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107. Luftgrenzwert für Trichlormethan

(CAS-Nr.: 67-66-3)

Ausgabe: Mai 2004
(BArbBl. Heft 5/2004 S. 55)



Großtechnische Herstellung/Verwendung:
Spitzenbegrenzung:
20 mg/m3
Überschreitungsfaktor 4
im Übrigen
Spitzenbegrenzung:
2,5 mg/m3
Überschreitungsfaktor 4

Für Trichlormethan gilt neben dem arbeitsmedizinisch-toxikologisch begründeten Grenzwert von 2,5 mg/m3 vorläufig ein technikbasierter Luftgrenzwert von 20 mg/m3 nach dem TRK-Konzept für bestimmte Bereiche. Überprüfung zum 30.4.2006.

Trichlormethan ist im Anhang I der Richtlinie 67/548/EWG als krebserzeugend in die Kategorie 3 eingestuft. In der TRGS 905 "Verzeichnis krebserzeugender, erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoffe" ist Trichlormethan als krebserzeugend in die Kategorie 2, als erbgutverändernd in die Kategorie 3 und als fortpflanzungsgefährdend in die Kategorie RE 3 eingeordnet. Zubereitungen sind als krebserzeugend im Sinne der Richtlinie 1999/45/EG anzusehen, wenn der Massengehalt an Trichlormethan > 0,1 %beträgt.

Toxikologisch-arbeitsmedizinische Anmerkungen

Chloroform hat sich im Tierexperiment als Kanzerogen erwiesen. Abhängig von der Darreichungsform sowie dem Geschlecht und der Art der verwendeten Versuchstiere wurden Leber-, Nieren- und Schilddrüsentumoren beobachtet. Für die Entstehung dieser Tumoren nimmt man nicht-gentoxische Mechanismen (regenerative Zellvermehrung auf Grund zytotoxischer Wirkung reaktiver Soffwechselprodukte) an. Da im Rahmen einer inhalativen 13Wochen-Studie in der Dosisgruppe 10 mg/m3 bei Ratten noch eine minimale Atrophie von Nasengewebe gefunden wurde, schlägt die Senatskommission zur Prüfung gesundheitlicher Arbeitsstoffe einen neuen arbeitsmedizinisch-toxikologisch begründeten Grenzwert von 2,5 mg/m3 (Überschreitungsfaktor: 2) vor. Grundlage der Bewertung ist die MAK-Begründung von 1999 [1].

Herstellung/Verwendung

Herstellung:

Trichlormethan wird bei zwei deutschen Herstellern von Methanchlorierungsprodukten im großtechnischen Maßstab produziert. Hierbei wird Methan mit Chlor in einer exothermen Reaktion zu verschiedenen substituierten Chlormethanen (Di-, Tri- und Tetrachlormethan) im geschlossenen System umgesetzt.

Verwendung:

Trichlormethan wird bei einem deutschen Verwender zur Produktion von Chlordifluormethan eingesetzt. Hierbei wird Trichlormethan mit Fluorwasserstoff katalytisch zu Chlordifluormethan im geschlossenen System umgesetzt.

Herstellung/Verwendung:

Die vorliegenden technischen Schutzmaßnahmen zur Emissionsreduzierung umfassen u.a. den Einsatz von: gekapselter Pumpen, Armaturen mit z.B. Faltenbalg bzw. zusätzlichen Abdichtungen, geschlossener Probenahmesysteme, moderner Dichtungssysteme an Flanschverbindungen, moderner, langlebiger korrosionsbeständiger Werkstoffe zur Reduzierung von Instandhaltungsmaßnahmen, Feldgeräteautomatisierung, computergestützter Prozessleittechnik, Kameraüberwachung der Produktionsanlagen, Messwarte als von Produktionsanlagen getrennter Gebäudeteil mit eigener Lüftungsanlage, Anschluss der Versandgebinde an Abgasreinigungssysteme, Abfüllen nur mittels geschlossener Systeme, kontinuierlich dichtheitsüberwachter Flanschverbindungen und Drehgelenke an Abfülleinrichtungen etc. Typischerweise fallen bei deutschen Herstellern sowie Verwendern von Trichlormethan im großtechnischen Maßstab regelmäßig Kontrollgänge, Probenahmen sowie Revisionsarbeiten an zur Wartung sowie Reparatur. Expositionsmöglichkeiten gegenüber Trichlormethan und weiteren Chlormethanprodukten ergeben sich z.B. bei den Revisionstätigkeiten an allen technischen Aggregaten, die mechanischen/elektrischen Funktionen (Pumpenwechsel etc.) unterliegen nach Spülung und anschließender Freischaltung unter Atemschutz und Absaugung. Trotz der technischen Schutzmaßnahmen sind Emissionen gegenüber Trichlormethan nachweisbar, da Trichlormethan als Niedrigsieder (Sdp. 61,3 °C) über einen relativ hohen Sättigungsdampfdruck verfügt. In den großtechnischen Anlagen für Herstellung wie Verwendung ist Trichlormethan einer Prozesstemperatur bis zu 425 °C bei bis zu 20 hPa Überdruck ausgesetzt. Selbst bei Normaldruck und bei Temperaturen zwischen 20 - 30 °C liegt der Dampfdruck für Trichlormethan bei 213 - 320 hPa. Neben Trichlormethan kommen im Arbeitsbereich auch andere Stoffe vor, so dass die Arbeitsbereichsanalyse unter Heranziehung der TRGS 403 (Beurteilung von Stoffgemischen) erfolgen muss. Ergebnisse von Arbeitsbereichmessungen Geltungsbereich 20 mg/m3

Herstellung:

Die Exposition umfasst bis zur halben 8 Std.-Schichtlänge (Revisionsarbeiten ganze 8 Std.-Schichtlänge). Es liegen insgesamt 41 Messergebnisse (inkl. Revisionsarbeiten) von einem Betrieb aus dem Bereich Herstellung von Trichlormethan vor, die im Zeitraum Februar bis März 2003 ermittelt wurden. Die Probenahme erfolgte personen- sowie ortsbezogen.

Insgesamt wurden gezielt Betriebe ausgewählt, bei denen auf Grund des Standes der Technik Trichlormethankonzentrationen am unteren Ende der gesamten Spannbreite der Arbeitsplatzmessergebnisse erreicht werden.

Die insgesamt 41 Messergebnisse resultieren überwiegend aus ortsbezogenen Messungen, da bei den Revisionsarbeiten, bedingt durch die Schwere der Arbeit, keine personenbezogenen Messungen zumutbar waren. Die Konzentrationswerte von personen sowie ortsbezogenen Messungen außerhalb des Messkollektivs von 41 Messungen blieben unberücksichtigt, da der Stand der Technik nicht sicher gegeben war.

In den Arbeitsbereichen wurden bei gegebenem Stand der Technik die folgenden Konzentrationswerte für Trichlormethan ermittelt. Die Messergebnisse (n=23) als 8 Std.-Schichtmittelwerte aus jeweils 2 Std.-Messungen mit max. 4 Std. Exposition pro 8 Std.Schicht schwanken zwischen 0,15 und 26 mg/m3, wobei der 75 %-Wert bei 12 mg/m3, der 90 %-Wert bei 15 mg/m3 und der 95 %-Wert bei 20,5 mg/m3 liegt [2]. Neben Trichlormethan wurden die Stoffe Di- und Tetrachlormethan gemessen. Die Bewertungsindices gem. TRGS 403 liegen für Di- und Tetrachlormethan zusammen zwischen 0,20 und 0,28. Für Trichlormethan (hier Betrachtung wie TRK-Stoff wegen K2 Einstufung durch EU) liegt der Bewertungsindex zwischen 0,12 und 0,52.

Separat wurde während Revisionsarbeiten Trichlormethan neben Di- und Tetrachlormethan gemessen. Die Messergebnisse (n=18) als 8 Std.-Schichtmittelwerte aus 0,3 - 2,2 Std.-Messungen mit max. 8 Std. Exposition pro 8 Std.-Schicht für Trichlormethan schwanken zwischen 17 und 935 mg/m3, wobei der 75 %-Wert bei 169 mg/m3 und der 95 %-Wert bei 914 mg/m3 liegt.

Geltungsbereich 2,5 mg/m3

Verwendung:

Es liegen Messergebnisse vor aus dem Zeitraum 1999 - 2003 für die Arbeitsbereiche von Analyselabors mit Einsatz von Trichlormethan. Die Probenahme erfolgte überwiegend personenbezogen. In den Analyselabors wird Trichlormethan eingesetzt zur Analyse von Wasser- und Bodenproben, zur Probenvorbereitung sowie zur Qualitätskontrolle.

Für insgesamt 6 verschiedene Analyselabors liegen insgesamt 8 Messergebnisse vor. Die Messergebnisse aus 7 Messungen mit jeweils mehr als 2 Std. Messdauer schwanken zwischen 10 und 68 mg/m3. Der Wert aus einer separaten Kurzzeitmessung liegt bei 26 mg/m3.

Literatur

[1]Greim, H. (Hrsg.): Gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe - Toxikologisch-arbeitsmedizinische Begründungen von MAK-Werten. Trichlormethan. Weinheim: Wiley-VCH, 28. Lfg. (1999).
[2]M. Alker, H.-G. Gielen, G. Sonnenschein, W. Pflaumbaum: Aufbereitung von Arbeitsplatzdaten, BArbBl. 1/2000, S. 14 - 16.

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