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Bekanntmachung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL):
Anlage XII - Beschlüsse über die Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) Propranolol
Vom 19. Februar 2015
(BAnz. AT vom 11.03.2015 B5)
Der Gemeinsame Bundesausschuss hat in seiner Sitzung am 19. Februar 2015 beschlossen, die Richtlinie über die Verordnung von Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung (Arzneimittel-Richtlinie) in der Fassung vom 18. Dezember 2008/22. Januar 2009 (BAnz. Nr. 49a vom 31. März 2009), zuletzt geändert am 5. Februar 2015 (BAnz AT 26.02.2015 B1), wie folgt zu ändern:
Die Anlage XII wird in alphabetischer Reihenfolge um den Wirkstoff Propranolol wie folgt ergänzt:
Zugelassenes Anwendungsgebiet:
Propranolol (Hemangiol®) ist zur Behandlung proliferativer infantiler Hämangiome, die eine systemische Therapie erfordern, angezeigt:
Die Therapie wird bei Säuglingen zwischen 5 Wochen und 5 Monaten begonnen (siehe Abschnitt 4.2).
1. Zusatznutzen des Arzneimittels im Verhältnis zur zweckmäßigen Vergleichstherapie
a) Patienten mit Lebens- oder funktionsbedrohendem Hämangiom und
b) Patienten mit ulzeriertem Hämangiom, das Schmerzen verursacht und/oder nicht auf einfache Wundpflegemaßnahmen anspricht:
Zweckmäßige Vergleichstherapie:
Die zweckmäßige Vergleichstherapie für Propranolol zur Behandlung proliferativer infantiler Hämangiome, die eine systemische Therapie erfordern, ist:
eine patientenindividuell ausgerichtete Behandlung
Die Angaben in den jeweiligen Fachinformationen der zur Behandlung eingesetzten Arzneimittel sind zu beachten.
Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie (patientenindividuell ausgerichtete Behandlung):
Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen.
c) Patienten mit Hämangiom, bei dem die Gefahr von bleibenden Narben oder Entstellung besteht:
Zweckmäßige Vergleichstherapie:
Die zweckmäßige Vergleichstherapie für Propranolol zur Behandlung proliferativer infantiler Hämangiome, die eine systemische Therapie erfordern, ist:
eine patientenindividuell ausgerichtete Behandlung
Die Angaben in den jeweiligen Fachinformationen der zur Behandlung eingesetzten Arzneimittel sind zu beachten.
Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie (patientenindividuell ausgerichtete Behandlung [abwartendes Vorgehen]):
Hinweis für einen erheblichen Zusatznutzen.
Studienergebnisse nach Endpunkten (Studie V00400SB 201 1)
Propranolol | Placebo (abwartendes Vorgehen) | Propranolol vs. Placebo (abwartendes Vorgehen) | ||||
N | Patienten mit Ereignissen n (%) | N | Patienten mit Ereignissen n (%) | RR [95 %-KI] | p-Wert | |
Mortalität | ||||||
101 | 0 (0) | 55 | 0 (0) | k. A. | k. A. | |
Morbidität | ||||||
Vollständige/nahezu vollständige Rückbildung der sichtbaren Komponente des Zielhämangioms in Woche 24 a | ||||||
Per protocol b | 93 | 56 (60,2) | 53 | 1 (1,9) | 31,91 [4,55; 223,96] c | < 0,001 d |
Ersetzungsstrategie 4 e | 101 | 62 (61,4) | 55 | 15 (27,3) | 2,25 [1,42; 3,56] c | < 0,001 d |
Ersetzungsstrategie 3 f | 101 | 61 (60,4) | 55 | 2 (3,6) | 16,61 [4,22; 65,34] | < 0,001 d |
Vollständige/nahezu vollständige Rückbildung des Zielhämangioms in Woche 24 g | ||||||
Vollständig beobachtet h | 90 | 24 (26,7) | 19 | 2 (10,5) | 2,53 [0,65; 9,82] | 0, 145 d |
Ersetzungsstrategie 1 i | 101 | - (24,9) | 55 | - (10,5) | 2,37 [0,61; 9,23] | 0,214 |
Ersetzungsstrategie 2 j | 101 | - (26,7) | 55 | - (3,6) | 7,33 [0,71; 76,09] | 0,095 |
Ersetzungsstrategie 3 f, r | 101 | - (23,8) | 55 | - (3,6) | 6,53 [0,63; 68,07] | 0,117 |
Komplikationen des Zielhämangioms (funktionelle Beeinträchtigung, Ulzerationen und Blutungen k, l) | 101 | 4 (4,0) m | 55 | 3 (5,5m | 0,73 [0,17; 3,13] | 0,788 d |
Vollständige Rückbildung des Nicht-Zielhämangioms (im Gesicht) | ||||||
Keine verwertbaren Daten n | ||||||
Vollständige Rückbildung des Nicht-Zielhämangioms (nicht im Gesicht) | ||||||
Keine verwertbaren Daten n | ||||||
Gesundheitsbezogene Lebensqualität | ||||||
Es wurden keine Daten zur Lebensqualität in der Studie V00400SB 201 erhoben. | ||||||
Nebenwirkungen | ||||||
Unerwünschte Ereignisse (UE) l | ||||||
101 | 97 (96,0) | 55 | 43 (78,2) | k. A. | k. A. | |
Abbruch wegen UE l | ||||||
101 | 3 (3,0) | 55 | 6 (10,9) | 0,27 [0,07; 1,05] o | 0,043 d | |
Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (SUE) l | ||||||
101 | 6 (5,9) | 55 | 3 (5,5) | 1,09 [0,28; 4,19] | 0,917 d | |
UE von besonderem Interesse l | ||||||
Infektionen und parasitäre Erkrankungen (SOC) | 101 | 71 (70,3) | 55 | 23 (41,8) | 1,68 [1,20; 2,35] | < 0,001 m |
Diarrhoe (PT) | 101 | 28 (27,7) | 55 | 4 (7,3) | 3,81 [1,41; 10,31] | 0,003 m |
Schlafstörungen p | 101 | 7 (6,9) | 55 | 1 (1,8) | 3,812 [0,4813; 30,19] | 0,205 |
Bronchospasmus q | 101 | 3 (3,0) | 55 | 1 (1,8) | 1,63 [0,17; 15,33] | 0,714 m |
Hypoglykämie p | 101 | 1 (1,0) | 55 | 0 (0) | 1,647 [0,068; 39,76] | 0,7587 |
Bronchitis p | 101 | 1 (1,0) | 55 | 0 (0) | 1,647 [0,068; 39,76] | 0,7587 |
Hypotonie p | 101 | 0 (0) | 55 | 1 (1,8) | 0,183 [0,008; 4,418] | 0,2958 |
Bradykardie p | 101 | 0 (0) | 55 | 0 (0) | - | - |
Verwendete Abkürzungen:
HLT = MedDRA Begriffe hoher Ebene (High Level Term);
KI = Konfidenzintervall;
k. A. = keine Angabe;
MedDRA = Medical Dictionary for Regulatory Activities;
LLT = MedDRA Begriffe niedrigster Ebene (Low Level Term);
n = Anzahl Patienten mit Ereignis;
N = Anzahl ausgewerteter Patienten;
PT = MedDRA bevorzugte Bezeichnung (Preferred Term);
RR = Relatives Risiko;
SOC = Systemorganklasse des MedDRA (System Organ Class);
(S)UE = (schwerwiegendes) unerwünschtes Ereignis.
a) Zentralisierte Auswertung anhand der Fotodokumentation.
b) Auswertung auf Basis der Per-Protokoll-Population (Sensitivitätsanalyse des pU).
c) IQWiG-Berechnung; eine Varianzkorrektur konnte nicht durchgeführt werden, da keine Angaben über die Anzahl der ersetzten Werte vorliegen.
d) IQWiG-Berechnung, unbedingter exakter Test (CSZ-Methode, s. IQWiG-Nutzenbewertung A1 4-29)
e) Patienten ohne Bestätigung der Verschlechterung oder Stabilisierung des Zielhämangioms beim letzten dokumentierten Besuch wurde in zufälliger Ordnung zu 50 % ein Behandlungserfolg, definiert als vollständige/nahezu vollständige Rückbildung des Zielhämangioms in Woche 24, zugeschrieben (Sensitivitätsanalyse des pU).
f) Für Patienten, die die Therapie abgebrochen haben, wurde in beiden Behandlungsarmen angenommen, dass sie den Endpunkt nicht erreichen.
g) Beurteilung durch den Prüfarzt anhand der klinischen Untersuchungen und Fotodokumentation.
h) DieAnzahlder Patientenberücksichtigtnichtdie Therapieabbrecherund Protokollverletzer(Propranolol:11/101 [10,9%], Placebo: 36/55 [65,5 %]). Diese Auswertung wird nur ergänzend dargestellt.
i) IQWiG-Berechnung:
Für Patienten, die die Therapie abgebrochen haben, wurde in beiden Behandlungsarmen angenommen, dass sie den Endpunkt mit der Wahrscheinlichkeit erreichen, mit der ihn diejenigen Patienten der Kontrollgruppe erreichen, die die Therapie nicht abgebrochen haben.
Die Varianzen wurden gemäß dem data set resizing approach (Ansatz W3, s. IQWiG-Nutzenbewertung A14-29) angepasst; p-Werte asymptotisch.
j) IQWiG-Berechnung:
Für Patienten, die die Therapie abgebrochen haben, wurde im Interventionsarm angenommen, dass sie den Endpunkt mit der Wahrscheinlichkeit erreichen, mit der ihn diejenigen Patienten im Interventionsarm erreichen, die die Therapie nicht abgebrochen haben.
Für die Patienten in der Kontrolle wurde angenommen, dass sie den Endpunkt nicht erreichen.
Die Varianzen wurden gemäß dem data set resizing approach (Ansatz W3, s. IQWiG-Nutzenbewertung A14-29) angepasst; p-Werte asymptotisch.
k) Betrachtet wurden funktionelle kardiale Beeinträchtigung, Beeinträchtigung der Augen, Obstruktion der visuellen Achse, Obstruktion/Stenose der Atemwege, die jeweils mit Symptomen einhergehen, sowie Ulzerationen und Blutungen, die die Einleitung therapeutischer Maßnahmen erforderlich machen.
l) Ergebnisse nur qualitativ interpretierbar; Darstellung der naiven Proportionen der Patienten mit Ereignissen.
m) IQWiG-Berechnung
n) Die im Studienbericht dargestellten Daten sind nicht interpretierbar.
o) IQWiG-Berechnung; asymptotisch.
Diskrepanz zwischen p-Wert (exakt) und KI (asymptotisch) aufgrund unterschiedlicher Berechnungsmethoden.
p) Angaben aus dem Dossier des pharmazeutischen Unternehmers, Modul 4, Seite 128 ff.
q) Eine im Studienbericht definierte Liste aus dem HLT-Term Bronchospasmus und Obstruktion und LLT-Terms Apnoe, Asthma, Asthma bronchial, bronchiale Hyperaktivität, Bronchitis asthmatisch, Bronchospasmus, Kurzatmigkeit, pfeifendes Atmen und pfeifendes Atem verschlechtert.
r) IQWiG-Berechnung; Die Varianzen wurden gemäß dem data set resizing approach (Ansatz W3, s. IQWiG-Nutzenbewertung A14-29) angepasst; p-Werte asymptotisch.
2. Anzahl der Patienten bzw. Abgrenzung der für die Behandlung infrage kommenden Patientengruppen
ca. 1.670 bis 7.000 Patienten
3. Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Anwendung
Die Vorgaben der Fachinformation sind zu berücksichtigen. Die europäische Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMA) stellt die Inhalte der Fachinformation zu Hemangiol® (Wirkstoff: Propranolol) unter folgendem Link frei zugänglich zur Verfügung (letzter Zugriff: 19. Januar 2015):
http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/002621/ WC500166910.pdf
Die Einleitung und Überwachung der Behandlung mit Propranolol (Hemangiol®) sollte durch in der Therapie von Patienten mit proliferativen infantilen Hämangiomen, die eine systemische Therapie erfordern, erfahrene Fachärzte (Facharzt/Fachärztin für Kinderchirurgie, Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Facharzt/Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten) erfolgen. Die Behandlung sollte in einem kontrollierten klinischen Umfeld mit angemessenen Einrichtungen zur Handhabung von Nebenwirkungen, einschließlich solcher, die Notfallmaßnahmen erfordern, initiiert werden.
4. Therapiekosten Behandlungsdauer:
Bezeichnung der Therapie | Behandlungsmodus | Anzahl Behandlungen pro Patient pro Jahr | Behandlungsdauer je Behandlung (Tage) | Behandlungstage pro Patient pro Jahr |
Zu bewertendes Arzneimittel | ||||
Propranolol | 2 x täglich, für 6 Monate | 1 Behandlungszyklus von 6 Monaten | 183 | 183 |
Zweckmäßige Vergleichstherapie (patientenindividuell ausgerichtete Behandlung) | ||||
Abwartendes Vorgehen 2 | kontinuierlich | kontinuierlich | 365 | 365 |
Prednisolon 3 | patientenindividuell unterschiedlich 4 | patientenindividuell unterschiedlich | patientenindividuell unterschiedlich | patientenindividuell unterschiedlich |
Verbrauch:
Bezeichnung der Therapie | Wirkstärke | Wirkstärke pro Tag | Menge pro Packung | Jahresdurchschnitts- verbrauch |
Zu bewertendes Arzneimittel | ||||
Propranolol | 3,75 mg/ml | Woche 1: 1 mg/kg; Woche 2: 2 mg/kg; ab Woche 3: 3 mg/kg 5 | 450 mg (120 ml) | 2.376 - 4.646,4 mg 6 |
Zweckmäßige Vergleichstherapie (patientenindividuell ausgerichtete Behandlung) | ||||
Abwartendes Vorgehen | - | - | - | - |
Prednisolon 3 | 2 - 20 mg | 2 - 5 mg/kg KG/Tag über 2 Wochen, danach patientenindividuell unterschiedlich 4 | 40 - 2.000 mg (20 - 100 Tabletten) | patientenindividuell unterschiedlich |
Kosten:
Kosten der Arzneimittel:
Bezeichnung der Therapie | Kosten (Apothekenabgabepreis) | Kosten nach Abzug gesetzlich vorgeschriebener Rabatte |
Zu bewertendes Arzneimittel | ||
Propranolol | 289,13 Euro | 271,96 Euro [1,77 Euro 7; 15,40 Euro 8] |
Zweckmäßige Vergleichstherapie (patientenindividuell ausgerichtete Behandlung) | ||
Abwartendes Vorgehen | - | - |
Prednisolon 3, 9 | 11,58 Euro - 21,29 Euro | 9,76 Euro - 18,70 Euro [1,77 Euro 7; 0,05 Euro - 0,82 Euro 8] |
Stand Lauer-Taxe: 1. Januar 2015
Kosten für zusätzlich notwendige GKV-Leistungen:
keine
Jahrestherapiekosten:
Bezeichnung der Therapie | Jahrestherapiekosten pro Patient |
Zu bewertendes Arzneimittel | |
Propranolol | 1.631,76 Euro - 2.991,56 Euro |
Zweckmäßige Vergleichstherapie (patientenindividuell ausgerichtete Behandlung) | |
Abwartendes Vorgehen | - |
Prednisolon 3 | patientenindividuell unterschiedlich |
Der Beschluss tritt mit Wirkung vom Tag seiner Veröffentlichung im Internet auf den Internetseiten des Gemeinsamen Bundesausschusses am 19. Februar 2015 in Kraft.
_____
1) Patienten mit einem proliferativen infantilen Hämangiom, bei dem die Gefahr von bleibenden Narben oder Entstellung besteht.
2) Nur bei leichteren Verläufen.
3) Exemplarisch für eine Behandlung mit Glucocorticoiden ist Prednisolon aufgeführt; gemäß Zulassung nur bei schnell und verdrängend wachsenden kavernösen Hämangiomen.
4) Zu Beginn der Therapie wird eine Dosierung von 2 bis 5 mg/kg KG/Tag über 2 Wochen empfohlen, danach in Abhängigkeit vom Behandlungsergebnis und der klinischen Situation ist die Therapie mit langsamer Dosisreduktion über mehrere Wochen je nach Therapie-Schema erforderlich.
5) Erhaltungsdosis.
6) Für die Ermittlung des Durchschnittsgewichts/der Durchschnittsgröße wurde der jeweilige geschlechtergewichtete Mittelwert über die WHO-Angaben in der entsprechenden Altersklasse gebildet (Mädchen 51 %, Jungen 49 %) und wird gerundet dargestellt. Zur Berechnung wird demnach von einem durchschnittlichen Körpergewicht von 4,5 bis 8,8 kg ausgegangen, entsprechend der Zulassung von Propranolol (Beginn der Therapie in einem Alter von 5 Wochen bis 5 Monaten, Berücksichtigung der Altersgruppe ab 1. Monat (mind. 5 Wochen bis 10. Monat)).
9) Festbetrag
ENDE |