umwelt-online: Gentechnik-Sicherheitsverordnung (4)
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Sicherheitsmaßnahmen für Labor- und Produktionsbereich 02a | Anhang III |
A. Sicherheitsmaßnahmen für den Laborbereich
Die Anforderungen der niedrigen Stufen sind von den höheren eingeschlossen.
I. Stufe 1
- Der Gentechnik-Arbeitsbereich ist als solcher und entsprechend der Sicherheitsstufe der gentechnischen Arbeiten, für die er zugelassen ist, zu kennzeichnen.
- Die Arbeiten sollen in abgegrenzten und in ausreichend großen Räumen bzw. Bereichen durchgeführt werden.
In Abhängigkeit von der Tätigkeit ist eine ausreichende Arbeitsfläche für jeden Mitarbeiter zu gewährleisten.
- Oberflächen (Arbeitsflächen sowie die an die Arbeitsflächen angrenzenden Wandflächen und Fußböden) sollen leicht zu reinigen und müssen dicht und beständig gegen die verwendeten Stoffe und Reinigungsmittel sein.
- Ein Waschbecken soll im Arbeitsbereich vorhanden sein.
- Türen der Arbeitsräume sollen während der Arbeiten geschlossen sein.
Labortüren sollen nach außen aufschlagen und sollen aus Gründen des Personenschutzes Sichtfenster aufweisen.
- Mundpipettieren ist untersagt, Pipettierhilfen sind zu benutzen.
- Spritzen und Kanülen sollen nur wenn unbedingt nötig benutzt werden.
- Bei allen Arbeiten muß darauf geachtet werden, dass Aerosolbildung so weit wie möglich vermieden wird.
Bei Arbeiten mit gentechnisch veränderten Organismen der Risikogruppe 1 mit sensibilisierenden oder toxischen Wirkungen sind entsprechende Maßnahmen zu treffen, die eine Exposition der Beschäftigten minimieren.
Hier kann es sich z.B. um die Verwendung einer Sicherheitswerkbank, den Einsatz von Atemschutz oder die Vermeidung sporenbildender Entwicklungsphasen bei Pilzen handeln.
- Nach Beendigung der Tätigkeit und vor Verlassen des Arbeitsbereiches müssen die Hände ggf. desinfiziert, sorgfältig gewaschen, und rückgefettet (Hautschutzplan) werden.
- Laborräume sollen aufgeräumt und saubergehalten werden.
Auf den Arbeitstischen sollen nur dir tatsächlich benötigten Geräte und Materialien stehen.
Vorräte sollen nur in dafür bereitgestellten Räumen oder Schränken gelagert werden.
- Die Identität und Reinheit der benutzten Organismen ist regelmäßig zu überprüfen, wenn dies für die Beurteilung des Gefährdungspotentials notwendig ist. Die zeitlichen Abstände richten sich nach dem möglichen Gefährdungspotential.
- Die Aufbewahrung der gentechnisch veränderten Organismen hat sachgerecht zu erfolgen.
- Ungeziefer und Überträger von GVO (z.B. Nagetiere und Arthropoden) sind ist in geeigneter Weise zu bekämpfen, sofern erforderlich.
- Verletzungen sind dem Projektleiter unverzüglich zu melden.
- Nahrungs- und Genußmittel sowie Kosmetika dürfen im Arbeitsbereich nicht aufbewahrt werden.
- In Arbeitsräumen darf nicht gegessen, getrunken, geraucht o, geschnupft oder geschminkt werden.
Für die Beschäftigten sind Bereiche einzurichten, in denen sie ohne Beeinträchtigung ihrer Gesundheit durch gentechnisch veränderte Organismen essen, trinken, rauchen oder schnupfen können.
- In Arbeitsräumen sind Laborkittel oder andere Schutzkleidung zu tragen.
- Ein Autoklav muss innerhalb des Betriebsgeländes vorhanden sein.
- Erforderlichenfalls ist außerhalb der primären physikalischen Einschließung auf das Vorhandensein lebensfähiger, in der Anwendung eingesetzter Organismen zu prüfen.
- Für den Fall des Austretens von GVO müssen wirksame Desinfektionsmittel und spezifische Desinfektionsverfahren zur Verfügung stehen.
- Gegebenenfalls ist für eine sichere Aufbewahrung von kontaminierten Laborausrüstungen und -materialien zu sorgen.
II. Stufe 2
- Der Arbeitsbereich ist zusätzlich mit dem Warnzeichen "Biogefährdung" zu kennzeichnen.
- Arbeiten mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen der Risikogruppe 2 sollen so erfolgen, dass eine Exposition der Beschäftigten so weit wie möglich vermieden wird.
- Zutritt zum Labor haben außer den an den Experimenten Beteiligten nur Personen, die vom Projektleiter oder durch von ihm autorisierte Dritte hierzu ermächtigt wurden.
Hierauf ist durch geeignete Kennzeichnung an den Zugängen hinzuweisen.
- Fenster und Türen der Arbeitsbereiche müssen während der Arbeiten geschlossen sein.
Labortüren müssen nach außen aufschlagen und aus Gründen des Personenschutzes ein Sichtfenster aufweisen.
- a. Oberflächen müssen leicht zu reinigen und beständig gegenüber den eingesetzten Desinfektionsmitteln sein.
- Für das Arbeiten mit gentechnisch veränderten Organismen ist ein Hygieneplan zu erstellen.
- In Abhängigkeit von der durchzuführenden Tätigkeit ist vom Betreiber geeignete persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen und vom Beschäftigten zu tragen.
Getrennte Aufbewahrungsmöglichkeiten für die Schutz- und Straßenkleidung sind vorzusehen.
Die Benutzung persönlicher Schutzausrüstung schließt das Tragen von Schutzkleidung mit ein. Die Reinigung der Schutzkleidung ist vom Betreiber durchzuführen.
Die Schutzausrüstung darf nicht außerhalb der Arbeitsräume getragen werden.
- Für die Desinfektion und Reinigung der Hände müssen ein Waschbecken, dessen Armatur ohne Handberührung bedienbar sein sollte, und Desinfektionsmittel-, Handwaschmittel- und Einmalhandtuchspender vorhanden sein.
Diese sind vorzugsweise in der Nähe der Labortür anzubringen.
Einrichtungen zum Spülen der Augen müssen vorhanden sein.
- Bei Arbeiten, bei denen Aerosole entstehen können, muß sichergestellt werden, daß diese nicht in den Arbeitsbereich gelangen.
Dazu sind insbesondere folgende Maßnahmen geeignet:
- Durchführung der Arbeit in einer Sicherheitswerkbank oder unter einem Abzug. bei denen ein Luftstrom vom Experimentator zur Arbeitsöffnung hin gerichtet ist, oder
- Benutzung von Geräten, bei denen keine Aerosole freigesetzt werden.
Die Abluft aus den unter Buchstabe a genannten Geräten muß durch einen Hochleistungsschwebstoff-Filter geführt oder durch ein anderes geprüftes Verfahren keimfrei gemacht werden.
- das Tragen geeigneter Schutzausrüstung, wenn technische und organisatorische Maßnahmen nicht ausreichen oder nicht anwendbar sind.
Die Funktionsfähigkeit der Geräte ist durch regelmäßige Wartung sicherzustellen.
- Ein Autoklav oder ein gleichwertiges Gerät zur Inaktivierung oder Sterilisierung muß im Labor vorhanden oder innerhalb desselben Gebäudes verfügbar sein.
- Abfälle, die gentechnisch veränderte Organismen enthalten, dürfen nur in geeigneten Behältern innerbetrieblich transportiert werden.
- Gentechnisch veränderte Organismen dürfen nur in verschlossenen und gegen Bruch geschützten und bei Kontamination von außen desinfizierten, gekennzeichneten Behältern innerbetrieblich transportiert werden.
- Vor Reinigungs-, Instandsetzungs- und Änderungsarbeiten an kontaminierten Geräten oder Einrichtungen ist die Dekontamination durch das Laborpersonal durchzuführen oder zu veranlassen.
- Alle Arbeitsflächen sind nach Beendigung der Tätigkeiten zu desinfizieren,
- Werden Organismen verschüttet, muß unverzüglich der kontaminierte Bereich gesperrt und desinfiziert werden.
- Ungeziefer und Überträger von GVO (z.B. Nagetiere und Arthropoden) sind in geeigneter Weise zu bekämpfen.
- Der Arbeitsbereich soll frei von Bodenabläufen sein.
Ablaufbecken in Arbeitsflächen sollen mit einer Aufkantung versehen sein.
- Kontaminierte Prozessabluft, die in den Arbeitsbereich gegeben wird, muss durch geeignete Verfahren wie Filterung oder thermische Nachbehandlung gereinigt werden.
Dies gilt z.B. auch für die Abluft von Autoklaven, Pumpen oder Bioreaktoren.
- Gentechnisch veränderte Organismen der Risikogruppe 2 sind dicht verschlossen und sicher aufzubewahren.
III. Stufe 3
- Das Labor muß von seiner Umgebung abgeschirmt sein.
- Fenster dürfen nicht zu öffnen sein.
- In der Regel ist eine Schleuse einzurichten, über die das Labor zu betreten und zu verlassen ist. Die Schleuse ist mit zwei selbstschließenden Türen auszustatten, die bei bestimmungsgemäßem Betrieb gegeneinander verriegelt sind.
Sie muß eine Händedesinfektionsvorrichtung enthalten.
In der Regel ist in der Schleuse ein Handwaschbecken mit Ellenbogen-, Fuß- oder Sensorbetätigung einzurichten.
In begründeten Einzelfällen kann auf eine Schleuse verzichtet werden.
Falls erforderlich, ist eine Dusche einzurichten.
- In der Schleuse ist geeignete Schutzkleidung anzulegen.
Beim Arbeiten sind Schutzhandschuhe zu tragen.
Schutzkleidung, geschlossene Schuhe und Schutzhandschuhe sind vom Betreiber bereitzustellen.
Die Schutzkleidung ist vor der Reinigung oder der Beseitigung zu sterilisieren.
Die Schutzkleidung umfasst einen an den Rumpfvorderseiten geschlossenen Schutzkittel mit Kennzeichnung, geschlossene Schuhe, die entsprechend der Tätigkeit anzulegen sind, sowie in Abhängigkeit von der Tätigkeit Mundschutz (Berührungsschutz).
- Jedes Labor sollte über eigene Laborgerätschaften verfügen.
- Ein Autoklav oder eine gleichwertige Sterilisationseinheit muß im Labor vorhanden sein.
- Bei Arbeiten, bei denen Aerosole entstehen können, muß stets in Sicherheitswerkbänken der Klasse I oder II gearbeitet werden.
- Der Zutritt zum Labor ist auf die Personen zu beschränken, deren Anwesenheit zur Durchführung der Versuche erforderlich ist und die zum Eintritt befugt sind.
Der Projektleiter ist verantwortlich für die Bestimmung der zutrittsberechtigten Personen.
Eine Person darf nur dann allein im Labor arbeiten, wenn eine von innen zu betätigende Alarmanlage vorhanden ist.
- Im Arbeitsbereich anfallende zu sterilisierende Abwässer sind grundsätzlich einer thermischen Nachbehandlung zu unterziehen:
Sammeln in Auffangbehältern und Autoklavierung oder zentrale Abwassersterilisation.
Alternativ können auch erprobte chemische Inaktivierungsverfahren eingesetzt werden.
Bei bestimmungsgemäßem Betrieb und unter Beachtung der organisatorischen Sicherheitsmaßnahmen fallen aus der Schleuse keine kontaminierten Abwässer an.
- Der Laborbereich muss zum Zwecke der Begasung abdichtbar sein.
- Sofern mit pathogenen Organismen gearbeitet wird, für die eine Übertragung durch die Luft nicht ausgeschlossen werden kann, muß das Labor unter ständigem, durch Alarmgeber kontrollierbarem Unterdruck gehalten und die Abluft über Hochleistungsschwebstoff-Filter geführt werden.
Die Rückführung kontaminierter Abluft in Arbeitsbereiche ist unzulässig.
- Für sicherheitsrelevante Einrichtungen wie Lüftungsanlagen, einschließlich Ventilationssystem, Notruf- und Überwachungseinrichtungen ist eine Notstromversorgung einzurichten.
Zum sicheren Verlassen des Arbeitsbereichs ist eine Sicherheitsbeleuchtung einzurichten.
- Beim Auswechseln von Filtern z.B. der lüftungstechnischen Anlage oder der Sicherheitswerkbank müssen diese entweder am Einbauort sterilisiert oder zwecks späterer Sterilisierung durch ein geräteseits vorgesehenes Austauschsystem in einen luftdichten Behälter verpackt werden, so dass eine Infektion des Wartungspersonals und anderer Personen ausgeschlossen werden kann.
- Für die Kommunikation vom Labor nach außen muss eine geeignete Einrichtung vorhanden sein.
- Gentechnisch veränderte Organismen dürfen nur in bruchsicheren, dicht verschlossenen, entsprechend gekennzeichneten und außen desinfizierten Behältern innerbetrieblich transportiert werden.
IV. Stufe 4
- Das Labor muß entweder ein selbständiges Gebäude oder, als Teil eines Gebäudes, durch einen Flur oder Vorraum deutlich von den allgemein zugänglichen Verkehrsflächen abgetrennt sein.
Das Labor soll keine Fenster haben.
Sind Fenster vorhanden, müssen sie dicht, bruchsicher und dürfen nicht zu öffnen sein.
Es müssen Maßnahmen getroffen werden, die jedes unbeabsichtigte oder unerlaubte Betreten des Labors verhindern.
Alle Türen des Labors müssen selbstschließend sein.
Die Arbeitsräume des Labors dürfen nur durch eine dreikammerige Schleuse betreten werden können.
- Die Schleuse muß gegen den Vorraum und die Arbeitsräume mit einer entsprechenden Druckstaffelung versehen sein, um den Austritt von Luft aus dem isolierten Laborteil zu verhindern.
Die mittlere Kammer der Schleuse muß eine Personendusche enthalten.
Eine Einrichtung zum Einbringen großräumiger Gerate oder Einrichtungsgegenstände ist vorzusehen.
- Wände, Decken und Fußböden des Labors müssen nach außen dicht sein.
Alle Durchtritte von Ver- und Entsorgungsleitungen müssen abgedichtet sein.
- Alle Innenflächen des Labors, einschließlich der Oberfläche der Labormöbel, müssen desinfizierbar und gegen in diesem Labor benutzte Säuren, Laugen und organische Lösungsmittel widerstandsfähig sein.
- Das Labor muß mit einem Durchreicheautoklaven ausgerüstet sein.
Durch eine automatisch wirkende Verriegelung ist sicherzustellen, daß die Tür nur geöffnet werden kann, nachdem der Sterilisierungszyklus in der Schleuse beendet wurde.
Zum Ein- und Ausschleusen von Geräten und hitzeempfindlichem Material ist ein Tauchtank oder eine begasbare Durchreiche mit wechselseitig verriegelbaren Türen vorzusehen.
- Das Labor muß durch ein eigenes Ventilationssystem belüftet werden.
Dieses ist so auszulegen, daß im Labor ständig ein Unterdruck gegenüber der Außenwelt aufrechterhalten wird.
Der Unterdruck muß vom Vorraum bis zum Arbeitsraum jeweils zunehmen.
Der in der letzten Stufe tatsächlich vorhandene Unterdruck muß von innen wie von außen leicht kontrollierbar und überprüfbar sein.
Unzulässige Druckveränderungen müssen durch einen hörbaren Alarm angezeigt werden.
Zu- und Abluft sind so zu koppeln, daß bei Ausfall von Ventilatoren die Luft keinesfalls unkontrolliert austreten kann.
Die Abluft aus dem Labor muß so aus dem Gebäude gelangen, daß eine Gefährdung der Umwelt nicht eintreten kann.
Zu- und Abluft des Labors müssen durch zwei aufeinander folgende Hochleistungsschwebstoff-Filter geführt werden.
Die Filter sind so anzuordnen, daß ihre einwandfreie Funktion in eingebautem Zustand überprüft werden kann.
Zu- und Abluftleitungen müssen hinter den Filtern mechanisch dicht verschließbar sein, und ein gefahrloses Wechseln der Filter zu ermöglichen.
- Das Kondenswasser des Autoklaven muß sterilisiert werden, bevor es in die allgemeine Abwasserleitung gelangt.
Durch eine geeignete Anordnung von Ventilen und durch Hochleistungsschwebstoff-Filter gesicherte Entlüftungsventile sind diese Sterilisationsanlagen gegen Fehlfunktion zu schützen.
- Alle Ver- und Entsorgungsleitungen sind durch geeignete Maßnahmen gegen Rückfluß zu sichern.
Gasleitungen sind durch Hochleistungsschwebstoff-Filter, Flüssigkeitsleitungen durch keimdichte Filter zu schürzen.
Das Labor darf nicht an ein allgemeines Vakuumsystem an geschlossen werden.
- Im Labor muß ein mit Ellbogen, Fuß oder Sensor zu betätigendes Handwaschbecken mit Desinfektionseinrichtungen oder ein besonderes Becken mit Desinfektionslösung zum Desinfizieren der Hände vorhanden sein.
Es ist eine laborinterne Arbeitsvorschrift für die notwendigen Desinfektionsmaßnahmen zu erlassen.
- Für alle Arbeiten mit humanpathogenen Organismen gelten zusätzlich die folgenden Sicherheitsmaßnahmen:
- Die Arbeiten dürfen nur in geschlossenen, gasdichten Sicherheitswerkbänken durchgeführt werden.
Die Arbeitsöffnungen dieser Bänke sind mit armlangen, luftdicht angebrachten Schutzhandschuhen zu versehen.
Die Belüftung dieser Sicherheitswerkbänke erfolgt durch individuelle Zu- und Abluftleitungen, die auf der Zuluftseite durch einen, auf der Abluftseite durch zwei aufeinanderfolgende Hochleistungsschwebstoff-Filter geschützt sind.
Die Abluft der Sicherheitswerkbänke ist durch einen eigenen Kanal nach außen zu führen.
Bei Normalbetrieb haben die Sicherheitswerkbänke im Vergleich zum Arbeitsraum einen Unterdruck aufzuweisen.
Es muß sichergestellt sein, daß bei einem Ausfall des Stromnetzes Alarm gegeben wird.
- Die Ventile des Lüftungssystems müssen stromlos in einen sicheren Zustand gelangen.
- Die Sicherheitswerkbänke müssen eine Vorrichtung für das gefahrlose Ein- und Ausschleusen von Material und Gütern enthalten.
Zum Zweck der Desinfektion der Arbeitsbänke muß eine von außen zu bedienende Begasungsanlage vorgesehen werden.
Eine Alternative zu den geschlossenen, gasdichten Sicherheitswerkbänken ist die Verwendung von fremdbelüfteten Vollschutzanzügen, die es erlauben, die unter den Sicherheitsmaßnahmen der Sicherheitsstufe 2 beschriebenen Sicherheitswerkbänke zu benutzen.
- Zentrifugen, in denen Organismen zentrifugiert werden, mit denen nur unter den Bedingungen der Sicherheitsstufe 4 gearbeitet werden darf, dürfen nur in vergleichbaren Sicherheitswerkbänken betrieben werden oder sind entsprechend zu umbauen,
- im Labor darf niemals eine Person allein tätig sein, es sei denn, es besteht eine kontinuierliche Sichtverbindung oder Kameraüberwachung.
Eine Wechselsprechanlage nach außen oder eine Telefonverbindung muß vorhanden sein.
- Vor Betreten des Arbeitsbereichs sind alle Kleidungsstücke einschließlich Uhren und Schmuck im Raum vor der Dusche abzulegen.
Es sind eine besondere Schutzkleidung und Schutzhandschuhe zu tragen.
Vor Verlassen des Arbeitsbereichs ist in dem Teil der Schleuse, der unmittelbar an die Arbeitsräume angrenzt, die Arbeitskleidung in sterilisierbare Behälter abzulegen.
Die Straßenkleidung darf erst nach Duschen mit Abseifen angezogen werden.
Die abgelegte Kleidung verbleibt in der Schleuse und wird beim nächsten Betreten des Arbeitsbereichs nach Sterilisierung ausgeschleust.
Schutzkleidung und Schutzhandschuhe sind vom Betreiber bereitzustellen.
B. Sicherheitsmaßnahmen für den Produktionsbereich
Die Anforderungen der niedrigen Stufen sind von den höheren eingeschlossen.
I. Stufe 1
- Die Laborsicherheitsmaßnahmen der Stufe 1 gelten für die Produktion sinngemäß.
- In Abhängigkeit von ihren Eigenschaften müssen lebensfähige Mikroorganismen oder Zellkulturen in einem System eingeschlossen sein, das den Prozess von der Umwelt trennt (Fermenter).
- Im Rahmen der Regeln guter mikrobiologischer Technik kommt der Vermeidung von Aerosolen besondere Bedeutung zu. Um zu verhindern, daß größere Mengen an Kultursuspensionen über die Abluft aus den technischen Apparaturen austreten, können z.B. folgende Maßnahmen getroffen werden:
- Füllung der Fermenter bis max. 80 % und/oder
- Überwachung der Schaumbildung durch Sensoren und kontinuierliche oder geregelte Zugabe von Antischaummitteln und/oder
- Einbau von Wasch- und Abscheidevorrichtungen, wie z.B. Demister, Zentrifugalabscheider.
Falls erforderlich, sind Aerosole während der Probenahme, der Zugabe von Material in einen Fermenter oder der Übertragung von Material in einen anderen Fermenter zu kontrollieren.
- Falls erforderlich, sind spezifische Maßnahmen zur angemessenen Belüftung des Arbeitsbereichs an zuwenden, um die Kontamination der Luft auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
- Zur Wellenabdichtung sind Stopfbuchsen ausreichend.
- Falls erforderlich, sind große Mengen an Kulturflüssigkeit, bevor sie aus dem Fermenter genommen werden, zu inaktivieren.
- Falls erforderlich, muss der Arbeitsbereich so ausgelegt sein, dass bei Austreten des gesamten Inhalts des Fermenters dieser aufgefangen werden kann.
II. Stufe 2
- Der Arbeitsbereich ist zusätzlich mit dem Warnzeichen "Biogefährdung" zu kennzeichnen.
- Falls erforderlich, müssen die Fermenter innerhalb eines kontrollierten Bereichs liegen.
- Falls erforderlich, muss der kontrollierbare Bereich abdichtbar sein, um eine Begasung zu ermöglichen.
- Der Zutritt ist nur autorisierten Personen erlaubt.
- Ausreichende Sterilisationskapazität muß im Gebäude vorhanden sein.
- An den Waschbecken müssen Direktspender mit Händedesinfektionsmitteln zur Verfügung stehen.
- Die technischen Apparaturen sind konstruktionsmäßig so auszulegen, daß Aerosolbildung und Undichtigkeiten vermieden werden.
Zur Sicherstellung, daß keine Aerosole in den Arbeitsbereich gelangen, sind insbesondere folgende Maßnahmen geeignet:
- bei der Verwendung von Zentrifugen und Separatoren
- Betreiben der Zentrifugen in Abzügen mit Abluftfilter oder Sicherheitswerkbänken,
- Verwendung dichter Zentrifugen z. B kontinuierlich betriebene in-line-Geräte)
- Verwendung eines Rotors mit dicht schließendem Deckel, Verwendung bruchsicherer und geschlossener Zentrifugeneinsätze oder -gefäße oder
- Einstellung nicht bruchsicherer Zentrifugengefäße in geschlossene und bruchsichere Einsätze,
- bei der Verwendung von Homogenisatoren
- besondere Konstruktionsmerkmale wie Abdichten des Deckels mit einem O-Ring, geeignete Werkstoffe für Schüssel und Deckel,
- Betrieb und insbesondere Öffnen der Geräte in Abzügen oder Sicherheitswerkbänken oder
- Verwendung kontinuierlich betriebener in-line-Geräte.
Diese Maßnahmen sind beim Betrieb von Geräten, die der Erreichung eines vergleichbaren Zieles dienen und an die deshalb dieselben Anforderungen zu stellen sind, sinngemäß anzuwenden.
- Lebensfähige Mikroorganismen müssen in einem System eingeschlossen sein, das den Prozess von der Umwelt trennt (z.B. Fermenter). Um das Austreten von gentechnisch veränderten Organismen über die Fermenterabluft auf ein Minimum zu beschränken, können verwendet werden;
- Zentrifugalabscheider,
- Venturi-Wäscher,
- Demister,
- Tiefenfilter,
- Maßnahmen zur Schaumkontrolle (chemisch, mechanisch).
Kontaminierte Prozessabluft, die in den Arbeitsbereich gegeben wird, muss durch geeignete Verfahren wie Filterung oder thermische Nachbehandlung gereinigt werden.
Dies gilt z.B. auch für die Abluft von Autoklaven, Pumpen oder Bioreaktoren.
- Werden Lösungen, die gentechnisch veränderte Organismen enthalten, verschüttet, ist der verunreinigte Bereich unverzüglich zu desinfizieren.
- Dichtungen müssen so beschaffen sein, dass das unbeabsichtigte Entweichen von gentechnisch veränderten Organismen auf ein Mindestmaß reduziert wird.
Für Wellendurchführungen sind z.B. folgende Abdichtungen geeignet
- einfach wirkende Gleitringdichtung,
- Stopfbuchse mit Dampf- oder Desinfektionsmittelsperre.
- Arbeiten, bei denen Aerosole in den Arbeitsbereich austreten können, müssen in einer Sicherheitswerkbank der Klasse I oder II oder unter einem Abzug mit Hochleistungsschwebstoff-Filter durchgeführt werden.
Die Oberfläche der Sicherheitswerkbank muss gegenüber Wasser, Säuren, Lösungs-, Desinfektions- und Dekontaminationsmitteln resistent und leicht zu reinigen sein.
- Der Arbeitsbereich ist so auszulegen, daß durch Auffangvorrichtungen, deren Volumina sich mindestens am größten Einzelvolumen orientieren, ein unkontrollierter Austritt verhindert wird.
- Zum Beimpfen und für Überführungsvorgänge sollen geschlossene Leitungen zwischen der Anlage und dem Impfbehälter verwendet werden.
- Zur Probenahme sind Einrichtungen zu verwenden, die nach jedem Probenahmevorgang desinfiziert werden können.
Die Probenahme ist unter Vermeidung von Aerosolen durchzuführen.
Probenahmegefäße müssen während des Transports verschlossen sein und insbesondere gegen Bruch geschützt werden.
- Gentechnisch veränderte Organismen sind vor dem Abernten durch validierte Verfahren zu inaktivieren oder in weitgehend geschlossenen Apparaturen weiter zu verarbeiten.
Als Aufarbeitungsgeräte kommen in Frage:
- Separatoren und Dekanter in geschlossener Ausführung,
- Filteranlagen (geschlossen),
- gekapselte Vakuumdrehfilter,
- Kammerfilterpresse.
- Vor dem Öffnen der technischen Apparaturen, in denen mit gentechnisch veränderten Organismen umgegangen wurde, sind die verunreinigten Teile zu desinfizieren.
- Für das Arbeiten mit gentechnisch veränderten Organismen ist ein Hygieneplan zu erstellen.
- Schutzkleidung ist vom Betreiber bereitzustellen und vom Beschäftigten zu tragen.
Getrennte Aufbewahrungsmöglichkeiten für die Schutz- und Straßenkleidung sind vorzusehen.
Die Reinigung der Schutzkleidung ist vom Betreiber durchzuführen.
Die Schutzkleidung darf nicht außerhalb der Arbeitsräume getragen werden.
III. Stufe 3
- Der Arbeitsbereich muß von seiner Umgebung abgeschirmt sein.
Der Zugang zum Arbeitsbereich ist nur autorisierten und über die Sicherheitsanforderungen belehrten Personen gestattet.
- Fermenter müssen innerhalb eines kontrollierten Bereichs liegen.
- Sofern mit pathogenen Organismen gearbeitet wird, für die eine Übertragung durch die Luft nicht ausgeschlossen werden kann, muss der Produktionsbereich unter ständigem, durch Alarmgeber kontrollierbarem Unterdruck gehalten und die Abluft über Hochleistungsschwebstoff-Filter geführt werden.
Die Rückführung kontaminierter Abluft in den Arbeitsbereich ist unzulässig.
Das Ventilationssystem muss eine Notstromversorgung haben.
- In der Regel ist eine Schleuse einzurichten, über die der Produktionsbereich zu betreten und zu verlassen ist. Die Schleuse ist mit zwei selbstschließenden Türen auszustatten, die bei bestimmungsgemäßem Betrieb gegeneinander verriegelt sind.
Sie muss eine Händedesinfektionsvorrichtung enthalten.
In der Regel ist in der Schleuse ein Handwaschbecken mit Ellenbogen-, Fuß- oder Sensorbetätigung einzurichten.
Falls erforderlich, ist eine Dusche einzurichten.
In begründeten Einzelfällen kann auf eine Schleuse verzichtet werden.
- In der Schleuse ist geeignete Schutzkleidung anzulegen.
Beim Arbeiten sind Schutzhandschuhe zu tragen.
Schutzkleidung und Handschuhe, geschlossene Schuhe und Schutzhandschuhe sind vom Betreiber bereitzustellen.
Die Schutzkleidung ist vor der Reinigung oder der Beseitigung zu sterilisieren.
Die Schutzkleidung umfasst einen an den Rumpfvorderseiten geschlossenen Schutzkittel mit Kennzeichnung, geschlossene Schuhe, die entsprechend der Tätigkeit anzulegen sind, sowie in Abhängigkeit von der Tätigkeit Mundschutz (Berührungsschutz).
- Boden und die Oberfläche der Sicherheitswerkbank, soweit vorhanden, müssen gegenüber Wasser, Säuren, Laugen, Lösungs-, Desinfektions- und Dekontaminationsmitteln resistent und leicht zu reinigen sein.
- Der Arbeitsbereich muß mit einer technischen Lüftung ausgestattet sein, wobei die Filtration der Raumabluft in der Regel nicht erforderlich ist.
- Im Arbeitsbereich anfallende zu sterilisierende Abwässer sind grundsätzlich einer thermischen Nachbehandlung zu unterziehen:
Sammeln in Auffangbehältern und Autoklavierung oder zentrale Abwassersterilisation.
Alternativ können auch erprobte chemische Inaktivierungsverfahren eingesetzt werden.
Bei bestimmungsgemäßem Betrieb und unter Beachtung der organisatorischen Sicherheitsmaßnahmen fallen aus der Schleuse keine kontaminierten Abwässer an.
- Die Apparaturen sind entsprechend dem Stand von Wissenschaft und Technik als geschlossene Systeme auszuführen.
- Die Fermenterabluft muß entweder über ein geeignetes Filtersystem, z.B. mit Hochleistungsschwebstoff-Filter, abgeführt werden oder ist durch Erhitzen zu sterilisieren.
- Dichtungen müssen so beschaffen sein, dass das unbeabsichtigte Entweichen von gentechnisch veränderten Organismen verhindert wird.
Durchführungen von Antriebswellen müssen mit doppelt wirkenden Dichtelementen, wie z.B. durch doppelte Gleitringdichtung, oder Doppellippendichtung, ausgestattet sein.
Die Sperrflüssigkeit ist unter geringem Überdruck gegenüber dem Behälterinnendruck zu halten und zu überwachen.
Der Antrieb kann auch über eine Magnetkupplung erfolgen.
- Vor dem Abernten sind die gentechnisch veränderten Organismen zu sterilisieren oder in geschlossenen Apparaturen weiterzuverarbeiten.
Als Erntegeräte kommen in Frage:
- desinfizierbare Separatoren und Dekanter in geschlossener Ausführung,
- Membranfilteranlage (geschlossen),
- Cross-Flow-Filter.
IV. Stufe 4
- Die Arbeitsräume des Produktionsbereichs dürfen nur durch eine dreikammerige Schleuse betreten werden können.
Die Schleuse muß gegen den Vorraum und die Arbeitsräume mit einer Druckstaffelung versehen sein, um den Austritt von Luft aus dem isolierten Produktionsbereich zu verhindern.
Die mittlere Kammer der Schleuse muß eine Personendusche enthalten.
Die Arbeitsbereiche müssen mit Materialschleusen mit gegenseitig verriegelbaren Türen ausgerüstet sein.
- Vor Betreten des Arbeitsbereichs sind alle Kleidungsstücke einschließlich Uhren und Schmuck im Raum vor der Dusche abzulegen.
Es sind eine besondere Schutzkleidung und Gummihandschuhe zu tragen.
Vor Verlassen des Arbeitsbereiches ist in dem Teil der Schleuse, der unmittelbar an die Arbeitsräume angrenzt, die Arbeitskleidung in sterilisierbare Behälter abzulegen.
Die Straßenkleidung darf erst nach Duschen mit Abseifen angezogen werden.
Die abgelegte Kleidung verbleibt in der Schleuse und wird beim nächsten Betreten des Arbeitsbereichs nach Sterilisierung ausgeschleust.
Schutzkleidung und Schutzhandschuhe sind vom Betreiber bereitzustellen.
- Fenster, Wände, Decken und Fußböden müssen nach außen dicht sein.
Fenster dürfen sich im Normalbetrieb nicht öffnen lassen.
- Im Arbeitsbereich muß ein Unterdruck durch geeignete Lüftungssysteme gewährleistet sein.
Der Unterdruck ist durch ein Meßgerät mit Alarmgeber laufend zu überwachen.
- Zu- und Abluft müssen über doppelt ausgeführte geführt werden.
Der Filterwechsel muß unter aseptischen Bedingungen erfolgen, wie z.B. Sack-im-Sack-System oder chemische Desinfektion.
Die Abluft der Fermenter ist über Doppelmembranfilter zu führen.
- Die Anlage ist so auszulegen, daß die gesamte Abwassermenge aus Fermenter und Abflüssen aufgefangen und sterilisiert werden kann,
- Für den gesamten Arbeitsbereich sind Sicherheitsschaltungen vorzusehen, die einen Austritt von gentechnisch veränderten Organismen auch bei Ausfall der Netzenergien verhindern.
Das können z.B. sein: zwangsweise Schaltungen von Ventilen in den sicheren Zustand, Rückschlagklappen an Versorgungsleistungen, Notstromversorgung.
- Zur Probenahme sind geschlossene Systeme zu verwenden.
Das Probenahmegefäß muß insbesondere vor mechanischer Beschädigung geschützt werden.
- Werden die Organismen vor dem Abernten nicht sterilisiert, müssen die folgenden Aufbauarbeitungsschritte, bei denen noch mit lebenden Organismen zu rechnen ist, in geschlossenen und desinfizierbaren Apparaturen erfolgen.
Bereiche, in denen sich Aerosole bilden können, müssen räumlich abgetrennt sein.
Die Abluft der Absaugungen ist über doppelt ausgeführte Hochleistungsschwebstoff-Filter zu führen, oder es muß in geschlossenen, gasdichten Sicherheitswerkbänken gearbeitet werden.
- Bei Kontaminationsgefahr, z.B. nach dem Verschütten von Kulturlösungen, sind fremdbelüftete Vollschutzanzüge zu benutzen.
- Der kontrollierte Bereich muss abdichtbar sein, um eine Begasung zu ermöglichen.
- Das Gebäude muß so ausgeführt werden, daß im Brandfall Dauerlöschwasser nicht in das Kanalsystem gelangen kann