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TRGS 910-47: Dimethylsulfamoylchlorid

(BArbBl. 9/83 S. 35)


Krebserzeugender
Stoff

Gruppen

I
(sehr stark gefährdend)
II
(stark gefährdend)
III
(gefährdend)

Massengehalte im Gefahrstoff in v. H.

Dimethylsulfamoylchlorid > 1

Begründung:

Das dem im Tierversuch stark krebserzeugenden N,N-Dimethylcarbamidsäurechlorid strukturell ähnliche (und nach einer persönlichen Mitteilung im Ames-Test positive) Dimethylsulfamoylchlorid wurde in einem orientierenden Kanzerogenese-Versuch vergleichend zum N,N-Dimethylcarbamidsäurechlorid untersucht.

3 Gruppen von je 25 männlichen und 25 weiblichen Sprague-Dawley-Ratten wurden einmal wöchentlich mit 100 mg/kg bzw. 10 mg/kg subkutan behandelt (Injektion unter die Haut) bzw einmal wöchentlich mit 1 mg/kg intratracheal (in die Luftröhre). Da Dimethylsulfamoyichlorid in Wasser wenig beständig ist, wurde es in Erdnußöl appliziert. Entsprechend wurden je 25 männliche und 25 weibliche Ratten nur mit Erdnußöl subkutan bzw. intratracheal behandelt. Die subkutane Dosis von 100 mg/kg/Woche hatte sich wegen der lokalen Reizwirkung als die maximal applizierbare erwiesen. Die intratracheale Dosis von 1 mg/kg/Woche liegt auch im Bereich der maximal verträglichen, zumindest aber nahe dieser, da die LD50 nach einmaliger intratrachealer Applikation mit 13 mg Dimethylsulfamoylchlorid/kg Körpergewicht bestimmt wurde. Die subkutanen Injektionen wurden bis zur 40. Versuchswoche durchgeführt; zu dem Zeitpunkt waren die ersten substanzbedingten Tumoren an der Injektionsstelle nachweisbar. Die intratrachealen Installationen erfolgten bis zur 102. Versuchswoche. Nach Ende der Behandlung wurden die Tiere bis zu ihrem natürlichen Tod beobachtet. Hinsichtlich der Körpergewichte ergab sich in den Versuchsgruppen kein Unterschied zu der jeweiligen Kontrollgruppe. Die Überlebenszeiten waren bei der intratracheal behandelten Versuchsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe nicht verkürzt. Die Überlebenszeiten der subkutan mit Dimethylsulfamoylchlorid behandelten Ratten waren aber sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Tieren gegenüber der Kontrollgruppe signifikant und dosisabhängig verkürzt. Die Verkürzung der Überlebenszeiten war auf das Auftreten bösartiger Geschwülste an der Injektionsstelle (s. c. Fibrosarkome) zurückzuführen. Solche Tumoren entwickelten sich unter den jeweils 25 männlichen und 25 weiblichen Ratten in folgenden Häufigkeiten (1 Tumor pro Tier):

5 (4 m + 1 w) in der Öl-Kontrolle
[Mediane Überlebenszeiten: 876 Tg. (m) bzw. 764 Tg. (w)]

33 (22 m + 11 w) in der 10 mg/kg/Woche-Gruppe
[Mediane Überlebenszeiten: 659 Tg. (m) bzw. 694 Tg. (w)]

39 (22 m + 17 w) in der 100 mg/kg/Woche-Gruppe
[Mediane Überlebenszeiten: 520 Tg. (m) bzw. 627 Tg. (w)]

Die Anzahl und Verteilung der übrigen bösartigen und die der gutartigen Tumoren zeigte bei den subkutan behandelten Ratten keinen Einfluß des Dimethylsulfamoylchlorid. Außer der lokalkanzerogenen Wirkung ergab sich nach subkutaner Applikation kein Hinweis auf andere toxische Effekte des Dimethylsulfamoylchlorid. Nach intratrachealer Applikation von Dimethylsulfamoylchlorid (1 mg/kg/Woche) war das Auftreten von 3 Gehirntumoren (Astrozytome) auffällig. Sie entwickelten sich bei einer männlichen und bei zwei weiblichen Ratten.

Dimethylsulfamoylchlorid ist bisher nur orientierend mittels subkutaner bzw. intratracheal Applikation an der Ratte auf krebserzeugende Wirkung geprüft worden. Unter Berücksichtigung der hohen Empfindlichkeit beider Methoden ist aufgrund der vorliegenden Ergebnisse zu folgern, daß Dimethylsulfamoylchlorid eine vornehmlich lokal-krebserzeugende Wirkung aufweist, die nicht sehr stark ausgeprägt ist. Dimethylsulfamoylchlorid wurde deshalb in die Gruppe der gefährdenden krebserzeugenden Arbeitsstoffe eingestuft (Gruppe III), und zwar mit der Konzentration > 1 %.

Literatur:

Steinhoff, D., K. Künstler: Unveröffentl. Bericht (1981) Bayer AG, Inst. für Toxikologie, D-5600 Wuppertal 1.

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