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TRGS 910-48: 4-Nitrobiphenyl
(BArbBl. 9/83 S. 35)
Krebserzeugender | |||
I (sehr stark gefährdend) | II (stark gefährdend) | III (gefährdend) | |
Massengehalte im Gefahrstoff in v. H. | |||
4-Nitrobiphenyl | > 1 | < 1-0,1 | < 0,1-0,01 |
Erläuterung:
Ein Zusammenhang zwischen dem Umgang mit 4-Nitrobiphenyl und dem Auftreten von Blasenkrebs beim Menschen konnte bisher nicht aufgezeigt werden. Wenn beim Umgang mit 4-Nitrobiphenyl Blasenkrebse auftraten, hatte auch immer eine Exposition gegenüber 4-Aminobiphenyl stattgefunden.
Beim 4-Nitrobiphenyl wurde bei Ratten in vivo und mit Leberhomogenat auch in vitro das für den Menschen als stark krebserzeugend nachgewiesene 4-Aminobiphenyl als Metabolit gefunden. Bei Affen und Hunden traten nach Applikation von 4-Nitrobiphenyl geringe Mengen von N-Hydroxy-4-aminobiphenyl und 4-Nitrosobiphenyl auf.
Eine Mutagenität von 4-Nitrobiphenyl ließ sich an Salmonella typhimurium nachweisen, ebenso eine Induktion von DNS-Repair bzw. eine DNS-Schädigung bei Escherichia coli und eine In-vitro-Transformation von Hamsterzellen.
Vier weibliche Mischlingshunde wurden über einen Zeitraum von 33 Monaten dreimal wöchentlich mit je 0,3 Gramm 4-Nitrobiphenyl (Kapsel) behandelt. Innerhalb der 33 Monate entwickelten sich nach einer Gesamtdosis von 7-10 g/kg bei drei von vier Hunden bösartige Blasentumoren. In einem weiteren Versuch erhielten sechs weibliche Beagle-Hunde fünfmal wöchentlich je 1 Milligramm 4-Nitrobiphenyl (Kapsel) pro Kilogramm Körpergewicht bis zum Ende des Versuches nach etwa 3 Jahren (Gesamtdosis: 0,7 g/kg). Bei keinem der sechs Hunde trat ein Blasentumor auf. Es ergab sich unter diesen Bedingungen auch kein anderer Hinweis auf eine krebserzeugende Wirkung von 4-Nitrobiphenyl. Allerdings gilt das auch für die unter gleichen Bedingungen in demselben Versuch getesteten Verbindungen 2-Naphthylamin und Benzidin; lediglich beim 4-Aminobiphenyl traten bei allen sechs eingesetzten Hunden Blasentumoren auf (bei 3 Hunden bösartig). In einem ähnlichen Versuch wurde fünf weiblichen Beagle-Hunden dreimal wöchentlich je 0,1 Gramm 4-Nitrobiphenyl (Kapsel) verabreicht. Nach 31 Monaten wurde der Versuch nach einer Gesamtdosis von etwa 2 g/kg beendet. Bei keinem der fünf Hunde entwickelten sich Blasentumoren oder andere Geschwülste, die einen Hinweis auf eine krebserzeugende Wirkung von 4-Nitrobiphenyl gegeben hätten. Beim gleichzeitig in ähnlicher Weise geprüften 2-Naphthylamin traten bei vier von fünf Hunden Blasentumoren auf. Bei der Applikation beider Substanzen zusammen ergab sich bei insgesamt ebenfalls fünf Hunden ein Hinweis auf eine additive Wirkung.
Zwar ist der Nachweis einer krebserzeugenden Wirkung von 4-Nitrobiphenyl auf einen Hundeversuch beschränkt, der zudem noch bezüglich der eingesetzten Tierzahl (4 Hunde) sehr limitiert war, dennoch ist die kanzerogene Wirkung in diesem Versuch eindeutig. Die vorliegenden Tierversuche deuten an, daß 4-Nitrobiphenyl - ähnlich wie Benzidin - schwächer krebserzeugend zu sein scheint als 4-Aminobiphenyl und 2-Naphthylamin.
4-Nitrobiphenyl wird in die Gruppe der sehr stark gefährdenden krebserzeugenden Arbeitsstoffe eingestuft (Gruppe 1), und zwar mit einer Konzentration > 1 %.
Literatur:
"Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe" (Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten) der Arbeitsstoff-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Verlag Chemie (in Vorbereitung)
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