umwelt-online: DIN 1045-1 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton; Bemessung und Konstruktion (8)

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10.4.3 Wölbkrafttorsion

(1) Spannungen aus behinderter Querschnittsverwölbung dürfen im Allgemeinen im Grenzzustand der Tragfähigkeit vernachlässigt werden.

(2) Bei geschlossenen dünnwandigen Querschnitten und bei Vollquerschnitten dürfen Wölbspannungen im Allgemeinen generell vernachlässigt werden.

10.4.4 Unbewehrte Bauteile

(1) Für Torsion und kombinierte Beanspruchung aus Torsion und Querkraft gilt 10.3.7 analog.

(2) Bei einem gerissenen Bauteil darf nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden, dass es Torsionsmomente aufnimmt, sofern nicht eine ausreichende Tragfähigkeit hierfür nachgewiesen werden kann.

10.5 Durchstanzen

10.5.1 Allgemeines

(1) Die Grundsätze und Regeln dieses Abschnitts ergänzen die Regeln in 10.3. Sie betreffen das Durchstanzen von Platten mit Biegebewehrung nach 10.2; sie gelten auch für das Durchstanzen von Fundamenten und von Rippendecken mit einem Vollquerschnitt im Bereich der Lasteinleitungsfläche, sofern der Vollquerschnitt mindestens um das Maß 1,5d über den kritischen Rundschnitt hinausreicht.

(2) Durchstanzen kann aus konzentrierten Lasten oder Auflagerreaktionen herrühren, die auf einer relativ kleinen Fläche wirken. Letztere wird als Lasteinleitungsfläche Aload bezeichnet.

(3) Ein geeignetes Bemessungsmodell für den Nachweis gegen Durchstanzen im Grenzzustand der Tragfähigkeit ist in Bild 37 angegeben. Die kritische Fläche Acrit ist dabei parallel zur Lasteinleitungsfläche Aload anzunehmen.

(4) Der Nachweis der Tragfähigkeit ist längs festgelegter Nachweisschnitte zu führen. Außerhalb des Bereichs der Nachweisschnitte muss das Bauteil die Anforderungen nach 10.3 erfüllen.

Bild 37 - Bemessungsmodell für den Nachweis der Sicherheit gegen Durchstanzen

Legende

a)Querschnitt
b)Plattendraufsicht
βr = 33,7°


1Platte4kritischer Rundschnitt7Umfang des kritischen Rundschnitts ucrit
2Fundamentplatte5kritischer Radius  
3Lasteinleitungsfläche Aload6kritische Fläche Acrit  

10.5.2 Lasteinleitung und Nachweisschnitte

(1) Die Festlegungen dieses Abschnitts sind auf die folgenden Arten von Lasteinleitungsflächen Aload anwendbar:

Die Rundschnitte benachbarter Lasteinleitungsflächen nach den Absätzen (3) und (5) dürfen sich dabei nicht überschneiden.

(2) Wenn die Bedingungen nach Absatz (1) bei Auflagerung auf Wänden oder Stützen nicht erfüllt werden, weil sich in diesem Fall die Querkräfte auf die Ecken der Auflagerflächen konzentrieren, sind Rundschnitte nach Bild 38 anzusetzen, sofern kein genauerer Nachweis geführt wird.

Bild 38 - Maßgebende Abschnitte für den kritischen Rundschnitt bei ausgedehnten Auflagerflächen

Legende

1Lasteinleitungsfläche Aload
2maßgebende Abschnitte des kritischen Rundschnitts
 

(3) Der kritische Rundschnitt für runde oder rechteckige Lasteinleitungsflächen, die sich nicht in der Nähe von freien Rändern befinden, umgibt die Lasteinleitungsfläche in einem Abstand von 1,5d (siehe Bild 39).

Bild 39 - Kritischer Rundschnitt um Lasteinleitungsflächen, die sich nicht in der Nähe eines freien Randes befinden

 

Legende

1Lasteinleitungsfläche Aload

(4) Die kritische Fläche Acrit ist die Fläche innerhalb des kritischen Rundschnitts.

(5) Weitere Rundschnitte innerhalb und außerhalb der kritischen Fläche sind affin zum kritischen Rundschnitt anzunehmen.

(6) Für Lasteinleitungsflächen, deren Rand nicht mehr als 6d von Öffnungen entfernt ist, ist ein der Öffnung zugewandter Teil des maßgebenden Rundschnitts als unwirksam zu betrachten. Dieser Umfangsabschnitt wird durch den Abstand der Schnittpunkte der Verbindungslinien mit dem betrachteten Rundschnitt nach Bild 40 beschrieben.

Bild 40 - Kritischer Rundschnitt in der Nähe von Öffnungen

Legende

1Lasteinleitungsfläche Aload
2Öffnung
 Wenn l1 > l2, dann gilt l2 = (l1 * l2)0,5

(7) Bei Lasteinleitungsflächen, die sich in der Nähe eines freien Randes oder einer freien Ecke befinden, ist der kritische Rundschnitt nach Bild 41 anzunehmen, sofern dieser einen Umfang ergibt (freier Rand ausgeschlossen), der kleiner als derjenige nach den Absätzen (3) und (6) ist.

(8) Bei Lasteinleitungsflächen im Bereich eines freien Randes mit einem Randabstand von mehr als 3d zum freien Plattenrand, darf die aufnehmbare Querkraft mit einem kritischen Rundschnitt nach Bild 39 bestimmt werden.

Bild 41 - Kritischer Rundschnitt nahe freien Rändern

Legende

1Lasteinleitungsfläche Aload
2freier Rand

(9) Bei Lasteinleitungsflächen, die sich nahe oder an einem freien Rand oder einer Ecke befinden, d. h. mit einem Randabstand kleiner als d, ist stets eine besondere Randbewehrung nach 13.3.2 (10) mit einem Abstand der Steckbügel sw < 100 mm längs des freien Randes erforderlich.

(10) Bei Stützen mit schräger Stützenkopfverstärkung mit lH < 1,5 hH (siehe Bild 42) ist nur im kritischen Rundschnitt außerhalb der Stützenkopfverstärkung ein Nachweis erforderlich. Der Abstand rcrit dieses Schnittes vom Schwerpunkt der Lasteinleitungsfläche darf nach Gleichung (96) ermittelt werden:

rcrit = 1,5d + lH + 0,5 lc(96)

Dabei ist

lHder Abstand des Stützenrands vom Rand der Stützenkopfverstärkung
lcder Durchmesser einer Lasteinzugsfläche mit Kreisquerschnitt

Bei Rechteckstützen mit einer rechteckigen Stützenkopfverstärkung mit lH < 1,5d (siehe Bild 42) und den Gesamtabmessungen bc und hc im Grundriss (mit bc < hc) ist rcrit als der jeweils kleinere der folgenden Werte anzunehmen:

(97)

Bei Stützen mit abgestufter Stützenkopfverstärkung mit lH < 1,5hH ist die gesamte Fläche der Stützenkopfverstärkung als Lasteinleitungsfläche anzunehmen.

Bild 42 - Platte mit einer Stützenkopfverstärkung mit lH < 1,5 hH

Legende

1kritischer Rundschnitt
2Lasteinleitungsfläche Aload

(11) Bei Platten mit einer Stützenkopfverstärkung mit lH > 1,5hH (siehe Bild 43) sind neben dem kritischen Rundschnitt außerhalb der Stützenkopfverstärkung auch kritische Rundschnitte im Bereich der Stützenkopfverstärkung nachzuweisen.

(12) Die Abstände vom Mittelpunkt der Lasteinleitungsfläche zu den kritischen Rundschnitten nach Bild 43 dürfen wie folgt angenommen werden:

rcrit, ex = 1,5d + lH + 0,5 lc(98)
rcrit, in = 1,5 (d + dH) + 0,5 lc(99)

(13) Die Festlegungen in 10.5.3 sind auch für Nachweise innerhalb der Stützenkopfverstärkung anwendbar, wobei d mit dH nach Bild 43 anzunehmen ist.

Bild 43 - Platte mit Stützenkopfverstärkung mit lH > 1,5 hH

Legende

1kritischer Rundschnitt
2Lasteinleitungsfläche Aload, in
3Lasteinleitungsfläche Aload, ex

10.5.3 Nachweisverfahren

(1) Das Bemessungsverfahren für Durchstanzen basiert auf einem räumlichen Fachwerkmodell. Dieses

Fachwerkmodell wird durch die folgenden Bemessungswerte der Querkrafttragfähigkeitje Längeneinheit beschrieben, wobei die Nachweisschnitte nach Bild 45 affin zum kritischen Rundschnitt verlaufen:

vRd, ctBemessungswert der Querkrafttragfähigkeit längs des kritischen Rundschnitts einer Platte ohne Durchstanzbewehrung.
vRd, ct, aBemessungswert der Querkrafttragfähigkeit längs des äußeren Rundschnitts außerhalb des durchstanzbewehrten Bereichs. Dieser Bemessungswert beschreibt den Übergang vom Durchstanzwiderstand ohne Querkraftbewehrung vRd, ct zum Querkraftwiderstand nach 10.3.3 in Abhängigkeit von der Breite lw des durchstanzbewehrten Bereiches (siehe Bild 45).
vRd, syBemessungswert der Querkrafttragfähigkeit mit Durchstanzbewehrung längs innerer Nachweisschnitte.
vRd, maxBemessungswert der maximalen Querkrafttragfähigkeit längs des kritischen Rundschnitts.

(2) Die aufzunehmende Querkraft im betrachteten Nachweisschnitt je Längeneinheit beträgt:

(100)

Dabei ist

VEdder Bemessungswert der gesamten aufzunehmenden Querkraft
uder Umfang des betrachteten Rundschnitts nach Bild 45
βder Beiwert zur Berücksichtigung der nichtrotationssymmetrischen Querkraftverteilung im Rundschnitt bei Rand- und Eckstützen sowie bei Innenstützen in unregelmäßigen Systemen. Für unverschiebliche Systeme dürfen die Werte nach Bild 44 angenommen werden, sofern kein genauerer Nachweis geführt wird. Für verschiebliche Systeme sind im Allgemeinen genauere Untersuchungen erforderlich

(3) Ein Reduzieren der einwirkenden Querkraft aus auflagernahen Einzellasten nach 10.3.2 ist nicht zulässig.

(4) Bei Fundamentplatten darf die Querkraft VEd um die günstige Wirkung der Bodenpressung in der kritischen Fläche abgemindert werden. Dabei dürfen für die Ermittlung der resultierenden Bodenreaktionskraft jedoch höchstens 50 % der kritischen Fläche Acrit nach 10.5.2 (4) in Ansatz gebracht werden.

(5) Die Querkraftkomponente Vpd der Spanngliedkraft von geneigten Spanngliedern, die parallel zu VEd wirkt und innerhalb der betrachteten Rundschnitte liegt, darf nach 10.3.2 berücksichtigt werden.

(6) Bei Platten ohne Durchstanzbewehrung ist nachzuweisen, dass längs des kritischen Rundschnitts nach 10.5.2 gilt:

vEd < vRd, ct(101)

(7) Bei Platten mit Durchstanzbewehrung sind folgende Nachweise zu führen:

  1. Die aufzunehmende Querkraft vEd nach Gleichung (100) längs des kritischen Rundschnitts darf den Bemessungswert der maximalen Querkrafttragfähigkeit nicht überschreiten:
    vEd < vRd, max(102)
  2. In jedem inneren Rundschnitt nach Bild 45 ist nachzuweisen:
    vEd < vRd, sy(103)
  3. Zur Vermeidung eines Versagens außerhalb des durchstanzbewehrten Bereiches ist längs des äußeren Rundschnitts nachzuweisen:
    vEd < vRd, ct, a(104)

Bild 44 - Näherungswerte für den Beiwert β

Legende

1Eckstütze
2Randstütze
3Innenstütze

10.5.4 Platten oder Fundamente ohne Durchstanzbewehrung

Die Querkrafttragfähigkeit vRd, ct längs des kritischen Rundschnitts nach 10.5.2 ist nach Gleichung (105) zu ermitteln:

vRd, ct = [0,14η1 κ * (100 * ρl * fck)1/3 - 0,12σcd] * d(105)

mit

(106)

Dabei ist

η1= 1,0 für Normalbeton; für Leichtbeton nach Tabelle 10
ddie mittlere Nutzhöhe in mm
 d = (dx + dy) /2
dx + dydie Nutzhöhe der Platte in x- bzw. y-Richtung im betrachteten Rundschnitt
ρlder mittlere Längsbewehrungsgrad innerhalb des betrachteten Rundschnitts mit
 
ρlx, ρlyder Bewehrungsgrad, bezogen jeweils auf die Zugbewehrung in x- bzw. y-Richtung, die innerhalb des betrachteten Rundschnitts im Verbund liegt und außerhalb des betrachteten Rundschnittes verankert ist. Bei Eck- und Randstützen siehe 10.5.2 (9).
σcdder Bemessungswert der Betonnormalspannung innerhalb des betrachteten Rundschnitts mit
 
 
σcd, x, σcd, ydie Bemessungswerte der Betonnormalspannung innerhalb des betrachteten Rundschnitts in x- bzw. y-Richtung
NEd, x, NEd, ydie Bemessungswerte der mittleren Längskräfte in den Querschnitten Ac, x und Ac, y durch den kritischen Rundschnitt infolge Vorspannung oder sonstige Einwirkungen (NEd < 0 als Längsdruckkraft)

10.5.5 Platten oder Fundamente mit Durchstanzbewehrung

(1) Die maximale Querkrafttragfähigkeit vRd, max für Platten mit Durchstanzbewehrung im kritischen Rundschnitt ist mit Gleichung (107) zu ermitteln:

vRd, max = 1,5 vRd, ct(107)

(2) Bei Durchstanzbewehrung rechtwinklig zur Plattenebene ist die erforderliche Bewehrung für die jeweils betrachtete Bewehrungsreihe nach Bild 45 aus Gleichung (108) und Gleichung (109) zu ermitteln und auf dem betrachteten Umfang gleichmäßig verteilt anzuordnen (siehe 13.3.3):

  1. für die erste Bewehrungsreihe im Abstand 0,5 d vom Stützenrand gilt:
    (108)
  2. für die weiteren Bewehrunqsreihen im Abstand sw < 0,75d untereinander gilt:
    (109)

Dabei ist

vRd, cder Betontraganteil; es darf vRd, c = vRd, ct nach Gleichung (105) angenommen werden
κs * Asw * fyddie Bemessungskraft der Durchstanzbewehrung in Richtung der aufzunehmenden Querkraft für jede Reihe der Bewehrung
uder Umfang des Nachweisschnittes
swdie wirksame Breite einer Bewehrungsreihe nach Bild 45, mit: sw < 0,75d
κsder Beiwert zur Berücksichtigung des Einflusses der Bauteilhöhe auf die Wirksamkeit der Bewehrung mit
 (110)

(3) Werden Schrägstäbe als Durchstanzbewehrung eingesetzt, müssen diese eine Neigung von 45° < α < 60° gegen die Plattenebene aufweisen. Werden ausschließlich Schrägstäbe eingesetzt, so dürfen diese nur im Bereich von 1,5d (mit der statischen Nutzhöhe d der Platte oder des Fundaments) um die Stütze angeordnet werden (siehe Bild 72).

Die erforderliche Bewehrung ist in einem Schnitt im Abstand 0,5 d vom Stützenrand nach Gleichung (111) nachzuweisen.

(111)

Dabei ist

1,3As * sinα * fyddie Bemessungskraft der Durchstanzbewehrung in Richtung der aufzunehmenden Querkraft
αder Winkel der geneigten Durchstanzbewehrung gegen die Plattenebene (siehe Bild 45)

(4) Der äußere Rundschnitt liegt im Abstand 1,5 d von der letzten Bewehrungsreihe (siehe Bild 45). Die Querkrafttragfähigkeit längs des äußeren Rundschnitts ist wie folgt zu ermitteln:

vRd, ct, a = κa * vRd, ct(112)

Dabei ist

vRd, ctdie Tragfähigkeit ohne Durchstanzbewehrung nach Gleichung (105) unter Berücksichtigung des Längsbewehrungsgrades ρl im äußeren Rundschnitt
κader Beiwert zur Berücksichtigung des Übergangs zum Plattenbereich mit der Tragfähigkeit nach 10.3.3 mit
 (113)
lwdie Breite des Bereiches mit Durchstanzbewehrung außerhalb der Lasteinleitungsfläche (siehe Bild 45)

Bild 45 - Nachweisschnitte der Durchstanzbewehrung

Legende

1Nachweisschnitt
2wirksame Breite einer Bügelreihe sw

(5) Anforderungen an die bauliche Durchbildung der Durchstanzbewehrung sind in 13.3.3 angegeben; die erforderliche Durchstanzbewehrung der inneren Rundschnitte darf folgenden Wert nicht unterschreiten:

(114)

bzw.

bei geneigter Durchstanzbewehrung mit sw = d und mit minρw nach 13.2.3 (5).

10.5.6 Mindestmomente

(1) Um die Querkrafttragfähigkeit sicherzustellen, sind die Platten im Bereich der Stützen für Mindestmomente mEd zu bemessen, sofern die Schnittgrößenermittlung nicht zu höheren Werten führt.

(2) Wenn andere Festlegungen fehlen, sollten folgende Mindestmomente je Längeneinheit angesetzt werden:

mEd, x = ηx * VEdundmEd, y = ηy * VEd(115)

Dabei ist

VEddie aufzunehmende Querkraft
ηx, ηyder Momentenbeiwert nach Tabelle 14 für die x- bzw. . y-Richtung (siehe Bild 46)

Diese Mindestmomente sollten jeweils in einem Bereich mit der in Tabelle 14 angegebenen Breite angesetzt werden (siehe Bild 46).

Tabelle 14 - Momentenbeiwerte η und Verteilungsbreiten der Momente

ZeileSpalte123456
ηxanzusetzende Breite bηy 
Lage der StützeZug an der PlattenoberseiteZug an der PlattenunterseiteZug an der Plattenoberseite cZug an der Plattenunterseiteanzusetzende Breite
1Innenstütze0,12500,3 ly0,12500,3 lx
2Randstütze, Rand "x" a0,2500,15 ly0,1250,125(je m Plattenbreite)
3Randstütze "y" a0,1250,125(je m Plattenbreite)0,2500,15 lx
4Eckstütze0,50,5(je m Plattenbreite)0,50,5(je m Plattenbreite)


aDefinition der Ränder und der Stützenabstände lx und ly siehe Bild 46
bsiehe Bild 46
cDie Plattenoberseite bezeichnet die der Lasteinleitungsfläche entgegen liegende Seite der Platte; die Plattenunterseite diejenige Seite, auf der die Lasteinleitungsfläche liegt.

Bild 46 - Bereiche für den Ansatz der Mindestbiegemomente mEd, x und mEd, y

Legende

1Rand "y"
2Rand "x"

10.6 Stabwerkmodelle

10.6.1 Allgemeines

(1) Ein Stabwerkmodell besteht aus Betondruckstreben, aus Zugstreben und den verbindenden Knoten. Die Kräfte in diesen Elementen des Stabwerkmodells sind unter Einhaltung des Gleichgewichts für die Einwirkungen im Grenzzustand der Tragfähigkeit zu ermitteln, und die Elemente sind dafür nach den in 10.6.2 und 10.6.3 angegebenen Regeln zu bemessen.

(2) Die Zugstreben des Stabwerkmodells müssen nach Lage und Richtung mit der zugehörigen Bewehrung übereinstimmen.

(3) Um die Verträglichkeit näherungsweise sicherzustellen, sollte das Stabwerkmodell, insbesondere die Lage und Richtung wichtiger Druckstreben, an der Spannungsverteilung nach der linearen Elastizitätstheorie orientiert sein.

(4) Stabwerkmodelle dürfen kinematisch sein, wenn Geometrie und Belastung aufeinander abgestimmt sind.

(5) Bei der Stabkraftermittlung für statisch unbestimmte Stabwerkmodelle dürfen die unterschiedlichen Dehnsteifigkeiten der Druck- und Zugstreben näherungsweise berücksichtigt werden. Vereinfachend dürfen einzelne statisch unbestimmte Stabkräfte in Anlehnung an die Kräfte aus einer linear-elastischen Berechnung des Tragwerks gewählt werden.

(6) Die Ergebnisse aus mehreren Stabwerkmodellen dürfen im Allgemeinen nicht überlagert werden. Dies ist im Ausnahmefall möglich, wenn die Stabwerkmodelle für jede Einwirkung im Wesentlichen übereinstimmen.

10.6.2 Bemessung der Zug- und Druckstreben

(1) Die Druckstreben des Stabwerkmodells sind für Druck und für Querzug (siehe Bild 47), bei ebenen Stabwerkmodellen auch für Querzug senkrecht zur Ebene des Stabwerkmodells, zu bemessen. Die Querzugkraft im Druckfeld infolge einer Einschnürung an einem Knoten kann mit Hilfe eines örtlichen Stabwerkmodells ermittelt werden.

Bild 47 - Querzugkräfte in einem Druckfeld mit Einschnürung zu konzentrierten Knoten an beiden Enden

(2) Der Bemessungswert der Druckstrebenfestigkeit ist wie folgt begrenzt:

  1. σRd, max = 1,0η1 * fcd für ungerissene Betondruckzonen
  2. σRd, max = 0,75η1 * fcd für Druckstreben parallel zu Rissen

mit η1 = 1,0 für Normalbeton; für Leichtbeton nach Tabelle 10

Bei Druckstreben mit kreuzenden Rissen können kleinere Werte erforderlich sein (siehe DAfSbHeft 525).

(3) Der Bemessungswert der Stahlspannung der Bewehrung der Zugstreben und der Bewehrung zur Aufnahme der Querzugkräfte in Druckstreben ist bei Betonstahl auf fyd, bei Spannstahl auf fp0,1k /γs zu begrenzen.

(4) Die Bewehrung ist bis in die konzentrierten Knoten ungeschwächt durchzuführen. Sie darf in verschmierten Knoten, die sich im Tragwerk über eine größere Länge erstrecken, innerhalb des Knotenbereichs gestaffelt enden. Dabei muss sie alle durch die Bewehrung umzulenkenden Druckwirkungen erfassen.

(5) Die Verankerungslänge der Bewehrung in Druck-Zug-Knoten beginnt am Knotenanfang, wo erste Druckspannungen aus den Druckstreben auf die verankerte Bewehrung treffen und von ihr umgelenkt werden (siehe Bild 49).

(6) In Bauteilbereichen mit parallelem Druck- und Zuggurt ist die Höhe des Druckspannungsfeldes oder die Höhe des Spannungsblocks im Hinblick auf die Verträglichkeit zu begrenzen. So sollten diese Abmessungen nicht größer gewählt werden, als sie sich bei Annahme einer linearen Dehnungsverteilung ergeben.

Bild 48 - Knotenbereich für den Nachweis von Druckknoten

(7) Für Druckstreben, deren Druckfelder sich zu konzentrierten Knoten hin stark einschnüren, erübrigen sich Nachweise der Druckspannungen, wenn die angrenzenden Knoten nach 10.6.3 nachgewiesen werden.

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