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Regelwerk, Lebensm.&Bedarfsgegenstände, AMG

Bekanntmachung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL): Anlage XII - Beschlüsse über die Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) Sipuleucel-T

Vom 19. März 2015
(BAnz. AT vom 20.04.2015 B3)



Der Gemeinsame Bundesausschuss hat in seiner Sitzung am 19. März 2015 beschlossen, die Richtlinie über die Verordnung von Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung (Arzneimittel-Richtlinie) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), zuletzt geändert am 22. Januar 2015 (BAnz AT 09.04.2015 B3), wie folgt zu ändern:

I.

Die Anlage XII wird in alphabetischer Reihenfolge um den Wirkstoff Sipuleucel-T wie folgt ergänzt:

Sipuleucel-T

Zugelassenes Anwendungsgebiet:

Sipuleucel-T (Provenge®) ist angezeigt für die Behandlung von asymptomatischem oder minimal symptomatischem, metastasiertem (nicht viszeral), kastrationsresistentem Prostatakarzinom bei männlichen Erwachsenen, bei denen eine Chemotherapie klinisch noch nicht indiziert ist.

1. Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen Vergleichstherapie Zweckmäßige Vergleichstherapie:

Die zweckmäßige Vergleichstherapie für Provenge® (Sipuleucel-T) zur Behandlung des asymptomatischen oder minimal symptomatischen, metastasierten (nicht viszeral), kastrationsresistenten Prostatakarzinoms bei männlichen Erwachsenen, bei denen eine Chemotherapie klinisch noch nicht indiziert ist, ist:

das abwartende Vorgehen unter Beibehaltung der bestehenden konventionellen Androgendeprivation oder gegebenenfalls

die kombinierte, maximale Androgenblockade mit einem nichtsteroidalen Antiandrogen (Flutamid, Bicalutamid) oder

Abirateronacetat unter Beibehaltung der bestehenden Androgendeprivation.

Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens gegenüber dem abwartenden Vorgehen unter Beibehaltung der bestehenden konventionellen Androgendeprivation:

Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen Studienergebnisse (Zeitanalysen) nach Endpunkten:

Sipuleucel-T + ADTScheinbehandlung + ADTSipuleucel-T + ADT vs. Scheinbehandlung + ADT
NMediane Zeit bis zum Ereignis in Monaten
[95 %-KI]
NMediane Zeit bis zum Ereignis in Monaten
[95 %-KI]
HR [95 %-KI]p-Wert
Mortalität
IMPACT34125,8 [22,8; 27,7] c17121,7 [17,7; 23,8] cEntfällt d
D99018225,9 [20,0; 32,4] c4521,4 [12,3; 25,8] c
D9902A6519,0 [13,6; 31,9] c3315,7 [12,8; 25,4] c
Morbidität
Zeit bis zum Einsetzen krankheitsbedingter Schmerzen
IMPACT1354,3 [2,8; 5,5]684,0 [2,5; 5,4]0,80 [0,56; 1,15]0,227
D990182n. b. [6,3; n. b.]455,5 [3,0; 11,9]0,68 [0,37; 1,25]0,210
D9902A657,2 [2,7; 17,4]337,8 [5,9; n. b.]1,39 [0,65; 2,97]0,390a
Gesamt0,84 [0,62; 1,15]0,280b
Gesundheitsbezogene Lebensqualität
Wurde nicht untersucht
a) geringfügig widersprüchliche Angaben zum Studienbericht
b) IQWiG-Berechnung aus Meta-Analyse [siehe IQWiG-Nutzenbewertung A14-38]
c) Zahlen aus dem Dossier übernommen
d) Hazard ratio und p-Werte werden an dieser Stelle nicht aufgeführt aufgrund der bestehenden Unsicherheiten zur Aussagekraft. Die Erläuterungen zu methodischen Mängeln bzgl. des Endpunkts Gesamtüberleben mit den vorgelegten Sensitivitätsanalysen finden sich in den Tragenden Gründen.

ADT: Androgenentzugstherapie;
HR: hazard ratio;
KI: Konfidenzintervall;
N: Anzahl ausgewerteter Patienten;
n. b.: nicht berechenbar;
RCT: randomisierte kontrollierte Studie;
vs.: versus

Studienergebnisse (Nebenwirkungen) nach Endpunkten:

Sipuleucel-T + ADTScheinbehandlung + ADTSipuleucel-T + ADT vs. Scheinbehandlung + ADT
NPatienten mit Ereignissen n (%)NPatienten mit Ereignissen n (%)RR [95 %-KI]p-Wert
Nebenwirkungen
unerwünschte Ereignisse (UE)
IMPACT338334(98,8)168162(96,4)Entfällt f
D99018282(100,0)4544(97,8)
D9902A6563(96,9)3129(93,5)
schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (SUE)
IMPACT33882(24,3)16840(23,8)1,02
[0,73;1,42]
> 0,999
D99018222(26,8)458(17,8)1,51
[0,73; 3,11]
0,282
D9902A6513(20,0)319(29,0)0,69
[0,33; 1,44]
0,436
Gesamt1,02
[0,75; 1,39]
0,895a
Abbruch wegen UE
IMPACT3385(1,5)1681 (0,6)2,49
[0,29; 21,10]
0,447 b
D9901k.A.k.A.k.A.
D9902Ak.A.k.A.k.A.
Gesamtk.A.
Schwere UE (CTCAE-Grad > 3)
IMPACT338107(31,7)16859(35,1)0,9
[0,7; 1,17] c
k.A.
D9901 d8227(32,9)4512(26,7)1,23
[0,70; 2,19]
0,548
D9902A d6521 (32,3)319(29,0)1,11
[0,58; 2,14]
0,817
Gesamt0,97
[0,77; 1,22]
0,773a
Fieber
IMPACT33899(29,3)16823(13,7)2,14
[1,41; 3,24] c
< 0,001b
D99018228(34,1)452(4,4)7,68
[1,92; 30,77] c
< 0,001
D9902A6519(29,2)313(9,7)3,02
[0,97; 9,44] e
0,035
GesamtHeterogenität a: Q = 3,29; df = 2; p = 0,193; I2 =39,1 %
Kopfschmerz
IMPACT33854(16,0)1688(4,8)3,36
[1,63; 6,89] c
k.A.
D99018214(17,1)452(4,4)3,84
[0,91; 6,15] c
0,050
D9902A6514(21,5)313(9,7)2,23
[0,69; 7,18] c
k.A.
Gesamt3,12 a
[1,77; 5,47]
< 0,001 a
Schüttelfrost
IMPACT338183(54,1)16821 (12,5)4,33
[2,87; 6,54] c
k.A.
D99018251 (62,2)454(8,9)7,00
[2,70; 18,10] c
< 0,001
D9902A6534(52,3)312(6,5)8,11
[2,08; 31,60] c
< 0,001
Gesamt4,86 a
[3,38; 7,00]
< 0,001a

a) IQWiG-Berechnung aus Meta-Analyse
b) IQWiG-Berechnung, unbedingter exakter Test (CSZ-Methode)
c) IQWiG-Berechnung, asymptotisch
d) Im Dossier wird dieser Endpunkt als "Die Inzidenz von unerwünschten Ereignissen des Grades 3 (schwerwiegend) und 4 (lebensbedrohlich), klassifiziert nach Version 2.0 des NCI CTCAE" operationalisiert. Die dort dargestellten Daten entsprechen den Angaben aus dem Studienbericht zu Patienten mit einem UE des Schweregrades 3 - 5.
e) IQWiG-Berechnung, asymptotisch; Diskrepanz zwischen p-Wert (exakt) und Konfidenzintervall (asymptotisch) aufgrund unterschiedlicher Berechnungsmethoden
f) Die Gesamtrate der UE wird nicht in die Bewertung eingeschlossen, da in der Operationalisierung der Nebenwirkungen auch Ereignisse abgebildet sind, die nicht patientenrelevant sind.

Verwendete Abkürzungen:
ADT: Androgenentzugstherapie;
CTCAE: Common Terminology Criteria for Adverse Events;
k.A.: keine Angaben;
KI: Konfidenzintervall;
N: Anzahl ausgewerteter Patienten;
n: Anzahl Patienten mit Ereignis;
NCI: National Cancer Institute;
RCT: randomisierte kontrollierte Studie;
RR: relatives Risiko;
SUE: schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis;
UE: unerwünschtes Ereignis;
vs.: versus

2. Anzahl der Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden Patientengruppen

Ca. 11.690 bis 24.480 Patienten

3. Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Anwendung

Die Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Provenge® (Wirkstoff: Sipuleucel-T) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 22. Januar 2015): http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/ document_library/EPAR_-_Product_Information/human/002513/WC500151099.pdf

Die Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Sipuleucel-T soll nur durch in der Therapie von Patienten mit Prostatakarzinom erfahrene Fachärzte für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie sowie Fachärzte für Urologie und weitere, an der Onkologie-Vereinbarung teilnehmende Ärzte anderer Fachgruppen erfolgen. Die Therapie mit Sipuleucel-T sieht eine Leukapherese vor.

Die Anwendung sollte in einem klinischen Umfeld erfolgen, in dem Wiederbelebungsgeräte jederzeit zur Verfügung stehen.

Die Anwendung darf nur in geprüften Leukapheresezentren durchgeführt werden, in denen das medizinische Fachpersonal in der Anwendung von Sipuleucel-T geschult wurde.

4. Therapiekosten

Behandlungsdauer:

Bezeichnung der TherapieBehandlungsmodusAnzahl Behandlungen pro Patient pro JahrBehandlungsdauer je Behandlung (Tage)Behandlungstage pro Patient pro Jahr
Zu bewertendes Arzneimittel
Sipuleucel-T3 Infusionen, jeweils im Abstand von 2 Wochen313
Zweckmäßige Vergleichstherapie
Abirateronacetat1 x 1.000 mg täglichkontinuierlich365365
Prednisolon10 mg täglichkontinuierlich365365
Konventionelle
Androgendeprivation
LHRH-Agonisten
(Leuprolin, Buserelin, Goserelin, Histrelin, Triptorelin)

GnRH-Antagonist
(Degarelix)

Einmal monatlich bis einmal jährlich subkutanes Depotkontinuierlich30,4 bis 365365
Nichtsteroidale Antiandrogene
(Bicalutamid/Flutamid)
(1 x 50 mg bzw. 3 x 250 mg täglichkontinuierlich365365

Verbrauch:

Bezeichnung der TherapieWirkstärkeMenge pro PackungJahresdurchschnittsverbrauch
Zu bewertendes Arzneimittel
Sipuleucel-T50 x 10 6
autologe CD54+-Zellen
250 ml Ringer-Lactat- Lösung3 Infusionsbeutel
Zweckmäßige Vergleichstherapie
Abirateronacetat250 mg1201.460 Tabletten
Prednisolon10 mg100 Tabletten365 Tabletten
LHRH-Agonisten3,6 bis 41,7 mg1 bis 3 Anwendungen1 bis 12 Anwendungen
GnRH-Antagonist80 mg monatlich1 bis 3 Anwendungen12 Anwendungen
Nichtsteroidale
Antiandrogene
50 oder 250 mg84 oder 90 Tabletten365 oder 1.095 Tabletten

Kosten:

Kosten der Arzneimittel:

KostenBezeichnung der Therapie
(Apothekenabgabepreis)
Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte
Zu bewertendes Arzneimittel
Sipuleucel-T30652,63 Euro26650,86 Euro
[1,77 Euro 1; 4.000 Euro 1, 2, 5]
Zweckmäßige Vergleichstherapie
Abirateronacetat4102,13 Euro 44100,36 Euro
[1,77 Euro 1]
Prednisolon17,48 Euro15,20 Euro
[1,77 Euro 1; 0,51Euro 2]
LHRH-Agonisten547,46 bis 1.557,42 Euro515,99 bis 1.469,98 Euro
[1,77 Euro 1; 29,70 bis 85,67 Euro 2]
GnRH-Antagonist545,78 Euro514,40 Euro
[1,77 Euro 1; 29,61 Euro 2]
Nichtsteroidale Antiandrogene37,33 3 ; 167,30 Euro 333,48; 153,17 Euro
[1,77 Euro 1; 2,08 2; 12,36 2]

Stand Lauer-Taxe: 1. März 2015

Kosten für zusätzlich notwendige GKV-Leistungen:

entfällt

Jahrestherapiekosten:

Bezeichnung der TherapieJahrestherapiekosten pro Patient
Zu bewertendes Arzneimittel
Sipuleucel-T79952,58 Euro
Zweckmäßige Vergleichstherapie
Abirateronacetat49887,71 Euro
Prednisolon55,48 Euro
LHRH-Agonisten1.469,98 bis 2.063,96 Euro
GnRH-Antagonist2057,60 Euro
Nichtsteroidale Antiandrogene436,44 bis 621,19 Euro

II.

1. Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung im Internet auf den Internetseiten des Gemeinsamen Bundesausschusses am 19. März 2015 in Kraft.

2. Die Geltungsdauer des Beschlusses ist bis zum 1. April 2018 befristet.

1) Rabatt nach § 130 SGB V.

2) Rabatt nach § 130a SGB V.

3) Festbetrag

4) Taxe-Verkaufspreis (zusammengesetzt aus dem Erstattungsbetrag zuzüglich der Großhandels- und Apothekenzuschläge und der Mehrwertsteuer).

5) Die Ausweisung eines Abschlags nach § 130a Absatz 3b SGB V in den Verzeichnisdiensten ist nicht plausibel, da es sich um ein patentgeschütztes Arzneimittel handelt.

UWS Umweltmanagement GmbHENDE