umwelt-online: Europäisches Übereinkommen zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Wirbeltiere (4)

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4. Unterbringung, Ausgestaltung und Pflege

4.1 Unterbringung

Landwirtschaftliche Nutztiere sollten innerhalb des Haltungsbereichs in sozial harmonischen Gruppen untergebracht und so bewirtschaftet werden, dass so wenig soziale Störungen wie möglich auftreten, sofern dies nicht durch die wissenschaftlichen Versuche oder Tierschutzbedingungen unmöglich wird.

Bei Gruppenhaltung entwickelt sich sehr schnell eine feste Rangordnung. Zu Beginn der Gruppenbildung kann es zu Aggressionen kommen, bis jedes Tier seinen Platz in der sozialen Rangordnung gefunden hat.

Um aggressives Verhalten und das daraus resultierende Verletzungsrisiko zu minimieren, ist besondere Sorgfalt erforderlich, wenn die Tiere gruppiert bzw. umgruppiert werden oder ein unbekanntes Tier in eine Gruppe eingeführt wird. Auf jeden Fall sollten bei der Gruppenbildung die Größe und das Alter der Tiere Berücksichtigung finden und die Gruppen ständig auf soziale Verträglichkeit überwacht werden.

Die Trennung von einer Gruppe und die Einzelunterbringung landwirtschaftlicher Nutztiere, und sollte es auch nur für kurze Zeit sein, kann einen bedeutenden Stressfaktor darstellen. Deshalb sollten landwirtschaftliche Nutztiere nicht einzeln gehalten werden, sofern dies nicht aus veterinärmedizinischer oder tierschützerischer Sicht erforderlich ist. Zu den Ausnahmen, bei denen eine Einzelunterbringung angebracht sein kann, gehören weibliche Tiere kurz vor der Geburt sowie ausgewachsene Wildschweine, die unter natürlichen Bedingungen alleine leben können.

Eine Einzelunterbringung aus Versuchsgründen sollte nur in Absprache mit dem Zootechniker und dem Tierschutzbeauftragten erfolgen. Zu den Faktoren, die es hier zu berücksichtigen gilt, gehören das Wesen des einzelnen Tieres, seine mögliche Reaktion auf die Trennung von der Gruppe sowie die Notwendigkeit und Dauer einer Eingewöhnungszeit. Ist eine Einzelunterbringung erforderlich, so sollten die Tiere Sicht-, Hör- und Riechkontakt zu ihren Artgenossen haben.

4.2 Ausgestaltung

Da eine anregende Umgebung für das Wohlbefinden landwirtschaftlicher Nutztiere von großer Bedeutung ist, sollten die Tierbereiche so ausgestaltet sein, dass Langeweile und stereotypes Verhalten verhindert werden. Alle Arten von landwirtschaftlichen Nutztieren verbringen normalerweise jeden Tag viel Zeit mit Grasen, Äsen oder Wühlen nach Futter sowie mit sozialen Interaktionen. Den Tieren sollte ausreichend Gelegenheit zur Befriedigung dieser Verhaltensbedürfnisse gegeben werden, z.B. durch Weidegang oder durch die Bereitstellung von Heu oder Stroh bzw. von bearbeitbaren Gegenständen wie Ketten oder Bällen.

Materialien und Gegenstände, die zur Bereicherung der Umgebung eingebracht wurden, sollten in regelmäßigen Zeitabständen ausgetauscht werden, da die Tiere - und vor allem Schweine - dazu neigen, das Interesse an Dingen zu verlieren, sobald sie sich an diese gewöhnt haben. Ausgestaltungselemente sollten in ausreichender Zahl vorhanden sein, um aggressives Verhalten weitestgehend auszuschalten.

4.3 Haltungsbereiche - Abmessungen und Bodenbeschaffenheit

Eine angemessene Gestaltung der Haltungsbereiche für landwirtschaftliche Nutztiere ist wichtig, damit die Tiere genügend Platz haben, um ein breites Spektrum normaler Verhaltensweisen ausleben zu können. Bodenbeschaffenheit und Drainage, Einstreumaterial (zur leichteren Einhaltung von Hygienebedingungen) und sozialen Bedingungen (Gruppengröße und -stabilität) wirken sich alle auf den Platzbedarf der Tiere aus.

Alle Haltungsbereiche sollten so ausgestaltet und instand gehalten werden, dass gewährleistet ist, dass sich die Tiere z.B. in Unterteilungen oder unter Futtertrögen weder verfangen noch verletzen können.

Die Tiere sollten nur angebunden werden, wenn dies aus wissenschaftlicher oder tiermedizinischer Sicht gerechtfertigt erscheint und auch dann nur solange es unbedingt erforderlich ist.

Jedes Tier sollte über genügend Platz verfügen, um aufrecht stehen, sich bequem hinlegen, ausstrecken und selbst putzen zu können und dabei Zugang zu einem gemeinsamen Liege- und einem geeigneten Fütterungsbereich haben.

Der Liegebereich sollte es allen Tieren ermöglichen, gleichzeitig auf der Seite liegend zu ruhen, wobei berücksichtigt werden sollte, dass zwar einige landwirtschaftliche Nutztiere (z.B. Schweine) in der Regel beim Liegen gerne Körperkontakt zu ihren Artgenossen haben, andere dagegen (z.B. Pferde) einen gewissen räumlichen Abstand vorziehen. Bei hohen Temperaturen, wenn die Tiere auf Abstand zueinander liegen müssen, um die Wärmeregulierung zu erleichtern, sollte ein größerer Liegebereich zugestanden werden.

Der Liegebereich sollte gut eingestreut sein, damit die Tiere bequemer liegen und das Risiko von Druckverletzungen reduziert wird. Wenn aus Versuchsgründen keine Einstreu vorhanden sein darf, sollte der Boden so beschaffen und isoliert sein, dass das körperliche Wohlbefinden erhöht wird und, im Falle einer nicht angemessen kontrollierten Umgebung, die Tiere auch ihren Wärmehaushalt besser regeln können.

Die Höhe der Haltungsbereiche sollte ein natürliches Aufrichten und Bespringen ermöglichen.

Das Bodenmaterial im Tierbereich sollte keine Verletzungsgefahren bergen und ausreichend rutschfest sein, damit sich die Tiere uneingeschränkt bewegen können. Der Boden sollte in gutem Zustand gehalten und wenn nötig ersetzt werden, da sich die Tiere an mit der Zeit entstehenden Oberflächenschäden verletzten können.

4.4 Fütterung

Das Futter sollte die Tiere ausreichend mit Nährstoffen versorgen, um den Leistungsenergiebedarf jedes einzelnen Tieres zu decken und dabei die Umgebungsbedingungen, unter denen die Tiere gehalten werden, berücksichtigen. Während der Trächtigkeits-, Laktations- und Wachstumsphasen sollten die Tiere ihren individuellen Bedürfnisse entsprechend zusätzliche Energie erhalten (z.B. Milchrinder mit hohem genetischem Leistungspotenzial). Auch dem Vitamin- und Mineralstoffgehalt des Futters sollte Beachtung geschenkt werden, um beispielsweise Kupfervergiftungen bei Schafen oder die Bildung von Harnsteinen in männlichen kastrierten Schafen zu verhindern. Gegebenenfalls sind Minerallecksteine zur Verfügung zu stellen.

Wird Weidegras verfüttert, so müssen die Besatzdichten kontrolliert werden um sicherzustellen, dass die Menge ausreicht, um den Ernährungsbedarf aller Tiere zu decken. Ist die Weidegrasversorgung begrenzt, so sollte Zufütterung durch Weidegang in Betracht gezogen werden.

Bei Wiederkäuern und Pferden sollten plötzliche Futterumstellungen vermieden und neue Futterkomponenten langsam eingeführt werden. Dies gilt vor allem für die Einführung von Kraftfutter oder in Zeiten erhöhter Stoffwechselbelastung wie z.B. vor und nach der Geburt. Raufutter sollte in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

Bei Gruppenhaltungssystemen sollte genügend Futter für alle Tiere an ausreichend vielen Stellen, zu denen die Tiere ohne Verletzungsgefahr gelangen können, angeboten werden.

Trockenfutter ist ein wichtiger Ernährungsbestandteil für landwirtschaftliche Nutztiere. Da aufgrund der Menge des benötigten Trockenfutters möglicherweise keine Lagersäcke verwendet werden können, sollten Futtermittel - einschließlich Heu, Stroh, Silage und Wurzelfrüchte - so gelagert werden, dass Qualitätsverlust und Kontaminationsrisiko so gering wie möglich gehalten werden. Für Bereiche, in denen Trockenfutter und Futterkonzentrate gelagert werden, sollte eine Strategie zur Schädlingsbekämpfung vorhanden sein.

Werden Stalltiere mit gemähtem Gras gefüttert (z.B. wenn es keinen Weidegang gibt), so sollte oft gemäht werden, da sich gemähtes Gras beim Lagern erhitzt und ungenießbar wird.

4.5 Tränken

Jedes einzelne Tier in der Gruppe sollte jederzeit Zugang zu frischem, sauberem Trinkwasser haben. Die Anzahl der Tränkstellen und die Länge der Tränken sollte ausreichen, um allen Tieren innerhalb der Gruppe Zugang zum Wasser zu ermöglichen. Die Fließgeschwindigkeiten sollten den Bedürfnissen des jeweiligen Tieres entsprechen, die wiederum von der Fütterung, der Physiologie und der Umgebungstemperatur abhängen. So haben zum Beispiel laktierende Tiere einen deutlich höheren Wasserbedarf als die anderen Tiere des Bestandes.

4.6 Substrat, Einstreu-, Lager- und Nestmaterial

(Siehe Punkt 4.8 des Allgemeinen Teils)

4.7 Reinigung

(Siehe Punkt 4.9 des Allgemeinen Teils)

4.8 Umgang

Sind besondere Bereiche für den Umgang mit bzw. das Ruhigstellen von Tieren erforderlich, so sollten diese robust gebaut und für Tiere und Personal sicher sein. In diesem Zusammenhang ist vor allem ein rutschfester Boden wichtig.

Derartige Bereiche können entweder wie ein normaler Haltungsbereich mit Grundausstattung konzipiert oder aber auch komplexer und an die Bedürfnisse der Einrichtung in ihrer Gesamtheit angepasst sein. Sie können auch innerhalb der eigentlichen Haltungsbereiche liegen, wobei jedoch darauf geachtet werden sollte, dass sie den zur Verfügung stehenden Raum nicht zu sehr einschränken oder ein potenziell gefährliches Hindernis innerhalb der Tierhaltungsbereiche darstellen.

Die hierfür vorgesehenen Anlagen sollten möglichst auch Ausläufe und Buchten für eine Trennung der Tiere, Desinfektionswannen, für bestimmte Arten erforderliche Sondereinrichtungen wie z.B. Badebecken, in die die Tiere ganz eintauchen und schwimmen können oder Schurplätze für Schafe sowie einen Bereich, in dem sich die Tiere nach Behandlungen erholen können, enthalten. Im Interesse von Tieren und Personal sollten diese Einrichtungen idealerweise wettergeschützt sein.

Der Umgang mit den Tieren sollte gelassen und bestimmt sein und sie sollten nicht durch Treibgänge und Korridore gejagt werden. Letztere sollten so angelegt sein, dass sie dem natürlichen Verhalten der Tiere Rechnung tragen, Bewegungen nicht behindern und das Verletzungsrisiko so gering wie möglich ist. Fixierungsvorrichtungen sollten keine Verletzungen oder unnötiges Leiden verursachen. Tiere sollten nicht durch Hiebe oder Stromschläge angetrieben werden.

Korridore und Tore sollten so breit sein, dass zwei Tiere gut aneinander vorbeikommen, wohingegen Treibgänge von der Breite her nur eine Bewegung in eine Richtung zulassen sollten.

Durch regelmäßigen Umgang werden die Tiere an den Kontakt mit Menschen gewöhnt. Wird häufiger Umgang erforderlich, so sollten ein Trainingsprogramm und Belohnungen ins Auge gefasst werden, um Ängste und Leiden zu minimieren.

Außer bei Untersuchungen, Behandlungen oder Probenahmen, der Reinigung der Unterkünfte oder beim Melken oder Verladen sollten die Tiere nicht auf engem Raum eingesperrt werden.

4.9 Schmerzfreies Töten

Die Methoden zum schmerzfreien Töten landwirtschaftlicher Nutztiere sollten gewährleisten, dass den Tieren kein unnötiges Leid zugefügt wird. Ein sorgfältiger Umgang mit den Tieren durch erfahrenes Personal mit geringstmöglicher Störung der üblichen Vorgehensweisen sorgt dafür, dass die Tiere vor ihrer schmerzfreien Tötung so wenig wie möglich leiden.

Die Tötung sollte nicht in Bereichen durchgeführt werden, in denen sich andere Tiere befinden, es sei denn, es handelt sich um ein schwer verletztes Tier, dessen Verbringung ihm nur noch zusätzliches Leid bescheren würde.

4.10 Aufzeichnungen

(Siehe Punkt 4.12 des Allgemeinen Teils)

4.11 Kennzeichnung

Die Tiere sollten individuell mittels Transponder, Ohrmarken, Kunststoffhalsbänder und/oder Pansen-Boli gekennzeichnet werden. Kaltbrandmarkung und Tätowierungen sind in der Regel weniger geeignet, und Heißbrandmarkungen sollten überhaupt nicht durchgeführt werden.

Die Kennzeichnung sollte nur von geschultem Personal und zu einem Zeitpunkt durchgeführt werden, an dem der Eingriff das Tier am wenigsten beeinträchtigt. Ohrmarken und -tätowierungen sollten regelmäßig auf Infektionen untersucht und verlorene Marken möglichst am selben Ohrloch ersetzt werden.

Wird elektronisch gekennzeichnet, so sollten Art und Größe der Kennzeichnung auf das jeweilige Tier zugeschnitten sein und das Gerät regelmäßig auf Funktionsfähigkeit und mögliche Gegenanzeigen (z.B. Reaktionen und Reiben an der Injektionsstelle oder Rachentrauma infolge einer nicht korrekt durchgeführten Bolus-Einführung) hin überprüft werden.

b. Zusätzliche Leitlinien für die Unterbringung und Pflege von Rindern

1. Einleitung

Rinder (Bos taurus und Bos indicus) sind gesellige Tiere, deren Rangordnungen auf der Dominanz einzelner Herdenmitglieder basieren. Zwischen den Artgenossen entwickeln sich häufig enge Beziehungen. Als Wiederkäuer verbringen Rinder einen großen Teil des Tages mit Grasen und ruhen sich danach für längere Zeit aus. Rinder sind normalerweise friedfertige Tiere, die sich schnell an den Kontakt zu Menschen gewöhnen.

2. Das Umfeld und seine Überwachung

(Siehe Punkt 2 der Allgemeinen Erwägungen für landwirtschaftliche Nutztiere und Miniaturschweine)

3. Gesundheit

(Siehe Punkt 3 der Allgemeinen Erwägungen für landwirtschaftliche Nutztiere und Miniaturschweine)

4. Unterbringung, Ausgestaltung und Pflege

4.1 Unterbringung

Außer im Fall von jungen Kälbern und ihren Müttern sollten gehörnte und enthornte Tiere nicht zusammen gehalten werden.

4.2 Haltungsbereiche - Abmessungen und Böden

Tabelle G.1. Rinder: Mindestabmessungen und Raumbedarf

Körpergewicht
(in kg)
Mindestfläche der Unterbringung
(in m2)
Mindestbodenfläche pro Tier
(in m2/Tier)
Trogplatz bei Adlibitum-Fütterung enthornter Rinder
(in m/Tier)
Trogplatz bei restriktiver Fütterung enthornter Rinder
(in m/Tier)
< 100 2,50 2,30 0,10 0,30
> 100 bis 200 4,25 3,40 0,15 0,50
> 200 bis 400 6,00 4,80 0,18 0,60
> 400 bis 600 9,00 7,50 0,21 0,70
> 600 bis 800 11,00 8,75 0,24 0,80
über 800 16,00 10,00 0,30 1,00

Bei Stallhaltung von Rindern ist ein ausreichend großer eingestreuter Bereich erforderlich, auf dem alle Tiere gleichzeitig liegen können. Wo keine Boxen zur Verfügung stehen, beträgt diese Fläche normalerweise ungefähr 70 % der in der obigen Tabelle angegebenen Mindestbodenfläche. Der Rest des Haltungsbereichs kann einstreufrei sein und wird zur Fütterung und freien Bewegung genutzt.

Existieren einzelne, nach hinten offene Liegeboxen mit Einstreu, so kann diese Fläche unter Umständen kleiner sein, wobei jedoch die Gesamtzahl der Boxen um 5 % über der Zahl der Tiere liegen sollten, um Konkurrenzverhalten zu reduzieren und es allen Tieren zu ermöglichen, sich gleichzeitig hinzulegen. Die Gestaltung der Boxen ist für die Tiere von entscheidender Bedeutung, weshalb vor dem Einbau fachkundiger Rat eingeholt werden sollte. Bei der Planung sollte die Körpergröße der Tiere berücksichtigt und auch an einen ausreichend geschützten Boden, der Verletzungen der Tiere verhindert, eine angemessene Drainage, korrekt positionierte Abtrennungen und Fanggitter zwischen den einzelnen Ständen, horizontale und vertikale Kopffreiheit sowie angemessene Bewegungsfreiheit nach vorne gedacht werden. Die hintere Stufe sollte einerseits hoch genug sein, dass während der Reinigung kein Mist in die Box gelangt, andererseits aber nicht so hoch, dass sich die Tiere beim Betreten oder Verlassen der Box an den Beinen verletzen können. Der Rest des Haltungsbereichs kann ohne Einstreu sein und wird für Fütterung und freie Bewegung genutzt.

Die Länge der Box hängt in erster Linie vom Gewicht des Tieres ab. Die Boxenbreite kann variieren und richtet sich nach der Art der Abtrennung. Die Boxen müssen auf jeden Fall so breit sein, dass die Tiere bequem liegen können, ohne dabei an die Unterteilungen gedrückt zu werden und so Druckstellen am Körper zu bekommen. Deshalb sollte für Gestaltung und Einbau von Boxen fachkundiger Rat eingeholt werden.

4.3 Fütterung

Der zugestandene Trogplatz gestattet den Tieren gleichzeitiges Fressen, sofern keine Adlibitum-Fütterung praktiziert wird (siehe Tabelle G.1.). Hornvieh benötigt mehr Platz am Futtertrog als hornlose Tiere, was auf jeden Fall berücksichtigt werden muss.

4.4 Tränken

Tränken: Die gesamte Tränkenlänge muss ausreichen, dass 10 % der Tiere gleichzeitig trinken können. Dies entspricht mindestens 30 cm Platz für jeweils zehn ausgewachsene Rinder. Laktierende Milchkühe benötigen 50 % mehr Platz.

Tränkebecken: Werden die Rinder in Gruppen gehalten, sollten mindestens zwei Tränkebecken zur Verfügung stehen. Umfassen die Gruppen mehr als 20 Rinder, so sollte mindestens ein Tränkebecken für jeweils zehn Tiere vorhanden sein.

4.5 Umgang

Werden Melkmaschinen eingesetzt, so sollte das Melkgeschirr technisch einwandfrei sein, um Krankheiten wie Euterentzündungen vorzubeugen.

Rinder mit Hörnern können in beengter Umgebung eine Gefahr für das Personal darstellen. Unter Umständen könnte deshalb eine Enthornung der Tiere für notwendig erachtet werden. Sofern möglich, sollte diese jedoch bei Kälbern, die unter acht Wochen alt sind, durchgeführt werden.

c. Zusätzliche Leitlinien für die Unterbringung und Pflege von Schafen und Ziegen

1. Einleitung

Schafe (Ovis aries) sind Weidetiere, die aufgrund der Unterschiede zwischen den Rassen, z.B. bei der Wolle, unter verschiedenartigsten klimatischen Bedingungen gedeihen.

Unter natürlichen oder landwirtschaftlichen Haltungsbedingungen sind Schafe sehr gesellig und verbringen ihr ganzes Leben in engem Kontakt zu anderen Tieren der Herde, die sie übrigens individuell erkennen. Diese Tierart leidet ganz besonders unter sozialer Isolation, was bei der Gestaltung der Haltungsbereiche berücksichtigt werden sollte. In Bezug auf den sozialen Zusammenhalt von Schafen bestehen jedoch erkennbare Unterschiede zwischen den Rassen. So schließen sich z.B. Bergschafe, wenn sie nicht gestört werden, weniger eng zu einem Herdenverband zusammen.

Ziegen (Capra hircus) sind von Natur aus neugierig und vertragen sich in der Regel gut mit anderen Tierarten und Menschen. Genau wie Schafe leben auch Ziegen in sozialen Gruppen und werden durch soziale Isolation in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt. Ziegen fressen eher an Bäumen und Sträuchern anstatt zu grasen und sind optimal an trockenen, festen Untergrund angepasst. Sie haben enorme Kletterfähigkeiten, was ihnen das Abfressen von Bäumen und Sträuchern erleichtert. Sie bevorzugen ein warmes Klima und vertragen Wind und Nässe nicht besonders gut.

2. Das Umfeld und seine Überwachung

Bei extremen Witterungsbedingungen benötigen Schafe Zugang zu natürlichem oder künstlichem Windschutz und zu Schatten, wohingegen Ziegen aufgrund ihrer anderen Felleigenschaften lange Regenperioden schlechter vertragen und bei Aufenthalt im Freien ungehinderten Zugang zu überdachten Unterständen haben sollten.

Vor kurzem geschorene Tiere benötigen unter Umständen höhere Umgebungstemperaturen als ungeschorene Tiere.

3. Gesundheit

Ausgewachsene Schafe und Ziegen von Wollrassen sollten mindestens einmal pro Jahr geschoren werden, sofern dies ihr Wohlbefinden nicht beeinträchtigt.

4. Unterbringung, Ausgestaltung und Pflege

4.1 Unterbringung

Unkastrierte, ausgewachsene männliche Tiere beider Tierarten können eher alleine leben als weibliche oder junge Tiere. Sie können sich unter Umständen, vor allem während der Fortpflanzungsperiode, aggressiv verhalten, weshalb man sehr vorsichtig mit ihnen umgehen muss, um das Risiko von Kämpfen und Verletzungen des Betreuungspersonals zu reduzieren.

Gehörnte und enthornte Ziegen sollten nicht zusammen untergebracht werden.

4.2 Ausgestaltung

Für Ziegen sollten erhöhte Bereiche in ausreichender Zahl und Größe zur Verfügung stehen, damit dominante Tiere den anderen nicht den Zugang verweigern können.

4.3 Haltungsbereiche - Abmessungen und Bodenbeschaffenheit

Tabelle G.2. Schafe und Ziegen: Mindestabmessungen und Platzangebot

Körpergewicht (in kg) Mindestfläche der Unterbringung
(in m2)
Mindestbodenfläche pro Tier
(in m2/Tier)
Mindesthöhe von Trennwänden*)
(in m)
Trogplatz bei Adlibitum-Fütterung
(in m/Tier)
Trogplatz bei restriktiver Fütterung (in m/Tier)
< 20 1,0 0,7 1,0 0,10 0,25
> 20 bis 35 1,5 1,0 1,2 0,10 0,30
> 35 bis 60 2,0 1,5 1,2 0,12 0,40
über 60 3,0 1,8 1,5 0,12 0,50
*) Bei ausgewachsenen Ziegen sollten die Trennwände eventuell noch höher sein, um die Tiere am Entkommen zu hindern.

Der gesamte Haltungsbereich sollte über einen festen Boden mit geeigneter Einstreu verfügen.

4.4 Tränken

Bei Schafen und Ziegen in Stallhaltung sollte mindestens ein Tränkplatz für 20 Tiere zur Verfügung stehen.

4.5. Kennzeichnung

Für kurzfristige Versuche mit kurzhaarigen Schaf- und Ziegenrassen können zum Anfärben des Vlieses bzw. Fells anerkannte nichttoxische landwirtschaftliche Markierungsprodukte verwendet werden.

d. Zusätzliche Leitlinien für die Unterbringung und Pflege von Schweinen und Miniaturschweinen

1. Einleitung

Das Hausschwein (Sus scrofa) stammt vom europäischen Wildschwein ab. Obwohl Hausschweine über viele Generationen hinweg für wichtige wirtschaftliche Produktionsmerkmale einer strengen Zuchtauslese unterlagen, verfügen sie heute zum großen Teil immer noch über das gleiche Verhaltensrepertoire wie ihre Vorfahren. Sofern man sie lässt, leben Schweine in kleinen Familiengruppen zusammen, sind vor allem in der Dämmerung aktiv und haben ein stark ausgeprägtes Erkundungsverhalten. Sie sind Allesfresser und verbringen einen Großteil ihrer aktiven Zeit mit der Suche nach Futter. Zum Abferkeln suchen die Muttersauen die soziale Isolation und bauen sich kurz vor der Geburt ein Nest. Das Absetzen der Ferkel erfolgt Schritt für Schritt und ist nach ungefähr vier Monaten abgeschlossen. Dabei werden die Ferkel allmählich in die soziale Gruppe integriert, wobei selten aggressive Verhaltensweisen auftreten.

Miniaturschweine unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von Nutzschweinen. Mit Hilfe konventioneller Zuchtmethoden wurden verschiedene Miniaturschweinestämme entwickelt, die sich für die Verwendung als Versuchstiere zu Forschungszwecken eignen. Im Sinne dieses Anhangs ist "Miniaturschwein" definiert als eine kleine Schweinerasse für Versuchs- und andere wissenschaftliche Verwendungszwecke, deren Körpergewicht beim ausgewachsenen Tier in der Regel 60 kg nicht überschreitet, bei einigen Stämmen jedoch bis zu 150 kg erreichen kann. Aufgrund dieser Unterschiede im Körpergewicht bei ausgewachsenen Tieren können die Empfehlungen für Nutzschweine nicht einfach auf Gewichtsbasis extrapoliert werden. Die Empfehlungen in diesem Dokument gelten für beide Arten von Schweinen, erforderlichenfalls ergänzt durch besondere Bedingungen für Miniaturschweine.

2. Das Umfeld und seine Überwachung

2.1 Temperatur

Schweine und Miniaturschweine reagieren sehr sensibel auf ihre Umgebungstemperatur und richten ihr Verhalten stark auf die Thermoregulation aus.

Schweine sollten in einer gleich bleibenden, temperaturgeregelten Umgebung gehalten werden, wobei sich der gesamte Raum innerhalb der thermoneutralen Zone befinden sollte. Alternativ können sie auch in einem Haltungsbereich mit unterschiedlichen Mikroklimata gehalten werden, mit lokaler Beheizung bzw. Unterteilung des Liegebereichs und Bereitstellung von angemessenem Einstreumaterial. Ein Temperaturgradient innerhalb des Haltungsbereichs gilt als vorteilhaft. Freilandschweine können niedrigere Umgebungstemperaturen ausgleichen, sofern ihnen ausreichende Unterstände mit viel trockener Einstreu und zusätzliches Futter zur Verfügung stehen.

Tabelle G.3. Schweine und Miniaturschweine: Empfohlene Temperaturbereiche für Tiere in Einzelhaltung

Lebendgewicht Empfohlener Temperaturbereich (in °C)
< 3 kg 30 bis 36
3 bis 8 kg 26 bis 30
> 8 bis 30 kg 22 bis 26
> 30 bis 100 kg 18 bis 22
> 100 kg 15 bis 20

Abgesehen vom Körpergewicht hängt es aber auch noch von der Geschlechtsreife, dem Vorhandensein von Einstreumaterial, der Gruppenhaltung und der Kalorienzufuhr ab, welche Temperatur für das jeweilige Tier am geeignetsten ist. Innerhalb der angegebenen Temperaturbereiche sollte Tieren mit geringerem Gewicht, ohne Einstreu oder mit eingeschränkter Kalorienzufuhr eher die höheren Temperaturen zugestanden werden.

Ferkel mit geringem Körpergewicht reagieren sehr empfindlich auf die Umgebungstemperatur und sollten deshalb bei höheren Temperaturen gehalten werden. Bei neugeborenen Ferkeln sollte die Liegefläche mindestens 30 °C warm sein und die Temperatur dann nach zwei Wochen auf 26°C reduziert werden. Abferkel- und Laktationsbereiche sollten mindestens so warm sein, dass im Liegebereich der Ferkel, unter Berücksichtigung lokaler Heizquellen, eine angemessene Temperatur aufrechterhalten werden kann. Aufgrund ihrer erhöhten Stoffwechselaktivität sind laktierende Sauen anfällig für Hitzestress und auch in den Abferkelbereichen sollten die Temperaturen möglichst nicht über 24°C liegen.

3. Gesundheit

(Siehe Punkt 3 der Allgemeinen Erwägungen für landwirtschaftliche Nutztiere und Miniaturschweine)

4. Unterbringung, Ausgestaltung und Pflege

4.1 Ausgestaltung

Schweine legen Wert darauf, verschiedene Verhaltensweisen, wie Liegen, Fressen und Stoffausscheidung, räumlich getrennt auszuleben. Die Haltungsbereiche sollten deshalb die Einrichtung separater Funktionsbereiche unterstützen, entweder indem den Tieren sehr viel Platz zur Verfügung gestellt wird oder indem die Bereiche angemessen unterteilt werden.

Schweine sind recht neugierige Tiere und benötigen eine ausreichend komplexe Umgebung, um ihr arttypisches Erkundungsverhalten zum Ausdruck bringen zu können. Alle Schweine sollten jederzeit Zugang zu genügend Material zum Erkunden, Bearbeiten und Wühlen haben, um das Risiko von Verhaltensstörungen zu reduzieren.

4.2 Haltungsbereiche - Abmessungen und Bodenbeschaffenheit

Tabelle G.4. enthält einen Überblick über den Mindestplatzbedarf für Tiere der verschiedenen Gewichtsgruppen. Die Haltungsbereiche sollten auf jeden Fall für das höchste Gewicht ausgestaltet sein, das die Schweine letztendlich erreichen werden. Das Wechseln von Haltungsbereichen sollte auf ein Minimum reduziert werden.

Tabelle G.4. Schweine und Miniaturschweine: Mindestabmessungen und Platzangebot

Lebendgewicht
(in kg)
Mindestfläche*) der Unterbringung
(in m2)
Mindestbodenfläche pro Tier
(in m2/Tier)
Mindestliegefläche pro Tier (unter thermoneutralen Bedingungen)
(m2/Tier)
< 5 2,0 0,20 0,10
> 5 bis 10 2,0 0,25 0,11
> 10 bis 20 2,0 0,35 0,18
> 20 bis 30 2,0 0,50 0,24
> 30 bis 50 2,0 0,70 0,33
> 50 bis 70 3,0 0,80 0,41
> 70 bis 100 3,0 1,00 0,53
> 100 bis 150 4,0 1,35 0,70
über 150 5,0 2,50 0,95
Ausgewachsene (konventionelle) Wildschweine 7,5  1,30
*)Schweine können unter Umständen aus Versuchs- oder veterinärmedizinischen Gründen kurzfristig in kleineren Haltungsbereichen (z.B. in einem mit Hilfe von Trennelementen unterteilten Hauptbereich) untergebracht werden, wenn beispielsweise eine individuelle Futteraufnahme erforderlich ist.

Werden Schweine einzeln oder in kleinen Gruppen untergebracht, wird pro Tier mehr Raum benötigt als bei einer Unterbringung in größeren Gruppen.

Schweine sollten niemals angebunden und höchstens für kurze Zeit - z.B. zur Fütterung oder Besamung bzw. aus Versuchs- oder veterinärmedizinischen Gründen - in Boxen oder Kastenständen eingesperrt werden. Sauen und Ferkel sollten so untergebracht werden, dass den speziellen Verhaltensweisen der Sauen vor und nach der Geburt sowie den Verhaltensweisen der neugeborenen Ferkel Rechnung getragen wird. Obwohl die Verwendung von Abferkelboxen unter bestimmten Bedingungen das Überleben und das Wohlbefinden der Ferkel sichern kann, sollte die beengte Unterbringung von Sauen vor und nach der Geburt und während der Säugezeit möglichst vermieden und stattdessen eine Unterbringung in offenen Systemen angestrebt werden.

Welches Bodenmaterial am besten geeignet ist, hängt von Größe und Gewicht der Schweine ab. Um die Zugabe von Substrat zum Wühlen/Nestbau zu erleichtern, sollte der Boden im Liegebereich möglichst fest sein. Spaltenböden können zwar aus Hygienegründen vorteilhaft sein, das Verhältnis zwischen Latten und Spalten sollte jedoch der Größe der Schweine Rechnung tragen, um Fußverletzungen zu vermeiden.

4.3 Fütterung

Mastschweine werden, bis sie ausgewachsen sind, normalerweise ad libitum gefüttert; danach muss die Fütterung restriktiver gehandhabt werden, damit die Tiere nicht zu fett werden. Miniaturschweine neigen bei herkömmlicher Fütterung besonders zu Fettleibigkeit. Eine spezielle, kalorienreduzierte Diät mit höherem Ballaststoffanteil kann diesem Problem vorbeugen. Bei eingeschränkter Fütterung legen Schweine in der Regel einen verstärkten Futtertrieb an den Tag, was z.B. durch erhöhte Aktivität und Aggressivität und die Entwicklung stereotyper Verhaltensweisen zum Ausdruck kommen kann. Um diese Probleme zu vermeiden, sollte die Futterzusammenstellung beispielsweise durch höheren Fasergehalt so verändert werden, dass das Sättigungsgefühl verstärkt wird, und gleichzeitig genügend Substrat, wie z.B. Stroh, zur Verfügung stehen, um dem Futtertrieb der Tiere gerecht zu werden.

Bei restriktiver Fütterung sollten junge Tiere, die sich noch im Wachstum befinden, mindestens zweimal täglich gefüttert werden. Ausgewachsene Tiere sollten dagegen nur einmal täglich Futter erhalten, da eine angemessene Portion für das Erreichen eines gewissen Sättigungsgrades erforderlich ist und so weniger Aggressionen aufkommen. Bei restriktiver Fütterung sollten alle Tiere innerhalb einer sozialen Gruppe Zugang zum Futter haben, ohne dass dabei Aggressionen geschürt werden. Am Futtertrog sollte ausreichend Platz sein, damit gewährleistet ist, dass alle Tiere gleichzeitig gefüttert werden können. Tabelle G.5. enthält einen Überblick über die empfohlenen Abmessungen. Werden Tiere einzeln oder in kleinen Gruppen untergebracht, so sollte am Futtertrog mindestens so viel Platz sein wie bei der restriktiven Fütterung. Werden die Tiere in größeren Gruppen gehalten und ad libitum gefüttert, können sie sich den Futtertrog besser teilen, weshalb insgesamt weniger Platz erforderlich ist.

Tabelle G.5. Schweine und Miniaturschweine: Mindesttrogplatz

Lebendgewicht
(in kg)
Mindesttrogplatz
(in cm) (bei Adlibitum- und restriktiver Fütterung*)
Mindesttrogplatz pro Tier bei Adlibitum-Fütterung
(in cm/Tier)
< 10 13 2,0
> 10 bis 20 16 2,5
> 20 bis 30 18 3,0
> 30 bis 50 22 3,5
> 50 bis 70 24 4,0
> 70 bis 100 27 4,5
> 100 bis 150 31 5,0
über 150 40 7,0
*) Bei restriktiver Fütterung sollte jedem Tier zumindest der vorgesehene Mindesttrogplatz zur Verfügung stehen.

4.4. Tränken

Da Schweine ganz besonders empfindlich auf Wasserentzug reagieren, sollten bei Gruppenhaltung mindestens zwei Tränkstellen pro Gruppe - oder eine große Beckentränke, aus der zwei oder mehr Schweine gleichzeitig trinken können - vorhanden sein, damit dominante Tiere den anderen nicht den Zugang zur Tränkstelle verwehren können. Zu diesem Zweck werden folgende Tränkenabmessungen empfohlen.

Tabelle G.6. Schweine und Miniaturschweine: Mindesttränkenplatz

Art der Tränke Anzahl der Schweine je Tränkstelle
Nippel- oder Beißtränken 10
Große Beckentränken (aus denen mindestens zwei Schweine gleichzeitig trinken können) 20

Werden Schweine in größeren Gruppen gehalten und aus einem offenen Trog getränkt, so sollte die Tränke entweder mindestens so groß sein, dass ein Schwein ungehinderten Zugang zum Wasser hat (vgl. Tabelle G.5. für restriktive Fütterung) oder pro Schwein mindestens 12,5 mm betragen, je nach dem, welcher Wert größer ist.

Tabelle G.7. Schweine und Miniaturschweine: Mindestdurchflussraten für Schweinetränken

Art der Schweine Mindestdurchflussrate (in ml/min)
Absetzferkel 500
Masttiere 700 
Nicht laktierende Sauen und Eber 1.000
Laktierende Sauen 1.500

4.5 Substrat, Einstreu-, Lager- und Nestmaterial

Einstreu trägt in vielerlei Hinsicht zum Wohlbefinden von Schweinen bei. Sie wirkt sich (außer bei großer Hitze) positiv auf das körperliche und thermische Befinden aus, kann gefressen werden und verstärkt somit das Sättigungsgefühl und ermöglicht es den Tieren überdies, ihren Futter- und Nestbautrieb auszuleben. Inwieweit diese positiven Auswirkungen zum Ausdruck kommen, hängt von der Art der Einstreu ab. Im Prinzip ist langhalmiges Stroh am besten geeignet, aber auch Alternativen wie Häckselstroh, Sägemehl, Hobelspäne und Papierschnipsel haben ihre Vorteile. Die Einstreu sollte nichttoxisch und strukturell möglichst so vielfältig sein, dass der Erkundungstrieb der Tiere stimuliert wird. Sofern keine Versuchsgründe dagegen sprechen, sollten alle Schweine über Einstreu verfügen. Dies gilt besonders für abferkelnde Sauen, die ein ausgeprägtes Nestbauverhalten an den Tag legen, und für restriktiv gefütterte Schweine mit ausgeprägtem Futtertrieb.

e. Zusätzliche Leitlinien für die Unterbringung und Pflege von Equiden, einschließlich Pferden, Ponys, Eseln und Maultieren

1. Einleitung

Equiden entwickelten sich als Gras fressende Bewohner offener Grünlandschaften; Hauspferde und -ponys (Equus caballus) und Esel (Equus asinus) haben das Verhaltensrepertoire ihrer Vorfahren beibehalten. Wilde bzw. freilaufende Equiden leben in Herden, die wiederum in kleine familiäre Gruppen oder Verbände - normalerweise bestehend aus einem Hengst und mehreren Stuten, Fohlen und Jährlingen - unterteilt sind. Die Sozialstruktur entwickelt sich als eine klar definierte Hierarchie, und einzelne Tiere innerhalb einer Gruppe schließen sich oft paarweise zusammen. Diese Bindungen sollten erkannt und aufrechterhalten werden. Gegenseitige Körperpflege spielt im Leben von Equiden eine wichtige Rolle.

Im Gegensatz zu Wiederkäuern können Equiden kontinuierlich über mehrere Stunden weiden und verbringen damit unter natürlichen Bedingungen 14 bis 16 Stunden pro Tag. Ihre natürliche Nahrung setzt sich aus Gras, Kräutern und Blättern zusammen, wobei Equiden aber bei der Wahl der Grassorten und Pflanzen, die sie fressen, sehr wählerisch sind. Normalerweise grasen sie ein bisschen, bewegen sich dann ein paar Schritte weiter und fangen erneut an zu grasen. Auf diese Art und Weise fressen sie nicht nur, sondern bewegen sich auch gleichzeitig und können innerhalb von 24 Stunden weite Entfernungen zurücklegen.

Idealerweise sollten Haltungssysteme für Equiden deren natürlichem Verhalten, vor allem ihren Bedürfnissen in Bezug auf Grasen, Bewegung und soziale Interaktionen, gerecht werden. Equiden sind Fluchttiere, die sehr schreckhaft sind, was ebenfalls berücksichtigt werden sollte.

2. Das Umfeld und seine Überwachung

2.1 Temperatur

Bei kühler Witterung, vor allem bei geschorenem Fell, können Decken verwendet werden, die jedoch täglich abgenommen und kontrolliert werden sollten.

Mähne und Schweif von Equiden bieten Schutz vor Wetterunbilden und Fliegen und dürfen weder ganz entfernt noch kurz geschnitten werden. Müssen Mähne oder Schweif gekürzt oder ausgedünnt werden, so sollte dies durch Abschneiden und nicht durch Herausziehen der Haare geschehen.

3. Gesundheit

(Siehe Punkt 3 der Allgemeinen Erwägungen für landwirtschaftliche Nutztiere und Miniaturschweine)

4. Unterbringung, Ausgestaltung und Pflege

4.1 Haltungsbereiche - Abmessungen und Bodenbeschaffenheit

Idealerweise sollten Equiden ganz auf der Weide gehalten werden oder zumindest sechs Stunden Weidegang pro Tag haben. Werden Equiden ohne oder mit sehr wenig Weidegang gehalten, so sollte zusätzliches Raufutter zur Verfügung stehen, damit sich die Tiere länger mit dem Fressen beschäftigen können und so die Langeweile reduziert wird.

Bei Stallhaltung ist eine Gruppenhaltung vorzuziehen, da diese den Tieren Möglichkeit zu sozialen Interaktionen und Bewegung bietet. Vor allem bei Pferden ist es wichtig, dass sorgfältig auf die soziale Kompatibilität der Gruppen geachtet wird.

Wie groß die Innenbereiche sein müssen hängt davon ab, ob die Tiere täglichen Zugang zu zusätzlichen Weide- oder Auslaufflächen haben oder nicht. Die Zahlen in unten stehender Tabelle setzen voraus, dass solche Zusatzflächen zur Verfügung stehen. Ist dies nicht der Fall, ist erheblich mehr Platz erforderlich.

Tabelle G.8. Equiden: Mindestabmessungen und Platzangebot

Widerristhöhe
(in m)
Mindestbodenfläche pro Tier (in m2/Tier) Mindesthöhe der Unterbringung
(in m)
Für jedes einzeln oder in Gruppen von bis zu 3 Tieren gehaltene Tier Für jedes in Gruppen von
4 oder mehr Tieren gehaltene Tier
Abfohlbox/ Stute mit Fohlen
1,00 bis 1,40 9,0 6,0 16 3,00
> 1,40 bis 1,60 12,0 9,0 20 3,00
über 1,60 16,0 (2 x WH)2*) 20 3,00
*) Um sicherzustellen, dass die Tiere ausreichend Platz haben, sollten die Raummaße für jedes einzelne Tier auf der jeweiligen Widerristhöhe (WH) basieren.

Die kürzeste Seite sollte mindestens 1,5 mal so lang wie die Widerristhöhe des Tieres sein.

Um das Wohlbefinden der Tiere sicherzustellen, sollten die Innenbereiche so hoch sein, dass sich die Tiere zur vollen Größe aufbäumen können.

Spaltenböden sind für Equiden ungeeignet.

4.2 Fütterung

Eine falsche Fütterung von Equiden kann die Gesundheit der Tiere ernsthaft beeinträchtigen und Krankheiten wie Kolik und Hufrehe hervorrufen.

Da die Tiere von Natur aus über längere Zeiträume grasen, sollten sie idealerweise ununterbrochen Zugang zu Futter wie frischem Gras, Heu, Silage oder Stroh haben. Wenn keine Möglichkeit zum Weidegang besteht, sollten die Tiere täglich in ausreichender Menge Langfasern/Raufutter erhalten. Soweit möglich, sollte Raufutter entweder auf dem Boden oder in geeigneten runden Ballenbehältern verfüttert werden. Heunetze und -raufen sollten so beschaffen und positioniert sein, dass das Verletzungsrisiko so gering wie möglich ist.

Werden in Gruppen gehaltene Tiere mit "hartem" Futter (Kraftfutter) gefüttert, so sollte sich die Reihenfolge, in der die Pferde ihr Futter erhalten, möglichst an der Rangordnung innerhalb der Herde orientieren. Wenn möglich, sollten die einzelnen Tiere separat gefüttert werden. Wo dies nicht möglich ist, sollten die einzelnen Futterkrippen mindestens 2,40 m voneinander entfernt und mindestens eine Futterkrippe pro Tier vorhanden sein. Pferde, die mit Kraftfutter gefüttert werden, sollten in regelmäßigen Abständen kleine Mengen Futter erhalten.

4.3 Tränken


Pferde trinken am liebsten aus offenen Wasserstellen, weshalb diese möglichst zu bevorzugen sind. Werden automatische Nippeltränken eingesetzt, so muss den Tieren gegebenenfalls beigebracht werden, wie damit umzugehen ist.

4.4 Kennzeichnung

Ohrmarken und Tätowierungen eignen sich nicht für Equiden. Reicht die Fellfarbe zur Identifizierung der Tiere nicht aus, so sollten Transponder verwendet werden. Auch nummeriertes Kopfzeug und Hängeschilder für Halfter werden erfolgreich zur Identifizierung verwendet.

H. Artspezifische Leitlinien für Vögel

a. Allgemeine Erwägungen

1. Einleitung

Vögel werden für viele verschiedene Zwecke verwendet, z.B. zur Grundlagenforschung, für angewandte veterinärmedizinische Studien und in der Toxikologie. Haushühner und Hausputen werden am häufigsten für Tierversuche verwendet, oft auch für Entwicklungsstudien und zur Herstellung von biologischem Material wie Gewebe und Antikörper. Haushühner sind überdies die am häufigsten in der Vogelschutzforschung verwendete Vogelart. Hühner werden zur Evaluierung der Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln eingesetzt, während Wachteln und andere Tiere eher zu ökotoxikologischen Studien herangezogen werden. Andere, weniger häufig verwendete Vogelarten wie Tauben oder Wildvögel werden in der Regel für Forschungsprojekte in den Bereichen Psychologie, grundlegende Physiologie und Zoologie verwendet. Das Einfangen von Wildvögeln zur Verwendung als Versuchstiere sollte vermieden werden, sofern dies nicht für spezielle Versuche erforderlich ist.

Obwohl Vögel grundsätzlich zum Fliegen geboren sind und im Prinzip alle den gleichen Körperbau haben, verfügen sie über extrem unterschiedliche Anpassungsfähigkeiten, was Bewegung und Fütterung anbelangt. Die meisten Arten sind daran gewöhnt, sich zur Futtersuche oder während der Migration in einem relativ großen, dreidimensionalen Raum mit Hilfe einer oder mehrerer Fortbewegungsarten (Fliegen, Gehen, Laufen, Schwimmen oder Tauchen) zu bewegen. Viele Vogelarten sind ausgesprochen gesellig und sollten möglichst in stabilen Gruppen gehalten werden.

Für die am häufigsten gezüchteten und verwendeten Versuchstiere werden weitere Einzelheiten gegeben. Bei der Unterbringung und Pflege von weniger häufig verwendeten Arten, auf die im Folgenden nicht separat eingegangen wird, müssen die verhaltensspezifischen, physiologischen und sozialen Bedürfnisse dieser Tiere angemessen berücksichtigt werden. Unterbringungs-, Haltungs- und Pflegeprotokolle für diese Arten sollten analysiert werden, bevor die Vögel erworben bzw. verwendet werden. Empfehlungen für die Bedürfnisse anderer Spezies (oder wenn Verhaltensauffälligkeiten oder Zuchtprobleme auftreten) sollten von diesbezüglichen Experten und Pflegern eingeholt werden, um sicherzustellen, dass den Ansprüchen jeder einzelnen Spezies adäquat Rechnung getragen wird. Informationen und Orientierungshilfen für weniger häufig verwendete Arten sind im Dokument mit den Hintergrundinformationen zu finden.

Bei Agrarforschungsprojekten, bei denen es die Zielsetzung der Versuche erforderlich macht, dass die Tiere unter ähnlichen Bedingungen wie in der gewerblichen Landwirtschaft gehalten werden, sollte die Tierhaltung zumindest den Standards entsprechen, die in der Richtlinie 98/58/EG und der spezifischen Richtlinie zum Schutz von Legehennen (Richtlinie 1999/74/EG des Rates5) sowie den Empfehlungen, die im Rahmen des Europäischen Übereinkommens über den Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen (ETS Nr. 87) festgelegt wurden, vorgesehen sind.

Viele der potenziellen Tierschutzprobleme, die speziell bei Vögeln auftreten, hängen mit krankhaftem Pickverhalten zusammen. Dabei handelt es sich zum einen um aggressives Picken, zum anderen um Federpicken (bei dem die Tiere entweder an den Federn anderer Tiere picken oder rupfen bzw. ihre eigenen Federn ausreißen) oder um das Herumpicken auf der Haut anderer Vögel. All dies kann zu ernsthaften Verletzungen und Todesfällen führen, wenn es nicht unter Kontrolle gebracht wird. Die Ursache für dieses Pickverhalten ist nicht immer klar, aber es lässt sich oft verhindern, indem man bei der Aufzucht der Küken dafür sorgt, dass sie ausreichend Substrat zur Verfügung haben, welches es ihnen ermöglicht, ihren Futter- und Picktrieb auszuleben. Küken aller Spezies sollten deshalb auf festen Böden mit Einstreu gehalten werden.

Vorbeugung ist hier besonders wichtig, da sich Hühner von kaputten Federn angezogen fühlen und die Gegenwart eines Vogels mit beschädigtem Federkleid folglich zu einer schnellen Ausweitung dieses schädlichen Pickverhaltens führen kann. Es gibt viele Wege, solche Ausbrüche von krankhaftem Picken wo immer möglich zu vermeiden und dieses Verhalten dort, wo es auftritt, zu unterbinden oder zu reduzieren. Dazu gehören die Bereitstellung alternativer Substrate wie Futtersubstrat, Fadenbündel, Pickkästchen oder Stroh oder auch ein periodisches oder temporäres Verdunkeln bzw. der Einsatz von Rotlicht oder UV-Lichtquellen. Anti-Pick-Sprays sind im Handel erhältlich und können zur kurzfristigen Reduzierung von schädlichem Picken eingesetzt werden. Die diesem Verhalten zugrunde liegenden Ursachen müssen aber trotzdem durchleuchtet werden. Einige Stammlinien von Hausvögeln wurden selektiv mit Blick auf ein reduziertes Pickverhalten gezüchtet und sollten möglichst bevorzugt für Forschungs- und Versuchszwecke verwendet werden.

Methoden, die Schmerzen oder Leiden auslösen, wie z.B. extreme Dunkelheit (d. h. Lichtstärken unter 20 Lux) über längere Zeiträume oder körperliche Eingriffe (z.B. Kürzung des Schnabels), sollten nicht angewandt werden.

Schlecht untergebrachte Vögel, deren Umgebung ihnen keine Nahrungssuche, Bewegung oder Gelegenheit zu Interaktionen mit Artgenossen bietet, leiden unter chronischen Störungen, die sich in stereotypem Verhalten wie Selbstverstümmelung, Federpicken oder dauerndem Umherlaufen äußern können. Ein solches Verhalten kann Anzeichen für ernsthafte Tierschutzprobleme sein und sollte eine sofortige Überprüfung der Unterbringungs-, Haltungs- und Pflegebedingungen nach sich ziehen.

2. Das Umfeld und seine Überwachung

2.1 Belüftung

Viele Arten sind besonders anfällig für Zugluft. Deshalb sollte dafür gesorgt werden, dass sich die Tiere nicht erkälten. Auch die Ansammlung von Staub und Gasen wie Kohlendioxid und Ammoniak sollte auf ein Minimum reduziert werden.

2.2 Temperatur

Soweit angemessen, sollten Vögel in einem breiten Temperaturbereich gehalten werden, so dass sie ihre Umgebungstemperatur zu einem gewissen Grad selbst bestimmen können. Alle gesunden ausgewachsenen Wachteln, Tauben und Hausenten, -gänse, -hühner und -puten sollten bei Temperaturen zwischen 15 °C und 25 °C untergebracht werden. Das Verhältnis zwischen Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit sollte auf jeden Fall berücksichtigt werden, da einige Vogelarten auch bei Einhaltung des oben genannten Temperaturbereichs unter Hitzestress leiden, wenn die relative Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Für Vogelarten, für die keine Leitlinien für Temperatur und Luftfeuchtigkeit veröffentlicht wurden, sollte herausgefunden werden, welches Klima das Jahr über in ihrer ursprünglichen Heimat vorherrscht, und dieses dann so weit wie möglich nachvollzogen werden. Für kranke oder junge Vögel können höhere als die angegebenen Raumtemperaturen oder auch zusätzliche lokale Wärmequellen (z.B. Brutlampen) erforderlich werden (siehe Tabelle H.1.).

Tabelle H.1. Leitlinien für Temperatur und Luftfeuchtigkeit für Haushühner und Hausputen (G. gallus domesticus und Meleagris gallopavo)

Alter
(in Tagen)
Unter der Lampe
(in °C)
Raumtemperatur
(in °C)
Relative Luftfeuchtigkeit
(in %)
< 1 35 25 bis 30 60 bis 80
> 1 bis 7 32 22 bis 27 60 bis 80
> 7 bis 14 29 19 bis 25 40 bis 80
> 14 bis 21 26 18 bis 25 40 bis 80
> 21 bis 28 24 18 bis 25 40 bis 80
> 28 bis 35 - 18 bis 25 40 bis 80
über 35 - 15 bis 25 40 bis 80

Beim Einstellen der Brutlampentemperatur sollte man sich am Verhalten der Küken orientieren.

Wenn ihnen die Temperatur behagt, verteilen sich Küken aller Spezies gleichmäßig über den Haltungsbereich und machen moderaten Lärm. Sind die Küken aber sehr ruhig, so ist ihnen eventuell zu warm, und sind sie sehr laut, ist ihnen unter Umständen zu kalt.

2.3 Luftfeuchtigkeit

Für gesunde, ausgewachsene Hausvögel sollte die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 80 % liegen.

2.4 Beleuchtung

Für einige Spezies sind Lichtqualität und -quantität zu bestimmten Zeiten des Jahres zur Aufrechterhaltung ihrer normalen Körperfunktionen von essenzieller Bedeutung. Die geeigneten Hell/Dunkel-Perioden sollten für jede Spezies je nach Lebensstadium und Jahreszeit schon vor dem Erwerb der Tiere bekannt sein.

Die Beleuchtung sollte nicht abrupt aus- oder eingeschaltet, sondern mit Hilfe eines Dimmers langsam verändert werden. Dies ist vor allem für die Unterbringung von flugfähigen Vögeln von Bedeutung. Eine gedimmte Beleuchtung kann unter Umständen einigen Geflügel-Stammlinien mit schwerem Körperbau die Bewegung bei Nacht erleichtern. Wo eine solche Beleuchtung zur Verfügung steht, sollte darauf geachtet werden, dass zirkadiane Rhythmen nicht gestört werden.

2.5 Lärm

Man geht davon aus, dass einige Vögel, z.B. Tauben, sehr niedrige Frequenzen hören können. Obwohl es eher unwahrscheinlich ist, dass Tiere unter Infraschall (Schallwellen unter 16 Hz) leiden, sollten Vögel möglichst nicht in der Nähe von Geräten gehalten werden, die Schallwellen niedriger Frequenzen aussenden.

3. Gesundheit

Wann immer möglich, sollten in Gefangenschaft gezüchtete Vögel herangezogen werden. Bei Verwendung von Wildvögeln in Tierversuchen können spezielle Verhaltensstörungen und Gesundheitsprobleme auftreten. In der Regel ist eine längere Quarantäne und Eingewöhnung an die Verhältnisse in Gefangenschaft erforderlich, bevor die Tiere für wissenschaftliche Versuche eingesetzt werden können.

Eine sorgfältige Gesundheitsüberwachung und Parasitenbekämpfung dürfte das Gesundheitsrisiko für Tiere mit Zugang zu Außenbereichen minimieren.

4. Unterbringung, Ausgestaltung und Pflege

Vögel sollten in Haltungsbereichen untergebracht werden, die es ermöglichen und fördern, eine breite Palette erwünschter natürlicher Verhaltensweisen - einschließlich Sozial-, Bewegungs- und Futtertrieb - auszuleben. Viele Vögel profitieren von einer Unterbringung, die ihnen auch Zugang zu Außenbereichen bietet. Ein sorgfältiges Abwägen zwischen den positiven Auswirkungen dieser Möglichkeit und einer möglichen Verursachung von Leiden oder potenziellen Konflikten mit den eigentlichen Versuchszielen ist deshalb erforderlich. In Außenbereichen sollte immer eine gewisse Abschirmung, z.B. in Form von Sträuchern, vorhanden sein, um die Vögel zu ermutigen, auch die gesamte zur Verfügung stehende Fläche zu nutzen.

4.1 Unterbringung

Vögel sollten innerhalb des Haltungsbereichs in sozial harmonischen Gruppen untergebracht werden, sofern dies nicht durch wissenschaftliche Versuche oder Tierschutzvorschriften unmöglich gemacht wird. Besondere Sorgfalt ist erforderlich, wenn Vögel umgruppiert werden oder ein unbekannter Vogel in eine Gruppe eingeführt wird. In allen Fällen sollten die Gruppen ständig auf soziale Verträglichkeit überwacht werden.

Eine Einzelunterbringung von Vögeln, sollte es auch nur für kurze Zeit sein, kann ein bedeutender Stressfaktor sein. Deshalb sollten Vögel nicht einzeln gehalten werden, es sei denn, dies ist aus veterinärmedizinischer oder tierschützerischer Sicht erforderlich. Eine Einzelunterbringung aus Versuchsgründen sollte nur in Absprache mit dem Zootechniker und dem Tierschutzbeauftragten erfolgen.

Die meisten Vogelarten sind zumindest während eines Teils des Jahres gesellige Tiere und legen großen Wert auf familiäre Bindungen. Deshalb sollte ganz besonders auf die Bildung geeigneter, stabiler und harmonischer Gruppen geachtet werden. Da zwischen den einzelnen Vogelarten erhebliche Unterschiede bestehen, sollte man sich schon vor der eigentlichen Zusammensetzung der Gruppen und dem Beginn der Versuche darüber informieren, wie eine optimale Gruppenzusammensetzung aussehen müsste und zu welchem Zeitpunkt im Leben der Vögel diese Gruppen am besten gebildet werden.

4.2 Ausgestaltung

Eine anregende Umgebung leistet einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden der Vögel. Sitzstangen, Staub- und Wasserbäder, geeignete Nistplätze und Nistmaterial, Gegenstände zum Picken und Substrate, die Anreiz zur Nahrungssuche geben, sollten allen Vögeln zur Verfügung gestellt werden, sofern keine triftigen wissenschaftlichen oder veterinärmedizinischen Gründe dagegen sprechen. Vögel sollten ermuntert werden, möglichst alle drei Dimensionen ihrer Unterkunft für Futtersuche, Bewegung und soziale Interaktionen, einschließlich Spielen, zu nutzen.

4.3 Haltungsbereiche - Abmessungen und Bodenbeschaffenheit

Richtlinien für Abmessungen von Haltungsbereichen sind in den artspezifischen Leitlinien für Haushühner, Hausputen, Wachteln, Enten und Gänse, Tauben und Zebrafinken festgelegt. Alle Vögel, vor allem Arten, die einen großen Teil ihres Lebens mit Herumlaufen verbringen (z.B. Wachteln oder Hühner) sollten auf festen Böden mit Substrat und nicht auf Gitterböden gehalten werden. Vögel neigen wegen Stehens auf nasser Einstreu, eigentlich jedoch bei jeder Art von Boden, zu Fußproblemen wie übermäßigem Krallenwachstum, Kotansammlung und Verletzungen wie Fußballenentzündungen, weshalb eine regelmäßige Untersuchung der Füße erforderlich ist. In der Praxis muss für Versuchszwecke gegebenenfalls ein Kompromiss zwischen festen Böden und Gitterböden in Erwägung gezogen werden. In solchen Fällen sollte aber mindestens ein Drittel des Bodens in den Haltungsbereichen aus Liegeflächen mit festem Boden bestehen. Muss der Kot aufgesammelt werden, so sollten unter den Sitzstangen Gitterflächen platziert werden. Um Fußverletzungen zu reduzieren, sollten möglichst Latten aus Kunststoff und kein Maschendraht verwendet werden. Ist der Einsatz von Maschendraht jedoch zwingend erforderlich, so sollte die Maschengröße gewährleisten, dass der Fuß noch gestützt wird, und außerdem abgerundete Kanten und einen Kunststoffüberzug haben.

4.4 Fütterung

Die Fressgewohnheiten wildlebender Vögel unterscheiden sich beträchtlich, weshalb der Art des Futters und der Art und Weise, wie es präsentiert wird bzw. zu welchen Zeiten es zur Verfügung gestellt wird, besondere Beachtung geschenkt werden sollte. Fütterungsregimes, die den Ernährungsbedürfnissen der jeweiligen Vogelarten gerecht werden und den natürlichen Futtertrieb unterstützen, sollten schon erforscht und zusammengestellt werden, bevor die Tiere erworben werden. Ein Teil des Futters oder zusätzliche Leckerbissen sollten, sofern dies möglich ist, auf dem Boden des Haltungsbereichs ausgestreut werden, um die Tiere zur Futtersuche zu animieren. Vögel profitieren von einer abwechslungsreichen Nahrungszusammenstellung. Deshalb sollten sie zusätzlich auch Obst, Gemüse, Samenkörner oder Weichtiere erhalten, selbst wenn es nicht möglich ist, sie mit ihrer "natürlichen" Nahrung zu füttern. Werden neue Futtermittel eingeführt, so sollte das vorherige Futter noch weiter zur Verfügung stehen, damit die Tiere nicht hungern müssen, wenn sie das neue Futter zunächst nicht fressen möchten. Einige Arten sind anpassungsfähiger als andere, weshalb man sich zum bestgeeigneten Fütterungsregime beraten lassen sollte.

Da einige Arten, vor allem die Körnerfresser, zur Verdauung ihres Futters Grit benötigen, sollte ihnen dieser auch zur Verfügung gestellt werden, wobei dessen Struktur der Größe der Tiere entsprechen muss. Wird Grit in verschiedenen Größen bereitgestellt, so suchen sich die Vögel die Größe aus, die ihnen am liebsten ist. Der Grit sollte in regelmäßigen Abständen erneuert werden. Darüber hinaus sollten die Vögel Futtercalcium und -phosphor in geeigneter Form und einer dem jeweiligen Lebensstadium entsprechenden Menge erhalten, um ernährungsbedingte Knochenerkrankungen zu verhindern. Alle diese Bedürfnisse sollten gründlich erforscht und berücksichtigt werden. Das Futter kann in Futterverteiler eingefüllt werden, die entweder an der Seite des Haltungsbereichs befestigt werden oder auf dem Boden stehen. Der von auf dem Boden stehenden Futterverteilern beanspruchte Platz steht den Vögeln nicht zur Verfügung und sollte deshalb bei der Berechnung der Gehegegröße nicht mit einbezogen werden. An der Seite befestigte Futterverteiler beanspruchen zwar keine Bodenfläche, sollten aber dennoch so konzipiert und angebracht werden, dass sich die Vögel nicht darunter verfangen können. Unter Umständen muss den Küken einiger Vogelarten (z.B. von Hausputen) gezeigt werden, wie man daraus frisst bzw. trinkt, um eine Dehydratation und eventuell sogar ein Verhungern der Tiere zu verhindern. Bei allen Arten sollte das Futter deutlich sichtbar an mehreren Stellen bereitgestellt werden, um Fütterungsprobleme weitestgehend zu vermeiden.

4.5 Tränken

Wasser sollte den Tieren mit Hilfe von Nippel- oder Schalentränken bzw. über eine Trinkwasserrinne zur Verfügung gestellt werden. Es sollten genügend Tränken bzw. eine ausreichend lange Trinkwasserrinne vorhanden sein, um zu verhindern, dass dominante Tiere diese für sich alleine beanspruchen. Für jeweils drei oder vier Vögel sollte eine Nippel- oder Schalentränke zur Verfügung stehen, mindestens aber zwei pro Haltungsbereich. Gegebenenfalls kann auch das Vogelfutter mit zusätzlichem Wasser angereichert werden.

4.6 Substrat, Einstreu-, Lager- und Nestmaterial

Für Vögel geeignete Substrate sollten absorbierend sein, möglichst keine Fußverletzungen verursachen können und von der Partikelgröße her so beschaffen sein, dass möglichst wenig Staub entsteht und eine übermäßige Ansammlung auf den Füßen der Vögel vermieden wird. Geeignete Substrate sind z.B. Rindenschnitzel, weiße Sägespäne, gehäckseltes Stroh oder gewaschener Sand, aber kein Sandpapier. Die Einstreu sollte immer trocken und krümelig gehalten werden und ausreichend tief sein, um Fäkalien verdünnen und absorbieren zu können. Des Weiteren kann der Boden auch mit Kunstrasen aus Plastik oder speziellen Gummimatten ausgelegt werden. Ein geeignetes Substrat, in dem die Vögel picken können (z.B. Stroh), sollte über den Boden verteilt werden.

Neugeborene und junge Vögel sollten ein Substrat erhalten, das sie auch greifen können, um Entwicklungsstörungen wie beispielsweise Beinschwäche zu vermeiden. Jungvögel sollten gegebenenfalls auch (z.B. durch Tippen mit den Fingern) dazu ermuntert werden, im Substrat zu picken, um späteres fehlgeleitetes Pickverhalten zu verhindern.

4.7 Reinigung

(Siehe Punkt 4.9 des Allgemeinen Teils)

4.8 Umgang

Für das Einfangen und den Umgang mit den Vögeln sollte geeignetes Gerät zur Verfügung stehen, z.B. Netze in gutem Zustand und den passenden Größen bzw. dunkle Netze mit gepolsterten Rändern für kleine Vögel.

Wenn die Versuche einen regelmäßigen Umgang mit ausgewachsenen Vögeln erfordern, wird sowohl aus Tierschutzgründen als auch im Interesse einer möglichst optimalen Versuchsdurchführung empfohlen, sich schon während der Aufzucht viel mit den Küken zu beschäftigen, damit sie später weniger Angst vor Menschen haben.

4.9 Schmerzfreies Töten

Die bevorzugte Methode, junge und ausgewachsene Vögel zu töten, besteht in der Verabreichung einer Überdosis eines Anästhetikums auf angemessenem Weg und mit einem entsprechenden Betäubungsmittel.

Da Tauchvögel und einige andere Vögel, z.B. Stockenten, ihren Herzschlag verlangsamen und für längere Zeit die Luft anhalten können, sollte bei diesen Arten beim Töten durch Inhalation sichergestellt werden, dass die Tiere nicht doch wieder zu sich kommen. Enten, Tauchvögel und ganz junge Küken sollten nicht mit Hilfe von Kohlendioxid getötet werden.

4.10 Aufzeichnungen

(Siehe Punkt 4.12 des Allgemeinen Teils)

4.11 Kennzeichnung

Nichtinvasive oder minimal invasive Methoden wie das Festhalten körperlicher Unterschiede, das Beringen mit offenen oder geschlossenen Ringen oder das Einfärben der Federn sind invasiveren Techniken wie dem Anbringen von elektronischen Marken oder Flügelmarken vorzuziehen. Durch Kombinationen aus verschiedenfarbigen Fußringen lässt sich der Umgang mit den Tieren zu Identifizierungszwecken auf ein Minimum reduzieren. Dabei sollte allerdings bedacht werden, dass Farben bei einigen Vogelarten unter Umständen bestimmte Auswirkungen auf das Verhalten haben können. Werden Ringe für die temporäre Kennzeichnung schnell wachsender Küken eingesetzt, muss regelmäßig überprüft und sichergestellt werden, dass der Ring das Fußwachstum nicht behindert.

Stark invasive Kennzeichungsmethoden wie das Kürzen der Krallen oder das Durchlöchern der Schwimmfüße sollten nicht angewendet werden.

b. Zusätzliche Leitlinien für die Unterbringung und Pflege von Haushühnern zur Vorratshaltung und für Versuche

Das Haushuhn (Gallus gallus domesticus) besitzt noch viele biologische und Verhaltensmerkmale des Bankivahuhns, von dem es abstammt. Die wichtigsten Verhaltensmerkmale dieser Art sind der Nestbau (der Weibchen), das Aufbaumen (d. h. das Sitzen auf Stangen) sowie Futtersuche, Scharren, Picken und Staubbaden in der Einstreu. Hühner sind soziale Tiere und sollten in Gruppen von ca. fünf bis 20 Vögeln gehalten werden, wobei bei ausgewachsenen Tieren weniger männliche als weibliche Tiere in einer Gruppe sein sollten (z.B. im Verhältnis 1 : 5). Es wurden bereits Versuche unternommen, Hühnerstämme im Hinblick auf vermindertes Federpicken bzw. agonistisches Verhalten zu selektieren. Vor Beginn jedes Projektes sollte geklärt werden, ob es geeignete Stämme gibt und ob diese erworben werden können.

Legehennen sollten mindestens zwei Wochen vor der Eiablage, aber spätestens im Alter von 16 Wochen, Zugang zu Nistkästen/Legenestern bekommen. Bei einzeln oder paarweise untergebrachten Vögeln sollte jeder einzelne Zugang zu einem Nistkasten/Legenest haben; in größeren Gruppen sollte mindestens ein Nistkasten/Legenest für zwei Vögel zur Verfügung stehen. Nistkästen/Legenester sollten in sich geschlossen und so groß sein, dass sich eine Henne darin auch umdrehen kann. Die Nistkästen/Legenester sollten mit losem Substrat (z.B. Sägespäne oder Stroh) ausgelegt sein, um das Nestbauverhalten zu unterstützen. Das Substrat sollte regelmäßig erneuert und sauber gehalten werden.

Hühner sollten immer vom ersten Lebenstag an die Möglichkeit zum Aufbaumen, zum Picken geeigneter Substrate, zur Futtersuche und zum Staubbaden haben. Für das Staubbaden geeignete Materialen sind z.B. Sand oder weiche Sägespäne.

Die Sitzstangen sollten einen Durchmesser von 3 bis 4 cm haben und rund mit einem abgeflachten Ende sein. Ihre optimale Höhe über dem Boden hängt von der jeweiligen Rasse, dem Alter der Tiere und den Haltungsbedingungen ab, anfangs sollten sie jedoch in einer Höhe von 5 bis 10 cm, bzw. 30 cm bei älteren Vögeln, über dem Boden angebracht werden. Später, nachdem man beobachten konnte, wie leicht oder schwer die Vögel auf die Stangen hinauf und wieder herunter kommen bzw. wie sie sich dazwischen bewegen können, sollte die Höhe der Sitzstangen dem Verhalten der Vögel angepasst werden. Die Sitzstangen sollten ein gleichzeitiges Aufbaumen aller Vögel ermöglichen, wobei jedem ausgewachsenen Vogel 15 cm Platz auf jedem Höhenniveau zugestanden werden sollte. Vor allem bei der Neubildung von Gruppen sollten die Vögel auch während der Dunkelphasen über einen kurzen Zeitraum beobachtet werden, um zu sehen, ob auch wirklich alle Tiere einen Schlafplatz gefunden haben.

Hühner legen gerne ein sog. "Komfortverhalten" an den Tag. Dazu gehören beispielsweise das Flügelschlagen, das Schütteln der Flügel und das Strecken der Beine zur Stärkung der Beinknochen. Deshalb sollten die Vögel in Gehegen mit entsprechend großer Grundfläche gehalten werden, um diese Verhaltensweisen so oft wie möglich praktizieren zu können. Idealerweise sollten Vögel in Bereichen mit Auslaufmöglichkeit gehalten werden; schützendes Buschwerk sollte vorhanden sein, um ihnen einen Anreiz zum Auslauf zu bieten.

Die Gehege sollten einen festen Boden haben, auf dem den Hühnern Substrat zur Verfügung gestellt werden kann, das sie zur Futtersuche animiert und unter Umständen auch das Federpicken reduziert. Müssen Hühner zu wissenschaftlichen Zwecken in Käfigen gehalten werden, so sollten diese so gestaltet sein, dass sie den Verhaltensbedürfnissen der Tiere gerecht werden. Sollten die Gehege/Käfige aus wissenschaftlichen Gründen keinen festen Boden haben, sollte dennoch ein fester Bereich mit losem Substrat und Elementen wie Fadenbündel, Pickkästchen, Seile, Rasenstücke oder Stroh zum Picken zur Verfügung gestellt werden.

Auf schnelles Wachstum gezüchtete Hühnerstämme (Masthühner) sind extrem anfällig für Lahmheiten, und ihr Einsatz sollte möglichst vermieden werden. Werden Masthühner dennoch verwendet, sollten die einzelnen Tiere mindestens einmal pro Woche auf Lahmheiten untersucht werden. Außerdem sollten sie langsamer als kommerziell aufgezogene Hühner gemästet werden, sofern ihre Wachstumsrate keinen wesentlichen Teil der Studie darstellt.

Tabelle H.2. Haushühner: Mindestabmessungen und Platzangebot

Körpergewicht
(in g)
Mindestgröße der Unterbringung (in m2) Mindestfläche je Vogel
(in m2)
Mindesthöhe
(in cm)
Mindestlänge des Futtertroges je Vogel
(in cm)
< 200 1,00 0,025 30 3
> 200 bis 300 1,00 0,03 30 3
> 300 bis 600 1,00 0,05 40 7
> 600 bis 1.200 2,00 0,09 50 15
> 1.200 bis 1.800 2,00 0,11 75 15
> 1.800 bis 2.400 2,00 0,13 75 15
über 2.400 2,00 0,21 75 15

Können diese Mindestabmessungen aus wissenschaftlichen Gründen nicht eingehalten werden, so sollte die Dauer der beengten Unterbringung vom Versuchsleiter begründet und in Absprache mit dem Zootechniker und dem Tierschutzbeauftragten festgelegt werden. In diesem Fall können die Vögel in kleineren Haltungsbereichen untergebracht werden, die jedoch über geeignete Ausgestaltungselemente und eine Mindestbodenfläche von 0,75 m2 verfügen sollten. Darin können dann, bei Einhaltung der oben genannten Abmessungen, entweder zwei Legehennen oder eine kleine Gruppe von Hühnern gehalten werden.

c. Zusätzliche Leitlinien für die Unterbringung und Pflege von Hausputen zur Vorratshaltung und für Versuche

Wildputen nutzen regelmäßig unterschiedliche Lebensräume und verfügen über eine Reihe von Verhaltensmustern wie Staubbaden, Futtersuche und Jagen. Das Sozialverhalten der wilden Spezies ist, vor allem während der Fortpflanzungsperiode, recht komplex. Hausputen (Meleagris gallopavo) verfügen auch heute noch über viele Merkmale wilder Vögel, allerdings mit einigen grundlegenden Unterschieden. So können Hausputen z.B. nicht fliegen, haben allerdings, vor allem in jungen Jahren, die Fähigkeit zum schellen Rennen, Springen und Gleiten beibehalten.

Hausputen sind sehr gesellig und sollten nicht einzeln gehalten werden. Direkt nach dem Erwerb der Vögel sollten stabile Gruppen gebildet werden. Auch eine geeignete Überwachung ist wichtig, da schädliches Pickverhalten (Federpicken und Picken gegen den Kopf) vom ersten Lebenstag an vorkommen kann.

Lahmheiten sind ein häufig auftretendes Problem und müssen sorgfältig überwacht werden. Für das generelle Vorgehen bei Lahmheiten sollte tierärztlicher Rat eingeholt werden.


Puten sollten Sitzstangen zur Verfügung haben, die so hoch angebracht sind, dass Vögel, die sich auf dem Boden befinden, die erhöht sitzenden Vögel möglichst nicht durch Federpicken oder Federrupfen belästigen können. Älteren oder unbeweglicheren Vögeln sollte jedoch der Zugang zu Sitzstangen mit Hilfe spezieller Einrichtungen wie z.B. Rampen erleichtert werden. Ist dies nicht möglich, sollten auch Sitzstangen in niedrigerer Höhe (z.B. 5 cm) angebracht werden. Die Sitzstangen sollten in Form und Größe den schnell wachsenden Klauen der Vögel angepasst sein. Sie sollten im Querschnitt entweder eiförmig oder rechteckig sein, abgerundete Ecken haben und aus Holz oder Kunststoff bestehen.

Substrat zum Staubbaden sollte immer vorhanden sein. Hierfür eigenen sich frisches Sägemehl oder Sand. Strohballen können zur Bereicherung der Umgebung herangezogen werden und Rückzugsmöglichkeiten vor dominanten Vögeln bieten. Die Ballen müssen jedoch regelmäßig ausgewechselt werden und ältere, schwerere Vögel benötigen unter Umständen Rampen, um auf die Ballen hinaufzukommen.

Tabelle H.3. Hausputen: Mindestabmessungen und Platzangebot

Körpergewicht
(in kg)
Mindestgröße der Unterbringung
(in m2)
Mindestfläche je Vogel
(in m2)
Mindesthöhe
(in cm)
Mindestlänge des Futtertroges je Vogel
(in cm)
< 0,3 2,00 0,13 50 3
> 0,3 bis 0,6 2,00 0,17 50 7
> 0,6 bis 1 2,00 0,30 100 15
> 1 bis 4 2,00 0,35 100 15
> 4 bis 8 2,00 0,40 100 15
> 8 bis 12 2,00 0,50 150 20
> 12 bis 16 2,00 0,55 150 20
> 16 bis 20 2,00 0,60 150 20
über 20 3,00 1,00 150 20

Alle Seiten der Unterbringung sollten mindestens 1,5 m lang sein. Können diese Mindestmaße aus wissenschaftlichen Gründen nicht eingehalten werden, so sollte die Dauer der beengten Unterbringung vom Versuchsleiter begründet und in Absprache mit dem Zootechniker und dem Tierschutzbeauftragten festgelegt werden. In diesem Fall können die Vögel in kleineren Haltungsbereichen untergebracht werden, die jedoch über geeignete Ausgestaltungselemente verfügen sollten. Außerdem sollten sie eine Mindestbodenfläche von 0,75 m2, sowie Mindesthöhen von 50 cm (für Vögel unter 0,6 kg Körpergewicht), 75 cm (für Vögel mit einem Körpergewicht zwischen 0,6 kg und 4 kg) bzw. 100 cm (für Vögel über 4 kg) haben. Darin können dann, bei Einhaltung der oben aufgeführten Raumabmessungen, kleine Gruppen von Vögeln gehalten werden.

d. Zusätzliche Leitlinien für die Unterbringung und Pflege von Wachteln zur Vorratshaltung und für Versuche

Wildwachteln leben in kleinen sozialen Gruppen und verbringen einen Großteil ihrer Zeit damit, auf dem Boden zu scharren und nach Samen und Insekten zu suchen. Viele Arten bevorzugen Lebensräume mit dichter Vegetation, z.B. Grasland, Büsche an Flussufern und Getreidefelder. Die Domestikation scheint das typische Verhalten der Wachteln nicht gravierend verändert zu haben. Deshalb sollten die Unterbringungssysteme so gestaltet werden, dass sie diesem Verhalten entgegenkommen und, sofern möglich, Substrat zum Scharren, Picken und Staubbaden sowie Nistkästen und Unterschlupfmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Es wird ausdrücklich empfohlen, Wachteln in Volieren oder Gehegen statt in Käfigen unterzubringen.

Wachteln (Coturnix spp; Colinus virginianis; Lophortyx californica; Excalfactoria chinensis) sollten in Gruppen gehalten werden, die entweder ausschließlich aus Weibchen oder aus Tieren beider Geschlechter bestehen sollten. In gemischten Gruppen sollte das Verhältnis zwischen Männchen und Weibchen ungefähr bei 1 : 4 liegen, um Aggressionen zwischen den männlichen Tieren und Verletzungen der weiblichen Tiere zu reduzieren. Auch eine gemeinsame Unterbringung von zwei Männchen ist unter Umständen möglich, sofern sich während der Aufzucht stabile Paare gebildet haben. Die Wahrscheinlichkeit von aggressivem, zu Hautverletzungen und Federverlusten führendem Picken lässt sich verringern, indem Wachteln nicht in intensiven Systemen gehalten und bereits etablierte Gruppen nicht mit anderen gemischt werden.

Wachteln sind extrem schreckhaft und können sich dabei leicht Kopfverletzungen zuziehen. Das Personal sollte sich den Vögeln deshalb immer langsam und ruhig nähern. Außerdem sollten den Wachteln, vor allem in den ersten Lebensmonaten, sowohl Unterschlupfmöglichkeiten als auch eine ausgestaltete Umgebung geboten werden, um ihre Angst abzubauen. Wachtelküken sollten bunte Gegenstände wie Bälle, Schläuche oder Würfel zur Verfügung haben, damit sie dann als ausgewachsene Tiere weniger Angst vor Menschen und neuartigen Reizen haben. Ausgewachsenen Vögeln sollten z.B. Steine, Kiefernzapfen, Bälle oder Äste angeboten werden, an denen sie picken können. Sand, Sägespäne oder Stroh als Substrat für die Futtersuche sowie ein Platz, an den sich die Vögel zurückziehen können (mit zusätzlichem Sand oder Sägemehl zum Staubbaden für den Fall, dass das Substrat hierfür nicht geeignet ist), sollten zur Verfügung gestellt werden. Legehennen sollten Zugang zu Nistkästen und Nestbaumaterial (z.B. Heu) haben.

Müssen Wachteln in Käfigen gehalten werden, so sollte überlegt werden, ob sich Käfige zusammenlegen oder Ausgestaltungselemente hinzufügen lassen. In Haltungsbreichen mit festen Dächern fühlen sich die Vögel unter Umständen sicherer, obwohl dies zu inakzeptablen Lichtverhältnissen in den unteren Bereichen führen kann, wenn die Tiere in übereinander liegenden Ebenen untergebracht sind. Vögel sollten so kurz wie irgend möglich in Käfigen gehalten werden, da sich viele tierschutzrelevanten Probleme mit zunehmendem Alter verstärken, vor allem wenn die Vögel ein Jahr oder länger so untergebracht werden.

Tabelle H.4. Wachteln: Mindestabmessungen und Platzangebot

Körpergewicht
(in g)
Mindestfläche der Unterbringung
(in m2)
Fläche je Vogel bei Paarhaltung
(in m2)
Fläche je Vogel bei Gruppenhaltung
(in m2)
Mindesthöhe
(in cm)*)
Mindestlänge des Troges je Vogel
(in cm)
< 150 1,00 0,5 0,10 20 4
über 150 1,00 0,6 0,15 30 4
*) Das Dach des Haltungsbereichs sollte aus flexiblem Material gefertigt sein, um das Risiko von Kopfverletzungen zu reduzieren.
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