz)minen /Minnesota, USACOOPER et al.(1992)
Bergleute aus Blei- und Zinkruinen auf Sardinien / ItalienCOCCO et al.(1994a)
CARTA et al.(1994)
COCCO et al.(1994b)
Granitsteinarbeiter in Vermont/USACOSTELLO & GRAHAM(1988)
Steingewinner und -bearbeiter DänemarkGUE´NEL et al.(1989)
Steinmetze/JapanEBIHARA & KAWAMI(1998)
Schiefergrubenarbeiter / DeutschlandMEHNERT et al.(1990)
Steinbrucharbeiter/USACOSTELLO et al.(1995)
Beschäftigte in der Stein-, Steinbruch- und Keramikindustrie/DeutschlandULM & WASCHULZIK
ULM et al.
(1998)
(1999)
Beschäftigte in der Keramikindustrie/USATHOMAS(1982)
Sanitärkeramikarbeiter/USATHOMAS & STEWART(1987)
THOMAS(1990),
Beschäftigte in der Keramikindustrie/NiederlandeMEIJERS et al.(1996)
Keramikhersteller (Pottery Workers) / Süd-ZentralchinaCHEN et al.
McLAUGHLIN et al.
(1992)
(1992)
Keramikhersteller (Pottery Workers) /GroßbritannienWINTER et al.(1990)
McDonald et al.(1995)
CHERRY et al.(1995)
BURGESS et al.(1997)
CHERRYetaI.(1997)
McDonald et al.(1997)
CHERRY et al.(1998)
Beschäftigte in der Herstellung feuerfester Silikasteine/ItalienMERLO et al.(1991)
PUNTONI et al.(1988)
Beschäftigte in der Herstellung feuerfester Silika- und Tonsteine ChinaDONG et al.(1995)
Diatomeenerdegewinner und -aufbereiter (Kieselgur) in Südkalifornien/USACHECKOWAY et al.(1993)
CHECKOWAY et al.(1996)
CHECKOWAY et al.(1997)
CHECKOWAY et al.(1999)
Diatomeenarbeiter (Gewinnung, Aufbereitung. Transport)/NordislandRAFNSSON &(1997)
GUNNARS-DOTTIR 
Gießereiarbeiter / DänemarkSHERSON et al.(1991)
Gießereiarbeiter in Michigan/USAANDJELKOVICH et al.(1990, 1992)
ANDJELKOVICH et al.(1994)

Tabelle 2 Fall-Kontroll-Studien zur Beziehung zwischen silikoseinduzierender Staubexposition und Lungenkrebs

HerkunftAutorenJahr
Norditalien, Region Belluno (klinikbasiert)MASTRANGELO et al.(1988)
Südafrika (autopsieregister- und industriebasiert, Goldminenarbeiter)HESSEL et al.(1990)
Provinz Guangxi/China (industriebasiert, Zinnbergleute)FU et al.(1994)
New Mexico/USA (industriebasiert, Uranbergleute)SAMET et al.(1994)
Westaustralien (industriebasiert, Goldminenarbeiter)de KLERK et al.(1995)
Zentralitalien (populationsbasiert in einer Region mit traditioneller Bodenständigkeit von keramischen Betrieben)FORASTIERE et al.(1986)
LAGORIE et al.(1990)
Niederlande (klinik- bzw. autopsieregisterbasiert mit regionalem Bezug zur feinkeramischen Industrie)MEUERS et al(1990)
China (industriebasierte eingebettete Fall-Kontroll-Studie, Eisen- und Stahlindustrie)XU et al.(1996)
Deutschland (bevölkerungsbasiert)BOLM-AUDORFF et al.(1998)

Tabelle 3 Kohortenstudien zur Analyse der Beziehungen zwischen quarzstaubinduzierten Pneumokoniosen und Lungenkrebs

HerkunftAutorenJahr
Schwedisches SilikoseregisterWESTERHOLM(1980)
Als Berufskrankheit entschädigte Silikosen in der Region Piemont /ItalienRUBINO et al.(1985)
Als Berufskrankheit bestätigte entschädigte Silikosen / SchweizSCHÜLER & RÜTTNER(1986)
An Silikose Erkrankte aus dem Nationalen Pneumokonioseregister / SchwedenWESTERHOLM et al.(1986)
Als Berufskrankheit entschädigte Silikosen in Ontario / CanadaFINKELSTEIN et al.(1987)
Als Berufskrankheit entschädigte Silikosen in Veneto / ItalienZAMBON et al.(1987)
Als Berufskrankheit entschädigte Silikosen/Siliko-Tuberkulosen /ÖsterreichNEUBERGER et al.(1986,1988)
Als Berufskrankheit entschädigte Silikosen in der Region Latium / ItalienFORASTIERE et al.(1989)
Als Berufskrankheit entschädigte Silikosen in Quebec / CanadaINFANTE-RIVARD et al.(1989)
Stationär behandelte Silikosepatienten / JapanCHIYOTANI et al.(1990)
Silikosen der Keramikarbeiter im Schwedischen PneumokonioseregisterTORNLING et al.(1990)
Im Rahmen der Überwachung von staubexponierten Arbeiten diagnostizierte Silikosen / North CarolinaAMANDUS et al.(1991,1985)
AMANDUS et al.(1992)
Entschädigte Silikosen aus der Datei des Instituts für Arbeitsmedizin Cagliari / ItalienCARTA et al.(1991)
Silikosen aus Granitsteinbrüchen des Nationalen Silikoseregisters / SingapurCHIA et al.(1991)
Entschädigte und nicht entschädigte Silikosen des Nationalen Berufskrankheitenregisters / FinnlandPARTANEN et al.(1994)
Im Rahmen der Überwachung von staubexponierten Bergleuten diagnostizierte Silikosen /Ontario CanadaFINKELSTEIN(1995)
FINKELSTEIN(1998)
Antragsteller auf Entschädigung einer Silikose / USAGOLDSMITH et al.(1995)
In einer Berufskrankheitenklinik diagnostizierte Silikosen /ItalienMERLO et al.(1995)
Silikosen aus 47 Bergbau- und Industriebetrieben der Metallurgie / ChinaWANG et al.(1996)
Als Berufskrankheit entschädigte Pneumokoniosen / JapanEBIHARA & KAWAMI(1998)

Tabelle 4 Metaanalysen

HerkunftAutorenJahr
Metaanalyse von Studien zum Lungenkrebs unter an Silikose ErkranktenSMITH et al.(1995)
Metaanalyse zu den Beziehungen zwischen Pneumokoniose und LungenkrebsTSUDA et al.(1997)

Tabelle 5 Zusammenfassung der Ergebnisse von Kohortenstudien zur Beziehung zwischen Quarzfeinstaubexposition und Lungenkrebs im Erzbergbau

AutorenJahrBereich/VariableBeobachtete Fälle bzw. Fälle/ KontrollenEffektmaßCI 95%
Mc Donald1978Goldminenarbeiter/USA6SMR 1,76 
Steenland & Brown1995Goldminenarbeiter/USA115SMRƒ 1,070,88-1,28
≥ 2 [(mg/m3) x Jahre]*281,310,87-1,89
10-20 Expositionsjahre351,551,08-2,16
> 30 Jahre nach Expositionsbeginn901,271,02-1,55
Reid & Sluis-Cremer1996Goldminenarbeiter/Südafrika143SMR 1,401,18-1,65
Kumulative Feinstaubexposition bis 5 Jahre vor dem Tod pro [(mg/m3)x Jahre] ORƒ 1,120,97-1,30
Hnizdo et al.1997Goldminenarbeiter/Südafrika78/386  
<0,81 [(mg/m3)x Jahre]** ORƒ 1,0 
0,81-1,29 [(mg/m3)x Jahre] 1,83(0,8-4,1)
1,32-1 ,89[(mg/m3)x Jahre] 1,85(0,8-4,3)
>1,89 [(mg/m3)x Jahre] 3,19(1,3-7,6)
Kusiak et al.1991Goldminenarbeiter/Kanada SMR 1,291,15-1,45
Expositionsbeginn nach 1945980,950,77-1,16
de Klerk & Musk1998Goldminenarbeiter/Westaustralien Silikotiker138SMR 1,49
ORƒ 1,59
1,26-1,76
1,10-2,28
Chen et al.1990Haematiterzgruben/China   
Untertagearbeiter29SMR 3,72,5-5,3
Nach der Staubexposition   
- nicht exponiert21,20,1-4,2
- niedrig exponiert32,60,5-7,6
- mittel exponiert42,60,7-6,6
- stark exponiert224,22,7-6,4
Silikotiker145,32,9-8,8
Nicht-Silikotiker152,91,6-4,7
Siliko-Tuberkulose76,62,6-13,5
Hodgson & Jones1990Zinnerzbergleute/Großbritannien105SMR 1,581,29-1,91
Nach Jahren der Untertagearbeit   
080,83 
<5150,910,51-1,50
5-10141,720,94-2,88
10-20211,761,09-2,70
20-30173,552,07-5,69
> 30154,472,50-7,37
Ahlmann et al.1991Kupfer- und Zinnerzbergleute/ Finnland10SMR 1,450,7-2,7
Amandus & Costello1991Nicht-Uran-Erzbergleute/USA   
Nicht-Silikotiker118SMR 1,180,98-2,90
Silikotiker141,730,94-2,90
Silikotiker vs. Nicht-Silikotiker (im internen Vergleich) RRƒƒ 2,591,44-4,68
Chen et al.1992Erzminen- und Keramikarbeiter   
/China330SMR 0,790,71-0,88
im internen Vergleich.   
-keine/niedrige Staubexposition RR 1,0 
-mittlere Staubexposition 1,381,0-1,9
-hohe Staubexposition 1,100,9-1,4
-Silikotiker vs. Nicht-Silikotiker RR 1,220,9-1,6
McLaughlin et al. (ein gebettete Fall-Kontroll-Studie)1992Eisen- und Kupferminenarbeiter   
(Teil der Kohorte von Chen et al. 1992) Quarzfeinstaub, kumulativ [(mg/m3)x Jahre]   
Keine (0)117/113ORƒ 1,0 
0,1-8,6931/1381,3- 
8,7-26,221/681,3 
≥ 26,35/250,7 
Cooper et al.1992Taconitminen- Übertagearbeiter/ USA62SMR 0,670,52-0,86
Cocco et al. und Carta et al.1994(a)Blei- und Zinkminenarbeiter/Italien   
1994≥ 26 Jahre unter Tage   
Bleimine5SMR 2,04 
Zinkmine11,35 
Cocco et al.1994(b)Belt Pickers (nur Frauen)52,830,91-6,60
ƒ adjustiert für Rauchen, bzw. Rauchen indirekt kontrolliert
ƒƒ adjustiert für Rauchen, Ausschluss von hoher Radonexposition
* Konversion aus ≥ 48.000 Staubtagen mit 1 mppcf; Berechnungsgrundlage: 1 mppcf=0,01 mg/m3 pro Staubtag bei 240 Schichten pro Jahr
** Originaldaten (respirable dust) x 30% (Quarzgehalt) = respirable silico

Tabelle 6 Zusammenfassung der Ergebnisse von Kohortenstudien zur Beziehung zwischen Quarzfeinstaubexposition und Lungenkrebs in der Natursteingewinnung und -bearbeitung

AutorenJahrBereich/Variable EffektmaßCI 95%
p-Wert
Costello & Graham1988Granitarbeiter/USA118SMR 1,160,96-1,39
Shed Worker981,27p<0,05
>25 Jahre Latenz,
≥ 10 Expositionsjahre
171,731,01-2,77
Quarry Worker200,82 
Guénel et al.1989Steingewinner/-bearbeiter/Dänemark   
Facharbeiter44SIR 2,001,49-2,69
-Bornholm81,190,51-2,69
-Kopenhagen183,06*1,81-4,82
Sandsteinarbeiter78,08*3,23-16,6
Granitarbeiter114,04*2,02-7,23
- übrige Regionen181,921,67-3,03
Ungelernte Arbeiter (nur Bornholmer)241,811,16-2,70
- Hersteller von Straßen- und Baumaterial172,461,43-3,94
Koskela et al.1994Granitarbeiter/Finnland361,400,98-1,93
- Schwarzer Granit1  
- Roter Granit181,170,69-1,85
- Grauer Granit171,751,02-2,81
≥ 10 Expositionsjahre132,32p<0,01
- ≥ 10 Jahre Latenz   
Roter Granit SIR 2,031,32-3,00
Grauer Granit 2,181,27-3,49
Costello et al.1995Steinbrucharbeiter/USA   
- weiße Arbeiter51SMR 1,290,96-1,70
- nicht-weiße Arbeiter401,190,88-1,62
Granitarbeiter (≥ 10 Expositionsjahre und ≥ 20 Jahre Latenz)73,541,42-7,29
Kalksteinarbeiter (≥ 20 Jahre nach Expositionsbeginn)231,500,95-2,25
Ulm & Waschulzik1998Steinbrucharbeiter/Deutschland
Nach kumulativer Quarzfeinstaubexposition
   
<2,04 [(mg/m3) x Jahre] ORƒ 1,00 
2,04-3,87 [(mg/m3) x Jahre] 1,760,85-3,65
> 3,87 [(mg/m3) x Jahre] 1,730,83-3,60
Ebihara & Kawami1998Steinmetze/Japan13SMR 2,07p<0,05
Nach Pneumokoniosekategorie   
01 2,44
13 3,49
0 und 1 zusammen43,15p<0,05
246,87p<0,01
326,25 
431,95 
Mehnert et al.1990Schiefergrubenarbeiter/Deutschland 27 1,09 0,72-1,59
- Nicht-Silikotiker .180,910,54-1,44 
- Silikotiker91,830,84-3,48 
- > 20 Jahre beschäftigt   
Nicht-Silikotiker111,320,66-2,36 
Silikotiker62,400,88-5,22 
ƒ adjustiert für Rauchen, Silikose als Berufskrankheit, Asbestexposition, PAHs, Dieselruß und Schweißrauche

* adjustiert für regionale Unterschiede und Rauchgewohnheiten

Tabelle 7 Zusammenfassung der Ergebnisse von Kohortenstudien zur Beziehung zwischen Quarzfeinstaubexposition und Lungenkrebs in der keramischen Industrie

AutorenJahrBereich/VariableBeobachtete FälleEffektmaßCI 95%
p-Wert
Thomas1982Keramikarbeiter/USA178PMR 1,21p<0,01
- Sanitärkeramiker621,800,01
Thomas1990Sanitärkeramiker/USA52SMR 1,431,07-1,88
<15 Expositionsjahre191,621,0-2,5
15-20 Expositionsjahre191,681,0-2,6
Meijers et al.1996Keramikarbeiter/Niederlande300,88 
Quarzfeinstaubexposition   
- gering9SMR 0,82 
- mittel100,75 
-hoch111,15 
- Nicht-Pneumokoniotiker200,68 
- Pneumokoniotiker102,20p<0,05
Chen et al.1992Keramikarbeiter/China SMR 0,58p<0,05
Relatives Lungenkrebsrisiko   
im internen Vergleich   
Silikotiker vs. Nicht-Silikotiker RR 1,630,8-3,4
McLaughlin et al.1992Ein gebettete Fall-Kontroll-Studie (dieselbe Kohorte wie bei Chen et al. 1992!) 
Nach Quarzfeinstaub (respirable silica), kumulativ [(mg/m3) x Jahre]
Keine (0)11OR1,0
0,1-8,69171,8ƒ1,04-2,87*
8,7-26,2271,5ƒ0,99-2,18
≥ 26,372,lƒ0,80-4,12
Winter et al.1990Keramikarbeiter/Großbritannien60SMR 1,321,00-1,69
Nach kumulativer Quarzfeinstaubexposition [(mg/m3) x Jahre]
0-0,1451,08ƒ0,35-2,54
0,15-0,4980,99ƒ0,43-1,95
0,50-1,49251,62ƒ1,05-2,39
> 1 50211,51ƒ0,93-2,31
McDonald
et al.
1995Keramikarbeiter/Großbritannien112PMR 1,04CI 90%:
0,86-1,25
Pneumokoniotiker (laut Totenschein)71,75CI 90%:
0,70-3,60 
Eingebettete Fall-Kontroll-Studie (Fälle und Kontrollen sind Raucher)
≥ 10jährige Quarzexposition OR 2,8CI 90%:
1,1-7,5
Cherry et al.1995Keramikarbeiter/Großbritannien68lokale SMR 1,28CI 90%
1,04-1,57
 nationale SMR 1,91CI 90%
1,62-2,55
Cherry et al.1997Ein gebettete Fall-Kontroll-Studie   
Kumulative Quarzfeinstaubexposition ≥ 4 [(mg/m3) x Jahre] OR 0,60ƒƒCI 90 %
0,26-1,41
≥ 20 Expositionsjahre 0,48ƒƒCI 90 %
0,2 1-1,09
Mittlere Quarzfeinstaubexposition
≥0,2 mg/m3
 1,681ƒƒCI 90 %
0,93-3,03
Max. Quarzfeinstaubexposition
≥0,4 mg/m3
  2,07ƒƒCI 90 %
1,04-4,14
Feuerungs- und Postfeuerungsprozesse (1000- 1400°C) 2,17*CI 90 %
1,16-4,07
Cherry et al.1998(Reanalyse der Subkohorte der Staffordshire-Potteries)
Mittlere Quarzfeinstaubkonzentration
0,1 (mg/m3) 1,66ƒƒ1,14-2,31
Ulm & Waschulzik1998Beschäftigte der keramischen und Glasindustrie/Deutschland
Nach kumulativer Quarzfeinstaubexposition
<2,04 [(mg/m3) x Jahre] OR 1,0** 
2,04-3,87 [(mg/m3) x Jahre] 0,92**0,50-1,71
> 3,87 [(mg/m3) x Jahre] 1,40**0,7 1-2,77
Nach durchschnittlicher Quarzfeinstaubexposition   
<0,075 mg/m3 1,0** 
0,075-0,15 mg/m3 1,29**0,83-1,98
>0,15 mg/m3 1,25**0,51-3,06
ƒ adjustiert für Rauchen
* nach Angaben der IARC-Arbeitsgruppe Silica/1997
ƒƒ adjustiert nach Rauchen und radiologischen Veränderungen und unter Berücksichtigung einer 10jährigen Latenz
** adjustiert für Rauchen, Silikose als Berufskrankheit, Asbestexposition, PAH's, Dieselruß und Schweißrauche

Tabelle 8 Zusammenfassung der Ergebnisse von Kohortenstudien zur Beziehung zwischen Quarzfeinstaubexposition und Lungenkrebs in der Silikat- und Tonsteinindustrie

AutorenJahrBereich/VariableBeobachtete FälleEffektmaßCI 95%
p-Wert
Puntoni et al.1988Silikatsteinindustrie/Italien11SMR 1,830,91-3,27
Nicht-Silikotiker52,080,67-4,84
Silikotiker*61,670,61-3,64
Merlo et al.1991Silikatsteinindustrie/Italien281,511,00-2,18
> 19 Jahre beschäftigt und > 19 Jahre seit Beschäftigungsbeginn132,011,07-3,44
Dong et al.1995Silikat- und Tonsteinhersteller65SSR ƒƒ 1,491,15-1,90ƒ
Nach Zeit seit Expositionsbeginn
0-9 Jahre20,88 
10-19 Jahre110,76 
20-29 Jahre351,77p<0,01
≥ 30 Jahre172,39p<0,01
Nicht-Silikotiker301,110,75-1,58ƒ
Silikotiker352,101,46-2,92ƒ
Raucher212,34p<0,01
Nichtraucher122,13p<0,05
Silikotiker nach radiologischer Kategorie
I211,97p<0,01
II102,34p<0,05
III42,55 
* als Berufskrankheit entschädigt
ƒ C195% berechnet von der IARC-Arbeitsgruppe Silica/1997
ƒƒ Standardized Rate Ratios berechnet im Vergleich mit der Mortalität einer Kohorte von Stahlarbeitern

Tabelle 9 Zusammenfassung der Ergebnisse von Kohortenstudien zur Beziehung zwischen Quarzfeinstaubexposition und Lungenkrebs in der Diatomeengewinnung und -aufbereitung

AutorenJahrBereich/VariableBeobachtete FälleEffektmaßCI 95%
p-Wert
Checkoway et al1993Diatomeenarbeiter/Südkalifornien59SMR 1,431,09-1,84
Nach 15jährigem Latenzintervall in Abhängigkeit von der kumulativen Quarzexposition (Intensitätsscore x Jahre)
<50 (Referenz im internen Vergleich) RR 1,0 
50-99 1,190,52-2,73
100-199 1,370,61-3,06
≥ 200 2,741,38-5,46
Checkoway et al.1996Reanalyse unter Kontrolle von Asbest Nicht-Asbestexponierte nach kumutiver Quarzexposition (Intensitätsscore x Jahre)   
31  
<5015SMR 1,130,63-1,86
50-9930,870,18-2,53
100-19972,140,86-4,41
≥ 20062,000,73-4,35
Checkoway et al.1997Verlängerte Follow-up-Periode
Nach kumulativer Quarzfeinstaubexposition [(mg/m3) x Jahre]*
771,441,14-1,80
   
0,5 (Referenz im internen Vergleich)22RR** 1,0 
0,5-< 1,1120,960,47-1,98
1,1 -<2,190,770,35-1,72
2,1 -<5,0141,260,62-2,57
>50202,151,08-4,28
Checkoway et al.1999Reanalyse der Lungenkrebsmortalität nach radiologischem Silikosestatus und kumulativer Quarzfeinstaubexposition [(mg/m3) x Jahre]
ILO < 1/0 (n= 1798)
<0,5 [(mg/m3) x Jahre]13SMR 1,050,56-1,79
0,5-1,9 [(mg/m3) x Jahre]130,860,46-1,48
2,0-4,9 [(mg/m3) x Jahre]101,250,60-2,29
≥ 5,0 [(mg/m3) x Jahre]122,401,24-4,20
ILO ≥ 1/0 oder große Schatten (n=81)   
≥ 5,0 [(mg/m3) x Jahre]42,940,80-7,53
Rafnsson & Gunnarsdóttir1997Gewinnung, Aufbereitung und Hafen-Umschlag von Diatmeen/Nordisland ƒ5SIR 1,140,37-2,65
- männliche Hafenumschlagarbeiter51,620,5 3-3,79
≥ 300 h Beschäftigung34,480,92-13,1
* bezogen auf kristallinen Quarz im Feinstaub

** bezogen auf 15 Jahre Exposure Lag

ƒ Silikosen wurden bei jährlichen Vorsorgeuntersuchungen nicht beobachtet

Tabelle 10 Zusammenfassung der Ergebnisse von Kohortenstudien zur Beziehung zwischen Quarzfeinstaubexposition und Lungenkrebs in Gießereibetrieben

AutorenJahrBereich/VariableBeobachtete FälleEffektmaßCI 95%
p-Wert
Sherson et al.1991Gießereiarbeiter/Dänemark   
Nicht-Survey-Teilnehmer5SIR 2,660,86-6,2 1
Teilnehmer am freiwilligen Survey1611,28t,10-1,49
Nach Beschäftigungsdauer (Jahre)   
<10410,990,73-1,34
10-19341,190,85-1,67
20-29381,280,93-1,76
≥ 30481,851,39-2,45
Ohne radiologischen Silikosebefund1501,251,07-1,47
Mit radiologischem Silikosebefund111,710,85-3,06
0 %0230,950,60-1,42
1-39%o471,190,89-1,58
40-250%0751,401,16-1,76
Nur Metallgießer152,131,19-3,52
Andjelkovich et al.1992Gießereiarbeiter/USA   
Alle Männer139SMR 1,27p<0,01
Kernmacher191,01 
Schmelzer60,64 
Former361,32 
Putzer291,51p<0,05
Service-/Instandhaltungspersonal431,42p<0,05
Musterbau61,38 
Andjelkovich et al.1994Eingebettete Fall-Kontrollstudie   
Kernmacher (≥ 5 Jahre beschäftigt und 10jährige Latenzperiode)ORƒ 2,521,06-5,97 
Nach kumulativer Quarzfeinstaubexposition bei l5jähriger Latenzperiode   
1. Quantil (Referenz) 1,0 
2. vs. 1. Quantil 1,74p<0,05
3. vs. 1. Quantil 1,20 
4. vs. 1. Quantil 1,26 
ƒ im konditionalen logistischen Regressionsmodell unter Adjustierung für Rauchen

Tabelle 11 Zusammenfassung der Ergebnisse von bevölkerungs- und klinikbasierten Fall-Kontroll-Studien zur Beziehung zwischen Quarzfeinstaubexposition und Lungenkrebs

AutorenJahrBereich/Variable zur ExpositionFälleKontrollenEffekt-maßCI 95%
p-Wert
Forastiere et al.1986Bevölkerungsbasiert mit hohem regionalem Anteil
von Exponierten / Italien
72314  
Nicht-Quarzexponierte34191OR ƒ 
Steinbrucharbeiter5241,0 ƒ0,4-2,4
Keramikarbeiter331042,0 ƒ1,1-3,5
- ohne entschädigte Silikose18791,4 ƒ0,7-2,8
- mit entschädigter Silikose15253,9 ƒ1,8-8,3
Mastrangelo et al.1988Klinikbasiert/Italien309309  
Nichtraucher644RR 1,0 
- ohne Quarzexposition3321,0 
- Quarzexposition, ohne Silikose181,30,0-13,8
- Quarzexposition, mit Silikose245,30,5-43,5
Raucher3032658,43,9-20,4
- ohne Quarzexposition17015211,94,2-46,5
- Quarzexposition ohne Silikose858710,42,9-44,4
- Quarzexposition mit Silikose482619,75,1-89,7
Logistische Regressionsanalyse für matched pairs unter Kontrolle des Rauchens:    
- Ohne Quarzexposition173184OR 1,0 
- Quarzexposition, ohne Silikose86950,90,7-1,6
- Quarzexposition, mit Silikose50301,91,1-3,2
Nach Zeit der Quarzexposition    
1 - 4 Jahre56531,1 
5 - 9 Jahre21191,0 
10-14 Jahre17131,4 
≥ 15 Jahre27161,6 
- Steinbrucharbeiter580,7 
- Tunnelbauer65501,3 
Meijers et al.1990Klinikbasiert/Niederlande
(Männer)
381381  
Nach Index der kumulativen Quarzexposition in der Feinkeramikindustrie ƒƒ    
< 1 (Vergleichslevel)1728OR 1,0 
1-932252,110,95-4,68
10-3916141,880,74-4,79
40-79852,640,74-9,40
≥ 80619,881,09-89,3
Bolm-Audorff et al.1998Bevölkerungsbasiert/Deutschland    
Männer nach Quarzexposition    
Nicht exponiert2.6792.990ORƒƒ 1,0 
Exponiert8195511,411,22-1,62
Männer nach Expositionsjahren
    
[0, 3]2722071,341,08-1,68
[3, 10]2201541,331,04-1,70
[10, 20]126771,451,04-2,02
[20, 30]100452,281,50-3,47
>30101681,210,84-1,73
Männer nach Silikoserisiko    
Niedrig3162371,281,04-1,58
Mittel111801,180,85-1,65
Hoch3922341,621,32-1,98
Männer in Silikoserisiko - berufen nach kumulativer Quarzfeinstaubexposition    
[0, 1] [(mg/m3) x Jahre]1681261,210,92-1,60
[1,5] [(mg/m3)x Jahre]1791151,391,05-1,84
[5, 00] [(mg/m3) x Jahre]166801,911,39-2,63
Männer nach Silikosestatus    
Negativ3.3683.4911,0 
Positiv52271,460,87-2,46
keine Angaben78233,452,00-5,95
Frauen nach Quarzexposition    
Nicht exponiert6436491,0 
Exponiert43182,131,12-4,05
Frauen nach Expositionsjahren    
[0, 3]24102,060,87-4,88
[3, 10]1232,780,69-11,27
Frauen nach Silikoserisiko    
Niedrig28151,710,83-3,50
Mittel1525,391,12-26,03
ƒ adjustiert für Rauchen

ƒƒ alle ORs dieser Studie adjustiert für Rauchen und potentielle Asbestexposition

Tabelle 12 Zusammenfassung der Ergebnisse von industriebasierten Fall-Kontroll-Studien zur Beziehung zwischen Quarzfeinstaubexposition und Lungenkrebs

AutorenJahrBereich/Variable zur ExpositionFälleKontrollenEffekt-maßCI 95%
Hessel et al.1990Industriebasiert/Südafrika    
Goldminenarbeiter231318  
- parenchymatöse Silikose124163OR* 1,100,77-1,58
- hiloglanduläre Silikose1922521,310,83-2,08
- pleurale Silikose51830,790,52-1,19
Fu et al.1994Industriebasiert/China    
Zinnbergleute79 188 
Nach Zeit der Staubexpositionunter Tage (Jahre)    
02182***OR 1,0 
<1024551,691,08-2,50
10-22372,181,31-3,17
20-12153,211,70-5,60
Staubexposition gesamt581062,131,27-3,60
Nach radiologischem Silikosebefund    
Negativ421321,0 
Positiv37562,031,25-3,29
Samet et al.1994Industriebasiert/USA    
Uranbergleute65216  
Erster radiologischer Befund zu Beschäftigungsbeginn (≥ 1/0)  OR** 1,330,31-5,72
Zweites Röntgenbild (≥ 1/0), Median des Intervalls 12 Jahre1,160,35-3,84
de Klerk et al.1995Industriebasiert/Westaustralien    
Goldminenarbeiter98744  
Nach Zeit der Untertagearbeit    
Keine Untertagearbeit  ORƒ 1,0 
0-4 Jahre  0,90,4-2,1
5-9 Jahre  0,90,4-2,3
10-19 Jahre  1,10,6-2,3
20-29 Jahre  0,90,4-1,7
30-39 Jahre  1,10,6-2,3
≥ 40 Jahre  2,30,8-6,5
nicht für Rauchen adjustiert:  50,9-7,0
Xu et al.1996Industriebasiert/China    
Beschäftigte in der Eisen- und Stahlindustrie 610  952 
Nach kumulativer Exposition
Quarzstaub****) [(mg/m3) x Jahre]
    
<3,782101ORƒƒ 1,71,2-2,4
3,7-10,39741041,51,0-2,1
10,4-27,71921021,51,0-2,1
≥ 27,721081041,81,2-2,5
Gesamtstaub [(mg/m+) x Jahre]    
<691021361,41,2-1,9
69-279861361,21,0-1,9
280-8821091381,41,0-2,0
≥ 8831391361,91,3-2,5
* Im logistischen Regressionsmodell, adjustiert nach Alter, Rauchen und kumulativer Exposition; bei Ausschluss von geringer Exposition (<1000 Schichten)

** adjustiert für Strahlenexposition durch Radon und Radonzerfallsprodukte

ƒ adjustiert für Rauchen

ƒƒ bezogen auf nicht oder geringfügig Exponierte, adjustiert für Rauchen

*** nach Prüfung der Summe der Kontrollen sind in der Originalarbeit 189 statt 188 Kontrollen angegeben

**** In Originalarbeit der chinesischen und amerikanischen Autoren beziehen sich die Angaben zur Staubexposition auf total dust und auf silica dust, der Terminus respirable silica wird an keiner Stelle erwähnt. Silica dust ist hier der Quarzgehalt im Gesamtstaub [ESIO2 =(E cum-tot-dust)x(% SiO2)]

Tabelle 13 Zusammenfassung der in die Metaanalyse von Smith et al. (1995) einbezogenen Studien zur Beziehung zwischen Silikose und Lungenkrebs mit Effektmaßen, Konfidenzintervallen und Wichtungen (W)

Studientyp/
Autoren
Datenquelle/
Branche
Lungen-krebsfälleEffektmaßCI 95%W
Kohortenstudien  SMR  
Amandus/
Costello 1991
MEƒ / Bergbau141,70,9-2,911,2
Amandus et at. 1991ME / Gemischt333,02,2-4,227,9
Armstrong et al. 1979ME / Bergbau211,10,6-2,010,6
Carta et al. 1991ME/Gemischt221,30,8-2,018,3
Chen et al. 1992Silikoseregister / Gemischt?1,20,9-1,646,9
Finkelstein et al. 1987CRƒƒ / Unter-/ Übertagebergbau782,41,8-3,246,4
Infante-Rivard et al. 1989CR / Gemischt833,52,8-4,3*83,5
Mehnert et at. 1990CR/ Schieferbergbau91,80,8-3,57,1
Neuberger et at. 1986CR/ Gemischt421,41,0-1,937,3
Ng et at. 1990CR/ Gemischt282,01,4-2,929,0
Puntoni et at. 1988CR/ Feuerfeststeinindustrie61,70,7-3,65,7
Tornling et at. 1990Pneumokonioseregister/ Gemischt91,90,8-3,66,8
Westerholm et al. 1986Pneumokonioseregister/ Gemischt174,42,0-8,37,6
Zambon et at. 1986CR / Gemischt492,31,7-3,047,6
Fall-Kontroll-Studien  OR  
Cocco et at. 1990ME / Gemischt152,41,0-6,24,6
Lagorio et al. 1990CR/Gemischt153,91,8-8,36,6
Mastrangelo et al. 1988CR / Gemischt501,81,1-2,817,6
Steentand/Beaumont 1986Silikose auf Totenschein/Granit263,21,6-6,3**8,2
Standardisierte Inzidenzratios  SIR  
Chia et al.1991Silikoseregister/ Gemischt92,00,9-3,97,1
Partanen et at. 1994Silikoseregister / Gemischt1012,92,4-3,5107,9
Sherson et al. 1991ME / Gießereien111,70,9-3,110,0
Mortalitäts Odds Ratios  MOR  
Forastiere et at. 1989CR/Keramik641,51,1-1,951,4
Schüler/Rüttner 1986CR / Gemischt1802,21,8-2,7**93,5
* berechnet nach Byar's Approximation
** testbasiertes Konfidenzintervall nach Miettinen (1976)
ƒ ME="Medizinische" Untersuchung (Survey/Surveilance)
ƒƒ CR=Silikose-Kompensations-Register

Tabelle 14 Von der Metaanatyse (von Smith et al. 1995) ausgeschlossene Studien zur Beziehung zwischen Silikose und Lungenkrebs mit Effektmaßen, Konfidenzintervallen und adjustierten Odds Ratios

AutorenDatenquelle/BrancheLungen-krebsfälleEffektmaßCI 95%ORadj
Studien mit einer Unterschätzung des Lungenkrebsrisikos     
Rubino et al. 1990Silikose-Kompensationsregister/Gemischt81PMR=1,4
MOR=2,1**
1,1-1,7* 
Hessel/Sluis-Cremer 1986Bergbau    
- radiologische Silikose22OR= 1,1 1,8
- autoptische Silikose96OR=1,2 1,9
Hessel et at. 1990Autopsieregister/Bergbau    
- parenchymatöse Silikose124OR=1,10,8-1,51,8
- pleurale Silikose51OR=0,80,5-1,21,3
- hiloglanduläre Silikose192OR=1,30,8-2,02,1
Hnizdo/ Sluis-Cremert ƒ 1991Bergbau    
- parenchymatöse Silikose?OR=0,90,5-1,61,4
- pleurale Silikose?OR=1,20,7-2,01,9
- hiloglanduläre Silikose69OR=3,91,2-12,76,2
Studien mit einer Überschätzung des Lungenkrebsrisikos     
Chiyotani et at. 1990Klinikbasiert/Gemischt44OR=6,04,4-8,1 
Merlo et at. 1990Klinikbasiert/Gemischt26SMR=5,03,3-7,4 
* berechnet nach Byar's Approximation
** MOR berechnet unter Berücksichtigung nicht lungenkrebsbedingter Todesfälle. die der Silikose zuzurechnen sind
ƒ die Studie kontrolliert das Rauchen und die kumulative Quarzfeinstaubexposition

Tabelle 15 Proportion der aus 11 Studien (mit angegebenen zur Silikose attributablen Todesfällen) berechneten Lungenkrebsto- desfälle [Smith et al. 1995]

Autoren/JahrNicht adjustiert*AdjustiertƒRatio
Infante-Rivard et at. 19890,170,311,8
Amandus et al. 19910,07Q,121,7
Carta et al. 19910,050,112,2
Finkelstein et al. 19870,080,131,6
Forastiere et al. 19890,120,171,4
Kurpa et al. 19860,140,231,6
Mehnert et al. 19900,100,161,6
Merlo et al. 19900,130,251,9
Ng et al. 19900,090,151,7
Puntoni et al. 19880,120,161,3
Zambon et al. 19860,080,101,3
 Durchschnitt: 1,6
Range 1,3-2,2
* nicht adjustierte Proportion = alle Todesfälle durch Lungenkrebs dividiert durch alle Todesfälle ohne Lungenkrebs
ƒ adjustierte Proportion = alle Todesfälle durch Lungenkrebs dividiert durch alle Todesfälle ohne Lungenkrebs minus attributable Todesfälle

Tabelle 16 Ergebnisse der Metaanalyse zu Studien über die Beziehungen zwischen Silikose und Lungenkrebs: Analyse für alle Studien zusammen und nach Studiendesign [Smith et al. 1995]

Alle
Studien
KohortenFall-Kontroll- StudienMORSIR
RR2,22,02,52,02,7
CI 95% für RR2,1-2,41,8-2,31,8-3,31,7-2,42,3-3,2
Homogenität
Chi-Quadrat
(FG=a- 1)
89,l**57,7**4,05,6**4,2
Anzahl der Studien (a)2314423
** signifikante Inhomogenität p≤ 0,05

Tabelle 17 Ergebnisse der Metaanalyse zu Studien über die Beziehungen zwischen Silikose und Lungenkrebs: Analyse für alle Studien nach den Quellen der Erhebung von an Silikose Erkrankten [Smith et al. 1995]

KompensationsregisterSilikoseregisterFreiwillige medizinische Untersuchungen
RR2,22,22,6
CI 95% für RR2,0-2,51,9-2,61,8-3,4
Homogenität Chi-Quadrat (FG=a- 1)35,5**30,5**2,7
Anzahl der Studien (a)1052
** signifikante Inhomogenität p≤ 0,05

Tabelle 18 Nach dem Rauchen adjustiertes Lungenkrebsrisiko von in die Metaanalyse einbezogenen Studien [Smith et al. 1995]

Autoren/JahrEffektmaße und CI 95%
Nicht adjustiert
Effektmaße und CI 95%
Für Rauchen adjustiert
Amandus/Costello 1991SMR= 1,6 (0,9-2,7)SMR= 2,0 (1,2-3,2)
Amandus et al. 1991SMR = 2,4 (1,5-3,9)SMR = 3,9 (2,4-6,4)
Cocco et al. 1990OR = 1,9 (0,9-3,9)*OR = 2,4 (1,0-6,2)
Lagorio et al. 1990OR = 3,4 (1,7-7,0)OR = 3,9 (1,8-8,3)
* Testbasiertes Konfidenzintervall berechnet nach Miettinen (1976)

Tabelle 20 Liste der Studien zu den Beziehungen zwischen Pneumokoniose und Lungenkrebs mit Angabe der Effektmaße [Tsuda et al. 1997]

AutorenJahrStudiendesignErmittelte RateCI 95%
Westerholm1980PMR. AB4,46(3,21-6,21)
Ames1983*CC. DR. AB0,99(0,57-1.73)
Nakagawa et al.1985CHT. CRR. B5,50(2,73-10,58)
Hessel et al.1986*CC. DR. AB1,08(0,64-1,83)
Forastiere et al.1986CC. MHRR.
AB CD
3,9(1,8-8,3)
Schüler & Rüttner1986CHT. SMR. AB2,41(2,06-2,82)
Kurpa et al.1986CHT. SMR. AB3,12(2,51; 3,89)
Westerholm et al.1986CHT. SMR. AB4,36(2,64-7,01)
Steenland & Beaumont1986CC. DR. B3,16(1,47-6,87)
Zambon es al.1987CHT. SMR. AB2,39(1.86-3,02)
Finkelstein et al.1987CHT. SMR. AB2,30(1,87-2,97)
Finkelstein et al.1987CHT. SMR. AB3,02(1,73-4,89)
Mastrangelo et al.1988CC. LROR.
AB CD
1,9(1,1-3,2)
Puntoni et al.1988CHT. SMR. AB1,67(0,6 1-3,64)
Neuberger et al.1988*CC. MOR. AB1,41(1,2 1-1,64)
Infante-Rivard et al.1989CHT. SMR. AB3,47(2.8-4,3)
Forastiere et al.1989PMR. MOR. AB1,5(1,1-1,9)
Chiyotani et al.1990CHT. SMR. AB4,80(3,73-6,17)
Mehnert es al.1990CHT. SMR. AB1,83(0.84-3,48)
Tornling et al.1990CHT. SMR. AB1,88(0,85-3,56)
Chen et al.1990CHT. SMR. AB5,3(2,9-8,8)
Ng et al.1990CHT. SMR. AB2,3(1,35-2,93)
Merlo et al.1990CHT. SMR. AB6,85(4,47-10,0)
Hnizdo et al.1991*CC. MOR. AB0,9(0.5-1,6)
Amandus et al.1991CHT. MHRR.
AB CD
3,9(2,4-6,4)
Amandus et al.1991CHT. MHRR.
AB C
1,96(0,98-3.67)
Sherson et al.1991CHT. SMR. AB1,71(0,85-3,06)
Carta et al.1991CHT. SMR. AB1,29(0,85-1,93)
Meijers et al.1991CHT. SMR. AB1,31(0,81-2.06)
Hua et al.1994CC. DR. AB2,03(1,25-3,29)

Adjustierte Confounder:

A= Alter, C Rauchen, D = Andere. B = nur Männer. CC = Fall-Kontroll-Studie.
CHT= Kohortenstudie.
PMR= Proportionale Mortalitätsstudie. SMR = Standardisierte Mortalitäts (Indiens) Ratio. DR = Odds Ratio. MHRR
= Mantel-Haenszel Rate Ratio. CRR = Crude Rate Ratio. LROR = Odds Ratio nach logistischer Regressionsanalyse
*= ausgeschlossene Studien

Tabelle 19 Lungenkrebsrisiko in Studien mit Daten für nichtrauchende an Silikose Erkrankte [Smith et al. 1995]

Autoren 1 JahrBeobachtete FälleErwartete FälleEffektmaßeCI 95%
Studien, in denen die erwarteten Fälle von Nichtrauchern be-rechnet wurden    
Amandus et al. 199140.5SMR = 8,6(3,6-20,5)
Mastrangelo et al. 198820,4OR = 5,3(0,5-43,5)
Studien, in denen die erwarteten Fälle in der Bevölkerung be- rechnet wurden (Raucher und Nichtraucher kombiniert)    
Amandus/Costello 199111,9SMR = 0,5 
Carta et al. 199145,9SMR=0,7 
Chia et al. 199110,7SIR= 1,3 
Infante-Rivard et al. 198901,5SMR = 0 
Partanen et al. 199412.3SIR = 0,4 
Zambon et al. 198632,8SMR= 1,1 
 =10=15,1Gepoolte SMR = 0,7 
Adjustiert*
= 3,0*
Adjustierte* SMR = 3,3 
* Insgesamt erwartete Todesfälle durch Lungenkrebs dividiert durch 5 unter der Annahme, dass annähernd 80% der Lungenkrebsfälle in der Bevölkerung dem Rauchen anzurechnen sind

Tabelle 21 Liste der 10 japanischen Studien zu den Beziehungen zwischen Pneumokoniose und Lungenkrebs mit Angabe der Effektmaße [Tsuda et al. 1997]

AutorenJahrStudiendesignErmittelte RateCI 95%
Tashiro et al.1986PMR. B2,49(1,14-5 ,45)
Ebihara et al.1990CHT. SMR. AB3,18(2,77-3,65)
Ebihara et al.1990CHT. SMR. AB3,09(2,19-4,38)
Shima et al.1991CHT. SMR. AB2,14(1,06-4,12)
Morinaga et al.1991CHT. SMR. AB3,70(1,78-6,8 1)
JISHA1993PMR. AB1,77(1,03-3,03)
JISHA1993CHT. SMR. AB2,14(1,84-2,47)
JISHA1993PMR. AB3,55(2,16-5,83)
Yamamoto1993CC. MOR. AB3,84(2,64-5,60)
Ugaki1994PMR. B4,17(1,30-14,88)

Adjustierte Confounder:

A = Alter, B = nur Männer. CC = Fall-Kontroll-Studie. CHT = Kohortenstudie.
PMR= Proportionale Mortalitätsstudie (diese Studien wurden nicht einbezogen).
SMR= Standardisierte Mortalitäts Ratio.. JISHA = Japan Industrial Safety and Health Association

4. Literaturverzeichnis

Zur Übersicht in Anlage 1 BKV

ENDE