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Cyclohexanon
(CAS-Nr.: 108-94-1)
Ausgabe:
Januar 2006
Stand.
Oktober 1995
In der TRGS 900 [1] ist zur Zeit noch ein Luftgrenzwert von 50 ppm (200 mg/m3) aufgeführt.
Zwei kürzlich erschienene Dokumente [2, 3] mit umfassender Beschreibung der Datenlage und des Wirkprofils kommen zu unterschiedlichen Schlußfolgerungen:
Der MAK-Wert wurde von der DFG-Kommission ausgesetzt, weil die Substanz aufgrund eines unklaren Schilddrüsentumor-Befundes in einer Trinkwasserstudie bei männlichen Ratten in die Gruppe III B eingestuft wurde. [2]. Das SEG-Dokument empfiehlt einen Grenzwert von 10 ppm; dieser Wert wird begründet mit der mangelhaften Datenlage zur Genotoxizität und mit der möglichen reproduktionstoxischen Wirkung des Metaboliten Cyclohexanol [3].
Die im SEG-Dokument angesprochene Datenlage zur Genotoxizität in vitro beruht auf invaliden Studien; diese wurden in der MAK-Dokumentation als nicht bewertungsrelevant klassifiziert. Alle adäquat durchgeführten unddokumentierten Studien ergaben keinen Hinweis auf ein genotoxisches Potential; auch bieten Struktur und Metabolismus von Cyclohexanon keine Verdachtsmomente.
Zur subchronischen, chronischen und reproduktiven Toxizität von Cyclohexanon wurden umfangreiche Studien durchgeführt, die die Ableitung eines Luftgrenzwertes gestatten.
Im Rahmen einer inhalativen 2-Generationen-Studie an Spraque-Dawley-Ratten mit einer insgesamt 4-monatigen Exposition der F0-Generation inclusive eine 2,5-monatige Exposition vor der Verpaarung traten bei 200 und 500 ppm keine adverserven Effekte auf. Bei 1000 ppm kam es zu einer Fertilitätsbeeinträchtigung der männlichen Tiere, die im Verlauf eine 8-wöchigen Nachbeobachtungsperiode reversibel war. In der F1-Generationwar dieser Effekt nicht zu beobachten [4]. Insgesamt sprechen die Daten klar gegen eine reproduktionstoxikologische Wirkung von Cyclohexanon bzw. seiner Stoffwechselprodukte unter den Bedingungen des bisherigen Luftgrenzwertes von 50 ppm.
Darüber hinaus beinhaltet dieser Grenzwert auch einen deutlichen Abstand zur systematischen Toxizität: Der "no adverse effect level" an Ratten nach i.v.-Injektion an 28 aufeinanderfolgenden Tagen betrug nach Greener & Marties [5] 100 mg/kg KGW und Tag. Umgerechnet auf eine inhalative Aufnahme (10 m3 pro Schicht; 100% Resorption) für einen 70kg schweren Menschen entspräche eine solche Dosis einer Atemluftkonzentration von 700 mg/m3 bzw. 175 ppm. Die tatsächliche Retention nach Inhalation beträgt nach Mraz et al. [6] jedoch nur ca. 60%.
Fazit:
Eine Senkung des Luftgrenzwertes auf 20 ppm wegen möglicher Reizeffekte wird als ausreichend angesehen. In einer älteren Studie [7] an Probanden wurden bei 50 ppm Reizeffekte beschrieben. Mraz et. Al. [6] und Flek & Sedivec [8] erwähnen hingegen - im Rahmen von Metabolismusuntersuchungen - keine Reizeffekte bei 8-stündiger Inhalation von bis zu 415mg/m3 (ca. 100 ppm). Wegen der möglichen Reizwirkung wird eine Spitzenbegrenzung der Kategorie I empfohlen und wegen der guten Hautresorption erfolgt der Zusatz "H".
Literatur
[1] Neufassung der TRGS 900 vom April 1995. BArbBl. Nr. 4, 47-70 (1995)
[2] Greim, H. (Hrsg.): Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründungen von MAKWerten: Cyclohexanon. Nachtrag 1994. VCH, Weinheim 1994
[3] European Commission: EUR 15.091-Occupational exposure limits. Recommedationsof the Scientific Expert Group 1991-92: Cyclohexanone. Luxemburg (1994), Seite 47-49
[4] Greim, H. (Hrsg.): Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründungen von MAK-Werten, Sammelkapitel MAK-Werte und Schwangerschaft, Nachtrag 1990: Cyclohexanon. Seite 5-9. VCH, Weinheim 1990
[5] Greener, Y., Martis, L., Indacochea-Redmond, N.: Assessment of the toxicityof cyclohexanone administered intravenously to Wistar and Gunn rats. J. Toxicol. Environ. Health 10, 385-396 (1982)
[6] Mraz, J., Galova, E., Nohova, H., Vitkova, D.: Uptake, metabolism and elimination of cyclohexanone in humans. Int. Arch. Occup. Environ. Health 66, 203-208 (1994)
[7] Nelson, K.W., Ege, J.F., Ross jr., M., Woodman, L.E., Silverman, L.:Sensory response to certain industrial solvent vapours. J. Ind. Hyg. Toxicol. 25, 282-285 (1943)
[8] Flek, J., Sedivec, V.: Identification and determination of metabolites of cyclohexanone in human urine. Pravoc. Lek. 41, 259-263 (1989).
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