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Merkblatt zur Berufskrankheit Nr. 3104
"Tropenkrankheiten, Fleckfieber"
Vom 01. Mai 2005
(BArbBl. Nr. 7/2005 S. 48)
I. Vorkommen und Gefahrenquellen
Unter der BK-Nr. 3104 werden diejenigen Infektionen und deren Krankheitsbilder erfasst, die ausschließlich oder vorwiegend in den Tropen erworben werden können. Sie sind in der Mehrzahl dadurch charakterisiert, dass ihre Erreger in Bezug auf Reservoir, Entwicklungszyklus oder Übertragungsmodus vorzugsweise an tropisches Klima oder für die Tropen spezifische Umweltbedingungen gebunden sind oder aus anderen Gründen vorwiegend in den Tropen oder Subtropen vorkommen. Das Fleckfieber wird hier besonders aufgeführt. Es kommt außer in den Tropen oder Subtropen auch in anderen Gebieten vor.
Tropenkrankheiten gelten als Berufskrankheit bei allen Personen, die wegen einer versicherten Tätigkeit in Regionen der Tropen oder Subtropen leben und arbeiten. Das gleiche gilt für entsprechende beruflich bedingte Kurzzeitaufenthalte. In Ausnahmefällen ist eine Übertragung auch außerhalb der Endemiegebiete durch importierte Infektionsquellen möglich (z.B. Airportmalaria" durch importierte infektiöse Mücken). Daher sind sowohl die jeweiligen Arbeits- als auch die Freizeitbedingungen in den Versicherungsschutz einbezogen. Die epidemiologische Situation in den verschiedenen Regionen ändert sich zum Teil sehr schnell. Detaillierte länderspezifische Informationen sind den ständig aktualisierten Informationen, z.B. der WHO (www.who.int), zu entnehmen.
II. Ätiopathogenese
Tropenkrankheiten werden hervorgerufen durch Bakterien (incl. Chlamydien und Rickettsien), Viren, Pilze und Parasiten wie Protozoen und Würmer [Nematoden (Rund- oder Fadenwürmer z.B. Filarien), Zestoden (Bandwürmer), Trematoden (Saugwürmer)]. Fleckfieber wird durch Rickettsien verursacht. Die Erreger können direkt oder indirekt von infizierten Menschen, Tieren, kontaminierten Gegenständen einschließlich Nahrungsmitteln oder Wasser in den menschlichen Organismus gelangen. Häufig ist die Übertragung der Krankheitserreger an Arthropoden (insbesondere Mücken, auch Zecken und Flöhe) gebunden. Sie kann auch durch aktives Eindringen über die Haut, Einatmen von erregerhaltigen Aerosolen oder Staub und durch Schmierinfektion erfolgen. Nach einer für jede Infektion typischen Inkubationszeit beginnen im Allgemeinen plötzlich die Krankheitssymptome. Bei den Parasitosen wird mit der Präpatenzzeit die Zeit angegeben, die bis zum Auftreten von nachweisbaren Geschlechtsprodukten der Parasiten verstreicht. Dabei variieren Inkubations- und Präpatenzzeiten in Abhängigkeit von Anzahl und Übertragungsweg der Erreger und der individuellen Disposition der infizierten Person.
III. Krankheitsbilder und Diagnosen
Die Anamnese (z.B. Reiseort und -zeit) und klinischen Symptome erlauben in den meisten Fällen die Verdachtsdiagnose. Endemische oder epidemiologische Betrachtungen zum Vorkommen am Aufenthaltsort müssen miteinbezogen werden. Die Absicherung der Diagnose erfolgt durch den direkten Nachweis des Erregers bzw. von Geschlechtsprodukten der Parasiten (z.B. Eier, Proglottiden) oder durch spezifischen Antikörpernachweis. Bei Viren mit vorhandenen Subtypen besteht die Möglichkeit, über die genomischen Analysen der (über Zellkultur) nachgewiesenen Viren, die geographisch typische Infektionsquelle zu identifizieren. Dies ist auch mittels Restriktions-Enzymanalysen möglich. Eine höhergradige Eosinophilie kann Hinweis auf eine Parasitose sein.
Bezüglich der Krankheitsbilder und ihrer Diagnostik wird auf die einschlägigen Lehrbücher verwiesen. Geordnet nach Erregergruppen können hauptsächlich folgende Krankheiten vorkommen:
1. Tropenkrankheiten, hervorgerufen durch
1.1 Bakterien (inkl. Chlamydien und Rickettsien):
Borreliosen, tropische [3]Buruli-Ulcus [4]
Frambösie [13]
Fünftagefieber [14]
Lepra [21]
Oroya-Fieber [27]
Pest [28]
Trachom [32]
Tsutsugamushi-Fieber [34]
1.2 Viren:
Chikungunya [5]Dengue-Fieber [6]
Ebola-Virus-Fieber [8]
Gelbfieber [15]
Japan-Enzephalitis [17]
Krim-Kongo-Fieber [18]
Lassa-Fieber [19]
Marburg-Virus-Fieber [23]
Rift-Tal-Fieber [29]
West-Nil(e)-Virus-Fieber [35]
1.3 Pilze:
Histoplasmose [16]Myzetom [24]
1.4 Parasiten (Protozoen und Würmer):
1.4.1 Protozoen
Amöbiasis [1]Leishmaniose [20]
Malaria [22]
Trypanosomiasis [33]
1.4.2. Würmer
Angiostrongylose [2]Dracunculose [7]
Fascioliasis [9]
Fasciolopsiasis [10]
Filariosen [11]
Opisthorchiasis [25]
Paragonimiasis [26]
Schistosomiasis (Bilharziose) [30]
Zur Veranschaulichung der Bedeutung des BK-relevanten Zusammenhangs sind der Erreger, das Vorkommen, die Inkubations bzw. Präpatenzzeit, das Reservoir, der Infektionsweg und das typische Krankheitsbild in alphabetischer Reihenfolge der Krankheitsbezeichnung im Anhang kurz dargestellt.
IV. Weitere Hinweise
Für den begründeten Verdacht auf das Vorliegen einer Berufskrankheit ist das Vorkommen des jeweiligen Erregers am Arbeits oder Aufenthaltsort des Auslandeinsatzes maßgebend. Ubiquitär vorkommende infektiöse Krankheiten wie z.B. Virushepatitiden, Typhus abdominalis und andere Salmonellosen, Poliomyelitis, Tuberkulose oder Brucellose und andere Zoonosen werden in den Tropen aufgrund der dort herrschenden besonderen Hygienebedingungen häufiger erworben. Solche Erkrankungen sind ggf. im Rahmen der BK-Nummern 3101 bzw. 3102 anzuzeigen. Ausgenommen davon ist Fleckfieber, das seit jeher unter BK-Nummer 3104 eingeordnet wurde.
Krankheiten infolge Mangelernährung, mangelnder Körpertemperaturregulierung (Hitzschlag u. ä.), Folgezustände nach Schlangenbiss u. a. werden nicht unter dem Begriff Tropenkrankheiten erfasst. Bei den letzteren kann es sich ggf. um Arbeitsunfälle handeln.
V. Literatur
Praktische Tropen- und Reisemedizin/Hans Jochen Diesfeld, Gerard Krause, Dieter Teichmann. - Stuttgart, New York: Thieme, 2003.
Reisemedizin: Beratung in der ärztlichen Praxis/hrsg. von Harald Kretschmer. - München [u. a.]: Urban & Fischer, 1999.
Tropenmedizin - Infektionskrankheiten/Christian G. Meyer. - Landsberg: ecomed 2001.
Tropenmedizin in Klinik und Praxis/hrsg. von Werner Lang und Thomas Löscher.
Mit Beitr. von M. Alexander. - 3. Aufl. - Stuttgart, New York: Thieme 2000.
Tropen- und Reisemedizin/hrsg. von J. Knobloch. - Jena [u. a.]: G. Fischer, 1996.
Kurzcharakteristik der wichtigsten Tropenkrankheiten und des Fleckfiebers | Anhang |
Lfd Nr | Krankheit Erreger | Vorkommen | Inkubations- oder Präpatenzzeit* | Reservoir | Infektionswege | Krankheitsbild |
1 | Amöbiasis Entamoeba histolytica | weltweit, besonders in den Tropen | 1 Woche bis mehrere Monate | Mensch | fäkal-oral über mit Zysten verunreinigte Lebensmittel (Salat etc.) und kontaminiertes Wasser | Sehr vielgestaltig: symptomlose Zystenträger/ akute/chronische Amöbenenteritis bzw. -kolitis; Amöbom. Komplikation: Amöbenulkus mit Perforation, Amöben-Leberabszess (ggf. mit Perforation), andere hämatogene extraintestinale Absiedlung |
2 | Angiostrongylose Angiostrongylus cantonensis Angiostrongylus costaricensis | Südostasien, Latein- und Mittelamerika, einige Regionen Afrikas, Ägypten | 1 - 2 Wochen | Ratten, Krabben | perorale Aufnahme der Larven durch Verzehr von rohen infizierten Schnecken und Krabben | Kopfschmerzen, Parästhesien, Meningitis, Iridozyklitis |
3 | Borreliose epidemisches Läuserückfallfieber Borrelia recurrentis | fokal in einigen Ländern Lateinamerikas, Afrikas, Osteuropas und des Nahen und Mittleren Ostens | 2 - 14 Tage | Mensch | transkutan durch Zerreiben der zerdrückten Kleiderlaus (Pediculus humanus varietas corporis) | beide ähnlich, Läuserückfallfieber verläuft schwerer; rezidivierendes Fieber (5 - 9 Tage Intervall) hämorrhagische Diathese, zentralnervöse Komplikationen, Multiorganversagen |
endemisches Zeckenrückfallfieber Borrelia duttoni und 15 andere Borrelia-Spezies | gebunden an Zeckenbiotop | Nagetiere, Kaninchen, Lederzecke | Biss infizierter Zecken | |||
4 | Buruli-Ulcus Mycobacterium ulcerans | Zentralafrika (Uganda, Zaire) | 1 - 2 Wochen | Schilf, Erdboden | vornehmlich nach Schnittverletzungen an scharfrandigem Schilf | chronisch ulzerierende Hautkrankheit, Ränder tief unterminiert, unbehandelt nach Monaten bis Jahren Narbenkontrakturen |
5 | Chikungunya Chikungunya-Virus (Togavirus) | Asien, Afrika, Mittlerer Osten | 2 - 4 Tage | Meerkatzen, Paviane, Nager | Stich infizierter Stechmücken | Fieber, starke Muskel- und Gelenkschmerzen, Komplikationen: Hämorrhagien (vor allem in Asien), gelegentlich Myokarditis, ZNS-Beteiligung |
6 | Dengue-Fieber Denguevirus 1 - 4 | weltweit zwischen dem 30. Grad nördl. u. 40. Grad südl. Breite | 2 - 8 Tage | Affen | Stich infizierter Stechmücken | mehrgipfliges Fieber, Glieder- und Muskelschmerzen, flüchtiges Exanthem; schweres Krankheitsbild: hämorrhagisches Dengue-Fieber/Dengue-Schocksyndrom |
7 | Dracunculose Dracunculus medinensis (Guinea- oder Medinawurm) | Zentralafrika bis Südsudan, Indien, Pakistan, Iran, Saudi-Arabien, Jemen, Irak | 9 - 12 Monate | Tümpel und Fließgewässer | Stehen in kontaminiertem Wasser | sichtbares Wurmende in bullös-ulzerativer Hautläsion, meist an unterer Extremität, häufig Sekundärinfektion, Phlegmonen |
8 | Ebola-Virus-Fieber Ebolavirus (Filovirus) | (vor allem West-) Afrika | 2 - 21 Tage | noch nicht identifiziert | Transmission von Mensch zu Mensch über Ausscheidungen, nosokomial | schweres, hochfieberhaftes Krankheitsbild mit hämorrhagischer Diathese, gastrointestinaler Symptomatik, Exanthem, Multiorganversagen |
9 | Fascioliasis Fasciola hepatica, Fasciola giganta (großer Leberegel) | weltweit | 1 - 3 Wochen | Schaf, Rind, Mensch (in Gallengängen) | oral durch Verzehr enzystierter Zerkarien an Wasserpflanzen (Brunnenkresse, u. a.), gelegentlich durch Trinken von kontaminiertem Wasser | akut: Allgemeinsymptome, Oberbauchbeschwerden rechts; nach Monaten/Jahren chronische obstruktive Gallengangserkrankung |
10 | Fasciolopsiasis Fasciolopsis buski (großer Darmegel) | China, Ostasien | 4 - 8 Wochen | Mensch, Schwein (im Dünndarm) | meist asymptomatisch bis gelegentlich wechselnde Durchfälle, abdominale Beschwerden | |
11 | Filariosen
| tropische Länder | 3 - 16 Monate | Mensch (einige Brugia- Erreger auch in Affen und Haustieren) | Stich infizierter Arthropoden | akute Phase: rezidivierendes Fieber mit Lymphangitis, -adenitis, Lymphknotenschwellungen (Filarienfieber), abdominale Beschwerden, Orchitis; chronisch: Lymphstauung, Lymphödem (Elephantiasis) |
Brugia malayi | Süd-, Südost-, Ostasien | 8 16 Monate | rezidivierende Lymphangitis, -adenitis, vor allem an Extremitäten | |||
Brugia timori | Indonesien | |||||
| afrikanischer Regenwald | > 6 Monate | initiale Lokalreaktion auf Larven; durch wandernde adulte Würmer vorübergehende lokale Ödeme (zum Beispiel Calabar-Schwellungen, unter anderem periorbital), Wurm gelegentlich sichtbar in der Konjunktiva. | |||
| tropisches Afrika, Lateinamerika, Jemen | > 1 Jahr | a) subkutane Knoten um Adultwürmer (Onchozerkome); durch Mikrofilarien ausgelöst b) Onchodermatitis, Lymphadenopathie c) Augenläsionen (in allen Abschnitten möglich) | |||
| tropisches Afrika | 6 - 12 Monate | oft symptomlos, unspezifische allergische Erscheinungen, abdominale Beschwerden | |||
| Süd- und Mittelamerika | |||||
12 | Fleckfieber
| Süd-, Mittelamerika, Afrika, Asien | 10 - 14 Tage | Mensch, Nager | transdermale Inokulation aus erregerhaltigem Läusekot | hohes Fieber, Kopf-, Muskel-, Gliederschmerzen, Exanthem, Lymphknotenschwellungen, gelegentlich hämorrhagische Komplikationen, Myokarditis; Rezidiv noch nach Jahren möglich (Brill Zinser Krankheit) |
| Trop. Gebiete in Vietnam, Thailand, Mexiko, Guatemala, Ägypten, Äthiopien, Birma, Indonesien, Pakistan, China und Australien | Ratte | Ausscheidung er regerhaltiger Faeces von Rattenflöhen beim Saugakt | |||
Rocky Mountain spotted fever (Neue-Welt-Fleckfieber) Rickettsia rickettsii | Nord- und Südamerika | 3 - 14 Tage | wilde Nager, Hund, Zecken | Zeckenbiss | asymptomatisch bis schwer; sichtbare Primärläsion (Eschar), bei Fiövre boutonneuse: an der Bissstelle tache Symnoir". Allgemeine ptome wie oben, Exanthem, ZNS-Beteiligung, Gerinnungsstörungen | |
| Mittelmeerraum, Afrika, Asien | 1 Woche | wilde Nager | |||
| Australien | Beuteltier, wilde Nager | ||||
| Sibirien, Mongolei | 3 - 14 Tage | wilde Nager | |||
13 | Frambösie (Yaws) Treponema pallidum Subspecies pertenue | Ghana, Togo, Benin, Senegal, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Nigeria, Surinam, Kolumbien, Ekuador, Brasilien, Karibische Inseln | 3 - 4 Wochen | Mensch | direkter Kontakt (Schmierinfektion) | Primärläsion: granulomatöse Hautläsion; Sekundärläsion: multiple juckende Papeln (Frambösiome), häufig schubweise, Periostitis; Tertiärläsion: Osteitis, Knochendestruktion, ulzeröse gummöse Läsion, Rhinopharyngitis mutilans (so genannte Gangosa) |
14 | Fünftagefieber (Wolhynisches Fieber) Bartonella quintana | Afrika (Ost-), Europa, Nord- und Südamerika | 10 - 30 Tage | Mensch | übertragen durch infizierte Kleiderlaus | periodisch rezidivierende Fieberanfälle alle 4 bis 5 Tage, selten Endokarditis |
Oroya-Fieber (Carrion-Krankheit) Bartonella bacilliformis | Bolivien, Chile, Ekuador, Kolumbien, Peru | übertragen durch infizierte Phlebotomen | akut: rezidivierendes Fieber, Hämolyse Spätstadium: Verruga peruana | |||
15 | Gelbfieber Gelbfieber-Virus (Flavivirus)
| Afrika (zwischen dem 15. Grad nördl. und dem 10. Grad südl. Breite), nördliche Hälfte Südamerikas | 3 - 6 Tage | Antilopen, Affen | Stich infizierter Aedes-Mücken | biphasischer Verlauf, 1. Phase: hohes Fieber, Kopf-, Gliederschmerzen, relative Bradykardie, beginnende Blutungsneigung (rote Phase); kurze Remission; 2. Phase: zunehmender Ikterus, Blutungsneigung (Haut, Gaumen), Leber- und Nierenversagen |
| Mensch | |||||
16 | Histoplasmose, afrikanische Histoplasma capsulatum varietas duboisii | Amerika, Europa, Asien, Afrika | 10 - 18 Tage | nicht sicher bekannt, vermutlich inhalativ durch konidienhaltigen Staub | granulomatöse Veränderungen an Haut, Schleimhaut; osteomyelitische Herde; hämatogene Generalisation (Systemmykose) | |
17 | Japan-Enzephalitis JE-Virus (Flavivirus) | Ost- und Südostasien, GUS-Staaten, Indien | 5 - 15 Tage | Schweine, Vögel, Pferde | Stich infizierter Stechmücken, insbesondere Culex-, Anopheles-, Aedes- Arten | grippale/gastrointestinale Prodromi, danach meningitische oder enzephalitische Symptome |
18 | Krim-Kongo-Fieber CCHF Virus | Krim, Afghanistan, Bulgarien, Ungarn, China, Irak, Iran, Pakistan, Syrien, Kosovo, Kongo, Kenia, Uganda | 7 - 12 Tage | Wild- und Haustiere, Zecken | Zeckenbiss | grippale Allgemeinsymptome, remittierendes Fieber. Komplikation: massive Hämorrhagien, Multiorganversagen (insbesondere Leber) |
19 | Lassa-Fieber Lassavirus | Tropisches (vor allem West-) Afrika | 6 - 21 Tage | Nagetiere, hauptsächlich Vielzitzenratte (Mastomys natalensis) | primär über infektiösen Nagetierurin, später von Mensch zu Mensch durch engen körperlichen Kontakt (Blut, besonders Urin) | Verlauf häufig subklinisch, schleichender Beginn mit Fieber, Pharyngitis, Gesichtsödem. Komplikation: schwere allgemeine Symptome mit Blutungsneigung in allen Organen, ZNS- Beteiligung |
20 | Leishmaniose Leishmanien kutane Leishmaniose (Orientbeule, Aleppobeule, Chiclero-Ulkus, Uta) Leishmania tropica, Leishmania major, Leishmania aethiopica, und andere mehr | Asien, Vorderer Orient, Ostafrika, Mittelmeerraum | (2)4 - 6(8) Wochen | Nagetiere, Menschen | infektiöse Phlebotomenstiche | einzelne oder multiple, z. T. nekrotische Hautläsionen, z. T. rezidivierend; Narbenbildung |
viszerale Leishmaniose (Kala-Azar) Leishmania donovani, Leishmania infantum, Leishmania chagasi | Indien, Pakistan, China, Vorderer Orient, Mittelmeerraum, Ostafrika, Mittel- und Süd- amerika | Hunde, Mensch | langsam fortschreitende schwere Allgemeinerkrankung, rezidivierendes Fieber, Kachexie, Hepatosplenomegalie, Panzytopenie, Hyperpigmentierung | |||
mukokutane Leishmaniose (Espundia) Leishmania braziliensis, Leishmania mexicana, Leishmania diffuse und andere mehr | Mittel- und Südamerika | 2 - 6 Monate | Hunde, Nagetiere | kutane Läsionen mit lymphohämatogener Aussaat, massiv entstellende z. T. lebensbedrohliche Affektionen von Haut und Schleimhaut (Nase/Mund) | ||
21 | Lepra Mycobacterium leprae | Gebiete mit schlechten Hygienebedingungen vor allem in Asien, Afrika, Lateinamerika | 9 Monate - 20 Jahre | Mensch | Tröpfchen- oder Schmierinfektion durch infektiöses Nasensekret bei engern Kontakt | tuberkuloide Lepra: (bei intakter Immunantwort) granulomatöse, sensibilitätsgestörte Hautläsionen, Verdickung peripherer Nerven (oft N. ulnaris) Folge: sensorische, motorische, autonome Ausfälle, chronischer Verlauf; Borderline Lepra: in der Regel Befall peripherer Nerven, vielgestaltig, Zwischenformen unterschiedlicher Ausprägung; lepromatöse Lepra: knotige, infiltrative Hautläsionen, flächenartige Verdickung der Gesichtshaut (Fades leontina), Ulzerationen im Bereich von Haut, Knorpel, Knochen; Sensibilitätsverlust, Verstümmelungen (Lepra mutilans); Allgemeinerkrankung bei fehlender Immunantwort. |
22 | Malaria Malaria tropica Plasmodium falciparum | Afrika (bes. südl. der Sahara), Süd- und Mittelamerika, Pazifikregion, Süd- und Südostasien | 7 - 15 Tage bis 3 Monate, Rekrudeszenz bis zu etwa 1 Jahr möglich | Mensch | Stich der infizierten Anopheles-Mücke | hohes Fieber, Schüttelfrort, Kopf- u. Gliederschmerzen, gastro-intes-finale Symptome; Komplikationen: hämolytische Anämie, Thrombopenie, Hypoglykämie, nephrotisches Syndrom, zerebrale Malaria; präterminales Multiorganversagen |
Malaria tertiana Plasmodium vivax, Plasmodium ovale | 12 Tage bis 18 Monate, Rekrudeszenz noch nach vielen Jahren möglich | Fieberanfälle mit typischer Periodizität, allgemeine Symptome wie Malaria tropica, aber schwächer, zunehmende Splenomegalie | ||||
Malaria quartana Plasmodium malariae | ||||||
23 | Marburg-Virus-Fieber Marburg-Virus (Filovirus) | Zentralafrika | 4 - 16 Tage | Primaten, urspr. Grüne Meerkatze (Cercopithecus aethiops) | hochinfektiös, Kontaktinfektion durch virushaltiges Material (Blut, Affenorgane), Affe zu Mensch, Mensch zu Mensch | hochfieberhaltiges, schweres Krankheitsbild mit Myalgien, Kopfschmerzen, gastrointestinalen Symptomen, generalisiertem Exanthem, später schwerste Hämorrhagien, Koma, Multiorganversagen |
24 | Myzetom (Madurafuß) bakteriell: durch verschiedene Pilzarten | Afrika, Südasien, Mittelamerika | Wochen oder Monate | Savannengebiete mit vorherrschendem Akazienbewuchs | Inokulation der Erreger in die Haut | subkutane Mykose mit Fistelbildung, Ausbreitung auf Muskulatur, Knochen und selten lymphogen (sporotrichoide Variante) |
25 | Opisthorchiasis Opisthorchis viverrini, Clonorchis sinensis (chinesischer Leberegel) | China, Südostasien | Inkubation 1 - 3 Wochen, Präpatenz einige Wochen | Mensch, Hund, Katze, Schwein | Verzehr roher kontaminierter Süßwasserfische (aus fäkal kontaminierten Fischteichen) | akutes Stadium: Fieber, Durchfall, epigastrische Beschwerden (selten); chronisches Stadium: uncharakteristische |
Opisthorchis felineus (Katzenleberegl) | Eurasien, Zentral , Ost und Südosteuropa | intestinale Beschwerden infolge Verlegung der Gallengänge (intermittierende Cholestase), gelegentlich Sekundärinfektion | ||||
26 | Paragonimiasis Paragonimus westermani, Paragonimus africanus, Paragonimus mexicanus (Lungenegel) | Südostasien, Westafrika, Südamerika | Inkubation Tage - Wochen, Präpatenz 8 - 10 Wochen | Mensch, Schwein, Karnivoren | Verzehr von infektiösen rohen Meeresfrüchten/ Fleisch (Schwein, Wildschwein, Kaninchen, Hühner), Schmierinfektion, kontaminiertes Trinkwasser | akutes (Migrations-) Stadium (selten): Fieber, uncharakteristische allgemeine und allergische Symptome, Husten, Dyspnoe; chronisches pulmonales Stadium (nach Monaten): chronischer Husten, blutig tingiertes Sputum; ektopische Formen: abdominale, zerebrale, kutane Paragonimiasis |
27 | Oroya-Fieber siehe unter 14. | |||||
28 | Pest Yersinia pestis Beulenpest, Bubonenpest | Herdgebiete in Afrika (Angola, Kongo, Madagaskar, Südafrika, Tansania), Amerika (Brasilien, Peru, USA), Asien (China, Kasachstan, Mongolei, Myanmar, Vietnam, Indien) | 2 - 8 Tage | wildlebende Nager, selten Katze, Hund | Stich infizierter Nagetier- oder Menschenflöhe, | regionale schmerzhafte Lymphadenitis (Bubonen); septikämischer Verlauf: hochfieberhafte Allgemeinerkrankung mit Kopf- und Gliederschmerzen, Hämorrhagie, Myokarditis, Meningoenzephalitis |
primäre Lungenpest | (1) 2 - 4 Tage | Tröpfcheninfektion bei Pestpneumonie | fulminanter Verlauf: mit blutig-serösem Sputum (hochkontagiös!), Dyspnoe, Schock, Lungenversagen | |||
29 | Rift-Tal-Fieber Rift-Valley-Fieber-Virus | fokal in Gebieten vor allem Zentral- und südliches Afrika, gelegentlich Epidemien in Agypten | 2 - 6 Tage | Wiederkäuer: besonders Schaf, Rind | direkter Kontakt (Blut, Organe) mit infizierten Tieren, aerogen | meist kurze fieberhafte Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen; selten hämorrhagischer oder enzephalitischer Verlauf, Hepatopathie; gelegentlich Uveo-Retinopathie |
30 | Schistosomiasis (Bilharziose)
| Afrika, Naher Osten, Indien | 1 - 2 Tage (Zerkarien- dermatitis), Invasionsstadium 2 - 8 Wochen Präpatenz (Eiausscheidung) ab 30 - 40 Tage typische Symptome nach 10 -12 Wochen | Mensch | infektiöse Zerkarien penetrieren die Haut des Menschen im Wasser | lokale Zerkariendermatitis (selten), Invasionsstadium mit vor allem allergischen Allgemeinsymptomen (Katayama-Syndrom vor allem Schistosoma japonicum); gegebenenfalls bereits transverse Myelitis.
Chronisches Stadium:
|
| tropisches Afrika, Karibik, südamerikanische Ostküste, fokale Herde im Nahen Osten | |||||
Schistosoma intercalatum | Zentral- und Westafrika | |||||
Schistosoma japonicum | Ostasien | |||||
Schistosoma mekongi | Laos, Kambodscha | |||||
| Ostasien | Rind, Schwein, Wasserbüffel | ||||
Schistosoma mansoni | Tropisches Afrika, Karibik,Ostküste Südamerika,fokale Herde Naher Osten | |||||
31 | St.-Louis-Enzephalitis SLE- Virus (Flavivirus) | USA | 1 - 2 Wochen | Vögel, Fledermäuse | Stich infizierter Mücken (Culex-Arten) | Meningo-Enzephalitis, Meningitis, Enzephalomyelitis |
32 | Trachom Chlamydia trachomatis Serovare A, B, BA und C | Afrika, Arabien, Indien, Südostasien sowie in kleinen Gebieten in Südamerika, Australien und auf den Pazifischen Inseln | 48 Stunden | Mensch | Schmier- und Kontaktinfektion | schwere (blinding trachoma) und leichte (nonblinding trachoma) lokale Entzündung der Augen, vermehrter Tränenfluss und eitriges Sekret, chronische Keratokonjunktivitis, narbige Veränderungen der Kornea (Erblindung nach Jahrzehnten), der Konjunktiva, Vaskularisation (Pannus), Trichiasis und Entropium |
33 | Trypanosomiasis (Schlafkrankheit)
| herdförmig in West- und Zentralafrika (an Flussufern) | nach 2-5 Tagen Primäraffekt, Parasitämie 2 - 3 Wochen | Hausschwein, Hund, Mensch | Erregerinokulation durch Stich von Fliegen der Glossinapalpalis-Gruppe (Tsetsefliege) um): rezidivierendes | 1.) Primäraffekt an Stichstelle (Trypanosomenschanker")
2.) akute Phase: (haemolymphatisches Stadi-Fieber, Lymphknotenschwellung v. a. nuchal (Winterbottomzeichen), Splenomegalie, kardiale Manifestation unter andere uncharakteristische Symptome 3.) meningoenzephalitisches Stadium: Zeichen einer chronischen Enzephalitis mit Schlafstörungen, mentalen, psychomotorischen und neurologischen Störungen; finales Koma |
| herdförmig (vor allem in Savannengebieten) Ost- und Zentralafrikas | Antilope, Rind | wie oben durch Fliegen der Glossinamorsitans-Gruppe | |||
| Mittel- und Südamerika, vor allem in Slum-Regionen | 2 - 4 Wochen (Beginn Parasitämie) | Mensch, Haustier, Opossum, Gürteltier | transkutan durch Einreiben infizierten Kots der Raubwanze (selten direkt durch Blut- oder Organspenden) | 1.) an der Eintrittsstelle (meist periorbital) Odem, Rötung, lokale Lymphknotenschwellung (Romana-Syndrom) oder Chagom.
2.) akute Phase (Parasitämie): mit uncharakteristischen Symptomen (Fieber, Lymphknotenschwellungen, kardiale Symptome; unter anderem Exanthem) 3.) chronisches Stadium (10-30 Jahre post infektionem): Kardiomyopathie, Megaorganbildung im Bereich des Gastroin-testinaltraktes; gelegentlich neurologische Störungen; Lungenbeteiligung | |
34 | Tsutsugamushi- Fieber Rickettsia orientalis | Asien, Australien, Pazifische Inseln | 4 Tage bis 3 Wochen | Nager, Vögel, Milben | infektiöse Milbenarten | Primärläsion, hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Exanthem, Lymphadenitis, ZNS-Beteiligung |
35 | West-Nil(e)-Virus-Fieber West-Nile-Virus | Uganda, Ägypten, Israel, Indien, seit kurzem auch im Süden der USA, Mittelamerika, Karibik, Kanada | 3 - 6 Tage | wild lebende Vögel (Tauben, Krähen), Halbaffen, Kamel, Pferd, Rind | Stich infizierter Mücken (Culex-Arten) | Fieber (gelegentlich bi- oder mehrphasig), Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, generalisierte Lymphadenitis, geiegentlich ZNS-Beteiligung |
*) in [] ist die Nummer vermerkt, unter der Angaben zur betreffenden Krankheit in der Tabelle (s. Anhang) zu finden sind
ENDE