umwelt-online: Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Unfällen mit gefährlichen Gütern (6)
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Sauerstoffgabe & gesteuerte Beatmung | Anhang 3 |
Erstickung
Erstickung (Asphyxie) führt zu einem Sauerstoffmangel im Blut. Sie kann neben der Vergiftung durch Chemikalien viele andere Ursachen haben.
Vergiftungsfolgen können sein:
- Blockierung der Luftzufuhr durch Erbrochenes, Blut oder Sekrete.
- Behinderung der Atmung im Bereich des Rachenraums oder der Luftwege durch Bronchialkrämpfe oder Anschwellung der Stimmbänder wegen Reizung durch Rauch.
- Flüssigkeit in den Lufträumen der Lunge (Lungenödem) nach Reizung durch Gase, z.B. durch Ammoniak oder Chlor.
- Einwirkung auf das Blut mit Behinderung des Transportes oder der Nutzung von Sauerstoff innerhalb des Körpers, z.B. durch Kohlenmonoxid, Cyanide oder Anilin.
- Atemlähmung im Brustbereich (z.B. durch Organophosphor-Pestizide) oder Störung der Atmungssteuerung im Gehirn (z.B. durch Chlorkohlenwasserstoffe);
- Verdrängung des Sauerstoffes aus der Atmosphäre durch Gase, die Leben nicht unterstützen, z.B. Kohlendioxid, Stickstoff, Wasserstoff.
Diagnose
- Es bestehen Atmungsschwierigkeiten mit einer anfänglich erhöhten Atemfrequenz (mehr als 30 pro Minute), die später bis zum Stillstand abfallen kann.
- Der Puls ist schnell, gewöhnlich über 100 pro Minute.
- Es besteht eine Blaufärbung der Haut. Lippen und Zunge sind purpurfarben.
- Das Unfallopfer kann nach anfänglicher Ruhelosigkeit bei fortschreitender Muskelschwäche apathisch werden.
Später kann Bewusstlosigkeit eintreten.
- Die Pupillen der Augen reagieren zunächst auf Licht.
Wenn sie weit werden und nicht auf Licht reagieren, besteht Lebensgefahr.
Gefahren des Sauerstoffes
- In Gegenwart von Sauerstoff treten spontane Zündungen auf. Eine glimmende Zigarette geht z.B. in einer Sauerstoffatmosphäre in Flammen auf. Rauchen oder offene Flammen sind wegen der Brandgefahr an jedem Ort, wo Sauerstoff verabreicht wird, verboten.
- Eine Sauerstoffbehandlung über viele Stunden kann insbesondere für Personen mit chronischer Atemwegserkrankung gefährlich sein.
Zu viel Sauerstoff stört den inneren Zeitschalter, der den natürlichen Wechsel von Einatmung und Ausatmung steuert.
Bei Sauerstoffbehandlung sollte immer funkärztlicher Rat angefordert werden.
Längerfristige Sauerstoffbehandlung sollte nur in einem Krankenhaus an Land mit der Möglichkeit einer Blutgas-Analyse vorgenommen werden.
Deshalb sind alle Fälle, die eine längere Sauerstoffbehandlung erfordern, baldmöglichst in ein Krankenhaus an Land zu überstellen.
Sauerstoff-Beatmungsgeräte
Sauerstoffgeräte mit Ventil und Beatmungsbeutel sind vorrangig bei Personen mit Atemstillstand einzusetzen.
Sie sind nur zur Anwendung durch geübtes Personal vorgesehen.
Es gibt eine Reihe von Herstellern solcher Geräte, und die Handhabung muss entsprechend den Herstelleranweisungen für das an Bord befindliche spezielle Modell trainiert werden.
Die Grundbestandteile der Ausrüstung sind korrekt nach den Herstelleranweisungen zusammengesetzt und einsatzbereit zu lagern.
Es sind dies üblicherweise:
- die Atemmaske (unterschiedliche Formate je nach Größe des Gesichts; für Erwachsene gibt es üblicherweise nur zwei Formate, groß und klein).
- der Beatmungsbeutel mit Ventil zum Anschluss der Sauerstoffzufuhr. das Sauerstoffreservoir, ebenfalls angeschlossen an Beatmungsbeutel und Ventil.
Die Sauerstoffzufuhr muss folgende Teile enthalten:
- Einen Zylinder mit medizinischem Sauerstoff (industrieller Sauerstoff kann unerwünschte Verunreinigungen enthalten).
- Ein Reduzierventil mit Drehknopf-Steuerung.
- Eine Druckanzeige und ein Ventil mit "An" "Aus"- Knopf.
- Einen Schlauch zur Verbindung des Beatmungsbeutels mit dem "An" "Aus" Ventil.
Bemerkung:
Bei ordnungsgemäßem Betrieb des Gerätes ist das Strömen des Sauerstoffs in der Leitung zu hören. Wenn der Zylinder leer ist, oder der Schlauch für die Sauerstoffzufuhr geknickt ist, erhält das Unfallopfer nur Luft (21 % Sauerstoff). Das entspricht etwa der einfachen Mund-zu-Mund-Beatmung.
Einführung eines GUEDEL-TUBUS
Dieser Tubus ist bei einem bewusstlosen Unfallopfer einzusetzen.
Wählen Sie die geeignete Größe aus; männliche Personen brauchen üblicherweise das größte Format.
Die Funktion des Tubus ist die Sicherstellung einer ungestörten Luftpassage zwischen Lippen und hinterer Rachenwand.
- Entfernen Sie zuerst mit den Fingern losen Zahnersatz und jeglichen Fremdkörper oder Erbrochenes aus dem Mund. Wenn eine elektrische oder handbetriebene Saugpumpe mit angeschlossenem Katheter sofort verfügbar ist, benutzen Sie diese zur Reinigung der Luftwege.
Dann schieben Sie den Tubus vorsichtig bei vollständig zurückgebeugtem Kopf in den Mund, seine nach außen zeigende Wölbung zur Zunge gekehrt.
Diese Operation wird erleichtert durch Anfeuchten des Tubus.
- Zeigt das Unfallopfer Anzeichen eines Würge- oder Brechreizes, ist es besser, nicht weiter mit dem Einführen des Tubus fortzufahren.
Versuchen Sie es notfalls später noch einmal.
- Schieben Sie den Tubus weiter hinein bis sein Flansch die Lippen erreicht.
Dann drehen Sie den Tubus um 180°, so dass die nach außen zeigende Wölbung zum Gaumen gekehrt ist.
- Heben Sie den Unterkiefer an und drücken Sie den Tubus weiter hinein, bis der Flansch am Tubusende vor der Zahnreihe (oder dem Gaumenrand) und hinter den Lippen liegt.
Befestigen Sie notfalls eine oder beide Lippen mit Klebeband, damit sie das Tubusende nicht bedecken.
Sauerstoff für Unfallopfer mit Atemstillstand
- Wenn das Unfallopfer ohne Puls und Herzschlag ist, sollte sofort von einem zweiten Helfer CPR vorgenommen werden.
Die schnellstmögliche Verabreichung von Sauerstoff ist ausschlaggebend.
- Ein Guedel-Tubus sollte eingeführt werden.
Falls das nicht zu erreichen ist, sollte das Kinn während der Verabreichung von Sauerstoff ständig nach vorne gezogen werden.
Wenn das Unfallopfer wegen des Sauerstoffmangels Krämpfe hat, kann die Gabe von Sauerstoff schwierig sein, aber sie ist notwendig.
- Setzen Sie ein druckerzeugendes Sauerstoff-Beatmungsgerät für den Handbetrieb nach Anweisung des Herstellers ein. Es ermöglicht die unterstützende oder gesteuerte Beatmung.
- Sauerstoff sollte mit einer Durchflussrate von 8 Litern pro Minute gegeben werden.
Der Beatmungsbeutel sollte 12 mal pro Minute gleichmäßig und fest zusammengedrückt und entspannt werden.
Achten Sie auf das Heben des Brustkorbs beim Zusammendrücken des Beutels, und hören Sie auf das Geräusch entweichender Luft, das Ihnen anzeigt, ob die Abdichtung der Atemmaske eine Anpassung erfordert.
Es ist wichtig, die Maske zur Vermeidung von Nebenluft fest in der Position zu halten.
- Entfernen Sie den Tubus beim Auftreten von Würgereiz.
Kontrollieren Sie immer regelmäßig den Puls am Hals. Sein Fehlen signalisiert den Bedarf von 15 Herzkompressionen nach 2 Lungenblähungen.
Bringen Sie das Unfallopfer in die stabile Seitenlage, sobald es spontan atmet.
Sauerstoff für Unfallopfer mit Atemschwierigkeiten
- Vergewissern Sie sich, dass die Atemschwierigkeit nicht auf eine Verlegung der Atemwege zurückzuführen ist (siehe Anhang 2).
- Das Unfallopfer sollte über eine einfache Einweg-Atemmaske (kein Trägerstrom-Typ), die sicher auf dem Gesicht gehalten wird, an die Sauerstoff-Versorgung angeschlossen werden.
- Geben Sie Sauerstoff mit einer Durchflussrate von 6 bis 8 Litern pro Minute (siehe die entsprechende Tafel für die empfohlene Einstellung).
- Der Sauerstoff sollte solange verabreicht werden, bis das Unfallopfer keine Atemschwierigkeiten mehr hat, und die Hautfarbe normal ist.
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Störungen des Bewusstseins durch Chemikalien | Anhang 4 |
Einige Chemikalien können, insbesondere bei Inhalation, schnell auf das Gehirn einwirken, wobei sie entweder eine Herabsetzung des Bewusstseins (Koma) oder eine toxische Geistesverwirrung (siehe Tafel 6) verursachen können.
Längerer Hautkontakt oder versehentliches Verschlucken können dieselben Wirkungen haben, wenn auch mit einem mehr schrittweisen Eintreten.
Die Symptome verschwinden üblicherweise sehr schnell, wenn das Unfallopfer aus der schadstoffbelasteten Umgebung entfernt wird.
Andere Ursachen von Bewusstlosigkeit können sein:
- Schwere Verletzung
- Krampfanfall
- Diabetes
- Schlaganfall.
Unmittelbare Lebensgefahr besteht bei Versagen oder Behinderung der Atmung.
Diagnose
Symptome und Anzeichen sind u.a.:
- Fehlende Reaktionen auf äußere Reize;
- Schwacher oder unregelmäßiger Puls in schweren Fällen;
- Atmung oft langsam und flach;
- Wenn die Pupillen weit sind und nicht auf Licht reagieren, besteht Lebensgefahr.
Achten Sie auf alle Anzeichen von Atemschwierigkeit, deren Ursache liegen kann in:
- Erstickung (Asphyxie)
- Chemischer Reizung oder Infektion der Lunge
- Herzversagen.
keine Gabe von Alkohol, keine Morphin-Injektion, keine sonstigen Mittel zur Anregung!
Drehen Sie das Unfallopfer mit dem Gesicht nach unten, den Kopf nach einer Seite; unter den Kopf sollten keine Kissen gelegt werden.
Bringen Sie den Arm, der Ihnen am nächsten liegt, in eine rechtwinklige Position zum Körper, Ellenbogen gebeugt und Handfläche nach oben. | |
Ziehen Sie den entfernteren Arm über die Brust, und legen Sie die Fläche der Hand auf die Ihnen zugewandte Schulter. | |
Greifen Sie das entferntere Bein kurz oberhalb des Knies, und ziehen Sie es hoch, wobei der Fuß auf dem Boden bleibt. | |
Mit Ihrer anderen Hand an der entfernteren Schulter ziehen Sie an dem Bein, um das Unfallopfer zu sich auf die Seite zu rollen. | |
Richten Sie das obere Bein so aus, dass Hüfte und Knie rechtwinklig abgebeugt sind. | |
Beugen Sie den Kopf zurück um sicherzustellen, dass die Atemwege offen bleiben. | |
| GUIDELINES FOR RESUSCITATION: European Resuscitation Council 1996 |
- Müssen freie Luftwege haben;
- Müssen befreit sein von lockerem Zahnersatz;
- Müssen im Bereich der Mundhöhle und des Rachens befreit sein von Erbrochenem;
- Sollten möglichst einen Guedel-Tubus eingeführt bekommen haben;
- Sollten in der stabilen Seitenlage gehalten werden;
- Dürfen nicht allein oder unbeobachtet gelassen werden für den Fall, dass Erbrechen oder ein Krampfanfall eintritt, oder sie aus der Koje fallen;
- Sollten mindestens alle drei Stunden gewendet werden, um ein Durchliegen zu vermeiden.
Drehen Sie das Unfallopfer dabei vorsichtig von einer Seite auf die andere;
- Der Kopf muss beim Wenden immer gestreckt mit angehobenem Kinn gehalten werden.
Er darf sich keinesfalls unter Absenken des Kinns nach vorne beugen;
- Sollten auf ihre Atmung hin beobachtet werden.
Vergewissern Sie sich, dass sich der Guedel-Tubus nach dem Wenden des Unfallopfers noch sicher in seiner Lage befindet;
- Stellen Sie sicher, dass die Gelenke aller Gliedmaßen weder voll gestreckt noch voll gebeugt sind.
Am besten sind sie in einer mittleren Position zu halten.
Legen Sie Kissen unter und zwischen die gebeugten Knien und zwischen Füße und Knöchel;
- Verwenden Sie eine Betten-Brücke (ein größerer fester Pappkarton ist ein gutes Provisorium), um den Druck des Bettzeugs auf Füße und Knöchel zu verhindern;
- Prüfen Sie, ob sich Ellenbogen, Handgelenke und Finger nach dem Wenden in einer entspannten mittleren Position befinden.
Ziehen, beugen oder strecken Sie nie irgendein Gelenk;
- Stellen Sie ganz sicher, dass die Augenlider geschlossen sind und immer geschlossen bleiben; andernfalls kann es leicht zu vermeidbarem Schaden am Augapfel kommen.
- Befeuchten Sie die Augen alle zwei Stunden mit Salzlösung (Natriumchlorid 0.9 %), indem Sie die Lider leicht spreizen und etwas Salzlösung in den Winkel jedes Auges träufeln, und zwar so, dass die Lösung vom inneren zum äußeren Winkel über das Auge rinnt.
Falls vorhanden, verwenden Sie einen 1-Liter-Beutel Natriumchlorid 0.9 % mit Tropfvorrichtung zur Augenspülung (eine Salzlösung lässt sich herstellen durch Auflösen von einem Teelöffel Kochsalz in einem halben Liter abgekochten und abgekühlten Wasser).
Weitere Probleme, die nach 12 Stunden Bewusstlosigkeit entstehen:
- Bewusstlosen Unfallopfern darf wegen der Erstickungsgefahr nichts über den Mund eingegeben werden.
Nach 12 Stunden Bewusstlosigkeit wird man deshalb Flüssigkeit als Einlauf (per rectum) verabreichen müssen (siehe Anhang 13), insbesondere in heißen Klimazonen und/oder bei offensichtlichem Schwitzen des Unfallopfers.
- Mund, Wangen, Zunge und Zähne sollte alle drei Stunden mit einem wasserfeuchten Schwamm benetzt werden.
Führen Sie diese Prozedur immer dann durch, wenn das Unfallopfer zu wenden ist.
Nach 48 Stunden Bewusstlosigkeit bewegen Sie die Gelenke der Gliedmaßen mindestens einmal täglich:
- Jedes Gelenk aller Gliedmaßen sollte sehr sanft über den gesamten Bewegungsspielraum geführt werden, es sei denn, besondere Umstände, wie z.B. Brüche, lassen das nicht zu. Achten Sie darauf, dass die Bewegung der Arme nicht die Atmung des Unfallopfers unzulässig beeinträchtigt;
- Machen Sie diese Arbeit systematisch.
Fangen Sie mit der Seite des Unfallopfers an, die Sie am leichtesten erreichen.
Beginnen Sie mit den Fingern und dem Daumen, dann machen Sie weiter mit Handgelenk, Ellenbogen und Schulter.
Dann bewegen Sie die Zehen, den Fuß und den Knöchel.
Dann beugen Sie das Knie und kreisen das Hüftgelenk;
- Als nächstes wenden Sie das Unfallopfer, notfalls mit Hilfe einer zusätzlichen Person, und bewegen die Gelenke der anderen Seite entsprechend;
- Denken Sie daran, dass bewusstlose Unfallopfer sehr entspannt und erschlafft sein können - lassen sie deshalb keine Gliedmaßen los, bis Sie sie sicher auf dem Bett abgelegt haben.
Halten Sie die Gliedmaßen fest aber ohne Druck, und machen Sie alles langsam und äußerst einfühlsam.
Nehmen Sie sich Zeit für die Bewegung jedes Gelenkes bevor Sie zum nächsten übergehen.
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Krämpfe (Muskelstarre, Zuckungen) durch Chemikalien | Anhang 5 |
Chemisch verursachte Krämpfe können bei Vergiftungen durch Stoffe auftreten, die direkt das Gehirn reizen.
Sie können sich durch geistige Unruhe ankündigen.
Krämpfe sind eine unwillkürliche Zusammenziehung der Muskeln.
Es gibt im Schweregrad die Varianten vom Muskelzittern bis zur umfassenden Verspannung des gesamten Körpers.
Während eines Krampfanfalls ist das Unfallopfer oft kurzzeitig bewusstlos und anschließend unter Kopfschmerzen verwirrt- üblicherweise folgt dann Schlaf.
In schweren Fällen erlangt das Unfallopfer zwischen den Anfällen nicht mehr das Bewusstsein.
Krämpfe können nach Vergiftung jederzeit einsetzen und sich zu verschiedenen Zeiten wiederholen.
Je häufiger und länger die Anfälle sind, desto größer ist die Lebensgefahr.
Nach einer Belastung durch bestimmte Chemikalien können Krämpfe mit stundenlanger Verzögerung eintreten, besonders nach Hautkontakt.
Das Hauptrisiko der Krämpfe besteht in der Atmungsstörung (mit der Folge unzureichender Sauerstoffversorgung der Gewebe).
- Unterstützen Sie die Atmung durch Sauerstoff mit einer Durchflussrate von 8 Litern pro Minute, wenn das Unfallopfer nicht ausreichend atmet.
- Beatmen Sie künstlich.
- Das Unfallopfer kann sich bei Krampfanfällen verletzen.
Bändigen Sie das Unfallopfer nie mit Kraftaufwand, da das zu Verletzungen führen kann.
Entfernen Sie harte Gegenstände, und umgeben Sie das Unfallopfer mit Kissen, Kleidungsstücken oder anderem weichen Material.
- Lassen Sie das Unfallopfer nach einem Krampfanfall ausschlafen, da es eher desorientiert und verwirrt ist, wenn es zu sich kommt.
Beruhigen Sie es, und lassen Sie es nicht allein, bis Sie sicher sind, dass es seine Umgebung erkennt und weiß, was es macht.
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Geistige Verwirrung durch Vergiftung | Anhang 6 |
Geistige Verwirrung wird hier der Zustand genannt, in dem ein Unfallopfer nach Vergiftung durch eine Chemikalie, einschließlich Alkohol und verbotene Stoffe, unzurechnungsfähig und desorientiert ist. Sogar Halluzinationen (Hören von Stimmen und/oder Erblicken beängstigender Bilder) können sich infolge entweder der direkten Wirkung einer Chemikalie auf das Gehirn, z.B. bei chlorierten Kohlenwasserstoffen, oder der indirekten bei schwerer Funktionsstörung lebenswichtiger Organe, z.B. Herz, Leber oder Nieren, einstellen.
Diagnose
- Wenn der Zustand geistiger Verwirrung auf eine direkte Wirkung der Chemikalie auf das Gehirn zurückzuführen ist, wird ,das Unfallopfer die Anzeichen und Symptome innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach der Einwirkung zeigen.
- Das Unfallopfer kann desorientiert sein hinsichtlich Datum, Zeit und Ort, und unfähig sein, zusammenhängend zu sprechen.
Es kann Freunde nicht erkennen, oder einfache Aufgaben des täglichen Lebens nicht ausführen.
- Gelegentlich kann das Unfallopfer schläfrig erscheinen und nur mit Mühe erweckt werden.
Achten Sie auf Anzeichen von
- Erstickung (siehe Tafel 9)
- Schock (siehe Tafel 11)
- Gelbsucht (siehe Tafel 15)
- Akutem Nierenversagen (siehe Tafel 12)
und behandeln Sie entsprechend.
- In schweren Fällen kann das Unfallopfer bewusstlos werden.
- Einige Chemikalien können Verwirrung mit geistiger Erregung und aggressivem Verhalten bewirken.
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Augenkontakt mit Chemikalien | Anhang 7 |
Bei einem Chemikalienunfall kann eine Anfärbung des Auges mit Fluorescein zur Erkennung von Hornhaut- oder Bindehautschäden nach medizinischer Beratung sinnvoll sein.
- Der Papierstreifen, der den Farbstoff enthält, sollte sanft über das ausgestülpte untere Augenlid gezogen werden während das Unfallopfer nach oben sieht;
- Wenn sich eine Fläche des Auges durch das Fluorescein grün gefärbt hat, verabreichen Sie eine antibiotische Augensalbe zur Vermeidung einer Verklebung von Augenlid und Augapfel.
Holen sie funkärztlichen Rat ein
| Wenden Sie die antibiotische Augensalbe alle zwei Stunden an, und bedecken Sie das Auge mit einem sterilen Augenverband.
Fixieren Sie ihn sicher mit einem Heftpflaster.
Die Behandlung sollte noch 24 Stunden nach Abklingen der Entzündung und hergestellter Weißfärbung des Augapfels fortgeführt werden. |
Wenden Sie nach 48 Stunden den Papierstreifen mit Fluorescein nach obigem Schema erneut an. Wenn sich immer noch eine Fläche anfärbt, dann verabreichen Sie die antibiotische Augensalbe erneut, legen Sie den sterilen Verband auf, und verlegen Sie dringend das Unfallopfer in ein Krankenhaus mit Einrichtungen zur Augenbehandlung.
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Hautkontakt mit Chemikalien | Anhang 8 |
ei Kontakt mit der Haut, den Augen oder den Schleimhäuten Verbrennungen verursachen.
Diese ähneln sehr den Verbrennungen durch Feuer oder elektrischen Strom.
Darüber hinaus können die Chemikalien über die Haut aufgenommen werden und allgemeine Vergiftungssymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen Atemschwierigkeit, Krämpfe und teilweisen Bewusstseinsverlust hervorrufen.
Diagnose
Je nach Art der Chemikalie, der Kontaktstelle und der Kontaktdauer können Symptome und Anzeichen u.a. folgende sein:
- Rötung mit Reizwirkung.
- Brennender Schmerz mit Rötung und/oder Schwellung der betroffenen Haut.
- Blasenbildung oder eine Zerstörung der Haut und/oder des Unterhautgewebes.
Reinigung
In allen Fällen von Hautkontakt ist eine Reinigung durchzuführen.
Weitere Anweisungen: | Tafel 8 |
Behandlung
Bei Kontakt mit Fluorwasserstoffsäure oder Fluorwasserstoff: | Tafel 16 |
Bei Kontakt mit sonstigen Stoffen: | Tafel 8 |
Im allgemeinen sind Verbrennungen nach Abschluss der Reinigung wie folgt zu behandeln:
- Waschen Sie Ihre Hände und Unterarme gründlich, und entfernen Sie dann den Erste-Hilfe-Verband, um entweder eine einzelne verbrannte Stelle (bei mehreren Brandwunden) oder einen Teil einer einzelnen großflächigen Brandwunde freizulegen.
Damit wird zu jeder Zeit nur eine begrenzte Fläche des verbrannten Hautareals freigelegt, um sowohl das Infektionsrisiko als auch den Flüssigkeitsverlust durch das Suppen der Wunde zu vermindern.
Säubern Sie die Haut um die Wundränder herum mit Seife, Wasser und Tupfer.
Säubern Sie in alle Richtungen von der Verbrennung weg. Nehmen Sie zum Säubern KEINE Watte, die Fusseln in der Brandwunde zurücklassen kann.
- Lassen sie Brandblasen geschlossen, aber schneiden Sie die tote Haut mit einer sterilen Schere weg, wenn Brandblasen aufgegangen sind.
Spülen Sie Gewebereste von der Fläche mit sauberem, lauwarmem (vorher abgekochtem) Wasser aus einem sauberen Gefäß ab. Entfernen Sie vorsichtig mit einem feuchten Tupfer jeglichen verbliebenen Schmutz oder Fremdkörper von der verbrannten Stelle.
Gehen Sie sanft vor, da dies unvermeidlich schmerzhaft ist.
- Anschließend decken Sie die Brandwunden steril (z.B. mit perforiertem Silikon-Lappen oder Vaseline-Gaze) mit einem Überstand von 5-10 cm (2-4 Inches) ab. Darauf geben Sie eine Lage saugfähiges Material, z.B. eine Lage sterile Watte, zur Aufnahme von Flüssigkeit, die aus der Wunde austritt.
Diese Lage wird fixiert durch einen geeigneten Verband - Schlauchverbände oder elastische Bandagen eignen sich für Gliedmaßen, und elastische Mulltücher für andere Körperpartien.
- Waschen Sie sich erneut gründlich Hände und Arme, bevor Sie den übrigen Teil einer großen Brandwunde bzw. eine andere Verbrennung (bei mehreren Brandwunden) entsprechend versorgen.
- Verbände sollten 3-4 Tage lang nicht gewechselt werden, es sei denn, sie beginnen unangenehm zu riechen, sind sehr schmutzig oder die Temperatur ist erhöht. Erneuern Sie dann den Verband wie vorstehend beschrieben.
- Bei anhaltenden Schmerzen geben Sie zwei Tabletten Paracetamol alle sechs Stunden, bis der Schmerz nachlässt.
Bei sehr starken Schmerzen, die nicht durch Paracetamol zu lindern sind, injizieren Sie nach ärztlicher Anweisung 10 mg Morphinsulfat und 10 mg Metoclopramid intramuskulär.
Weitere Anweisungen zur Schmerzlinderung: | Tafel 13 |
Bei großflächigen Brandwunden (d.h. eine Fläche von mehr als dem 9-fachen einer Handtellerfläche) geben Sie alle zehn Minuten ein volles Glas Wasser (vorzugsweise Lösung oraler Rehydrierungs-Salze - ORS) zum Ersatz des Flüssigkeitsverlustes.
Weitere Anweisungen zum Flüssigkeitsersatz: | Anhang 13 |