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TRGS 910-54: Auramin, techn.

(BArbBl. 9/83 S. 35)


Krebserzeugender
Stoff

Gruppen

I
(sehr stark gefährdend)
II
(stark gefährdend)
III
(gefährdend)

Massengehalte im Gefahrstoff in v. H.

Auramin, techn.     > 1

Erläuterung:

In Cancerisierungsversuchen führte technisches Aurarnin bei Mäusen und Ratten mach oraler Zufuhr dosisabhängig zu Leberadenomen. in einzelnen Fällen auch zu Lebercarcinomen, die meist von Proliferationen der Gallengänge und cirrhotischen Veränderungen begleitet waren. So wurden in 3 älteren Untersuchungen an Mäusen nach Gabe lebertoxischer Dosierungen von 1000 bzw. 2000 ppm im Futter über 1 Jahr Hepatome beschrieben. teilweise mit cirrhotischen Leberveränderungen. In einem Fall fand sich auch ein Anstieg von Lymphomen. Ebenso entwickelten sich mit 101)0 ppm Auramin im Futter über 87 Wochen bei Ratten Hepatome. Gallengangsproliferationen und geringgradige Lebercirrhosen. Die subkutane Injektion (1 ml/kg Körpergewicht einer 2,5 %igen Suspension in Erdnußöl) 5 x pro Woche über 21 Wochen ergab nach 89 bzw. 113 Wochen lokale Fibrosarkome, Hepatome und intestinale Carcinome wobei jedoch Kontrolltiere nicht mitgeführt wurden.

Die orale Verabreichung von Auramin an 9 Kaninchen bis zur Toleranzgrenze über nahezu die Lebenszeit führte bei 2 von 5 untersuchten Tieren zu einer Metaplasie des Harntraktepithels, die als präcancerös verdächtigt wurde. Die tägliche Verabreichung von Auramin an Hunde (keine Angabe zur Tierzahl oder Einzeldosis) über 7 Jahre (Gesamtmenge 66 g) ergab keine pathologischen Veränderungen. In einem Fütterungsversuch über 3 Monate führten 100-200 ppm im Futter zu einer Erhöhung des relativen Lebergewichts bei Ratten im Sinne einer minimal toxischen Dosis. Darauf aufbauende Cancerisierungsversuche mit 50, 100 und 200 ppm ergaben folgende Befunde: Wurden die Tiere 3 Monate mit substanzhaltigem Futter behandelt und anschließend 21 Monate nachbeobachtet (Stopp-Versuch), so nahm die Anzahl der Tiere mit bösartigen Tumoren bei steigender Dosierung zu, ohne daß sich ein besonderes Zielorgan abzeichnete. Nach kontinuierlicher Substanzexposition über 2 Jahre fanden sich bei den 20 weiblichen Tieren der 200 ppm Gruppe 9 Leberzelladenome und ein hepatocelluläres Carcinom, außerdem 3 Cholangiome. Bei 100 ppm fand sich dagegen keine Häufung an Tumoren der Leber.

In Kurzzeituntersuchungen auf initiierende und promovierende Wirkung an der Leber der Ratte wirkte Auramin als Initiator und auch als Promotor.

Zur mutagenen Wirkung von technischem Auramin wurden zahlreiche Untersuchungen mit verschiedenen Endpunkten Punktmutation. Chromosomenschädigung, DNA-Schädigung und Reparatur u.a.) durchgeführt. Dabei ergab sich kein einheitliches Bild für die verschiedenen Endpunkte. Ebenso zeigten die gleichen Prüfsysteme an verschiedenen Untersuchungsinstituten oftmals abweichende Ergebnisse. Insgesamt lassen sich die Ergebnisse für technisches Auramin aber dahingehend interpretieren. daß eine, wenn auch schwache, mutagene Wirkung gegeben ist. Zwei in vivo-Untersuchungen wurden mit speziell gereinigtem und technischem Auramin parallel durchgeführt (SCE-Test und "Alkaline Elution Assay"); dabei fand sich eine gentoxische Wirkung zwar mit dem technischen Auramin, nicht aber mit dem gereinigten Produkt.

Bei Beschäftigten in der englischen Auramin-Produktion in den Jahren von 1910-1952 wurden vermehrt Blasentumoren gefunden; eine Mischexposition mit Magenta, Benzidin, a- oder ß-Naphthylamin lag nicht vor. Für eine deutsche Auramin-Produktion ergaben sich dagegen keine Hinweise für ein erhöhtes Krebsrisiko (einschließlich der Blase) im Beobachtungszeitraum 1932-1976. 5 von 191 in diese Studie einbezogene Mitarbeiter waren an Urogenitaltumoren verstorben, für diese Personen bestand jedoch Mischexposition gegenüber ß-Naphthylamin und anderen aromatischen Aminen. Eine Follow-up-Studie bis zum Jahr 1980 ergab keine Änderung dieses Bildes; Urogenitaltumore fanden sich nicht bei den allein gegenüber Auramin exponierten Personen. Zwei weitere Untersuchungen beschrieben einen Zusammenhang zwischen der Auramin-Produktion und Blasenkrebs. jedoch lagen auch hier Mischexpositionen mit aromatischen Aminen vor.

Auramin wird zu zahlreichen Metaboliten unter Demethylierung und Umwandlung zum Michler's Keton verstoffwechselt. Unverändertes Auramin wird nur in geringen Mengen ausgeschieden. Die Ausscheidung über Galle und Urin erfolgt relativ rasch und bevorzugt über die Galle.

Bei der industriellen Auraminproduktion kam es demnach bei einem in England geübten Verfahren zu einer erhöhten Blasenkrebsinzidenz, nicht aber bei der Herstellung in einem deutschen Betrieb. Die Untersuchungen zur Mutagenität sind inkonsistent und weisen auf eine allenfalls schwache mutagene Wirkung hin. In Langzeitversuchen führte Auramin zu Lebertumoren bei Ratten und Mäusen, allerdings erst bei Verabreichung lebertoxischer Dosierungen. Am Hund und Kaninchen ergaben sich keine Hinweise auf eine cancerogene Wirkung. Auramin wird daher in Gruppe III (gefährdend) der Arbeitsstoffverordnung eingestuft, und zwar in der Konzentration> 1 %

Literatur:

"Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe" (Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten) der Arbeitsstoff-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Verlag Chemie.

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