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TRGS 910-85: Phenylglycidylether (PGE)
(BArbBl. 4/93 S. 71)
Krebserzeugender |
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I (sehr stark gefährdend) |
II (stark gefährdend) |
III (gefährdend) |
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Massengehalte im Gefahrstoff in v. H. |
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Phenylglycidylether (PGE) | > 1 |
Erläuterung:
PGE bewirkt bei wiederholter inhalativer Verabreichung (Konzentration. 29 ml/m3) an Ratten katarrhalische Tracheitis und atrophische Veränderungen von Nieren, Leber, Milz, Thymus und Hoden. Auch starker Haarausfall mit Akanthose, Parakeratose und entzündlichen Zellinfiltrationen der Haut und Haarfollikel wurden an der Ratte in einem 90-Tage-Versuch (Konzentrationen: 5 und 12 ml/m3) beobachtet.
PGE wird nach oraler Aufnahme von Ratte und Kaninchen rasch resorbiert, in der Leber metabolisiert und mit dem Urin ausgeschieden. Auch über die Haut von Ratten und Kaninchen werden beträchtliche Mengen resorbiert.
Auf Haut und Schleimhäute wirkt es lokal reizend. Beim Menschen treten nach Kontakt hautsensibilisierende Effekte auf.
Eine 2-Generationen-Studie an Ratten (bei allerdings nur 19-tägiger inhalativer Exposition von 0; 1; 5; 12 ml/m3 der Elterntiere) erbrachte ebenso wie eine Teratogenitätsstudie mit den gleichen Konzentrationen zwischen dem 4. und 15. Trächtigkeitstag keine Hinweise auf schädliche Effekte auf die Reproduktion.
PGE ist im Ames-Test sowie im Fluktuationstest mit Klebsiella pneumoniae und im SOS-Chromotest an E. coli positiv. Es induziert an CHO-Zellen keine Punktmutationen. Eine Bindung von PGE an die DNa von Ehrlich-Aszites-Zellen war nicht nachweisbar. Dagegen konnte mit Nitrobenzylpyridin (NBP) und Desoxyguanin eine alkylierende Wirkung nachgewiesen werden. In verschiedenen Transformationstests war es ebenfalls positiv.
In vivo-Untersuchungen, wie der Mikronukleus-Test an Mäusen (orale Gabe von 400, 500, 800 bzw. 1.000 mg PGE/kg), der Dominant-Letal-Test an Ratten (Inhalation von 1,5 oder 12 ml PGE/m3 für 6 Stunden/Tag an 19 aufeinanderfolgenden Tagen) oder ein DNA-Schädigungs-Test an Mäusen (500 mg PGE/kg), zur Hemmung des 3H-Thymidineinbaues, waren negativ.
Bei einer Studie zur Kanzerogenität inhalierten jeweils 100 Sprague-Dawley-Ratten pro Geschlecht, 6 Stunden/Tag, 5 mal pro Woche, für 24 Monate PGE-Dämpfe in Konzentrationen von 0,1 und 12 ml/m3. Bei der hohen Konzentration kam es zu chronischen Reizwirkungen an der Nase (Rhinitis und Plattenepithelmetaplasie des nasalen Epithels). Nasentumoren traten bei dieser Konzentration erstmals nach 621 Tagen auf. Die Inzidenz der Nasentumoren war in den einzelnen Gruppen:
0 ml/m3: | 1/89 männlich | bzw. 0/87 weiblich |
1 ml/m3: | 0/83 männlich | bzw. 0/88 weiblich |
12 ml/m3: | 9/84 männlich = 11 % | bzw. 4/89 weiblich = 4,4% |
Histologisch handelte es sich bei den Tumoren um Karzinome, ausgehend von der Epidermis der vorderen Nasenhöhle.
PGE induzierte also im empfindlichen Nasenepithel der Ratte nach chronischer lokaler Reizung bis zu 11 % Tumoren. Die niedere Konzentration ohne nennenswerte Reizwirkung führte nicht zu Tumoren. Während PGE im in vitro-Mutagenitätstest positiv ist, ergaben sich aus in vivo-Untersuchungen keine Hinweise auf ein gentoxisches Potential.
Aufgrund der vorliegenden Befunde wird PGE in die Gruppe der gefährdenden krebserzeugenden Stoffe (Gruppe III) eingestuft, und zwar in einer Konzentration von>1 %.
Literatur:
"Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe" (toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründung von MAK-Werten) der Arbeitsstoff-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Verlag Chemie, Weinheim.
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(Stand: 20.08.2018)
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